Neue Modelle für Europa

Produktion in Europa und breites Modellangebot: Gelingt BYD 2025 der Durchbruch?

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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BYD möchte auch in Europa wachsen. Dafür zieht der China-Hersteller eine eigene Produktion in Ungarn hoch. Eine weitere Säule ist von großer Bedeutung.

Szeged/München - Der Bau neuer Werke ist nicht nur mit hohen Investitionskosten verbunden, sondern oft auch mit teils enormen Verzögerungen, ehe die Inbetriebnahme folgt. Der Berliner Flughafen oder die Hamburger Elbphilharmonie sind zwei negative Beispiele aus deutscher Sicht. Dass das Hochziehen neuer Produktionsstätten seitens China einem anderen Rhythmus folgt, lässt sich an der neuen Fabrik des größten Autobauers des Landes erahnen: Ursprünglich sollte das BYD-Werk im ungarischen Szeged erst im Jahr 2027 seinen Betrieb aufnehmen. Doch nun wird die Inbetriebnahme offenbar drastisch vorgezogen.

BYD baut in Ungarn schon ab 2025 Autos für den europäischen Markt

Business Insider berichtet mit Verweis auf Europachefin Stella Li, dass die neue Fabrik an der Grenze zu Serbien bereits Ende 2025 ihren Betrieb aufnehmen soll. Demnach befindet sich der Hersteller offenbar deutlich vor dem früheren Zeitplan.

„Die Produktionsstätte in Ungarn ist zentral für die Markteroberungspläne von BYD in Europa, da der Konzern dann unabhängig von den von der EU beschlossenen Zöllen auf chinesische E-Autos auftreten kann“, zitiert das Portal die 56-Jährige, die im Frühsommer 2024 von der Chefetage damit beauftragt wurde, den Absatz des Anbieters auf dem hiesigen Kontinent zu verbessern.

BYD möchte auch auf dem europäischen Automarkt wachsen. 2025 soll hierfür ein entscheidendes Jahr werden.

Zwei BYD-Modelle werden bald in Europa produziert - weitere folgen

In dem Bericht wird auch erläutert, welche Modelle BYD zunächst in der neugebauten Fabrik in Szeged produzieren wird. Die ersten Fahrzeuge sollen die Kompaktfahrzeuge BYD Dolphin und Atto 3 sein. Das Gespann ist in etwa vergleichbar mit den Volkswagen-Rivalen VW ID.3 und ID.4, wobei letzterer selbst hierzulande in der Beliebtheitsskala vom Skoda-Pendant Enyaq getoppt wird.

Dabei dürfte es BYD weniger um den deutschen Markt gehen, wo mehrere Giganten der Autoindustrie ansässig und beliebt sind. Vielmehr geht es um den kompletten Kontinent und Länder, deren Käufer weniger fixiert auf bestimmte Marken sind. Laut dem Marktbeobachter Jao Dynamics verkaufte der chinesische Hersteller im vergangenen Jahr etwa 16.000 Modelle, diese Zahl ist ausbaufähig.

Mit dem BYD Atto 2 soll dann noch ein kleinerer Crossover folgen, ehe auch der Kleinwagen Seagull in Europa gefertigt wird.

BYD nimmt Europa ins Visier - Fokus offenbar auf kleinere Modelle

Wenn die importierten China-Modelle dann nicht mehr Strafzöllen unterliegen, dürften die Wettbewerbschancen des größten Herstellers aus dem Reich der Mitte spürbar wachsen: Das Angebot an bezahlbaren Elektroautos ist hierzulande rar und bis der VW ID.2 an den Start gehen, wird es noch längere Zeit dauern.

