„Großflächige Banken-Sanktionen und Zölle“

Neue Kehrtwende bei Trump-Regierung – neue Zölle sollen Russland treffen

  • Lars-Eric Nievelstein
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Die Vereinigten Staaten haben neue Zölle gegen 15 Nationen im Blick. Darunter ist auch Russland. Angeblich steckt ein Friedensplan hinter Trumps Absicht.

Washington, D.C. – Noch vor einem Monat hatte zwischen den USA und Russland Aufbruchstimmung geherrscht. Für die Arktis stand eine mögliche Kooperation zwischen den beiden Ländern in Aussicht. US-Unternehmen sollten ins schwerstens sanktionierte Russland zurückkehren – die Sanktionen könnten zumindest teilweise fallen. Dann aber vollzog US-Präsident Trump eine Kehrtwende. Stattdessen stehen neue Strafzölle in Aussicht.

Neue Trump-Zölle für 15 Länder – darunter auch Russland

Offenbar bereiten die USA derzeit neue Zoll-Erhöhungen für 15 Länder vor. Darunter soll sich auch Russland befinden, berichtete das Wall Street Journal. Kurz vorher hatte die US-Regierung unter Präsident Donald Trump noch Sanktionserleichterungen und Zollsenkungen für Russland in Betracht gezogen. Damit ist es scheinbar vorbei; stattdessen will das Weiße Haus auch hinsichtlich Russland das Handelsdefizit korrigieren.

Donald Trump in Washington (Symbolfoto). Die USA planen neue Zölle gegen 15 Länder. Unter ihnen befindet sich auch Russland. Trumps Ziel dahinter ist angeblich ein Friedensplan.

Ein weiterer Grund dafür, dass Trump jetzt die Daumenschrauben anzieht, ist der Ukraine-Krieg. In der Vergangenheit hatte Trump bereits damit gedroht, schwere Strafzölle und zusätzliche Sanktionen gegen Russland verhängen zu wollen, wenn es dabei hilft, einen Friedensdeal auszuhandeln. „Ich ziehe ernsthaft großflächige Banken-Sanktionen, andere Sanktionen und Zölle gegen Russland in Betracht, bis ein Waffenstillstand und eine endgültige Übereinkunft für den Frieden erreicht sind“, hatte Trump Anfang März dazu gesagt.

Die USA wollen ab dem 2. April Strafzölle in Höhe von 15 Prozent auf 15 Länder legen, die der US-Finanzminister Scott Bessent am 18. März die „dreckigen 15“ genannt hatte. Neben Russland sollen auch Australien, Kanada, die Europäische Union und China betroffen sein. Weitere Ziele sind ebenfalls geplant. Unter Donald Trump hatte das Weiße Haus wiederholt sogenannte unfaire Handelsbeziehungen mit wichtigen Handelspartnern kritisiert, zu denen eben auch die EU und Kanada gehören.

Handelsdefizit und Friedenspläne – auf diese Waren könnte Trump Zölle legen

Zwischen Russland und den USA besteht ein enormes Handelsdefizit – auch, wenn der Handel seit 2022 drastisch eingebrochen ist. Der Güterhandel zwischen den beiden Ländern soll sich auf einen Wert von 3,5 Milliarden US-Dollar belaufen haben (Stand 2024). Dabei exportieren die USA deutlich weniger (526,1 Millionen US-Dollar) als sie aus Russland importieren (3,0 Milliarden US-Dollar in 2024). Gegenüber 2023 waren die Importe aus Russland um 34,2 Prozent zurückgegangen. Das Handelsdefizit betrug 2,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024. Verglichen mit 2023 stand hier ein Einbruch um 37,5 Prozent auf dem Papier. Das teilte das Office of the United States Trade Representative mit.

Welche russischen Waren Donald Trump dabei ins Visier nimmt, ist noch nicht klar. Zu den wichtigsten Exportgütern Russlands in die USA gehören allerdings radioaktive Chemikalien, bestimmte Dünger und Platin. Weiterhin kauften die USA tonnenweise Sojabohnen-Gerichte und bestimmte Eisenlegierungen aus Russland ein.

Russland könnte seinerseits mit Zollerhöhungen reagieren. Die USA exportieren massenhaft Impfstoffe, Blut, bestimmte abgepackte Medikamente und essenzielle Öle nach Russland – außerdem medizinische Instrumente und Röntgenequipment. Russland ist so hart sanktioniert wie kaum ein anderes Land der Welt; das Fehlen medizinischer Instrumente wäre gerade während eines laufenden Krieges buchstäblich tödlich. Die USA wiederum sind auf radioaktive Chemikalien aus Russland angewiesen. Nach Angaben des Observatory of Economic Complexity (OEC) haben die USA Waren im Wert von 595 Millionen Dollar nach Russland exportiert (2023), umgekehrt waren es 4,87 Milliarden US-Dollar.

„Wir sind zufrieden“ — USA und Russland verhandeln erneut über Friedensplan

Trumps Vorstoß überrascht nur bedingt; seit seiner Vereidigung war der Präsident durch regelmäßige Meinungsänderungen aufgefallen, etwa, als es um Zölle auf kanadische und mexikanische Waren ging. Eine plötzliche Sanktionsdrohung inmitten einer US-russischen Annäherung kann da kaum verwundern. Vertreter der USA hatten Ende März in Saudi-Arabien getrennte Gespräche mit russischen und ukrainischen Vertretern geführt, um eine mögliche Feuerpause im russischen Angriffskrieg zu verhandeln. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte am Mittwoch (26. März) gesagt, es gebe einen „intensiven“ Austausch zwischen den USA und Russland. „Wir sind zufrieden damit, wie effizient es läuft.“

Von Februar bis März hatte Trump eine für einen US-Präsidenten erstaunliche Kehrtwende weg von den westlichen Verbündeten und hin zu Kreml-Chef Wladimir Putin und Russland gemacht. Teils hatte er Kreml-Propaganda über soziale Medien weitergegeben. In Russland hatte man sich davon derartig ermutigt gefühlt, dass auch eine Rückkehr von US-Unternehmen nach Russland zur Debatte gestanden hatte. Darüber hinaus ist Trump interessiert an russischen Rohstoffen.

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