Einsparungen von 290 Millionen

Schwierige Zeiten für die Automobilindustrie: Unzählige Arbeitsstellen bedroht

  • VonBleranda Shabani
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Die Automobilbranche hat mit einer dauerhaften Krise zu kämpfen: Werkschließungen und tausende Entlassungen, wie bei Schaeffler, belasten den Bereich durch schwache Märkte und Elektromobilität.

Frankfurt – Nach Regen kommt Sonne, doch in der Automobilindustrie bleibt der Himmel weiterhin grau. Immer wieder kommen Meldungen über neue Krisen, die die Branche erschüttern. Zahlreiche große Automobilkonzerne sehen sich gezwungen, ihre internen Herausforderungen zu bewältigen, was in vielen Fällen zu Werkschließungen und einem massiven Stellenabbau führt.

Automobilkrise: Ankündigung von Stellenstreichungen bei Schaeffler

Der Autozulieferer und Maschinenbauer Schaeffler hat angesichts anhaltender Probleme in der Industriesparte und dem schwächelnden Automarkt angekündigt, mehrere tausend Stellen in Europa zu streichen. Vorgesehen seien insgesamt 4700 Stellen, von denen 2800 auf Deutschland entfallen, wie das Unternehmen aus Herzogenaurach am Dienstag (5. November) mitteilte. 

Betroffen von den Stellenstreichungen sind demnach in Deutschland zehn Standorte und weitere fünf in Europa. Von letzteren will das Unternehmen zwei schließen. Ein Teil der 4700 Stellen sollen dem Autozulieferer zufolge verlagert werden, sodass sich der Nettostellenabbau auf 3700 Arbeitsplätze reduziere. Nähere Einzelheiten dazu soll es „bis Ende des Jahres“ geben.

Autobranche in der Krise: Jährliche Einsparungen von 290 Millionen Euro bis 2029

Schaeffler verspricht sich Einsparungen von jährlich etwa 290 Millionen Euro bis 2029. Ein Teil davon entfielen auch auf „Kostensynergien aus dem Zusammenschluss“ mit dem Antriebsspezialisten Vitesco, den Schaeffler im Oktober übernommen hatte. Die Zahl der Beschäftigten stieg dadurch um 35.000 auf weltweit 120.000.

Die deutsche Wirtschaft schwächelt: Die deutsche Autoindustrie steht unter Druck.

Auch ZF Friedrichshafen plant drastischen Stellenabbau

Neben Schaeffler haben bereits mehrere bedeutende Zulieferer auf die Krise in der Automobilbranche reagiert. So kündigte der Zulieferer ZF Friedrichshafen im Sommer an, in den kommenden vier Jahren zwischen 11.000 und 14.000 Arbeitsplätze abzubauen, wie t-online berichtet.

Am Standort in Brandenburg an der Havel soll nach Unternehmensangaben ein Wegfall von bis zu 850 Vollzeitstellen bis 2028 geplant sein. Das Getriebewerk beschäftigt rund 1.600 Mitarbeiter. 

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) gibt an, dass im Jahr 2023 rund 273.500 Menschen in der deutschen Zulieferindustrie beschäftigt waren. Stellenabbau und Werkschließungen führen zur Schwächung dieser Industriesparte.

Im zweiten Quartal führte die Unternehmensberatung Horváth eine Befragung bei 50 Automobilzulieferern durch, darunter 35 deutsche Firmen, und erkundigte sich nach ihren Zukunftsplänen. Wie aus einem Bericht von t-online hervorgeht, planen 60 Prozent der befragten deutschen Unternehmen einen massiven Stellenabbau, um Kosten zu reduzieren.

Deutlicher Rückgang bei den Elektroauto-Zulassungen

Die Ursache für die gegenwärtigen Schwierigkeiten liegt vor allem im Übergang zur Elektromobilität, der in Deutschland nur schleppend voranschreitet. Der Verkauf von Elektroautos hat nachgelassen. Zwischen Januar und September dieses Jahres wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt lediglich 276.390 neue batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) zugelassen. Das sind rund 28,6 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, als über 387.000 neue Elektroautos auf die Straßen kamen, berichtet die Tagesschau.

Besonders drastisch war der Einbruch im August, wo die Zulassungszahlen fast um 70 Prozent sanken, wie die Tagesschau berichtet. Die Branche steht unter Druck, Lösungen für die schleppende Nachfrage zu finden, da die Bedenken um Ladeinfrastruktur und Preisgestaltung offenbar viele potenzielle Käufer abschrecken. Mit Material der dpa.

Rubriklistenbild: © Jörg Sarbach/dpa

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