Reaktion auf neues Gutachten

AfD gesichert rechtsextrem: Ukraine in Sorge – „AfD verharmlost, relativiert und leugnet“

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  • Paula Völkner
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Der Verfassungsschutz sieht die ganze AfD als gesichert rechtsextrem. Forderungen nach einem Verbot werden laut. Die CDU ist sich uneinig.

Update, 20.09 Uhr: Nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch durch den Verfassungsschutz planen mehrere Bündnisse bundesweite Demonstrationen für ein Verbot der Partei. Die Kundgebungen sollen am 11. Mai stattfinden, wie das Bündnis „Zusammen Gegen Rechts“ und die Kampagne „Menschenwürde verteidigen - AfD-Verbot Jetzt!“ am Samstag mitteilten, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Sie fordern Bundestag, Bundesrat und die kommende Bundesregierung auf, sofort ein Verbotsverfahren gegen die AfD einzuleiten.

AfD gesichert rechtsextrem: Gutachten löst internationale Besorgnis aus

Update, 16.33 Uhr: Die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch wird auch in der Ukraine begrüßt. So zeigte sich der ukrainische Botschafter in Deutschland besorgt über die Russland-Nähe der Partei. Er respektiere alle innerstaatlichen Entscheidungen seines Gastlandes, aber das Vorgehen des Verfassungsschutzes verdiene „besonderen Respekt“, sagte Oleksii Makeiev der Nachrichtenagentur dpa. Als Botschafter der Ukraine sei er besorgt, dass die AfD „den brutalen russischen Angriffskrieg nicht klar verurteilt“ und stattdessen für Freundschaft mit Russland werbe. „Russen vergewaltigen, foltern und morden. Die AfD verharmlost, relativiert und leugnet“, sagte er.

Kritik an Verfassungsschutz: Wagenknecht hält Neueinstufung der AfD für falsch

Update, 13.54 Uhr: Nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch beklagt das Bündnis Sahra Wagenknecht einen „autoritären Umbau“ der Gesellschaft. Die geschäftsführende Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) habe der Demokratie einen Bärendienst erwiesen, meinte die Parteigründerin und Bundesvorsitzende Wagenknecht.

Wagenknecht warf den „Parteien der selbsternannten ‚demokratischen Mitte‘“ vor, die freie Meinungsäußerung in Deutschland einzuschränken, „unliebsame politische Kräfte mit undemokratischen Mitteln“ zu bekämpfen und „massiven Konformitätsdruck zu erzeugen.“ Das BSW nutzt dieses Narrativ bekanntermaßen gern zum eigenen Vorteil, etwa auch nachdem die Partei bei der Bundestagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war.

AfD gesichert rechtsextrem: Union äußert sich zu möglichem Verbotsverfahren

Update, 12.56 Uhr: Die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat eine neue Debatte über ein mögliches Verbotsverfahren entfacht. Die Union zeigt sich dabei gespalten. Marco Wanderwitz (CDU) sieht in der BfV-Einstufung eine „neue Lage“. Die AfD müsse „sozusagen ausgeschaltet werden“, erklärte er gegenüber RTL/ntv. Unterstützung erhält er von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), der im Spiegel forderte: „Der Bund muss jetzt zügig ein Verbotsverfahren einleiten, um unsere Demokratie zu schützen.“

Alexander Throm (CDU), innenpolitischer Sprecher, mahnt gegenüber der Augsburger Allgemeinen zur Analyse: „Wir müssen […] genau prüfen, welche Konsequenzen das im Umgang mit dieser Partei haben kann.“ Auch der sächsische CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer betont laut Spiegel, die „Auseinandersetzung mit der AfD“ müsse „politisch geführt werden“.

AfD-Einstufung: Erste Bundesländer wollen Folgen für Beamte prüfen

Update, 9.51 Uhr: Nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch hat Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) angekündigt, mögliche Auswirkungen für Parteimitglieder im öffentlichen Dienst zu prüfen. Gegenüber der Bild-Zeitung sagte Poseck: „Unsere Mitarbeiter in Polizei und Verwaltung müssen die Gewähr dafür bieten, dass sie jederzeit für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung eintreten.“ Ebenfalls kündigte er an, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Innenministerkonferenz im Juni zu setzen.

Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagte gegenüber der Zeitung: „Wir müssen auch prüfen, welche Konsequenzen diese Einstufung für die Tätigkeit von AfD-Mitgliedern im öffentlichen Dienst haben muss.“

AfD gesichert rechtsextrem: Nach der Einstufung des Verfassungsschutzes wollen erste Bundesländer Folgen für Beamte prüfen. (Symbolbild)

AfD gesichert rechtsextrem: FDP-Spitze warnt vor nächstem Schritt – „wäre fatal“

Update, 8.23 Uhr: Der Kandidat für den FDP-Vorsitz, Christian Dürr, warnt vor einem Antrag für ein AfD-Verbot beim Bundesverfassungsgericht. „Ich halte nichts von einem Verbotsverfahren, im Übrigen ist das damals bei der NPD schon gescheitert“, sagte Dürr den Zeitungen der Funke-Mediengruppe nach der Verfassungsschutz-Einstufung der gesamten AfD als gesichert rechtsextremistisch. „Das Signal an die Wählerinnen und Wähler, die die AfD bei der Bundestagswahl zur zweitstärksten Kraft gemacht haben, wäre fatal“, sagte der FDP-Politiker.

AfD gesichert rechtsextrem: Auswärtiges Amt kontert Rubio-Kritik – „Das ist Demokratie“

Update, 6.08 Uhr: Das Auswärtige Amt hat auf die heftige Kritik von US-Außenminister Rubio an der AfD-Einstufung als gesichert rechtsextremistisch reagiert. „Das ist Demokratie“, teilte das Auswärtige Amt am Abend auf der Plattform X als Reaktion auf Rubios Post mit. „Diese Entscheidung ist das Ergebnis einer gründlichen und unabhängigen Untersuchung zum Schutz unserer Verfassung und der Rechtsstaatlichkeit.“

Das Auswärtige Amt, das sich nur selten zu innenpolitischen Vorgängen äußert, schrieb auf seinem englischsprachigen Channel weiter: „Unabhängige Gerichte werden das letzte Wort haben. Wir haben aus unserer Geschichte gelernt, dass dem Rechtsextremismus Einhalt geboten werden muss.“

AfD-Einstufung als „gesichert rechtsextrem“: Trump-Vize Vance schaltet sich ein

Update, 22.39 Uhr: US-Vizepräsident JD Vance äußerte sich zur Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch. Auf X schrieb er: „Die AfD ist die populärste Partei in Deutschland und bei weitem die repräsentativste für Ostdeutschland.“ Er fügte hinzu: „Jetzt versuchen die Bürokraten, sie zu zerstören.“

Vance, der als Stellvertreter von US-Präsident Donald Trump fungiert, zog zudem einen Vergleich zur Berliner Mauer. Er schrieb: „Der Westen hat die Berliner Mauer gemeinsam niedergerissen. Und sie ist wieder aufgebaut worden - nicht von den Sowjets oder den Russen, sondern vom deutschen Establishment.“

AfD gesichert rechtsextrem: Faeser verneint politische Beeinflussung des Verfassungsschutzes

Update, 21.00 Uhr: Die geschäftsführende Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat eine politische Beeinflussung der Einschätzung des Bundesverfassungsschutzes gegenüber der AfD verneint. Dieser habe die Entscheidung, die AfD als gesichert rechtsextremistisch einzuschätzen, selbst getroffen.  „Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat einen klaren gesetzlichen Auftrag, gegen Extremismus vorzugehen und unsere Demokratie zu schützen“, sagte sie laut einer Mitteilung. „Es hat keinerlei politischen Einfluss auf das neue Gutachten gegeben“, versicherte Faeser. 

