Nahost-Konflikt
USA erwarten Stillhalten von Israel – Rafah-Offensive wäre „extrem gefährlich“
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Christian Stör
Nail Akkoyun
Franziska Schwarz
US-Außenminister Blinken spricht sich gegen eine Rafah-Offensive aus. Baerbock fordert Israel auf, humanitäre Hilfe zu verstärken. Der News-Ticker zum Krieg in Nahost.
HINWEIS DER REDAKTION: Dieser Ticker ist beendet. Über die aktuelle Lage in Israel und Gaza informieren wir in unserem neuen News-Ticker.
Update vom 10. April, 7.36 Uhr: Benjamin Netanjahu erhält ungewohnt harsche Kritik aus den USA: US-Präsident Joe Biden hat dem israelischen Ministerpräsidenten jetzt vorgeworfen, mit dem Krieg im Gazastreifen einen Fehler zu begehen. „Ich denke, das, was er tut, ist ein Fehler. Ich bin mit seinem Vorgehen nicht einverstanden“, sagte Biden in einem gestern veröffentlichten Interview mit dem amerikanisch-spanischen Sender Univision.
Biden rief Israel erneut dazu auf, einer Feuerpause zuzustimmen. In den nächsten sechs, acht Wochen sollte Israel jeglichen Lieferungen von Nahrungsmitteln und Medizinprodukten zustimmen.
Transparenzhinweis
Die hier verarbeiteten Informationen zum Krieg in Israel und dem Kampf von Israel gegen die Hamas im Gazastreifen stammen von lokalen und internationalen Medien sowie von Nachrichtenagenturen. Unabhängig überprüfen lassen sich viele Angaben nicht.
Israel-News: 468 Lkw mit Hilfsgütern an einem Tag in Gazastreifen gefahren
Update vom 9. April, 22.08 Uhr: In den weitgehend zerstörten Gazastreifen sind nach Darstellung Israels in den letzten Tagen deutlich mehr Hilfsgüter für die Zivilbevölkerung gelangt. 468 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern seien am Dienstag inspiziert worden und nach Gaza gefahren, schrieb die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde am auf der Plattform X (vormals Twitter). „Dies ist die höchste Zahl von Lastwagen mit Hilfsgütern, die seit Beginn des Krieges an einem Tag in den Gazastreifen gefahren sind.“
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern




Update vom 9. April, 20.25 Uhr: US-Außenminister Antony Blinken erwartet von Israel vorerst Stillhalten mit Blick auf eine mögliche und umstrittene Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen. Für die kommende Woche sei ein Treffen mit einer israelischen Delegation geplant, um über die Bedenken der US-Seite gegen einen solchen Einsatz zu sprechen, sagte Blinken am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem britischen Außenminister David Cameron in Washington. „Ich gehe nicht davon aus, dass vor diesen Gesprächen irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden“, betonte er. „Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass größere Militäroperationen in Rafah extrem gefährlich für die Zivilbevölkerung wären.“ Die israelische Seite habe der US-Regierung auch keinen Termin für einen Militäreinsatz in Rafah genannt, sagte Blinken auf Nachfrage. Zuvor sagte Netanjahu, dass ein Datum für den Einsatz feststehe.
Israel hat aus Sicht der US-Regierung jedoch weiter keinen überzeugenden Plan zum Schutz der Zivilbevölkerung im Fall einer Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen vorgelegt. Er habe noch keinen „glaubwürdigen und durchführbaren“ Plan für die Umsiedlung der Menschen in Rafah gesehen, der detailliert darlege, wie die Zivilpersonen untergebracht und medizinisch versorgt werden könnten, sagte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan. „So bleiben unsere Bedenken bestehen, und wir müssen nun abwarten, was passiert, und die Vereinigten Staaten werden entsprechend reagieren.“ Sullivan betonte, dass es Kommunikationskanäle mit der israelischen Regierung gebe.
Krieg im Gaza: Israel feiert Raketenabwehr von C-Dome
Update vom 9. April, 18.45 Uhr: Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben erstmals mit einer Marine-Variante des Raketenabwehrsystems Iron Dome erfolgreich einen feindlichen Flugkörper gestoppt. Das C-Dome genannte System habe in der Nacht von einer Korvette aus ein unbemanntes Fluggerät abgefangen, das von Osten kam und in die Region des Golfs von Akaba vorgedrungen war. Dort liegt die israelische Küstenstadt Eilat.
