SPD ist dagegen

Merz für die Abschaffung: Rente mit 63 kommt doch auf den Prüfstand

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Im Zuge der Diskussionen um eine Überarbeitung des Rentensystems hat die CDU verschiedene Ideen vorgebracht. Friedrich Merz hat insbesondere die 'Rente mit 63' im Blick.

Berlin – Die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD gehen auch in der ersten Aprilwoche weiter. Kanzler in spe Friedrich Merz (CDU) hat versprochen, bis Ostern eine Regierung aufzustellen – und angesichts der immer weiter eskalierenden geopolitischen Lage ist der Druck enorm. Union und SPD streiten sich noch über wichtige Finanzthemen; auch die Rente ist ein Minenfeld.

Merz will das Renteneintrittsalter erhöhen: Statt Rente mit 63 nur noch Rente mit 65

In dem Ergebnispapier der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales, das auch IPPEN.MEDIA vorliegt, wird deutlich, wie weit Union und SPD teilweise noch auseinanderliegen. Die Rente steht unter finanziellem Druck, im Herbst warnte die Deutsche Rentenversicherung (DRV) vor einer zeitweisen Zahlungsunfähigkeit im Jahr 2027, wenn keine Reform vorgelegt wird. Die Probleme sind im demografischen Wandel begründet: Die Babyboomer gehen nun nach und nach in den Ruhestand, doch die nachfolgenden Generationen sind nicht zahlreich genug, um mit ihren Beiträgen all die Renten zahlen zu können. Es muss etwas getan werden, zum Beispiel, indem Beiträge angehoben werden oder der Eintritt in die Rente möglichst weit nach hinten geschoben wird.

Letzteres würde Merz offenbar auch gerne tun. Nicht für alle, denn das Renteneintrittsalter wird gerade noch bis 2031 auf 67 Jahren angehoben; aber zumindest für diejenigen, die eine Frührente mit Abschlag in Betracht ziehen, soll es erst später losgehen können. „Wir werden die Altersgrenze für eine vorzeitige Altersrente für langjährig Versicherte der der Altersrente für besonders langjährig Versicherte schrittweise anpassen“, heißt es in dem Arbeitspapier im Wortlaut.

Früher in Rente gehen: Das sind die aktuellen Regeln für Rentner

Aktuell gelten folgende Regeln für die vorgezogene Rente:

  • Nach 45 Beitragsjahren dürfen Versicherte ohne Abschlag früher in Rente gehen. Sie können frühestens mit 65 Jahren (bzw. einige Jahrgänge können noch etwas früher) in den Ruhestand gehen. Diese Versicherten gelten als „besonders langjährig versichert“.
  • Nach 35 Jahren dürfen Versicherte mit Abschlag früher in Rente gehen. Das geht ab dem 63. Lebensjahr. Pro Monat, den man vor dem regulären Eintrittsalter in den Ruhestand geht, müssen Rentner mit 0,3 Prozent weniger Rente auskommen. Diese Versicherten gelten als „langjährig versichert“.

Es gelten für andere Gruppen, wie zum Beispiel jene mit einem Schwerbehindertenausweis oder Erwerbsgeminderte nochmal andere Regeln, die wir hier außen vor lassen wollen.

CDU will Rente für langjährig Versicherte nach oben anpassen: Rente mit 63 ist beliebt

Der Vorschlag der Union betrifft also nur die zweite Gruppe. Nach dem Willen der Union soll es so gut wie gar nicht mehr möglich sein, mit 63 Jahren in Rente zu gehen, sondern grundsätzlich erst ab 65 Jahren. Das ist damit gemeint, wenn die Union schreibt, sie passt das Renteneintrittsalter der langjährig Versicherten an das der besonders langjährig Versicherten an.

Nach aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung sind bis Ende 2023 insgesamt 160.453 langjährig Versicherte in den vorzeitigen Ruhestand getreten. Im selben Jahr kamen 221.077 besonders langjährig Versicherte hinzu, also jene, die ohne Abschlag in Frührente gehen konnten. Die Regelaltersgrenze haben 2023 demnach 349.943 Menschen erreicht.

