„Treiber von Chaos und Verwirrung“

Trump-Chaos: Putin schöpft Hoffnung für Russlands Wirtschaft – wegen Zoll-Konflikt

  • Lars-Eric Nievelstein
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Donald Trump will massenhaft Waren mit Strafzöllen belegen. Dabei kommt es derzeit zum Chaos. Für Russlands Wirtschaft tun sich Chancen auf.

Washington – Nach wie vor herrscht Chaos um die neuen Zölle des US-Präsidenten Donald Trump. Im Februar hatte er sowohl für Mexiko als auch für Kanada um 25 Prozent höhere Zölle auf verschiedene Waren angekündigt, sie aber kurz darauf wieder verschoben. Am 4. März waren sie dann eingetreten – und am 5. März hatte Trump andere Zölle wieder ausgesetzt. Am 6. März setzte er bestimmte Zölle gegen Mexiko und Kanada wieder aus, aber nur bis April. Zu der allgemeinen Unsicherheit gehört auch die Frage, wie sich die US-amerikanische Wirtschaft entwickeln wird.

US-Wirtschaft vor Rezession – Amerika müsse sich „absolut keine“ Sorgen machen

Im Weißen Haus herrscht Unklarheit darüber, ob auf die USA noch 2025 eine Rezession zukommt. Am Wochenende hatte die Fox-News-Moderatorin Maria Bartiromo dazu den US-Präsidenten befragt, der keine echte Antwort geben wollte. „Ich hasse es, solche Dinge vorherzusagen“, hatte er gesagt. „Es wird eine Phase des Übergangs geben, weil das, was wir tun, sehr groß ist. Wir bringen Reichtum zurück nach Amerika. Das ist eine große Sache. Und es gibt immer solche Übergangsphasen. Es braucht ein bisschen Zeit.“

US-Wirtschaft: Trump äußert sich zu Rezession – Chaos durch Strafzölle

Der Handelsminister Howard Lutnick ist da anderer Meinung. Am Sonntag teilte er gegenüber NBC News mit, dass Amerikaner sich „absolut keine“ Sorgen um eine Rezession machen müssten. Die Strafzollpolitik Donald Trumps würde Erfolg haben und das Wirtschaftswachstum beflügeln.

„Es wird keine Rezession in Amerika geben“, sagte Lutnick. „Weltweit werden die Zölle abgebaut, weil Präsident Trump gesagt hat: Ihr wollt uns 100 Prozent zahlen lassen? Dann werden wir euch auch 100 Prozent bezahlen lassen.“ Damit bezog er sich auf die Ankündigungen Trumps, die Waren vieler Handelspartner mit höheren Zöllen belegen zu wollen. Besonders prominent waren hier kurz nach Trumps Vereidigung Zollerhöhungen für mexikanische und kanadische Waren durch die Medien gegangen, auch China und Europa sollten höhere Zölle zu spüren bekommen.

Neue Hoffnung für Russlands Wirtschaft – wegen Trump-Chaos in den USA

In Russland wiederum kommt durch Trumps chaotische neue Regierungsweise zunehmend Hoffnung auf. Nicht nur hatte einer von Putins Top-Ökonomen bereits die Idee geäußert, dass US-Unternehmen sich noch 2025 wieder in Russland ansiedeln könnten, die American Chamber of Commerce in Russia (AmCham) soll einen Bericht vorbereiten, der der US-Regierung die Lockerung verschiedener Russland-Sanktionen empfiehlt. Darunter befinden sich der Luftfahrsektor und die Banken, zwei Sektoren, die mit am schwersten unter den vom Westen auferlegten Sanktionen gelitten haben.

