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Wie Kiew die US-Hilfe im Ukraine-Krieg zu nutzen gedenkt

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Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba ist zu Gast bei FP Live für ein umfassendes Gespräch. Kuleba spricht über den Verlauf des Krieges und die geplante US-Hilfe.

  • Kuleba warnt vor „Vormarsch der russischen Streitkräfte“ bis zum Zeitpunkt der Waffenlieferungen
  • Zögern der USA: „Europa hat erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg Führung übernommen“
  • Ukrainischer Außenminister hält „vernünftige Beziehung“ zu Russland unter Putin nicht für möglich
  • Zwei Szenarien für Verhandlungen mit Russland: „Erfolg auf dem Schlachtfeld“ oder „eine Koalition von Ländern, die dieselben Prinzipien und dieselben Ansätze teilen“
  • Dieser Artikel liegt erstmals in deutscher Sprache vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn am 1. Mai 2024 das Magazin Foreign Policy.

Kiew – Nachdem der Kongress rund 60 Milliarden Dollar an Militärhilfe für die Ukraine bewilligt hat, drängt Washington nun darauf, Militärgüter an die Frontlinien des Krieges zu bringen. Die Hilfe kann nicht früh genug kommen. In den letzten Wochen haben russische Truppen eine Reihe von Dörfern in der Nähe der östlichen Stadt Awdijiwka eingenommen. Berichten zufolge versucht Moskau, seine Truppen im Vorfeld des 9. Mai, dem symbolträchtigen Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland im Jahr 1945, so weit wie möglich in ukrainisches Gebiet vorzurücken.

Kiew hatte Mühe, seine Widerstandslinien inmitten des jüngsten russischen Angriffs aufrechtzuerhalten. Bis der Kongress der Bereitstellung von mehr Hilfe zustimmte, hatten die ukrainischen Soldaten ihre Munition stark rationiert, so dass auf ein Dutzend Granaten der Russen nur eine einzige abgefeuert wurde.

US-Hilfe für Ukraine-Krieg: Was plant die Ukraine mit der Unterstützung des Westens

Welche militärische Ausrüstung wird Kiew nun, da die neue US-Finanzierung endlich gesichert ist, beantragen? Wie könnten sich Fortschritte auf dem Schlachtfeld auf die Chancen der Diplomatie auswirken? Um Antworten zu erhalten, sprach ich mit Dmytro Kuleba, dem ukrainischen Außenminister, auf FP Live. Abonnenten können sich das vollständige Interview in der Videobox oben auf dieser Seite oder im FP Live-Podcast ansehen. Im Folgenden finden Sie eine leicht bearbeitete Abschrift.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (links) und Außenminister Dmytro Kuleba (rechts) während eines Treffens mit Leitern ausländischer Missionen und internationaler Organisationen im April 2024 (Archivbild)
Ravi Agrawal: Wie hat sich die Verabschiedung des US-Hilfspakets auf die Moral in Ihrer Regierung ausgewirkt?
Dmytro Kuleba: Nun, es hat die Moral der ukrainischen Soldaten und auch der ukrainischen Bevölkerung definitiv gestärkt. Wenn das Paket, das unmittelbar nach der Verabschiedung des Gesetzes angekündigt wurde, eine Batterie Patriots [Raketenabwehrsysteme] enthalten hätte, wäre dieser Schub bei der Bevölkerung noch stärker gewesen, denn die Ukrainer leiden am meisten unter den russischen Raketenangriffen.
Die russischen ballistischen Raketen sind die eigentliche Geißel dieses Krieges. Sie wurden in letzter Zeit hauptsächlich eingesetzt, um unser Energiesystem zu zerstören. Ich wage zu behaupten, dass es in einem anderen Land, das in diesem Ausmaß von Energiezerstörung betroffen wäre, viel, viel schlimmer aussehen würde als in der Ukraine. Wir halten durch, weil wir eine Menge gelernt haben. Wir sind widerstandsfähig; wir wissen, was auf dem Spiel steht. Aber nur um es Ihren Zuschauern zu verdeutlichen: Die Hälfte unseres Energiesystems ist beschädigt, und wir müssen immer noch das Land regieren, den Krieg führen und die Unterstützung der Welt gewinnen.

