Auch Musk übt Kritik

Trump gerät wegen Zöllen unter Druck: Laut Gefolgsleuten wollen Dutzende Länder verhandeln

  • Marcus Giebel
    VonMarcus Giebel
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Donald Trump lobt seine Zoll-Politik immer überschwänglicher. Offenbar zeigen sich viele Länder gesprächsbereit. Doch auch die Kritik wächst.

Washington – Am Wochenende griff Donald Trump zu Golfschläger und -ball. Also nicht zu Stift und Papier, um die Welt mit weiteren Dekreten zu schockieren. Offenbar suchte der US-Präsident Abstand vom Trubel, den er mit seiner umstrittenen Zoll-Politik verursacht hat. Mehr als 180 Länder sollen von seinen verhängten Abgaben betroffen sein, wenn sie Handel mit den USA treiben wollen.

Der Beschluss, der einen Handelskrieg heraufbeschwören könnte, geht selbst manchen Parteifreunden zu weit. Der republikanische Senator Ted Cruz aus Texas warnte mit Blick auf die nächsten Zwischenwahlen bereits vor einem „Blutbad“, da viele Wähler die Seiten wechseln könnten.

Trump verteidigt Zölle vehement: „Werden zig Milliarden Dollar in die USA bringen“

Denn kurz nachdem die Zölle in Kraft getreten waren, erlitten die Börsen schwere Schlagseite. Kurse brechen ein, Anleger bangen um ihr Vermögen. In vielen brodelt es. Und das kam auch in Florida an, wo Trump am Wochenende residierte. Via Truth Social verteidigte er seine Entscheidung, schrieb von einem „großen, wunderschönen Deal“, dank dem die Wirtschaft quasi vor Kraft strotzen werde.

Zurück in Washington: Nach seinem Ausflug entsteigt US-Präsident Donald Trump „Marine One“ und stellt sich im Weißen Haus der neuen Realität infolge seiner Zoll-Politik.

Außerdem ließ der 78-Jährige wissen, sein Lieblingsgegner China sei „viel härter“ getroffen worden als die USA. Trump gibt also zu, dass auch sein Land der tausend Zölle zu den Verlierern zählt, aber eben zu den kleinen Verlierern. Um Geduld hatte er schon zuvor gebeten. Es brauche eben Zeit, bis sein Plan seine Wirkung komplett entfalte.

Am späten Sonntagabend legte er in einem weiteren Post nach: „Wir haben massive finanzielle Defizite gegenüber China, der EU und vielen anderen. Die einzige Möglichkeit, um diese Probleme zu beseitigen, sind Zölle, die zig Milliarden Dollar in die USA bringen werden.“ Und Trump versicherte: „Eines Tages werden die Menschen erkennen, dass Zölle für die Vereinigten Staaten von Amerika eine wunderbare Sache sind!“

Kritik an Trumps Zoll-Politik: Musk will Freihandelszone mit Europa

Bis dahin muss der mächtigste Mann der Welt aber noch einiges an Kritik aushalten. Selbst Elon Musk, einer seiner engsten Vertrauten, geht bei den Zöllen auf Distanz – als Unternehmer natürlich nicht uneigennützig.

In einer Videoschalte der rechten italienischen Regierungspartei Lega sagte der Tech-Milliardär laut der italienischen Simultanübersetzung: „Was die Zölle anbelangt, hoffe ich, dass wir uns auf eine Null-Zoll-Situation zubewegen mit einer Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika.“ Musk lässt seine E-Autos von Tesla auch in Europa produzieren, bemüht sich zudem um einen Deal zwischen seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX und Italiens Regierung um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

Botschaft an Donald Trump: Auch in New York machten Tausende US-Bürger ihrem Frust über die Politik des US-Präsidenten Luft.

Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom betonte derweil in den sozialen Medien, sein Bundesstaat stehe für stabile Handelsbeziehungen ein und sei gesprächsbereit, um mit den Partnern auf der Welt auch weiterhin Geschäfte machen zu können. „Wir haben keine Angst, unsere Marktmacht zu nutzen, um gegen die größte Steuererhöhung unseres Lebens zurückzuschlagen“, bietet er Trump die Stirn.

Trump setzt auf Zölle: Menschen in den USA gehen gegen die Politik auf die Straße

Das Staatsoberhaupt gerät seinerseits also von vielen Seiten unter Druck. Zumal Trump eben monatelang auch schnelle Lösungen versprochen hatte, um sein Motto „Make America great again“ mit Leben zu füllen.

Am Wochenende, während der Präsident den Golfschläger schwang, gingen erstmals Tausende Demonstranten quer durchs Land auf die Straße und machte ihrem Ärger über die Politik Luft. Derweil schickte Trump seine Gefolgsleute vor die Fernsehkameras, um seine Zölle als tolle Lösung anzupreisen.

Trump-Vertrauter Hassett über Zölle: „Mehr als 50 Länder wollen Verhandlungen beginnen“

In der ABC-Sendung „This Week“ erinnerte Kevin Hassett, Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates des Weißen Hauses, gegenüber Moderator George Stephanopoulos daran, dass Trump bereits seit 40 Jahren von Zöllen spreche und sie während seiner Kampagnen und in seiner kompletten politischen Karriere Thema gewesen seien. Daher könnte der jüngste Schritt niemanden überraschen.

Verkaufen die Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump als großen Erfolg: Finanzminister Scott Bessent (l.) und Kevin Hassett, Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates, traten im TV auf.

