Seltener Paragraf

Riskantes Spiel im Prozess: Staatsanwaltschaft setzt gegen Trump alles auf eine Karte

  • Paula Völkner
    VonPaula Völkner
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Der Strafprozess gegen Trump geht weiter. Die Staatsanwaltschaft überrascht mit einem selten angewandten Paragrafen. Die Vorwürfe werden konkret.

New York – Der Strafprozess gegen Donald Trump ist in eine dritte und wichtige Verhandlungswoche gegangen. Nachdem gegen Trump eine Geldstrafe wegen seiner Verstöße gegen die Nachrichtensperre verhängt wurde, geht es auch in dem Prozess rund um die Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels weiter. Seit der Anklageerhebung hatte sich die Staatsanwaltschaft oft nur vage dazu geäußert, welches Verbrechen Trump verschwiegen oder gefördert haben soll.

Am Dienstag (23. April) wurde der Bezirksstaatsanwalt, Joshua Steinglass, im Rahmen der Befragung des Zeugen David Pecker konkreter. Die Staatsanwaltschaft habe dabei eine neue Strategie anklingen lassen, die sich auf einen selten genutzten Paragrafen im New Yorker Wahlgesetz stützt, berichtet Business Insider.

Staatsanwaltschaft in New York wirft Trump Verschwörung „durch ungesetzliche Mittel“ vor

Das Gesetz, auf das sich die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage stützen möchte, verbietet die Verschwörung „durch ungesetzliche Mittel“, um eine Person im Wahlprozess oder dessen Wahl zu verhindern. „Das primäre Verbrechen, das wir angeklagt haben, ist der Abschnitt 17-152 des New Yorker Wahlgesetzes“, sagte Staatsanwalt Joshua Steinglass vor Gericht am Dienstag.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump steht in New York vor Gericht im Zusammenhang mit einer Schweigegeldzahlung. Der Prozess geht in die dritte Woche (Archivbild)

Pecker ist der ehemalige Vorsitzende der Muttergesellschaft des US-Magazins National Enquirer und war der erste Zeuge, der im Prozess gegen den Ex-Präsidenten ausgesagt hat. In dem Magazin wurde Trump während des Wahlkampfs im Jahr 2016 mehrfach unterstützt. Der ehemalige Verleger sagte am Dienstag vor Gericht aus, er habe sich im Jahr 2015 mehrfach mit Trump und dessen Anwalt getroffen, um einen Plan zu besprechen, wie das Magazin Trumps Wahlkampf-Kampagne unterstützen könnte.

David Pecker sagt über gegenseitige Unterstützung zwischen ihm und Trump aus

Einem Bericht der Washington Post zufolge hat Pecker erklärt: „Ich sagte, ich würde positive Geschichten über Herrn Trump verbreiten oder veröffentlichen und ich würde negative Geschichten über seine Gegner veröffentlichen.“ Auch für potenziell negative Publicity für den Kandidaten der Republikaner für die US-Wahl soll Pecker zuständig gewesen sein.

Pecker erklärte vor Gericht, wenn er „etwas über Frauen höre, die Geschichten verkaufen“, habe er Michael Cohen, Trumps früheren Anwalt, benachrichtigt. Im Gegenzug, sagte der ehemalige Verleger aus, sei er mit Informationen über die Kandidaten der Republikaner versorgt worden.

Trumps Verteidiger Emil Bove erhob vor Gericht den Vorwurf, die Staatsanwaltschaft wolle den Eindruck einer „kriminellen Verschwörung“ erwecken. Wegen einer Verschwörung sei Trump jedoch nicht angeklagt, sagte Bove der Washington Post zufolge. Doch genau darauf solle die Anklage beruhen, argumentierte der Staatsanwalt.

Trump vor Gericht wegen des Vorwurfs der „Verschwörung zur Beeinflussung der Wahl im Jahr 2016“

An dieser Stelle konkretisierte Steinglas anhand eines New Yorker Wahlgesetzes die Vorwürfe gegen Trump. Das New Yorker Wahlgesetz, das die Staatsanwaltschaft in dem Prozess heranzieht, besagt, dass sich zwei oder mehr Personen sich mit rechtswidrigen Mitteln verschworen haben müssen, um die Wahl einer Person zu beeinflussen.

Im Prozess in New York muss Trump sich gegen die Vorwürfe verantworten, Geschäftsunterlagen mutmaßlich gefälscht zu haben, um eine Schweigegeldzahlung zu vertuschen. „Primär“ sei Trump für die in Abschnitt 17-152 des New Yorker Wahlgesetzes „geregelte Verschwörung zur Beeinflussung der Wahl im Jahr 2016“ angeklagt, erklärte Steinglas vor Gericht.

Hat das New Yorker Wahlgesetz Aussicht auf Erfolg in Trumps Schweigegeldprozess?