Ukrainischer Außenminister mahnt den Westen: „Russland ist in seinen Kriegsanstrengungen effektiver“

RA: Ändert das Hilfspaket Ihre militärische Strategie?
Zwischen der Ankündigung des Pakets und dem Moment, in dem ein ukrainischer Artillerist mehr Granaten zur Verfügung hat, um auf die russischen Angreifer zurückzuschießen, liegt eine gewisse Zeitspanne. Und dieser Moment ist noch nicht gekommen, denn alles, was angekündigt wurde - wir sind dankbar und wissen es zu schätzen - ist noch unterwegs. Und deshalb können in dieser Zeitspanne schlimme Dinge passieren, wie z.B. der Vormarsch der russischen Streitkräfte auf dem Boden.
Das Verhältnis der Artillerie am Boden ist unverständlich. Im Grunde genommen hungern die ukrainischen Soldaten, weil es ihnen an Artilleriemunition fehlt. Und am Ende werden sie bombardiert und ihre Stellungen zerstört.
Im Krieg kommt es also nicht nur auf die Quantität und Qualität der Versorgung an, sondern auch auf den Zeitplan. Und leider muss ich zugeben, dass die Verbündeten der Ukraine trotz ihrer Bemühungen hinter dem Zeitplan zurückbleiben. Einige von ihnen geben sich große Mühe. Aber wenn ich mir anschaue, was Russland bei der Wiederherstellung der industriellen Basis seiner Verteidiger erreicht hat, und was der gesamte Westen bisher erreicht hat, müssen wir der Wahrheit ins Auge sehen und erkennen, dass Russland in seinen Kriegsanstrengungen effektiver ist.
Und dies wirft für den Westen eine noch grundsätzlichere Frage auf. Wenn er in diesem speziellen Krieg nicht effizient genug sein kann, wie effizient kann er dann sein, wenn andere Kriege und Krisen des gleichen Ausmaßes ausbrechen?

US-Hilfe zur Abwehr russischer Angriffe: Artilleriemunition, Luftabwehrsysteme und Funkstörsender

RA: Welche Arten von Waffen werden mit der neu bewilligten Hilfe vorrangig beschafft?
Wir brauchen Artilleriemunition für die Front, um Russlands Vormarsch zu stoppen. Wir brauchen Luftabwehrsysteme und Raketenabfangjäger, um zu verhindern, dass russische Raketen buchstäblich auf die Köpfe der Ukrainer und auf unsere Energieinfrastruktur fallen. Wir brauchen Funkstörsender, denn die moderne Kriegsführung ist größtenteils ein Krieg der Drohnen und der Software. Und deshalb braucht man eine Fülle von elektronischer Kriegsführung, um diese modernen, hochmodernen Waffen zu bekämpfen.