Zudem würde sich bereits zeigen, dass Trumps Zölle schon Wirkung zeigten – abseits der US-Grenzen. „Tatsache ist, dass die Länder verärgert sind und Vergeltungsmaßnahmen ergreifen und übrigens auch an den Verhandlungstisch kommen. Ich habe gestern einen Bericht des US-Handelsbeauftragten erhalten, dass mehr als 50 Länder dem Präsidenten die Hand gereicht haben, um Verhandlungen zu beginnen“, verriet Hassett am Sonntag (6. April).

Diese Bereitschaft sei darauf zurückzuführen, dass diese Länder einen Großteil der Zölle zu tragen haben. Die Auswirkungen auf die Verbraucher in den USA sollten dagegen nicht besonders groß sein.

Trumps Zölle als Erfolg? Finanzminister Bessent geht auf Konfrontation zu anderen Ländern

Ähnlich äußerte sich Finanzminister Scott Bessent gegenüber Moderatorin Kristen Welker in der NBC-Sendung „Meet the Press“. Der Hedgefonds-Manager lobte, Trump habe über die Zölle „größtmöglichen Einfluss für sich“ erworben. Auch er sprach von „mehr als 50 Ländern“, die sich verhandlungsbereit zeigen würden.

Auf die Frage, ob das auch für Trump gelte, meinte der 62-Jährige: „Wir müssen sehen, was die Länder anbieten und ob das glaubwürdig ist.“ Eine wirklich freundschaftliche Atmosphäre am Verhandlungstisch ist angesichts seiner Worte eher nicht zu erwarten. „Sie sind seit langer Zeit schlechte Akteure“, warf Bessent den mit Zöllen überzogenen Ländern vor. Das lasse sich nicht binnen Tagen oder Wochen „wegverhandeln“.

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Deutschland beheimatet weltbekannte Sportartikelhersteller. Adidas, Puma und Co. werden bei der Einfuhr in die USA künftig stärker zur Kasse gebeten. © Zink/Imago
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BMW, Mercedes und Volkswagen exportieren jährlich Autos im Wert von über 30 Milliarden Euro in die USA. Dafür werden künftig höhere Abgaben fällig. © Mercedes
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Brezeln sind deutsches bzw. bayerisches Kulturgut. Auch in die Vereinigten Staaten wird das Laugengebäck exportiert, ebenso wie andere Backwaren. © Rolf Poss/Imago
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Halbleiter oder auch Sensoren von deutschen Technologiekonzernen wie Infineon erfordern künftig höhere Ausgaben. © Zoonar/Imago
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Bad- und Pflegeartikel wie die Nivea-Creme von Beiersdorf werden für Milliarden Euro auch in die USA verfrachtet. © IMAGO/Snowfield Photography
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Die Bekleidungsindustrie ist ebenfalls betroffen: Modeanbieter wie die Edelmarke Hugo Boss werden mit höheren Zollabgaben konfrontiert. © IMAGO/Sven Severing
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Schnaps und anderer Alkohol: Auch Weine und Spirituosen aus Deutschland erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit. © Chromorange/Imago
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Chemie-Gigant BASF setzt ungeheure Mengen seiner Erzeugnisse auch in den USA ab. Für Kunststoffe, Spezial-Chemikalien und mehr werden höhere Zölle fällig.  © Ulrich Roth/Imago
Haushalts- und Elektrogeräte zum Beispiel von Siemens werden künftig ebenfalls für höhere Kosten in die USA importiert
Haushalts- und Elektrogeräte zum Beispiel von Siemens werden künftig für höhere Kosten in die USA importiert. © IMAGO/Michael Bihlmayer
Küchen und zahlreiche Einrichtungsstücke wie Möbel sind von den höheren Zollgebühren in die USA betroffen
Küchen und zahlreiche Einrichtungsstücke wie Möbel sind von den höheren Zollgebühren in die USA betroffen. © IMAGO/Manfred Segerer
Kaffee aus Europa wird bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten von nun an mehr Geld kosten
Kaffee aus Europa wird bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten von nun an mehr Geld kosten. © Zoonar/Imago

Welche Länder über die Zölle verhandeln wollen, verrieten weder Hassett noch Bessent. Die EU-Kommission und die -Mitgliedsländer arbeiten zwar an Gegenmaßnahmen wie etwa der Wiedereinführung der aus Trumps erster Amtszeit bekannten Zölle auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Spielkonsolen oder Motorräder. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwähnte aber auch, es sei „noch nicht zu spät“ für Verhandlungen.

Wer will mit Trump wegen Zöllen verhandeln? Japan und Taiwan gehen wohl auf USA zu

Japan bemüht sich darum, die USA zu einer Senkung der Zölle zu bewegen. Premierminister Shigeru Ishiba sagte vor dem Parlament, seine Regierung wolle mit einer entsprechenden Forderung bei Trump vorstellig werden, ein Ergebnis sei aber „nicht über Nacht“ zu erwarten.

Taiwans Präsident Lai Ching-te bot derweil laut der Nachrichtenagentur Reuters als Basis für Gespräche die Abschaffung der Zölle an. Zudem sollten Handelshemmnisse beseitigt werden, taiwanesische Unternehmen würden ihre Investitionen in den USA erhöhen.

Der kleine Inselstaat im Pazifik war aufgrund der chinesischen Aggressionen zuletzt immer mehr in den Fokus von Washington gerückt. Auch außenpolitisch scheint Trump seinen Blick verstärkt in die Region richten zu wollen. Entsprechend könnte Taiwan künftig umso mehr auf eine gute Zusammenarbeit mit den USA angewiesen sein. (mg)

Rubriklistenbild: © IMAGO / ZUMA Press Wire

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