AfD gesichert Rechtsextrem: USA werfen Deutschland „Tyrannei“ vor

Update, 19.42 Uhr: Nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch hat US-Außenminister Marco Rubio Deutschland der Tyrannei bezichtigt. Die Bundesrepublik habe seiner Spionagebehörde gerade neue Befugnisse zur Überwachung der Opposition erteilt, schrieb Rubio auf X. „Das ist keine Demokratie - es ist eine verdeckte Ty­ran­nei.“

Wirklich extremistisch sei nicht die AfD - die bei den jüngsten Wahlen den zweiten Platz belegte - sondern die tödliche Politik der offenen Grenzen, die die Partei ablehne, schrieb der US-Außenminister. „Deutschland sollte seinen Kurs ändern.“

Einstufung als „gesichert rechtsextrem“: AfD wehrt sich

Update, 18.30 Uhr: Mit einer 48-seitigen Abmahnung wehrt sich die AfD gegen die Einstufung als gesichert rechtsextrem durch den Verfassungsschutz. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters verlangt die Partei in einem Schreiben der Kanzlei Höcker, dass diese Bewertung bis Montag um 8 Uhr korrigiert wird. „Sollte eine entsprechende Erklärung nicht erfolgen, werden wir unserer Mandantin anraten, ein weiteres gerichtliches Eil- und Klageverfahren vor dem Verwaltungsgericht Köln anzustrengen“, wird in dem Dokument betont.

In der Abmahnung wird bemängelt, dass der Verfassungsschutz in seiner Mitteilung keine Beweise für seine Entscheidung vorgelegt habe. Zudem seien bestimmte Medien im Vorfeld mit Informationen versorgt worden, ohne dass entlastende Details mitgeteilt wurden. Die Entscheidung sei zudem kurz vor einem Regierungswechsel getroffen worden und beeinflusse die Vorwahlkampf-Phase für bevorstehende Kommunal- und Landtagswahlen.

Verfassungsschutz bestätigt AfD als gesichert rechtsextrem: Linken-Vorsitzende fordert Parteiverbot

Update, 16.45 Uhr: Die Vorsitzende der Linken, Ines Schwerdtner, hat auf X ein Verbot der AfD gefordert. Sie schrieb: „Was wir lang wussten, ist nun bestätigt: die AfD ist gesichert rechtsextrem. Ein Verbotsverfahren ist jetzt absolut notwendig.“ Allerdings sei es von größerer Bedeutung, die Partei, die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde, politisch zu bekämpfen und „ihr den Nährboden zu entziehen“.

Update vom 2. Mai, 15.30 Uhr: Der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) hält die Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ für das Ergebnis einer weiteren Radikalisierung der Partei. „Wir werden auch prüfen, inwieweit die Einstufung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz Auswirkungen auf AfD-Mitglieder und Funktionäre im öffentlichen Dienst hat“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur (dpa) Poseck. So müssten Mitarbeiter der Polizei und der Verwaltung gewährleisten, dass sie jederzeit für die freiheitlich demokratischen Grundwerte eintreten.

Erstmeldung: Berlin – Neuer Gegenwind für die AfD: Der Verfassungsschutz hat in einem Gutachten die gesamte Partei als gesichert rechtsextrem hochgestuft. Damit nimmt die Debatte um ein mögliches Verbot der Partei neue Fahrt auf. So forderte der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner ein zügiges Verfahren. „Jegliche Form der Normalisierung ist gescheitert“, sagte der Sozialdemokrat zur Frankfurter Rundschau von Ippen.Media und fügte hinzu: „Wir müssen alle Möglichkeiten der Verfassung nutzen und die Demokratiefeinde klar bekämpfen.“

Doch in der Hauptstadt stößt die Forderung auf ein geteiltes Echo. Während sich vor allem viele Politikerinnen und Politiker von SPD, Grüne und Linke ähnlich wie Stegner äußerten, warnte Noch-Kanzler Olaf Scholz vor einem möglichen Scheitern eines Verbotsverfahrens. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich zurückhaltend.

Gesichert rechtsextrem: Verfassungsschutz facht Debatte um AfD-Verbot neu an

Monatelang hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz an dem Gutachten gefeilt. Ungeachtet der Forderungen nach einem Verbot teilte die Behörde am Freitag mit, dass die AfD Bevölkerungsgruppen von gleichberechtigter Teilhabe ausschließen wolle und die AfD insgesamt als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft werde. Damit gilt die gesamte Partei als verfassungsfeindlich. Bisher waren nur die Landesverbände in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt von den Behörden entsprechend bewertet worden. Bundesweit galt die AfD nur als rechtsextremer „Verdachtsfall“.

