Genehmigung steht aus
Putin unter Druck wegen „Nord-Stream 2“? Trump-Befürworter möchte anscheinend Pipelines erwerben
VonBona Hyunschließen
Die kontroverse Erdgas-Pipeline „Nord Stream 2“ in den Händen der USA - könnte das tatsächlich passieren? Ein US-Investor scheint zumindest daran interessiert zu sein.
Washington D.C. – Für Wladimir Putin galt Nord Stream 2 zunächst als wichtige Geldquelle. Das hatte sich erst mal nach der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines erledigt. Nun bringt sich offenbar ein US-Investor und Unterstützer des zum US-Präsidenten wiedergewählten Donald Trump als potenzieller Käufer der stillgelegten Pipeline ins Gespräch.
Mögliche Auktion von Nord-Stream-2: Trump-Unterstützer bittet offenbar um Erlaubnis für Kauf der Pipeline
Der Finanzier Stephen Lynch beantragte bei der US-Regierung die Erlaubnis, bei einer möglichen Auktion in der Schweiz zuzuschlagen, wie das Wall Street Journal berichtete. Es wäre eine einmalige Gelegenheit, die Energieversorgung Europas unter amerikanische und europäische Kontrolle zu bringen, sagte er der Zeitung. Gerade nach der Ankündigung Russlands, die Gaslieferungen nach Österreich einzustellen, wuchst zunächst Unsicherheit über die Energieversorgung. Österreich zeigte sich allerdings zuversichtlich.
Zu den fünf Anteilseignern des Nord Stream-Konsortiums gehört Gazprom international projects North 1 LLC (Unternehmen der staatlichen Gazprom-Gruppe). Lynch argumentiere bei der US-Regierung, dass der Besitz der Pipeline ein Druckmittel in Verhandlungen mit Russland über ein Ende des Krieges in der Ukraine sein könne, hieß es. Für die Transitländer bedeutet die Weiterleitung russischen Gases nach Westeuropa stets eine lukrative Einnahmequelle und gleichzeitig politisches Druckmittel gegen Russland.
Lynch setzt zudem darauf, dass die Erdgasleitung bei einer Auktion versteigert wird, wenn eine insolvente Tochter des russischen Energieriesen Gazprom ihre Schulden nicht restrukturieren kann und ihre Vermögenswerte aufgelöst werden sollten. Im Mai 2024 wurde bereits bekannt, dass Gazprom erstmals seit 1999 hohe Verluste verbuchen musste. Die Schäden an den Nord-Stream-Pipelines würden auch dazu beitragen, dass sich Gazprom „seine Position auf dem europäischen Markt in den kommenden Jahren wieder ausbauen kann“, schrieben die Denkfabrik Centre for Eastern Studies in einer Analyse.
US-Investor will Nord-Stream-2 kaufen – doch die Genehmigung steht noch aus
Lynch braucht aber eine Genehmigung aus Washington für Geschäfte mit Firmen, die mit US-Sanktionen belegt sind. Laut dem Wall Street Journal sind eine Reihe von US-Senatoren sowie Beamte im amerikanischen Finanzministerium und Außenamt seien über seine Pläne unterrichtet worden. Lynch hatte den Wahlkampf des designierten US-Präsidenten Donald Trump und dessen Republikaner finanziell unterstützt. Ob die USA Lynch grünes Licht geben wird, bleibt abzuwarten.
Umstrittene Nord-Stream-2: Pipelines wurden durch Explosion beschädigt
Die Unterwasser-Pipeline wurde dafür gebaut, russisches Erdgas von Sankt Petersburg aus durch die Ostsee nach Deutschland und damit in die EU zu leiten. Sie wurde 2021 fertiggestellt, ging aber nie in kommerziellen Betrieb. Bereits vor dem Bau befürchteten Kritiker befürchteten eine steigende Abhängigkeit Deutschlands und der EU von russischem Gas.
Im September 2022 wurde eine der zwei Leitungen der Nord Stream 2 durch Explosionen beschädigt, die zweite ist intakt. Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine stehen russische Erdgas-Lieferungen aktuell nicht zur Debatte. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 lange vor der Explosion als Reaktion auf den Ukraine-Krieg auf Eis gelegt. Zudem war auch vor den Nord-Stream-Explosionen schon kein Gas mehr nach Deutschland geflossen. Die letzten Monate, in denen noch reguläre Gaslieferungen durch die Nordstream-Pipelines stattfanden, zeigen einen graduellen Niedergang. (bohy mit Material der dpa)
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