Europa habe erstmals im Ukraine-Krieg vor den USA die Führung übernommen

RA: Hat das amerikanische Hilfspaket Europa Auftrieb gegeben?
DK: Ich muss zugeben, dass Europa zwischen Spätherbst und April dieses Jahres die Vereinigten Staaten mit Energie versorgt hat. Wahrscheinlich zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg hat Europa die Führung übernommen, während die Vereinigten Staaten, sagen wir mal, über einige sehr wichtige Entscheidungen nachdachten.
Europa erkannte, dass es mit der Realität des Krieges in Europa allein konfrontiert war, und es musste handeln. So wurde ein Beschluss über die Aufnahme von EU-Beitrittsgesprächen mit der Ukraine gefasst. Sie führten die EU-Ukraine-Fazilität ein, ein mehrjähriges makrofinanzielles Hilfsprogramm. Einzelne Mitgliedsländer kündigten noch nie dagewesene Pakete militärischer Hilfe an. Was den Umfang der militärischen Hilfe für die Ukraine betrifft, stand Deutschland nach den Vereinigten Staaten an zweiter Stelle, was selbst unmittelbar nach der Invasion im Jahr 2022 völlig unvorstellbar war.
Jetzt haben die Vereinigten Staaten natürlich endlich ihre Entscheidung getroffen. Und wir danken allen, die dies möglich gemacht haben. Europa fühlt sich noch sicherer, weil es spürt, dass Amerika zurück ist.
Die Frage ist nur, wie lange das angesichts des politischen Zyklus anhalten wird. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass unabhängig vom Ausgang der politischen Debatten in den Vereinigten Staaten der Einsatz für die Vereinigten Staaten im Krieg hier in der Ukraine zu hoch ist, als dass sich Washington in irgendeiner Form zurückziehen könnte.
RA: Als wir das letzte Mal auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar sprachen, kam das Thema einer möglichen Trump-Präsidentschaft zur Sprache. Wie besorgt sind Sie jetzt darüber?
DK: Hören Sie, ich bin ein Ukrainer, der abends ins Bett geht und nicht weiß, ob eine russische Rakete in der Nacht mein Haus treffen wird. Was wird die Realität sein, in der ich aufwachen werde? Millionen von Ukrainern empfinden das Gleiche. Das Letzte, worüber ich mir also Sorgen mache, ist der Ausgang von Wahlen in anderen Ländern, selbst in unserem wichtigsten Verbündeten, den Vereinigten Staaten.
Und das liegt nicht daran, dass ich die politischen Entwicklungen nicht respektiere oder ignoriere. Es ist nur so, dass das Leben uns gelehrt hat, auf jedes Szenario vorbereitet zu sein, zu überleben und sich unter allen Umständen durchzusetzen. Sie können sich nicht vorstellen, wie oft uns in den letzten zwei Jahren gesagt wurde, wir sollten die Idee eines Vollbeitritts zur Europäischen Union aufgeben. Selbst unsere engsten Freunde rieten uns, halbe Sachen zu akzeptieren und Kompromisse zu machen. Das haben wir nicht getan, und wir sind auf unserem Weg zur Mitgliedschaft.
Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Leute uns in den letzten Monaten gesagt haben: „Besteht nicht auf dem Militärpaket, das die Vereinigten Staaten in seiner jetzigen Form diskutieren. Geht Kompromisse ein, um es zu bekommen.“ Wir haben das nicht getan, weil wir wissen, dass man, wenn es ums Überleben geht, hart sein muss und auf jedes Szenario vorbereitet sein muss. Und man muss auf Plan A bestehen, der der beste Plan für sein Land ist. Das ist Diplomatie in Kriegszeiten. Sie ist anders als die klassische Diplomatie.
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RA: Die Republikaner versuchen, sich in einigen Aspekten der Außenpolitik anzunähern. Der Bereich, in dem sie sich am meisten uneinig sind, ist die Ukraine. J.D. Vance, ein Senator aus Ohio, schrieb kürzlich in der New York Times, dass „die Herausforderung der Ukraine nicht die Republikaner sind, sondern die Mathematik“. Er sagt, Sie brauchen mehr Soldaten, als Sie jemals einsetzen können, und mehr Waffen, als Amerika jemals bereitstellen kann. Er zitiert auch speziell Sie, indem er sagt, dass Sie immer wieder nach mehr Patriot-Abfangjägern fragen, Sie aber Tausende brauchen, während Amerika nur 550 davon pro Jahr herstellt. Was sagen Sie dazu?
DK: Nun, lassen Sie uns zunächst den Silberstreif sehen. Wenn ich mir das Abstimmungsverhalten der Mitglieder der Republikanischen Partei in beiden Häusern des Kongresses ansehe, habe ich nicht den Eindruck, dass die von Ihnen erwähnte Meinung die Mehrheit darstellt.
Zweitens: Wenn es in diesem Krieg nur um Mathematik ginge, würden wir uns heute nicht unterhalten, weil es den Posten des Außenministers der Ukraine nicht mehr gäbe; wir hätten den Krieg bereits verloren. Sehen Sie sich die Karte und die Größe des Landes an, das in die Ukraine einmarschiert ist. Und dann schauen Sie sich die Größe der Ukraine an. Nach rein mathematischen Berechnungen hätten wir verschluckt werden sollen. Das war sogar die Prognose der besten militärischen und politischen Analysten vor der Invasion. Ich möchte alle daran erinnern, dass uns sieben bis zehn Tage Zeit gegeben wurde, bevor alles erledigt sein würde und die Partner mit feierlichen Reden über die Bedeutung der Einhaltung des Völkerrechts und der auf Regeln basierenden Ordnung zu unserer Beerdigung kommen würden.
Und damit komme ich zum dritten Argument. Ob Sie nun Republikaner oder Demokrat sind, Sie müssen sich an eines erinnern. Die Sicherheit und der Wohlstand Amerikas beruhen auf der derzeitigen Weltordnung. Wenn diese Weltordnung nicht mehr existiert, sind Sicherheit und Wohlstand der amerikanischen Steuerzahler sofort in Gefahr. Und wenn Sie den militärischen Bedarf nicht decken können, wenn Sie nicht genügend Abfangjäger produzieren können, um der Ukraine zu helfen, den Krieg gegen das Land zu gewinnen, das die Weltordnung zerstören will – wie wollen Sie dann den Krieg gegen einen Feind gewinnen, der vielleicht stärker ist als Russland? Denken Sie zwei Schritte voraus.
Die Leute kommen mit den unglaublichsten Argumenten, um zu erklären, warum die Ukraine es nicht verdient, unterstützt zu werden. Aber Tatsache ist, dass eine Niederlage in der Ukraine einen Dominoeffekt auslöst und man überall verliert. Deshalb habe ich den Unterschied in der Verteidigungsindustrie zwischen Russland und allen unseren westlichen Verbündeten zusammen erwähnt. In den zwei Jahren des Krieges ist Russland bei der Herstellung von Waffen effizienter geworden als die gesamte westliche Allianz. Das ist ein schlechtes Zeichen. Die Dinge müssen sich ändern, wenn wir die Welt, wie wir sie kennen, ernsthaft verteidigen wollen.