Israelische Truppen in der Gegend hätten bei dem Einsatz mit der Luftwaffe und der Besatzung der Korvette kooperiert, hieß es in der Mitteilung. Seit Beginn des Gaza-Krieges vor sechs Monaten seien verschiedene Raketenschiffe, darunter die Sa‘ar-6-Korvetten, im Roten Meer positioniert worden.
Update vom 9. April, 13.30 Uhr: Die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg laufen nach Informationen aus Hamas-Kreisen in der libanesischen Hauptstadt Beirut „nicht gut“. Die Israelis seien demnach nur am „Geisel-Thema“ interessiert, nicht aber an einer Waffenruhe. Offizielle Angaben zum gegenwärtigen Verhandlungsstand gibt es bisher nicht. Nach Gesprächen in Kairo hatten Vertreter der Hamas die ägyptische Hauptstadt am Montag für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen.
Baerbock: „Die Lage in Gaza ist jeden Tag die Hölle“
Update vom 9. April, 12.15 Uhr: Außenministerin Annalena Baerbock hat Israel aufgefordert, die zugesagte humanitäre Hilfe im Gazastreifen schnell zu verstärken. „Die Lage in Gaza ist jeden Tag die Hölle“, sagte die Grünen-Politikerin mit Blick auf die Versorgungslage der palästinensischen Zivilbevölkerung, aber auch der von Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln. Diese müssten so schnell wie möglich freigelassen werden. Es sei gut, dass Israel einen Hafen und einen Grenzübergang öffnen wolle, so Baerbock. „Es darf keine Ausreden mehr geben“, fügte sie hinzu.
Update vom 9. April, 5.00 Uhr: Die USA wollen den indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg mit einem neuen Kompromissvorschlag zum Erfolg verhelfen. Der Vorschlag von CIA-Direktor William Burns sieht vor, dass die Hamas im Zuge einer sechswöchigen Feuerpause 40 der mehr als 100 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Tausch gegen 900 palästinensische Häftlinge freilässt – darunter 100, die wegen Mordes an Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf arabische Vermittler.
Update vom 8. April, 20.02 Uhr: Nach den Worten des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu steht der Termin für die Offensive in Rafah auf dem Gazastreifen fest. „Für den Sieg ist es erforderlich, Rafah einzunehmen und die dortigen Terrorbataillone zu eliminieren“, sagte er in einer am Montagabend verbreiteten Stellungnahme. „Das wird geschehen, es gibt ein Datum.“ Die USA und Deutschland haben Israel wiederholt vor einer großangelegten Bodenoffensive in Rafah gewarnt. US-Präsident Joe Biden hatte Netanjahu klargemacht, dass ein Einmarsch dort ohne vorherige Evakuierung der Zivilpersonen eine „rote Linie“ für ihn wäre.
Iran droht dem Iran erneut und spricht von Vergeltung
Update vom 8. April, 18.40 Uhr: Irans Außenminister ist inmitten wachsender Spannungen in der Region zu Verbündeten geflogen. Eine Woche nach dem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus traf Hussein Amirabdollahian am Montag in der syrischen Hauptstadt ein, wie Staatsmedien berichteten. Dort kam der Außenminister für Gespräche mit seinem Kollegen Faisal al-Mikdad und Präsident Baschar al-Assad zusammen. Amirabdollahian bekräftigte Drohungen gegen den Erzfeind: „Israels Regime wird bestraft werden und eine nötige und kräftige Antwort erhalten“, zitierte ihn sein Ministerium.
Seit Tagen bereits droht nun eine Vergeltungsaktion für den Luftangriff. Wie und wann die iranische Staatsmacht reagiert, ist jedoch noch völlig offen. Nach Ausbruch des Gaza-Kriegs hat sich der jahrzehntealte Konflikt zwischen Israel und der Islamischen Republik Iran dramatisch zugespitzt. Der jüdische Staat sieht sich nach Angriffen durch mit dem Iran verbündete Milizen an mehreren Fronten Beschuss ausgesetzt. Seit der Revolution von 1979 gelten die USA und Israel als Erzfeinde der Islamischen Republik.
Angehörige von Hamas-Geisel wenden sich an Deutschland
Update vom 8. April, 16.03 Uhr: Ein halbes Jahr nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas haben Angehörige der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln Deutschland gebeten, mehr für die Freilassung der Menschen zu tun. Bei einer Protestaktion in Berlin stellten sie am Montag eine überdimensionale Sanduhr zwischen Kanzleramt und Bundestag auf, mit der Aufschrift: „Die Zeit läuft davon“.