Die AfD-Spitze im Wandel der Zeit: von Bernd Lucke bis Alice Weidel

Die AfD liegt in den Umfragen zur Bundestagswahl 2025 an zweiter Stelle.
Die AfD liegt in den Umfragen zur Bundestagswahl 2025 an zweiter Stelle. Anders als jahrelang üblich, gab es bei ihrem Bundesparteitag im Januar 2025 in Riesa kaum große Streitthemen. Auch die Mitglieder des AfD-Bundesvorstands verbreiteten Harmonie (von links nach rechts): Carsten Hütter, Alice Weidel, Tino Chrupalla, Peter Boehringer und Heiko Scholz. In Riesa beschloss die AfD ihr Wahlprogramm.  © Sebastian Kahnert/dpa
Auf dem Parteitag wurde Parteichefin Alice Weidel zur Kanzlerkandidatin gekürt.
Im Mittelpunkt des Parteitags stand Alice Weidel, die die AfD mit einer schrillen Rede auf den Wahlkampf einschwor. Vor allem mit ihrer rigorosen Wortwahl schien sie den Nerv der Partei zu treffen. So forderte sie Rückführungen im großen Stil: „Wenn es dann Remigration heißen soll, dann heißt es eben Remigration.“ Zuvor hatte sie diesen Begriff vermieden.  © Jens Schlüter/AFP
AfD-Bundesparteitag in Riesa
Tatsächlich ist nach Riesa rhetorisch kein Unterschied mehr zwischen Weidel und den Rechtsextremen auszumachen. Immer wieder gelang es ihr, die düstere AfD-Seele mit ihrer scharfen Wortwahl zu massieren. So prägte sie auch den irren Begriff ,,Windmühlen der Schande“.  © Sebastian Kahnert/dpa
AfD Parteitag 2013 in Berlin
Wie aber kam es zum Aufstieg der AfD? Los ging alles am 6. Februar 2013, als 18 Menschen im hessischen Oberursel (Taunus) die Partei „Alternative für Deutschland“ gründeten. Der erste AfD-Parteitag fand bereits am 14. April 2013 statt (im Bild). Bei der Bundestagswahl im selben Jahr erzielte die neue Partei aus dem rechten Spektrum auf Anhieb 4,7 Prozent – das beste Ergebnis, das eine neu gegründete Partei jemals bei ihrer ersten Bundestagswahl erzielen konnte.  © imago
Landesparteitag der AfD am 11. Januar 2014 in Gießen
Nahezu von Anfang begleiten Gegendemonstrationen die AfD-Veranstaltungen - wie hier der Landesparteitag am 11. Januar 2014 in Gießen. Der rechtspopulistischen Partei werden immer wieder Demokratie- und Europafeindlichkeit vorgeworfen. © imago stock&people
Dr. Konrad Adam, Journalist und Mitgebründer der Alternative für Deutschland (AfD)
Als einer der Gründungsväter der AfD gilt Konrad Adam. Der 1942 in Wuppertal geborene Journalist arbeitete für die Tageszeitungen FAZ und Welt. Zunächst war er Gründungsmitglied der eurokritischen Wahlalternative 2013 und wurde noch im selben Jahr einer von drei Bundessprechern der neu gegründeten AfD. Wie viele andere war Adam ursprünglich CDU-Mitglied, ehe er – vermutlich aus Enttäuschung über die als linksliberal wahrgenommene Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) – eine neue Heimat in der AfD fand. Zwei Jahre blieb Adam Bundessprecher, doch bereits im Dezember 2015 begann er, sich von der Partei zu distanzieren. 2020 kündigte er seinen Austritt aus der AfD an, der am 1. Januar 2021 in Kraft trat. © imago
Konrad Adam, Bernd Lucke und Alexander Gauland auf dem ersten Parteitag der AfD in Berlin.
