Wilde Spekulationen

Potenzielle Kehrtwende bei Nord Stream 2 – durch Trump? „Steigt wie Phoenix aus der Asche“

  • Bona Hyun
    VonBona Hyun
    schließen

Die kontroverse Erdgas-Leitung „Nord Stream 2“ unter US-Kontrolle – könnten amerikanische Geldgeber wirklich beteiligt sein? Aktuelle Spekulationen lösen zahlreiche Fragen aus.

Berlin – Spekulationen über die umstrittene Nord Stream 2-Pipeline reißen nicht ab. Im Vordergrund der Gerüchte stehen oftmals Verbindungen zum Weißen Haus und zum US-Präsidenten Donald Trump. Die Annäherungen zwischen den USA und Russland sowie eine mögliche Insolvenz der Nord Stream 2 AG befeuern die Frage, ob es zu einer Wende kommen könnte.

Gerüchte über Nord Stream 2 – Gericht droht mit Konkurs

Der Reihe nach: Mit Kriegsbeginn im Februar 2022 hatte die Nord Stream 2 AG ihre Geschäftsgrundlage verloren. Die fast zehn Milliarden Euro teure Pipeline ging nie in Betrieb. Einer der beiden Röhrenstränge wurde bei einem Anschlag Anfang September 2022 zerstört, ebenso wie die beiden Stränge der bereits in Betrieb genommenen Nord-Stream-1-Pipeline. 

Spekulationen über die umstrittene Nord Stream 2-Pipeline reißen nicht ab. Im Vordergrund der Gerüchte stehen oftmals mögliche Verbindungen zum Weißen Haus und zum US-Präsidenten Donald Trump.

Die hoch verschuldete Betreibergesellschaft der Nord Stream 2-Pipeline hat im Januar 2025 überraschend einen weiteren Aufschub zur Einigung mit Gläubigern erhalten, um einen Konkurs abzuwenden. Ursprünglich hatte das Gericht im Schweizer Kanton Zug eine Entscheidung bis zum 10. Januar angekündigt. Die neue Frist gilt nun bis zum 9. Mai, wie das Gericht im Januar mitteilte. 

Alle Kleingläubiger müssen bis dahin „in voller Höhe“ befriedigt und ein Nachweis über die Zahlungen vorgelegt werden. „Wird diese Frist nicht eingehalten, wird über die Nord Stream 2 AG ohne Ansetzung einer Nachfrist der Konkurs eröffnet“, teilte das Kantonsgericht mit. In Deutschland entspricht das einem Insolvenzverfahren.

Wem gehört Nord Stream 2?

Eigentümerin der Pipeline ist die Nord Stream 2 AG mit Sitz in der Schweiz. Die Gesellschaft befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum von Gazprom Russland. Beim Kantonsgericht Zug wird seit 2022 das sogenannte Nachlassverfahren der Nord Stream 2 AG geführt. Mit dem Verfahren könnte ein Konkurs der Gesellschaft abgewendet werden, ein Liquidierungsbeschluss wurde auf Mai verschoben. 

Spekulationen über Nord Stream 2 – US-Investoren bekunden offenbar Interesse

Derzeit gibt es Gerüchte und Berichte, dass US-Investoren Interesse an der Gas-Pipeline Nord Stream 2 bekunden. US-Investoren erwägen laut einem Bericht der Financial Times, die umstrittene Gas-Pipeline Nord Stream 2 als Verhandlungsmasse in den Ukraine-Friedensgesprächen zu nutzen. Der frühere Geschäftsführer der Nord-Stream-2-Betreibergesellschaft, Matthias Warnig, soll dabei eine Schlüsselrolle spielen. Unterstützung erhält das Projekt offenbar aus Kreisen um US-Präsident Trump.

Laut Informationen der Süddeutschen Zeitung spekulieren auch mit der Angelegenheit vertrauten Personen über eine mögliche Nähe zu Trump und den USA. „Mich würde nicht überraschen, wenn da ein Investor wie Phoenix aus der Asche steigt“, sagte eine Quelle der Zeitung. Womöglich sei dieser Investor nur ein Strohmann.

Unterstützer von Trump wohl an Erwerb von Nord Stream 2 interessiert

Bereits im vergangenen Jahr, im November 2024, hatte zudem ein Trump-Unterstützer Interesse am Kauf der Pipeline verkündet. So beantrage der Finanzier Stephen Lynch bei der US-Regierung die Erlaubnis, bei einer möglichen Auktion in der Schweiz zuzuschlagen, wie das Wall Street Journal berichtete. Es wäre eine einmalige Gelegenheit, die Energieversorgung Europas unter amerikanische und europäische Kontrolle zu bringen, sagte er der Zeitung.

Lynch setzt zudem darauf, dass die Erdgasleitung bei einer Auktion versteigert wird, wenn eine insolvente Tochter des russischen Energieriesen Gazprom ihre Schulden nicht restrukturieren kann und ihre Vermögenswerte aufgelöst werden sollten. Die rechtlichen Hürden wären allerdings hoch: Lynch braucht eine Genehmigung aus Washington für Geschäfte mit Firmen, die mit US-Sanktionen belegt sind.

Comeback von Nord Stream 2? Bundesregierung weist Gerüchte zurück

All diese Gerüchte befeuerten wiederum Spekulationen über ein Comeback von Nord Stream 2 und dass russisches Gas über die Pipelines fließen könnte. Das Bundeswirtschaftsministerium betonte, dass es weder am Konkursverfahren noch an etwaigen Verkaufsgesprächen beteiligt ist. Das Ministerium führe in diesem Zusammenhang auch keine Gespräche mit Russland über eine etwaige leitungsgebundene Lieferung von russischem Gas, so der Sprecher. „Dies steht nicht zur Debatte.“ Die Unabhängigkeit von russischem Gas sei für die Bundesregierung sicherheitspolitisch von strategischer Bedeutung und sie halte daran fest. Auch Warnig bestreitet jegliche Gespräche mit US-Politikern oder Investoren.

Neben dem Beschluss Deutschlands, keine Gas-Importe aus Russland mehr ins Land zu lassen, gebe es noch weitere Hürden für eine Inbetriebnahme, betonte der Regierungssprecher laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. So sei die Nord Stream 2-Pipeline nie zertifiziert worden, insofern dürfte selbst die noch intakte Röhre gar nicht genutzt werden.

Rubriklistenbild: © Danish Defence Command/dpa/Evan Vucci/dpa (montage)

Mehr zum Thema