Die zehn besten Tipps, um früher in Rente zu gehen

Symbolfoto. Eine Frau und ein Mann sitzen zusammen an einem Tisch mit einem Tablet und unterhalten sich.
Früher in den Ruhestand zu starten, ist für viele Menschen ein großer Wunsch. Mit einer durchdachten Planung und cleverer Nutzung von gesetzlichen und betrieblichen Möglichkeiten lässt sich dieser Traum oft verwirklichen. Hier sind die zehn besten Tipps, wie Sie Ihren Ruhestand vorziehen können. © Juliane Sonntag/Imago
Rente mit 63 ohne Abschläge
Rente mit 63 ohne Abschläge: Wenn Sie 45 Versicherungsjahre vorweisen können, dürfen Sie laut Deutsche-rentenversicherung.de mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Das Rentenalter hierfür ist allerdings abhängig vom Geburtsjahr: Für den Jahrgang 1959 liegt es beispielsweise bei 64 Jahren und 2 Monaten (Stand: 2023). Planen Sie also frühzeitig, wie Sie die 45 Jahre erreichen, denn diese Regelung kann Ihnen einen sorgenfreien finanziellen Start in den Ruhestand ermöglichen. © Aida López/Imago
Rente mit 63 mit Abschlägen
Rente mit 63 mit Abschlägen: Auch mit 35 Versicherungsjahren ist ein früher Renteneintritt möglich, jedoch mit Abschlägen. Für jeden Monat vor dem regulären Renteneintrittsalter werden 0,3 % Ihrer Rente abgezogen – maximal bis zu 14,4 %. Diese Kürzungen gelten dauerhaft, weshalb eine genaue Kalkulation essenziell ist, bevor Sie sich für diese Option entscheiden. © Thomas Trutschel/Imago
Betriebliche Rente
Betriebliche Rente: Manche Arbeitgeber bieten laut Stiftung Warentest betriebliche Lösungen, um bereits vor 63 Jahren aus dem Berufsleben auszusteigen. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf die Firmenregelungen, denn darauf haben Sie keinen gesetzlichen Anspruch. Eine betriebliche Rente kann jedoch eine wertvolle Ergänzung zu Ihrer gesetzlichen Rente sein, wenn Ihr Unternehmen solche Modelle unterstützt. © Imago
Mit Altersteilzeit in Rente gehen
Altersteilzeit: Die Altersteilzeit ermöglicht es Arbeitnehmern ab 55 Jahren, schrittweise aus dem Berufsleben auszusteigen. Besonders beliebt ist laut den Experten der Stiftung Warentest das Blockmodell: Hier arbeiten Sie beispielsweise drei Jahre voll und können anschließend drei Jahre lang freigestellt werden. Diese Regelung schafft eine ideale Balance zwischen Arbeit und Freizeit und bereitet optimal auf den Ruhestand vor. © Imago
Mit Vorruhestand früher in Rente gehen
Vorruhestand: Einige Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, in den Vorruhestand zu gehen. Dabei entfällt laut Stiftung Warentest zwar die Arbeitspflicht, das Gehalt wird aber stark reduziert. Oftmals bleibt nur die frühestmögliche Rente mit Abschlägen als Ergänzung, was eine sorgfältige finanzielle Planung erfordert. © Imago
Flexibler Übergang in den Ruhestand
Flexibler Übergang in den Ruhestand: Das Flexirentengesetz ermöglicht seit 2017 einen stufenweisen Übergang in den Ruhestand. Bereits ab 63 Jahren können Sie Altersrente beziehen und gleichzeitig in Teilzeit weiterarbeiten. Diese Lösung bietet nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch mehr Freiheit bei der Gestaltung Ihrer letzten Berufsjahre. © Imago
Wertguthaben aufbauen
Wertguthaben aufbauen: Einige Arbeitgeber erlauben das Ansammeln von Wertguthaben, das Sie später nutzen können, um früher in den Ruhestand zu gehen, berichten die Finanzexperten auf Test.de. Dieses Guthaben entsteht beispielsweise durch Überstunden oder nicht genommene Urlaubstage. Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Arbeitgeber, um herauszufinden, ob Ihr Betrieb solche Modelle anbietet. © Uwe Umstätter/Imago
Frühzeitige Finanzplanung für Rente
Frühzeitige Finanzplanung: Der Schlüssel zu einem vorzeitigen Renteneintritt liegt laut Dieversicherer.de in einer durchdachten Finanzplanung. Setzen Sie sich schon frühzeitig Ziele und erstellen Sie einen konkreten Plan, wie Sie diese erreichen können. Eine professionelle Beratung ist hierbei besonders hilfreich, um langfristige Sicherheit zu gewährleisten. © Imago
Kostenkontrolle für bequeme Rente
Kostenkontrolle: Je geringer Ihre Ausgaben, desto schneller können Sie Kapital für den Ruhestand ansparen. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Fixkosten und suchen Sie nach Einsparpotenzialen. Schon kleine Änderungen im Alltag können auf lange Sicht große finanzielle Freiräume schaffen. © Uwe Umstätter/Imago
Private Altersvorsorge
Private Altersvorsorge: Ergänzen Sie die gesetzliche Rente durch private Vorsorgeprodukte wie Lebensversicherungen, Riester-Rente oder ETF-Sparpläne. Diese können helfen, finanzielle Lücken zu schließen und den Renteneintritt früher zu realisieren. Lassen Sie sich hierzu umfassend beraten, um die für Sie passende Kombination aus Sicherheit und Rendite zu finden. © Luka Storm/Imago

Daran erkannt man, dass die vorzeitige Rente auch mit Abschlägen bei vielen Menschen in Deutschland beliebt ist. Auch eine aktuelle Umfrage aus Februar 2025 kommt zu diesem Schluss: Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Autozulieferers Continental will mehr als jeder Vierte (27 Prozent) vorzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden.

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Wirtschaft fordert Abschaffung der Rente mit 63: Merz steht unter Druck

Allerdings passt die Unionsforderung zu dem, was die Wirtschaft fordert. Der Fachkräftemangel setzt diese immer mehr zu, zahlreiche Stellen bleiben unbesetzt, weil zu viele qualifizierte Mitarbeiter in Rente gehen. Wirtschaftsvertreter fordern daher schon lange eine Abschaffung der Rente mit 63 und eine Erhöhung des Renteneintrittsalters, um diese Menschen so lange wie möglich halten zu können.

Neben diesem Reformvorschlag haben CDU und CSU auch eine Anpassung der Berechnung des Rentenniveaus gefordert. Statt wie bisher 45 Beitragsjahre anzunehmen, wollen sie von 47 Jahren ausgehen. Damit würden in Zukunft die Rentenerhöhungen kleiner ausfallen – statt wie aktuell prognostiziert um drei Prozent pro Jahr im Schnitt wären es dann um etwa nur 2,5 Prozent.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Zoonar/Iuliia Zavalishina

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