Das bekannteste Gesicht der AfD-Gründungsphase gehört dem Mann mit erhobenen Armen: Bernd Lucke. Geboren 1962 in West-Berlin und aufgewachsen in Nordrhein-Westfalen, studierte Lucke Volkswirtschaftslehre und wurde später in Hamburg Professor. Mit 14 Jahren trat Lucke in die CDU ein und verließ die Union 33 Jahre später, weil er mit der Eurorettungspolitik nicht einverstanden war. Der Euro und die EU wurden zu den zentralen Kritikpunkten, die Lucke in den folgenden Jahren bezogen auf die Bundespolitik äußerte. Ergebnis dieser Kritik war zunächst die eurokritische Wahlalternative 2013, aus der am 14. April 2013 die AfD hervorging. © imago
rof. Dr. Bernd Lucke im Wahlkampf für die AfD
Bereits im September 2013 engagierte sich Prof. Dr. Bernd Lucke im Wahlkampf für die AfD, wie hier auf einer Veranstaltung in Magdeburg. © IMAGO/Zoonar.com/Axel Kammerer
Bernd Lucke als Vorsitzender der AfD auf einem Parteitag
Auch Bernd Luckes Zeit in der AfD war nur eine kurze. 2014 ging er noch als Spitzenkandidat der „Alternative für Deutschland“ in den Wahlkampf für die anstehende Europawahl. Bis 2019 war Lucke im Anschluss Mitglied im Europäischen Parlament. Doch bereits 2015 deutete sich an, dass Lucke im internen Machtkampf in der AfD den Kürzeren ziehen könnte. Führende Köpfe der AfD wie Björn Höcke gerieten in Konflikt mit dem Vorsitzenden. Lucke ging und trat 2015 aus der AfD aus. Er gründete die nächste Partei: die Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA). © imago
Olaf Henkel GER Berlin 20150112 Alternative für Deutschland Prof Hans Olaf Henkel Veranstaltun
Anfang 2014 wurde die AfD-Mitgliedschaft von Professor Hans-Olaf Henkel bekannt. Einen Namen machte sich Henkel als erfolgreicher Manager bei IBM. Später wechselte er auf die Verbandsebene und wurde Präsident des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie). 2014 zog er für die AfD ins Europaparlament ein. Für ein Jahr war Henkel sogar stellvertretender Bundessprecher der „Alternative für Deutschland“. 2015 trat Hans-Olaf Henkel wieder aus der AfD aus. © imago
Hans-Olaf Henkel, hier mit Ehefrau Bettina und ihrer Zwillingsschwester Almut
Seinen Bruch mit der AfD begründete Hans-Olaf Henkel, hier mit Ehefrau Bettina und ihrer Zwillingsschwester Almut beim Bundespresseball 2019, mit dem Rechtsruck der Partei. Gegenüber dem WDR bezeichnete Henkel die AfD im Jahr 2015 als „eine Art NPD-light, vielleicht sogar identisch mit der NPD“. Sein Engagement bei der AfD sieht Henkel mittlerweile offenbar kritisch: „Wir haben ein Monster erschaffen.“ © VISTAPRESS / G. Chlebarov via www.imago-images.de
Deutschland Essen Grugahalle 4 Ausserordentlicher AfD Parteitag Bernd Lucke nach der Wahl von F
Auf Bernd Lucke folgte an der Parteispitze der AfD Frauke Petry. Die studierte Chemikerin wurde 1975 in Dresden geboren. 2013 war sie bereits neben Lucke eine der drei Parteisprecherinnen der AfD. Außerdem wurde sie im selben Jahr zur Vorsitzenden der AfD Sachsen gewählt.  © imago
Frauke Petry AfD
Im Juli 2015 schließlich kam es zum internen Machtkampf in der AfD, den Petry für sich entscheiden konnte. Doch schon zwei Jahre später war auch für sie wieder Schluss. Ende September 2017 trat sie aus der AfD aus und gründete wie Lucke ihre eigene kleine Partei: Petry nannte sie „Die blaue Partei“. © Michael Kappeler/dpa
Prof. Dr. Jörg Meuthen (M.), Bundessprecher der AfD, Deutschland, Berlin, Bundespressekonferenz, Thema: AfD - Zu den Bu