„Wir sind hier, um die Leute daran zu erinnern, dass wir immer noch darauf warten, dass meine Schwester Carmel aus Gaza nach Hause kommt, denn sie haben keine Zeit mehr“, sagte der Angehörige Alon Gat. Seine 39 Jahre alte Schwester war am 7. Oktober aus dem Kibbuz Beeri in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen von Hamas-Terroristen verschleppt worden.
Deutschland habe bereits wichtige Unterstützung geleistet und die Angehörigen mit großer Sympathie umarmt. Doch müssten alle mehr tun. Deutschland sei einflussreich, vor allem bei Katar, das wiederum eine wichtige Rolle für die Hamas spiele. „Das wichtigste Ziel ist jetzt, Deutschland zu drängen, Katar zu drängen und die Hamas zu drängen, damit die Hamas einen Kompromiss schließt“, sagte Alon Gat.
In Israel wächst der Druck auf Netanjahu: Rechtsextremen Koalitionspartner drängen zur Rafah-Offensive
Update vom 8. April, 13.10 Uhr: Seine rechtsextremen Koalitionspartner erhöhen den Druck auf Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Der Polizeiminister Itamar Ben-Gvir (Otzma Jehudit) schrieb heute auf X (vormals Twitter): „Wenn der Ministerpräsident entscheiden sollte, den Krieg zu beenden, ohne einen breiten Angriff auf Rafah, um die Hamas entscheidend zu schlagen, wird er kein Mandat haben, weiter als Regierungschef zu amtieren.“
Auch der Finanzminister Bezalel Smotrich von der Partei Religiöser Zionismus forderte in einer Mitteilung die sofortige Versammlung des Sicherheitskabinetts, „vor dem Hintergrund der Berichte über ein Ende des Krieges“. Smotrich schrieb, er beziehe sich auf den Rückzug der Bodentruppen aus dem südlichen Gazastreifen, während sich der Beginn der Offensive in Rafah verzögere.
Netanjahu, gegen den seit Jahren ein Korruptionsprozess läuft, ist nach Einschätzung von Beobachtern auf seine rechtsextremen Koalitionspartner angewiesen, weil sein politisches Überleben von ihnen abhängt.
News zum Israel-Krieg: „Der gesamte Rest des Planeten ist weniger sicher“
Erstmeldung: Tel Aviv – Der Krieg in Israel und Gaza dauert jetzt bereits ein halbes Jahr an. Die spanische Zeitung El Mundo kommentierte den kriegerischen Konflikt an diesem Montag folgendermaßen: „Sechs Monate nach dem wilden Angriff der Hamas, der den Krieg im Gazastreifen auslöste, sind nicht nur Israel und der Nahe Osten, sondern auch der gesamte Rest des Planeten, weniger sicher.“
Israel: Hamas feuert Raketen aus humanitärer Zone ab
Israel hat der Hamas unterdessen vorgeworfen, aus einer „humanitären Zone“ im Süden des Gazastreifens Raketen auf Israel abgefeuert zu haben. Israelische Kampfjets hätten drei Abschussrampen der Hamas in einer solchen Zone im Westen der Stadt Chan Junis gezielt angegriffen und zerstört, teilte die Armee ab.
Am Sonntag (7. April) seien drei Geschosse von dem als konfliktfrei designierten Gebiet in Chan Junis aus auf israelische Ortschaften abgefeuert worden, hieß es in der Mitteilung. Sie seien auf offenem Gebiet eingeschlagen. Bei dem darauffolgenden Angriff der Luftwaffe auf die Abschussrampen seien keine Zivilisten gefährdet worden.
Das Militär hatte sich an dem Tag nach einem monatelangen Bodeneinsatz aus Chan Junis zurückgezogen. Die Hamas äußerte sich zunächst nicht zu den Vorfällen. Der militärische Arm der Terrororganisation hatte seit Kriegsbeginn immer wieder Raketenangriffe auf israelische Städte und Ortschaften für sich reklamiert.
Hamas dämpft Hoffnung auf neue Waffenruhe in Gaza
Ein Hamas-Vertreter hat indes Hoffnungen auf eine baldige Waffenruhe gedämpft. Bei der jüngsten Gesprächsrunde in Kairo, an der auch Delegationen aus Israel, Katar und den USA beteiligt waren, seien keine Fortschritte erzielt worden, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
Zuvor hatte der ägyptische Nachrichtensender Al-Kahera berichtet, die Gespräche seien vorangekommen. Sämtliche Beteiligten hätten sich auf grundsätzliche Punkte geeinigt.
(Redaktion mit Nachrichtenagenturmaterial)
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