Bislang sei das Gesetz laut Informationen von Business Insider nur am Rande in einem Antrag der Bezirksstaatsanwaltschaft erwähnt worden. Rechtsexperten schätzten gegenüber der Nachrichtenwebsite die Erfolgschancen der Anwendung des Gesetzes im Falle Trumps unterschiedlich ein.

Der ehemalige demokratische Senator des Bundesstaates New York, Martin Connor, betonte, dass es „verworren“ werden könne, Trump zumindest den Versuch eines Verbrechens nachzuweisen, das dem Paragrafen zugrunde liegt.

Trump vor Gericht: Die wichtigsten Personen beim Prozess in New York

Donald Trump ist der Angeklagte in New York.
Donald Trump ist der Angeklagte in New York. Der ehemalige Präsident der USA ist im Prozess um mutmaßliche Schweigegeldzahlungen in 34 Punkten angeklagt. Vorgeworfen wird ihm dabei nicht die Zahlung von Schweigegeld an sich. Vielmehr soll Trump Geschäftsberichte gefälscht haben, um die Zahlungen geheim zu halten. Damit soll der Kandidat der Republikaner für die US-Wahl 2024 sowohl gegen Steuergesetze wie auch gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen haben. Trump ist der erste Präsident der USA, der sich in einem Strafprozess wiederfindet.  © Pool/Getty Images/afp
Alvin Bragg ist der Staatsanwalt im Prozess gegen Donald Trump.
Alvin Bragg ist der Staatsanwalt im Prozess gegen Donald Trump. Mit seinem Team an Ermittlern ist es sein Ziel, nachzuweisen, dass Trump mit den Schweigegeld-Zahlungen versucht haben soll, die öffentliche Meinung vor der US-Wahl 2016 zu beeinflussen. Bragg ist Mitglied der Demokraten und seit 2022 Bezirksstaatsanwalt des Bezirks New York. © Angela Weiss/afp
Verteidigt wird Donald Trump in New York von Todd Blanche
Verteidigt wird Donald Trump in New York von Todd Blanche. Der ehemalige Staatsanwalt, der seit April 2023 für den Ex-Präsidenten arbeitet, hat beste Beziehungen in das MAGA-Universum. So verteidigte Blanche bereits Igor Furman, ein Mitarbeiter Rudy Giulianis, und Paul Manafort, Trumps ehemaligen Wahlkampfmanager.  © Mark Peterson/Imago
Unterstützt wird Todd Blanche bei der Verteidigung Donald Trumps von Susan Necheles.
Unterstützt wird Todd Blanche bei der Verteidigung Donald Trumps von Susan Necheles. Sie gilt als sehr erfahrene Strafverteidigerin, auf deren Dienste unter anderem Donald Trumps Firma, die „Trump Organization“, in der Vergangenheit vertraute. Wenn Necheles nicht gerade den Ex-Präsidenten oder seinen Familienkonzern vertritt, verteidigt sie andere zwielichtige Gestalten aus New York - darunter in der Vergangenheit auch Venero Frank Mangano. Der mittlerweile verstorbene Mafiaboss galt Zeit seines Lebens als hochrangiges Mitglied der „Cosa Nostra“ und Chef der berüchtigten „Genovese-Familie“. © Pool/Getty Images/afp
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan.
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan. Geboren wurde er in Kolumbien, aufgewachsen ist er in New York. Dort begann er seine Karriere als Staatsanwalt. Seit 2006 ist er als Richter in der Stadt tätig. Merchan gibt an, kein Mitglied einer politischen Partei in den USA zu sein. Bei der US-Wahl 2020 soll er aber nach Informationen von CNN in drei Fällen kleine Geldbeträge an die Demokraten und ihren damaligen Kandidaten, den heutigen US-Präsidenten Joe Biden, gespendet haben. © Jane Rosenberg/dpa
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan.
Sie brachte den Stein ins Rollen. Stephanie Clifford, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Stormy Daniels. Die Erotikdarstellerin behauptet, im Jahr 2006 eine kurze Affäre mit Donald Trump gehabt zu haben. Kurz vor der US-Wahl 2016 soll Trumps damaliger Anwalt Michael Cohen ihr 130.000 Dollar Schweigegeld gezahlt haben, damit die Affäre nicht ans Licht kommt und Trumps Wahlkampf behindert. Dass Daniels im Prozess gegen Donald Trump aussagen wird, gilt als nahezu sicher. © John Angelillo/Imago
Michael Cohen. Der ehemalige Anwalt Trumps gilt mittlerweile als einer seiner größten Gegner.
Die Eröffnungsplädoyers im Prozess gegen Donald Trump haben bewiesen, dass Michael Cohen der für beiden Seiten wichtigste Zeuge werden wird. Der ehemalige Anwalt Trumps gilt mittlerweile als einer seiner größten Gegner. Das dürfte auch daran liegen, dass Cohen 2018 in Zusammenhang mit Geschäften, die er für Trump abwickelte, wegen Steuerhinterziehung und Falschaussagen vor dem Kongress zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden war. © Spencer Platt/afp