Ein ähnliches Schicksal wie Petry und Lucke ereilte auch Jörg Meuthen (Mitte). Der 1961 in Essen geborene studierte Volkswirt wurde 2015 zu einem der zwei Bundessprecher der AfD gewählt. 2019 gelang ihm der Sieg bei der Wahl zum ersten Bundesvorsitzenden der AfD. Doch schon 2021 erklärte Meuthen, nicht erneut für den Vorsitz kandidieren zu wollen. 2022 folgte dann der endgültige Austritt aus der Partei. Der ließ sich auf seine Niederlage im Machtkampf mit Björn Höcke und den rechtsextremen Kräften innerhalb der AfD zurückführen. © M. Popow/Imago
Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA)
Auftrieb erhielt die AfD auch durch ihre Nähe zur Pegida-Bewegung. Die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) demonstrierten ab 2014 in Dresden und später in weiteren Städten. Immer wieder schlossen sich AfD-Leute den Demonstrationen an, darunter 2018 in Chemnitz auch Björn Höcke. © Ralf Hirschberger/dpa
Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg
Auch Adel findet sich unter den Führungspersönlichkeiten der AfD: Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, war einst bei der FDP und gehörte 2013 zu den Gründungsmitgliedern der AfD. Sie war von Dezember 2019 bis Juni 2022 stellvertretende Bundessprecherin ihrer Partei. Seit Oktober 2017 ist sie eine der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion. © Moritz Frankenberg/dpa
Doris Fürstin von Sayn-Wittgenstein im Sitzungssaal des schleswig-holsteinischen Landesverfassungsgerichts.
Auch Doris Fürstin von Sayn-Wittgenstein wurde aus der AfD ausgeschlossen. Sayn-Wittgenstein soll für einen rechtsextremistischen Verein geworben haben, der auf der sogenannten Unvereinbarkeitsliste der AfD stand. Doch die 1954 geborene Rechtsanwältin wehrte sich erfolgreich gegen den Parteiausschluss, den ein Bundesschiedsgericht 2019 beschlossen hat. Im April 2021 urteilte das Landgericht Berlin, dass der Ausschluss aufgrund formaler Fehler unwirksam sei. Damit war sie wieder Parteimitglied. Im Februar 2024 zog der AfD-Bundesvorstand seine Berufung beim Berliner Kammergericht zurück, wodurch das Urteil rechtskräftig geworden ist.  © Marcus Brandt/dpa
Alexander Gauland, heute AfD-Mitglied, früher Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung
Ein Urgestein der AfD, das all die personellen Wechsel überstanden hat und immer noch da ist: Alexander Gauland. Geboren 1941 in Chemnitz, war Gauland vor seiner aktiven politischen Karriere Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ). CDU-Mitglied wurde der gelernte Jurist bereits 1973, ab 1987 übernahm er verschiedene politische Ämter, vor allem für die Union in Hessen. CDU-Mitglied blieb Gauland bis 2013, ehe er die AfD mitgründete. Im Jahr 2017 wurde Gauland Bundessprecher der AfD (bis 2019). Von 2017 bis 2021 war er neben Alice Weidel einer von zwei Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion. 2021 gab er dieses Amt wieder ab, blieb der Partei aber als Ehrenvorsitzender erhalten. © imago
AfD-Chefin Alice Weidel
Alice Weidels Aufstieg in der AfD begann mit ihrem Parteieintritt im Jahr 2013. Zwei Jahre später wurde sie bereits in den Bundesvorstand gewählt. 2017 ernannte sie die Partei zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl. Im selben Jahr wurde Weidel neben Alexander Gauland Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, die sie vier Jahre lang führte. © Sebastian Kahnert/dpa