Elektroauto-Markt in China boomt: Zehn Marken, die Sie kennen sollten

Elektrotransporter von Maxus.
Platz 10 – Maxus: Ford, VW und Mercedes aufgepasst. Mit Maxus greifen die chinesischen Hersteller auch bei den Nutzfahrzeugen an. Die Modelle der 2011 gegründete Tochter von SAIC Motors sind unter anderem bei der österreichischen Post und Ikea im Einsatz. Verkauft werden die Transporter über eigene Händler. © GlobalImagens/Imago
Der Aiways U5.
Platz 9 – Aiways: 2017 ging der Hersteller in China an den Start. Schon zwei Jahre später folgte die erste Niederlassung in Europa. Im selben Jahr kam mit dem U5 das erste Auto in China auf den Markt. 2020 folgte Deutschland.  © Aiways
Der Wey Coffee 01
Platz 8 – Wey: Ihr Debüt feierte die Marke 2016 im Rahmen der Guangzhou Auto Show. Ab 2017 wurden die ersten Autos verkauft. In Europa ist Wey seit 2022 vertreten. Mit dem Coffee 01 will die Tochter von Great Wall in Deutschland durchstarten. Mit dem Plug-in-Hybrid Cooffee 02 legen die Chinesen im Herbst nach. Vertrieben werden die Fahrzeuge vom Importeur Emil Frey. © Wey
Lynk & Co 01
Platz 7 – Lynk & Co: Auch hinter diesem Hersteller, der 2016 gegründet wurde, verbirgt sich wieder Geely. Der Plug-in-Hybrid 01 wird dabei vor allem im Abo vertrieben. Das Modell kann aber auch gekauft oder geliehen werden. Entwickelt und entworfen wurde der Lynk & Co in Schweden bei der Konzernschwester Volvo.  © Lynk & Co
Der MG 4 EV.
Platz 6 – MG: Tot gesagte Leben länger. Das gilt auch für die britische Traditionsmarke MG. Allerdings nicht mehr unter der Flagge ihrer Majestät. Nach der Insolvenz erwarb zunächst die Nanjing Automobile Group im Juni 2005 die Markenrechte für 53 Millionen Pfund Sterling (ca. 61 Millionen Euro). Inzwischen gehört der Hersteller zu SAIC Motor. Dort wurde MG mit Roewe in der Abteilung Passenger Vehicle zusammengefasst. Seit Januar 2021 ist MG auch wieder auf dem deutschen Markt vertreten – unter anderem mit dem 4 EV. © MG
Der Xpeng P7.
Platz 5 – Xpeng: Wie viele chinesische Hersteller ist auch Xpeng noch relativ jung. Erst 2014 wurde das Unternehmen gegründet, konnte in den vergangenen Jahren seine Stückzahlen aber immer weiter steigern. In Europa ist Xpeng bisher lediglich in Schweden, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden vertreten. Wann der Hersteller nach Deutschland kommt, ist unklar. © Zuma Wire/Imago
Der Zeekr 001.
Platz 4 – Zeekr: Auch wenn der Name so gar nicht chinesisch klingt, stammt der Hersteller dennoch aus dem Reich der Mitte. Der Markenname setzt sich aus Generation Z und dem Begriff Geek zusammen. Hinter dem erst 2021 gegründeten Autobauer steckt Geely. Mit der neuen Tochter möchte man im Premiumsegment Fuß fassen. Zeekr arbeitet zudem mit Waymo an einem vollelektrischen, autonom fahrenden Ride-Hailing-Fahrzeug für die USA. Zusammen mit Mobileeye will man bis 2024 autonomes Fahren in Serie bringen. 2023 soll die Marke in Schweden und den Niederlanden mit den Modellen 001 und X ihren Europa-Start feiern. © Zeekr
Der Ora Funky Cat.
Platz 3 – Ora: Wie Wey gehört auch Ora zu Great Wall Motor. Gegründet wurde die Elektro-Tochter erst im Jahr 2018. Trotz ihrer noch recht jungen Geschichte hat die Marke schon für einen Aufreger gesorgt und eine dreiste Kopie des VW Käfer auf den Markt gebracht. In Europa gibt es das Modell jedoch nicht, dafür aber den Funky Cat. © Ora/GWM
Der NIO ES6 steht auf einer Messe.
Platz 2 – NIO: Der Name des 2014 gergründeten Herstellers ist eine Anspielung auf den Smog über den Großstädten Chinas. Nio,in chinesischen Schriftzeichen „Weilai“, bedeutet übersetzt „Der Himmel wird blau“. Eine Besonderheit der Marke ist die Battery-Swap-Technologie. In fünf Minuten wird der Akku gegen einen neuen ausgetauscht. Sein Europa-Debüt gab Nio 2021 in Norwegen. Seit 2022 sind die Elektroautos auch in Deutschland erhältlich. © VCG/Imago
Der BYD Seal.
Platz 1 – BYD: Unter den chinesischen Autobauern ist Built Your Dreams (BYD) fast schon so was wie der Opa. Seit 1995 gibt es das Unternehmen bereits. Autos spielten am Anfang jedoch noch keine Rolle, stattdessen baute man wiederaufladbare Batterien. Erst 2003 stieg man durch den Kauf der angeschlagenen Xian Qinhuan Automobile in das Automobilgeschäft ein. Inzwischen ist BYD einer größten Automobilproduzenten Chinas und der Welt. In Deutschland sind die Chinesen derzeit mit den Modellen Atto3, Han und Tang vertreten. © VCG/Imago

