„Das werden wir spüren“
Trumps Zoll-Hammer trifft die halbe Welt – warum Russland fehlt
VonLars-Eric Nievelsteinschließen
Donald Trump kündigt heftige Strafzölle an. Teilweise betragen die bis zu 50 Prozent. Russland fehlt jedoch auf der Liste.
Washington – Seit mehreren Monaten befinden sich die USA im Handelskonflikt mit verschiedenen Ländern. Zuerst hatte es Mexiko und Kanada getroffen – hier kündigte US-Präsident Donald Trump zuerst Strafzölle an – aber mehrere Aufschübe und Planänderungen aus dem Weißen Haus hatten für eine Art Schwebezustand gesorgt. Auch andere Länder und ganze Handelsblöcke sind seit längerer Zeit im Fadenkreuz der USA. Jetzt ist es so weit: am 2. April begann der Handelskrieg.
Trump verkündigt Strafzoll-Paket – fast 200 Länder betroffen, aber eines fehlt
Am 2. April 2025, dem von Trump so deklarierten „Liberation Day“, haben die USA ein umfangreiches Paket an Strafzöllen verabschiedet, das 185 Länder überall auf der Welt trifft. Den Grundstock dieser Zölle bilden pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf die meisten Importe in die Vereinigten Staaten. Für viele andere Länder greifen zusätzlich individuelle Zölle, die sich angeblich nach dem Handelsdefizit richten – je höher das Handelsdefizit der USA, umso höher die Zölle. So hatte es US-Präsident Trump im Rosengarten des Weißen Hauses erklärt. Besonders hatte er dabei diejenigen Länder ins Visier genommen, die aus Sicht der USA hohe Handelsbarrieren für amerikanische Produkte haben.
Einige Länder müssen dabei Zölle in Höhe von fast 50 Prozent hinnehmen. Hier eine Übersicht einiger Länder:
| Land | Zoll-Ausmaß |
| Saint-Pierre und Miquelon | 50 Prozent |
| Lesotho | 50 Prozent |
| Südkorea | 50 Prozent |
| Kambodscha | 49 Prozent |
| Laos | 48 Prozent |
| Madagaskar | 47 Prozent |
| Vietnam | 46 Prozent |
| Myanmar & Sri Lanka | 44 Prozent |
| Syrien | 41 Prozent |
| China | 34 Prozent |
| Europäische Union | 20 Prozent |
| Ukraine | 10 Prozent |
(Quelle: dpa)
Keine Strafzölle für Russland – weil es angeblich nicht notwendig ist
Bei den von Trump angekündigten Zöllen fällt auf, dass sich zwar die Ukraine mit auf der Liste befindet, Russland allerdings nicht. Karoline Leavitt, die Sprecherin des Weißen Hauses, gab gegenüber dem US-Nachrichtenportal Axios an, dass der Handel mit Russland bereits durch Sanktionen stark gestört sei – darum sei das nicht notwendig.
Laut Daten des United State Census Bureau schrumpfte der Handel zwischen den USA und Russland seit 2022 deutlich. Hatte der gegenseitige Handel im Jahr 2021 noch rund 36 Milliarden US-Dollar betragen, waren es 2024 noch 3,5 Milliarden Dollar. Trump hat zuletzt allerdings gedroht, dass Russland noch härtere Sanktionen und höhere Zölle zu erwarten habe, sofern es sich nicht um einen Waffenstillstand und einen Friedensvertrag mit der Ukraine bemühe.
Trotz allem haben die USA im Jahr 2024 noch mehr Waren aus Russland als aus der Ukraine importiert. Den Importen aus Russland (rund drei Milliarden US-Dollar) standen welche aus der Ukraine im Wert von 1,2 Milliarden Dollar gegenüber. Auf ukrainischen Waren will Trump neue Zölle in Höhe von zehn Prozent erheben. Zwei große Handelspartner der USA, Mexiko und Kanada, sind ebenfalls nicht auf der Liste zu finden. Das lege daran, dass Trump hier bereits vor Monaten neue Zölle angekündigt hatte. Speziell bei diesen Zöllen hatte es jedoch ein Chaos aus Aufschüben und Aussetzern gegeben. Trump hatte dabei mehrfach seine Meinung geändert und die Märkte ins Chaos gestürzt.
Reaktionen auf Trumps Strafzölle – EU hält „ökonomische Bazooka“ bereit
Auf Trumps Ankündigung hatte es weltweit heftige Reaktionen gegeben. China prüft zum Beispiel Gegenzölle. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) sagte am Mittwochabend gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Ich sage es ganz offen: Das werden wir spüren. Die Zölle werden wir in Preissteigerungen umsetzen müssen, und das bedeutet in vielen Fällen einen Umsatzrückgang.“
Die EU wiederum hat bereits vor Wochen angekündigt, sich auf etwaige Zölle vorzubereiten. Unter anderem stehen Gegenzölle oder die „ökonomische Bazooka“ zur Auswahl – diese sieht einen vollständigen Importstopp aus den USA vor. (Laernie mit Reuters und DPA)
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