Alice Weidel wohnt mit ihrer Partnerin Sarah Bossard
Alice Weidel wohnt mit ihrer Partnerin Sarah Bossard in einer eingetragenen Partnerschaft zusammen. Das Paar hat zwei Söhne. (Archivbild) © Michael Buholzer/dpa
Tino Chrupalla bei der AfD
Neben Alice Weidel machte in den vergangenen Jahren vor allem Tino Chrupalla bei der AfD von sich reden. Einst Mitglied der Jungen Union und nach eigenen Angaben langjähriger CDU-Wähler, trat Chrupalla 2015 in die AfD ein. 2017 zog er für die Rechtspopulisten in den Bundestag ein. Im selben Jahr wurde er zu einem von fünf stellvertretenden Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion gewählt. © imago
Tino Chrupalla neben Jörg Meuthen
Im Jahr 2019 wurde Tino Chrupalla neben Jörg Meuthen zum Bundesvorsitzenden der AfD.  © Julian Stratenschulte
Alice Weidel und Tino Chrupalla
In den Wahlkampf für die Bundestagswahl 2021 zog die AfD mit einer Doppelspitze, bestehend aus Alice Weidel und Tino Chrupalla. Beide stehen seitdem als Bundessprecherin und Bundessprecher an der Spitze der Partei.  © Kay Nietfeld/dpa
Björn Höcke war zwar nie Vorsitzender der AfD,
Björn Höcke war zwar nie Vorsitzender der AfD, gilt aber dennoch als einer der einflussreichsten Personen innerhalb der rechtspopulistischen Partei. Wie Chrupalla gibt auch er an, einst überzeugter Anhänger der CDU und Mitglied der Jungen Union gewesen zu sein. 2013 trat er der AfD bei. © Christoph Soeder/dpa
Björn Höcke den AfD-Landesverband
Ebenfalls 2013 gründete Björn Höcke den AfD-Landesverband in Thüringen. Kurze Zeit später kam es zum Streit mit dem damaligen Bundesvorstand der AfD, der 2017 sogar den Parteiausschluss Höckes beantragte. Den Machtkampf mit der alten Garde der AfD gewann aber Höcke. Er ist weiterhin Parteimitglied, während Widersacher wie Bernd Lucke, Frauke Petry oder Jörg Meuthen die Partei verlassen haben. © Sebastian Kahnert/dpa
André Poggenburg in Leipzig
Anders erging es da einem einstigen Verbündeten von Björn Höcke: André Poggenburg. Gemeinsam mit Höcke hatte der ehemalige Vorsitzende der AfD Sachsen-Anhalt 2015 ein Positionspapier des „AfD-Flügels“ verfasst und damit wie Höcke den Ärger der Parteiführung auf sich gezogen. 2019 plante der AfD-Bundesvorstand, Poggenburg für zwei Jahre von allen Parteiämtern auszuschließen. Dazu kam es nicht, denn Poggenburg trat kurz darauf aus der AfD aus und gründete in alter Tradition ehemaliger AfD-Politiker eine eigene Partei unter dem Namen „Aufbruch deutscher Patrioten – Mitteldeutschland“. Inzwischen ist er parteilos. © Sebastian Willnow/dpa
AfD-Parteitag Riesa - Proteste
Mit dem Aufstieg der AfD zur bundesweiten Größe und dem Einzug in zahlreiche Landesparlamente sowie den Deutschen Bundestag mehrte sich auch der Protest gegen die Rechtspopulisten. Der AfD-Bundesparteitag in Riesa im Januar 2025 wurde von zahlreichen Demonstrationen begleitet. © Daniel Wagner/dpa
AfD-Bundesparteitag in Riesa mit Alice Weidel
Die Proteste hielten die Delegierten auf dem AfD-Bundesparteitag aber nicht davon ab, Alice Weidel zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2025 zu ernennen. Die AfD stellt damit erstmals in ihrer Geschichte eine eigene Kanzlerkandidatin. © Sebastian Kahnert/dpa