US-Beziehungen zu Russland: Unter Putin „keine vernünftigen Beziehungen“

RA: Als Bedingung für das jüngste Hilfsabkommen muss die Regierung Biden dem Kongress innerhalb von 45 Tagen eine Strategie für die Ukraine vorlegen. Wenn Sie der Regierung Biden einen Rat geben müssten, wie würde dieser Plan aussehen?
DK: Nun, erstens, seien Sie ehrgeizig. Wenn Sie Ihre Erwartungen herunterschrauben und mit dem beginnen, was man gewöhnlich als Plan B bezeichnet, werden Sie mit Plan B enden.
Zweitens sollte man aufhören, die Ukraine durch das Prisma der Beziehungen zu Russland zu betrachten. Ich bin mir bewusst, dass es immer noch Vorstellungen gibt, dass die USA unabhängig vom Ausgang dieses Krieges die Beziehungen zu Russland aufrechterhalten müssen und es daher vermeiden sollten, Brücken abzubrechen. Aber Sie werden sich unter Präsident [Wladimir] Putin keine vernünftigen Beziehungen zu Russland leisten können, denn er hat seine Wahl getroffen, und diese Wahl heißt Krieg. Wenn jemand glaubt, dass er seine Verteidigungsindustrie aufrüstet, nur um die Ukraine zu bekämpfen, dann liegt er völlig falsch. Betrachten Sie also Russland unter Putin als einen Feind.
Dritter Punkt: Suchen Sie nach Problemen auf Ihrer Seite und nicht auf der Seite der Ukraine, wenn Sie Ihre Strategien entwerfen. Fragen Sie sich: Was machen wir falsch, wenn wir unserem Verbündeten nicht helfen können, sich durchzusetzen? Die ganze Verantwortung auf die Schultern der Ukraine zu legen, bedeutet, sich bewusst aus der Verantwortung zu stehlen. Aber jede russische Rakete, die eine ukrainische Energieanlage trifft, entzieht den Ukrainern den Strom. Wenn sie Zivilisten tötet, dann deshalb, weil jemand kein Luftverteidigungssystem oder einen Abfangjäger geliefert hat, um der Ukraine zu helfen, dies zu verhindern. Dieses Kalkül sollte also in alle strategischen Berechnungen einfließen.
RA: Lassen Sie uns über die Diplomatie sprechen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Ukraine auf dem für Juli geplanten Gipfel eine formelle Einladung zum NATO-Beitritt erhält. Kiew wollte auch der Joint Expeditionary Force beitreten, einer multinationalen Militärpartnerschaft unter britischer Führung, aber auch das scheint Washington nicht zuzulassen. Welches Signal geht von all dem an Russland aus?
DK: Nun, das Signal an Russland ist einfach: Dieser Teil der Zukunft der Ukraine ist noch nicht entschieden. Und das gibt Russland Hoffnung. Das Gesetz des Krieges ist einfach. Je mehr Ungewissheit herrscht, desto entschlossener wird der Feind. Wir alle sollten eine Strategie verfolgen, bei der der Feind glasklar versteht, dass die Ukraine Teil des Westens ist und dass die Verbündeten der Ukraine beistehen werden. Nicht so lange, wie es dauert, sondern so lange, wie die Ukraine braucht, um zu gewinnen.