Ein weiterer Aspekt ist ein Vakuum an wirtschaftlicher Macht, das in Europa entstehen könnte, sollte Trump seine Zollpläne wahrmachen. Der Thinktank Atlantic Council hatte bereits davor gewarnt, dass reziproke Zölle aus den USA die europäische Wirtschaft besonders schwächen könnten. Viele Volkswirtschaften auf dem Kontinent sind ohnehin angeschlagen – schwaches Wachstum, höhere Kosten durch die Energiewende, wirtschaftliche Schwierigkeiten wegen des Ukraine-Kriegs – und eine zusätzliche Belastung aus den USA hätte ungeahnte Konsequenzen.

Gleichzeitig aber hatte Trump sogar bei seiner Russland-Annäherung bereits eine Kehrtwende eingelegt, wenn auch nur in Worten. Am 7. März gab der US-Präsident an, dass er „stark über großflächige Sanktionen“ und Zölle nachdenkt, mit denen er Russland belegen wolle. Der Grund: Kreml-Diktator Wladimir Putin hatte die Chancen, die Trump ihm durch ausbleibende Hilfsmaßnahmen für die Ukraine quasi geschenkt hatte, umgehend genutzt. Russische Truppen waren sowohl in Kursk als auch in der Ost-Ukraine schnell vorgerückt. Die von Trump jetzt angesprochenen Maßnahmen sollen halten, bis ein Friedensvertrag unterzeichnet ist.

US-Wirtschaft im Nachteil – reziproke Zölle sollen das Problem lösen

Trump hatte sich schon während seiner ersten Amtszeit einer aggressiven Zollpolitik gewidmet. Gründe dafür gibt es mehrere – im Bezug auf China, Mexiko und Kanada schob er die Fentanyl-Krise in den USA vor und gab an, diese drei Länder würden nicht genug dafür tun, um den Handel mit der Droge einzudämmen. Bei Europa dagegen ist Trump das massive Handelsdefizit bei den Gütern ein Dorn im Auge. Die „reziproken Zölle“, die Trump vorschweben, sollen seiner Ansicht nach die Zölle der USA an die anderer Länder angleichen. Oftmals seien diese viel höher als die Zölle, die die USA erheben.

Diese Vorgehensweise bringt diverse Probleme mit sich. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hatte erklärt, dass eine Zollgleichheit nicht gegeben ist, wenn die Länder nach den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) spielen. Das sogenannte Meistbegünstigungsprinzip sehe vor, dass ein Land allen WTO-Partnern dieselben (Zoll-)Vorzüge bezogen auf jede einzelne Warengruppe gewähren muss.

„US-Wirtschaft hat jede Menge Schwung“ – allerdings wächst die Unsicherheit

Aus der Wirtschaft kommen ebenfalls geteilte Meinungen. Vonseiten der US-Demokraten kamen schon vor Trumps Wahl Warnungen bezüglich einer Rezession durch Zollerhöhungen. David Wessel, Direktor des Hutchins Center on Fiscal and Monetary Policy an der Brookings Institution, sagte gegenüber Newsweek dazu: „Die US-Wirtschaft hat jede Menge Schwung, und ich sehe keine Anzeichen dafür, dass das Land in eine Rezession eingetreten ist. Allerdings frage ich mich, ob wir nicht an einem Wendepunkt sind.“

Trumps wechselhafter Kurs bei den Strafzöllen, die ständigen Aufhebungen und Wiederaufnahmen, dazu die unbeholfenen Reformen durch Elon Musk und seine DOGE-Arbeiter sowie erratische Nachrichten über Social Media (auch durch Trump) würden zu Unsicherheit bei den Investoren führen. „Das könnte bedeuten, dass Unternehmen sich sagen: Hey, ich glaube, ich warte lieber erst einmal ab und gucke mir das an.“

Holger Schmieding, Chef-Ökonom der Berenberg Bank, bezeichnete Trump als „Treiber von Chaos und Verwirrung“, der nicht wirklich Ahnung davon habe, welche Konsequenzen seine Zölle nach sich ziehen können. Eine der Konsequenzen betrifft Kanada. Laut Oxford Economics würde das Land 2025 in eine Rezession rutschen, falls die 25-prozentigen Zölle auf kanadische Waren tatsächlich eintreten sollten.

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