Der erste Zeuge im Prozess gegen Donald Trump war David Pecker, ehemaliger Herausgeber des National Enquirer.
Der erste Zeuge im Prozess gegen Donald Trump war David Pecker, ehemaliger Herausgeber des National Enquirer. Pecker stammt wie Trump aus New York. Die beiden verbindet eine Geschäftsbeziehung, die bis in die 1990er Jahre zurückreicht. Vor Gericht bestätigte Pecker, dass er Trump dabei geholfen habe, Geschichten über Affären, die der Ex-Präsident gehabt habe, zu vertuschen. So soll der Zeitungsmann unter anderem in die Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels als auch an Karen McDougal verweickelt gewesen sein. © Imago
Neben Stormy Daniels behauptet auch Karen McDougal, sie habe Schweigegeld von Donald Trump erhalten.
Denn neben Stormy Daniels behauptet auch Karen McDougal, sie habe Schweigegeld von Donald Trump erhalten, um eine neun Monate dauernde Affäre geheim zu halten. Das ehemalige Playmate und spätere Model behauptet, sich zwischen 2006 und 2007 mehrmals mit dem späteren Präsidenten getroffen zu haben. Damit die Geschichte geheim bleibt, soll McDougal 150.000 Dollar erhalten haben. © Imago
Ein weiterer Zeuge, der im Prozess gegen Donald Trump vor Gericht erwartet wird, ist Allen Weisselberg.
Ein weiterer Zeuge, der im Prozess gegen Donald Trump vor Gericht erwartet wird, ist Allen Weisselberg. Er ist der ehemalige Finanzvorstand der „Trump Organization“ und hat bereits Erfahrungen mit New Yorker Justiz sammeln dürfen: Im Januar 2023 wurde Weisselberg zu einer neunmonatigen Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Laut Michael Cohen soll Weisselberg auch in die Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels verwickelt gewesen sein. © Kena Betancur/afp
Eine weitere hochkarätige Zeugin im Prozess gegen Donald Trump könnte Hope Hicks werden.
Eine weitere hochkarätige Zeugin im Prozess gegen Donald Trump könnte Hope Hicks werden. Das ehemalige Model steht seit 2012 mit der Familie Trump in Verbindung und arbeitete unter anderem für Donalds Tochter Ivanka Trump. Ab 2015 war sie Pressesprecherin der Wahlkampagne des späteren Präsidenten und blieb in verschiedenen Positionen auch nach Trumps Wahlsieg für ihn tätig. Im Prozess in New York dürfte sie nach ihren Kenntnissen über mutmaßliche Schweigegeldzahlungen im Wahlkampf 2016 befragt werden. © Andrew Harnik/dpa
Was sagt eigentlich Melania Trump? Die ehemalige First Lady hält sich bislang aus Prozess gegen ihren Mann heraus.
Was sagt eigentlich Melania Trump? Die ehemalige First Lady hält sich bislang aus Prozess gegen ihren Mann heraus. Weder begleitet die dritte Ehefrau Trumps ihn zum Gericht in New York, noch hat sie sich bislang zu den Vorwürfen geäußert, ihr Ehemann habe sie mit Playmates und Pornostars betrogen, während sie mit dem gemeinsamen Kind schwanger war. Bislang steht nicht fest, ob Melania Trump als Zeugin geladen wird. Sollte das geschehen, könnte Donalds Ehefrau wohl von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen. © Lynne Sladky/dpa
Zum Thema vor Gericht in New York wurde auch Barron Trump, der jüngste Sohn Donalds und das einzige Kind von Melania Trump.
Zum Thema vor Gericht in New York wurde auch Barron Trump, der jüngste Sohn Donalds und das einzige Kind von Melania Trump. Der über zwei Meter große Teenager feierte im März 2024 seinen 18. Geburtstag und wird noch dieses Jahr seinen Highschool-Abschluss feiern - womöglich ohne seinen Vater. Dessen Anwälte stellten für ihren Mandanten einen Antrag, dass er am 17. Mai, dem Tag der Abschlussfeier seines Sohnes, dem Gericht fernbleiben könne. Im Anschluss behauptete Trump, Richter Juan Merchan habe ihm das verboten - eine Falschbehauptung. Merchan hatte lediglich gesagt, er sei noch nicht bereit, eine Entscheidung über diesen Antrag zu fällen. Diese hinge vor allem davon ab, wie der Prozess in den kommenden Wochen verlaufen werde. © Damon Higgins/Imago

Jeffrey M. Wice, der an der New York Law School staatliches Wahlrecht unterrichtet, nannte die Strategie der Staatsanwälte „sehr klug“ und verwies gegenüber Business Insider darauf, dass die beiden Richter in Trumps Fall die Anwendung des Paragrafen bereits bestätigt haben. Nicht nur von Trump, sondern auch von der Staatsanwaltschaft und der Jury müsse man „das Unerwartete“ erwarten in diesem Prozess. (pav)

Rubriklistenbild: © Dave Sanders / POOL / AFP

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