Der stellvertretende AfD-Vorsitzende Stephan Brandner bezeichnete das Gutachten als „inhaltlichen Blödsinn“ und die Parteiführung um Alice Weidel und Tino Chrupalla kündigten an, sich dagegen juristisch zur Wehr zu setzen. Doch die neue Einstufung als „gesichert“ rechtsextrem senkt erst einmal die Hürden für eine Beobachtung der Partei mit sogenannten nachrichtendienstlichen Mitteln. Möglich wird damit die Observation von Treffen, das Abhören von Telefonen und das Anwerben von Informanten.

Warten auf das Gutachten: Abstimmung zum AfD-Verbotsverfahren im Bundestag verschoben

Im Bundestag war das Gutachten vom Verfassungsschutz bereits von vielen Abgeordneten erwartet worden. Ende des vergangenen Jahres hatte eine Gruppe fraktionsübergreifend einen Antrag für die Eröffnung eines Verbotsverfahrens gegen die AfD eingereicht. Im Januar hatte es eine erste Beratung gegeben, zur Abstimmung war es aber mit Blick auf die vorgezogene Bundestagswahl nicht mehr gekommen. Einige Abgeordnete wollten auch erst die seit langem angekündigte Einschätzung vom Verfassungsschutz abwarten.

Pro Verbot: SPD, Linke und Grüne fordern klare Kante gegen AfD

Vor diesem Hintergrund forderten nun am Freitag zahlreiche Stimmen das Vorantreiben des Vorhabens. „Das Verbot muss kommen“, sagte auch die SPD-Vize-Vorsitzende Serpil Midyatli. Natürlich müsse dies „solide“ vorbereitet werden, ergänzte Stegner im Gespräch mit fr.de. Der Genosse gehörte mit zu den Unterzeichnern des Gruppenantrags zu dem Verbotsverfahren – ebenso wie der CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz, der ebenfalls am Freitag seine Forderung nach einem AfD-Verbot erneuerte.

Die Linksfraktion im Bundestag will laut ihrer Chefin Heidi Reichinnek auch „alles dafür tun“, dass ein Verbotsverfahren gegen die AfD auf den Weg gebracht wird. „Alle, die für eine Normalisierung der AfD geworben haben und es weiterhin tun, stärken damit Rechtsextreme und gefährden die Demokratie“, sagte Reichinnek laut der Nachrichtenagentur dpa nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch. Ähnliche Töne kamen auch von den Grünen.

Contra zum AfD-Verbot: Kanzler Scholz zeigt sich aktuell skeptisch - trotz Verfassungsschutz-Gutachten

Dennoch bleibt das Vorgehen umstritten, auch innerhalb der SPD. Bundeskanzler Olaf Scholz warnte trotz der Neueinstufung der AfD vor einem voreiligen Verbotsverfahren. „Ich finde, das ist eine Sache, die man nicht übers Knie brechen darf“, sagte der SPD-Politiker. Das Bundesverfassungsgericht habe alle Verbotsanträge der letzten Zeit abgelehnt. „Ich bin gegen einen Schnellschuss und werde deshalb auch nicht sagen, so sollten wir es machen.“ Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sieht ebenfalls hohe Hürden.

Zurückhaltend zeigte sich auch die Union. Zwar bezeichnete CSU-Chef Markus Söder die Hochstufung der AfD in einer ersten Reaktion als „finalen Weckruf“. Doch eine Forderung zu einem Verbot verkniff er sich in seiner ersten Stellungnahme. Ohnehin ringt die Union mit der richtigen Positionierung zu den Rechtspopulisten. Seit Monaten holt die Partei in den Umfragen auf und macht der CDU und der CSU die Wähler streitig. Vor diesem Hintergrund hatten erste Stimmen davor gewarnt, die AfD ständig zu dämonisieren. Unter anderem hatte der mögliche neue Fraktionsvorsitzende Jens Spahn vorgeschlagen, im parlamentarischen Alltag den Weg der Normalisierung zu probieren. Für die Aussage hatte er jedoch sehr viel Kritik geerntet, weswegen er schnell zurückgerudert war.

Doch vor diesem Hintergrund schauen viele Sozialdemokraten weiterhin skeptisch auf den künftigen Koalitionspartner. Eine Mehrheit für einen Verbotsantrag scheint bei einer möglichen Abstimmung im Bundestag keineswegs sicher. (jek)

Rubriklistenbild: © IMAGO / Political-Moments