Das Segment der erschwinglichen Stromer wird derzeit lediglich von europäischen und asiatischen Konkurrenten befüllt. Der Dacia Spring ist das günstigste E-Auto in Europa, schon bald erweitert der Hyundai Inster aus Südkorea das Portfolio. Wenn der Produktionshochlauf bei BYD in Ungarn erfolgt ist, sollen bis zu zwölf verschiedene Modelle vom Band rollen.

Elektroautos sind für BYD nicht die wichtigste Antriebsgattung

Die zweite Säule neben einer eigenen Produktion in Europa ist die Technologie-Offenheit: Ähnlich wie der Marktführer Toyota und auch BMW möchte BYD den Absatz nicht nur mit E-Autos steigern, sondern auch mit der derzeit beliebtesten Antriebsgattung in Deutschland: Hybridfahrzeuge.

Mit 38,7 Prozent Anteil übertreffen die elektrifizierten Modelle (Voll- und Plug-in-Hybride) auch Benziner und Diesel. Das reine Elektroauto kam im November bei den KBA-Neuzulassungen auf einen Anteil von 14,4 Prozent, ein niedrigerer Wert im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt verzeichnen E-Autos in Europa jedoch weiterhin steigende Absatzzahlen.

BYD will in Europa auch mit Hybridmodellen Fuß fassen

BYD plant für Europa mit einer Antriebsvielfalt und bringt neben E-Autos auch Hybridmodelle auf den Markt. Besonders der BYD Sealion 07 könnte als dynamischer Crossover ab dem kommenden Jahr punkten. Laut Carnewschina.com wird 2025 eine Hybridversion auch für die europäische Kundschaft anbieten.

BYD bringt 2025 das SUV Sealion 7 auf den Markt, das u. a. gegen die Konkurrenten Porsche Macan und Tesla Model Y positioniert ist.

Das Mittelklasse-SUV kommt auf eine elektrische Reichweite von rund 120 km und sprintet in 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der seit Sommer erhältliche Hybride BYD Seal U DM-i soll zudem in einer optimierten Fassung erscheinen. Der Ex-Europachef von Fiat Chrysler, Alfredo Altavilla, wurde 2024 zum Sonderberater von BYD für den europäischen Markt.

BYD-Manager: „Es wäre dumm, gegen den Markt zu handeln“

Reuters zitiert den Italiener am Rande einer Veranstaltung vor wenigen Tagen: „Hybride stehen im Mittelpunkt der BYD-Strategie in Europa. Es wäre dumm, gegen den Markt zu handeln und es ist ziemlich klar, wohin sich dieser in Europa entwickelt, insbesondere in Südeuropa.“ Zudem machen Hybridmodelle bislang etwa 70 Prozent des Absatzes in Europa aus.

Schon länger erklärte BYD, dass man auch Hybridmodelle nach Europa bringt, weil diese Gattung als Zwischenschritt vom Verbrenner zum Stromer prädestiniert ist. Den Vorbehalten gegen E-Mobilität sowie chinesische Hersteller begegnet der Technologiekonzern aus Fernost also mit einer Zwei-Säulen-Strategie, welche BYD-Verkaufszahlen in Europa ankurbeln soll. (PF)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Joerg Boethling