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Melonis Starlink-Deal in der Schwebe: Gespräche festgefahren – wegen Musk
VonMarcus Giebel
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Italiens Regierung scheint eine Partnerschaft mit Elon Musks SpaceX anzustreben. Aber der Tech-Milliardär und Giorgia Meloni finden nicht so schnell zueinander.
Rom – Elon Musk macht seinen zahlreichen Unternehmen das Leben derzeit nicht leicht. Nach diversen Kontroversen und seiner fragwürdigen Rolle in der neuen Effizienzbehörde DOGE der US-Regierung von Präsident Donald Trump sieht sich sein E-Auto-Konzern Tesla heftigen Anfeindungen ausgesetzt. Die Fahrzeuge scheinen zu Ladenhütern zu verkommen.
Sein Social-Media-Unternehmen X, das aus dem weltweit anerkannten Twitter hervorging, verliert prominente Nutzer an die Konkurrenz, Sponsoren danken ebenfalls ab. Und auch sein Raumfahrtunternehmen SpaceX bekommt nun zu spüren, dass sein einst enorm populärer Gründer aktuell einen Malus darstellt.
Musks Starlink für Meloni? „Mir scheint, dass alles zum Stillstand gekommen ist“
Denn Italiens Regierung hat die Gespräche mit dem Konzern über ein mögliches Milliardengeschäft vorerst auf Eis gelegt. „Mir scheint, dass alles zum Stillstand gekommen ist“, sagte Verteidigungsminister Guido Crosetto der italienischen Zeitung La Repubblica.
Der Politiker der Fratelli d’Italia von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni erklärte die festgefahrene Situation damit, dass sich die Diskussionen über ein mögliches Abkommen zu sehr auf die Person Musk fokussieren würden. „Man spricht nicht über den technischen Plan“, kritisierte er.
Allerdings unterstrich Crosetto seine Hochachtung vor dem gebürtigen Südafrikaner, den er als „visionäres Genie“ anpries. Zudem betonte er, der prominente Trump-Berater habe eine „echte Revolution“ herbeigeführt, und zwar „mehr im Weltraum als bei Autos“.
Musk und Meloni wie Seelenverwandte: „Genialer Mann“ und „außergewöhnlicher innovator“
Politisch sollten sich Musk und das Mitte-Rechts-Bündnis aus Postfaschisten und Rechtspopulisten unter Melonis Führung durchaus nahestehen. Von einer Seelenverwandtschaft zwischen dem Tech-Milliardär und der Regierungschefin war bereits zu lesen.
Sie lobte ihn in der Vergangenheit als „genialen Mann“ und „außergewöhnlichen Innovator, der immer die Zukunft im Blick hat“. Und Meloni wählte Musk sogar als Laudator, als sie vergangenes Jahr den „Global Citizen Award“ verliehen bekam. Die Rede des 53-Jährigen enthielt Sätze wie diesen: „Giorgia Meloni ist von innen noch schöner als von außen.“
Offenbar gingen seine Versuche der Einflussnahme auf die europäische Politik aber dann doch zu weit. Auch in Italien wollte Musk mitmischen, was sich unter anderem Staatspräsident Sergio Mattarella öffentlich verbat.
Hinzu kamen Berichte über Ermittlungen gegen Musks Vertrauensmann Andrea Stoppa. Dem Informatiker wird Bestechung im Zusammenhang mit dem Einsatz von Starlink in Italien vorgeworfen, hieß es. Dabei handelt es sich um das Satellitennetzwerk von SpaceX. Womöglich war das alles irgendwann zu viel für Meloni und ihre Gefolgsleute.
Deal zwischen Meloni und Musk? Italien könnte als erster EU-Staat mit SpaceX zusammenarbeiten
Crosetto hat aber noch Hoffnung, dass Rom und Musk zusammenfinden werden. Wenn sich die kontrovers geführte Diskussion wieder beruhige, könnten die Gespräche auf einer technischen Ebene wieder aufgenommen werden. „Es geht darum, was für die Nation am nützlichsten und sichersten ist“, findet der 61-Jährige.
Elon Musk: Erst US-Schattenpräsident – und jetzt Trump-Gegenspieler?
Ein möglicher Deal soll ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro umfassen. Italien, das im Zusammenhang mit dem Telekommunikationssicherheitssystem auch mit anderen Privatunternehmen in Gesprächen ist, wäre der erste EU-Staat, der eine Zusammenarbeit mit dem Musk-Unternehmen eingeht.
Im Ukraine-Krieg nutzt auch Kiew das Satellitennetzwerk Starlink. Polens Regierung will für den Zugang der Ukraine zwischen 2022 und 2024 insgesamt rund 77 Millionen Euro gezahlt haben. Wie ein Sprecher des polnischen Digitalisierungsministeriums der französischen Nachrichtenagentur Agence France-Presse (afp) mitteilte, umfasst das Geschäft 24.560 Starlink-Terminals. Für das Jahr 2025 will Warschau weitere 18,3 Millionen Euro an Starlink-Gebühren für die Ukraine übernehmen.
Konkurrenz für Musk: Eutelsat spricht mit Ukraine und anderen Ländern über Deals
Derweil positioniert sich mit dem französischen Satellitenbetreiber Eutelsat ein Konkurrent für das Musk-Unternehmen. „Wir sind die einzige Alternative zu Starlink in niedriger Umlaufbahn“, verriet Konzern-Chefin Eva Berneke im afp-Gespräch.
Für die militärischen Bedürfnisse der Ukraine könne eine „perfekte Abdeckung“ gewährleistet werden. Allerdings ist es laut der gebürtigen Dänin nicht möglich, die Bevölkerung mit Terminals zu versorgen. Eutelsat benötige weniger Satelliten als Starlink, da die eigene Satellitenkonstellation weiter von der Erde weg sei.
Zum Vergleich: Der Musk-Konzern verfügt über etwa 6000 Satelliten in niedriger Umlaufbahn, die Satellitenkonstellation OneWeb von Eutelsat umfasst lediglich 600. „Wir reden derzeit mit der Ukraine, aber es gibt auch Gespräche mit anderen Ländern“, betonte Berneke: „Es ist immer gut, eine Alternative zu haben.“ (mg, mit afp und dpa)