Werksschließungen
Chinas Interesse an Deutschland: Überzählige VW-Werke im Fokus?
VonPatrick Freiwahschließen
Die Zukunft mancher VW-Standorte in Deutschland bleibt ungewiss. Investoren aus China könnten eine Lösung sein – es gibt offenbar Ambitionen einer Übernahme.
Wolfsburg/Osnabrück – Chinesische Autobauer drängen auf den europäischen Markt und suchen nach Wegen, ihre Produktionskapazitäten in der Region zu erweitern. Dabei haben Investoren aus der Volksrepublik offenbar auch Interesse an potenziell überzähligen Volkswagen-Werken in Deutschland.
China möchte in Deutschland investieren – Chancen bei VW
Ein Insider berichtet, dass Hersteller aus China gezielt nach Möglichkeiten suchen, ihre Präsenz in der deutschen Automobilbranche auszubauen, wo mehrere der renommiertesten Autobauer der Welt zuhause sind.
Laut Reuters könnte dies eine Chance für jene VW-Standorte sein, die im Zuge von Kostensenkungen von Umstrukturierungen oder Schließungen betroffen sind. Die Übernahme einer Produktionsstätte würde China zugleich erlauben, seinen Einfluss im Herzen der europäischen Autoindustrie auszubauen.
Chinas Absatzstrategie: Eigene Werke in Europa haben
Überraschend ist diese These freilich nicht: Seit längerem beabsichtigen chinesische Unternehmen, in Europa Produktionsstätten aufzubauen oder welche zu übernehmen. In Ländern wie Ungarn (BYD) oder Spanien (Chery) entstehen bereits Werke, um den hiesigen Kontinent zu bedienen.
Auch das Joint-Venture zwischen Leapmotor und dem VW-Rivalen Stellantis plant eine Fertigung in Polen oder Spanien. Die Produktion innerhalb der EU würde zudem Strafzölle auf Elektroautos umgehen, was die Modelle für Verbraucher attraktiver macht.
Kostendruck: VW besitzt in Deutschland Überkapazitäten
VW wiederum hat Überkapazitäten am Heimatstandort und sieht sich dazu gezwungen, Kosten zu sparen: Die Zukunft der Werke in Osnabrück und Dresden bleibt ungewiss, auch wenn die IG Metall Schließungspläne zunächst abwehren konnte. Welche chinesischen Autobauer konkret an einem Einstieg interessiert sind, ließ der Insider ungenannt.
Die Regierung in Peking wiederum warte auf das Ergebnis der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar. Denn ein solcher Schritt sei in Deutschland von Politikern und Gewerkschaften abhängig.
VW und die Ambitionen Chinas: “Wir hoffen auf die deutsche Seite”
Angesichts des steigenden Wettbewerbs durch chinesische Hersteller bleibt das Thema sensibel. Gleichzeitig profitieren deutsche Autobauer seit Jahrzehnten von ihrem Geschäft in China. Zudem investieren Volkswagen und Co. weiter viel Geld, um im Reich der Mitte wettbewerbsfähig zu bleiben.
„China hat eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um ausländischen Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten zu eröffnen“, zitiert Reuters einen Sprecher des chinesischen Außenministeriums. „Wir hoffen, dass auch die deutsche Seite offen bleibt und ein faires, diskriminierungsfreies Geschäftsumfeld für chinesische Unternehmen bietet“, so der weitere Wortlaut der Stellungnahme.
Werden VW-Partnerschaften in China auf Deutschland ausgeweitet?
Mit Stephan Soldanski kommt in dem Bericht auch ein Vertreter der Arbeitnehmervertretung IG Metall zu Wort. Im Hinblick auf das VW-Werk Osnabrück erklärt der Gewerkschafter, dass die Belegschaft kein Problem damit hätte, für einen Joint-Venture-Partner der Niedersachsen Autos zu montieren: „An dem großen Lackierturm muss weiterhin das VW-Logo leuchten, und im Werk müssen VW-Bedingungen herrschen“, wird der Mann zitiert.
Denkbar wäre hier eine Zusammenarbeit mit Xpeng. Der China-Hersteller entwickelt mit Volkswagen bereits Elektroautos für den chinesischen Markt und hat Ambitionen, abseits der Volksrepublik Marktanteile zu erobern. Auch SAIC und FAW sind Autokonzerne, mit denen VW im fernen Osten gemeinsame Sache macht.
Deutsche Autobauer und der Zugang auf dem chinesischen Markt
Bei VW wollte man sich zu den Gerüchten offenbar nicht äußern. Die Fertigung des T-Roc-Cabrio in Osnabrück wurde kürzlich bis 2027 verlängert, wie es für die rund 2300 Beschäftigten danach weitergeht, ist aktuell unklar.
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Aus Unternehmenskreisen gibt es die Info, dass VW grundsätzlich nichts gegen einen chinesischen Käufer habe. Eine vollständige Veräußerung könnte Hunderte Millionen Euro in die Kassen spülen und wäre günstiger als eine komplette Schließung.
Insgesamt betreiben deutsche Autohersteller in China über 50 Werke, die meisten davon sind Teil von Joint Ventures. Alleine VW ist laut Unternehmensangaben an 39 davon beteiligt. (PF)
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