Ukrainischer Außenminister fordert Entschlossenheit des Westens bei ukrainischer Luftverteidigung

RA: Ich habe gerade zwei diplomatische Dinge erwähnt, die die Ukraine diesen Sommer nicht bekommen wird. Lassen Sie uns darüber sprechen, was sie bekommen könnte. Sie haben hier ein Druckmittel, weil Sie buchstäblich Menschenleben aufs Spiel setzen. Europa weiß das und ist dankbar dafür. Meine Frage ist also die folgende: Wenn Brüssel in Ihrem Namen etwas von Amerika verlangen könnte, etwas, das Washington tun kann, ohne den Kongress erneut einzuschalten, was wäre das?
DK: Ich denke da nur an eine Sache: Luftverteidigung. Denn die Luftverteidigung ist etwas, wovon unsere Wirtschaft abhängt, ebenso wie unsere Städte und das Leben unserer Zivilisten. Ich bin es leid, [die Welt] zu drängen, härter zu arbeiten und die Arbeit in diesem Bereich zu verdoppeln und zu verdreifachen, denn jeder weiß, wo diese Systeme sind. Jeder weiß, was getan werden muss, um sie an die Ukraine zu liefern. Unser Appell lautet also: „Tut es einfach.“
Politisch gesehen steht Europa ziemlich gut da, denn seine Botschaft bezüglich der Mitgliedschaft der Ukraine in der Europäischen Union ist kristallklar: Die Ukraine wird dabei sein und ist auf dem Weg dorthin. Auch wenn die Botschaft der NATO sicherlich noch weiterer Klärung bedarf, so wissen wir doch alle, dass wir es schaffen werden, aber wir brauchen mehr Klarheit über den Zeitplan und die nächsten Schritte.
Das dritte Thema, an dem Brüssel und Washington gemeinsam arbeiten können, sind die eingefrorenen russischen Vermögenswerte. Dies ist etwas, das in den Händen unserer Partner liegt. Die Vereinigten Staaten müssen hier gelobt werden, weil sie in dieser Frage eine fortschrittlichere und härtere Position vertreten als Europa. Hier muss Washington also mehr mit den europäischen Verbündeten zusammenarbeiten, um einige ihrer Bedenken auszuräumen und dieses Geld für die Kriegsanstrengungen zur Verfügung zu stellen, denn das wird auch den Druck auf die Haushalte unserer Verbündeten mindern. Dies sind also die drei Themen, bei denen ich Brüssel und Washington zu einer aktiveren Zusammenarbeit ermutigen würde.
RA: Nächsten Monat findet in der Schweiz eine hochrangige Friedenskonferenz statt. Ihr russischer Amtskollege, Sergej Lawrow, bezeichnete die Schweiz als offen feindselig. Was ist der Sinn eines Friedensgipfels ohne die Partei, die den Krieg ausgelöst hat?
DK: Sie haben recht, wenn Sie den Krieg, den Russland gegen die Ukraine begonnen hat, mit Lehrbuchdiplomatie angehen. Denn in allen Lehrbüchern, aus denen wir gelernt haben, steht, dass sich zwei Parteien zusammensetzen und verhandeln müssen.
Unser Ansatz stammt aus der Realität und aus den Erfahrungen, die wir zwischen 2014 und 2022 gesammelt haben, denn die Aggression gegen die Ukraine begann 2014. Zwischen 2014 und 2022 hatten wir fast 200 Gesprächsrunden mit Russland in verschiedenen Formaten, mit Vermittlern und bilateral. Aber nichts hat funktioniert. Es endete mit der groß angelegten Invasion [2022].
Wir wissen also, dass es keinen Sinn macht, Russland an den Tisch zu holen, wenn man nicht sicherstellen kann, dass es in gutem Glauben handelt. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Russland in eine Situation zu bringen, in der es in gutem Glauben handelt. Der erste ist der Erfolg auf dem Schlachtfeld, und der zweite ist eine Koalition von Ländern, die dieselben Prinzipien und dieselben Ansätze teilen. Aus diesem Grund ist Russland als Teilnehmer des Gipfels nicht vorgesehen. Denn das Ziel dieses Gipfels ist es, Länder zu vereinen, die dieselben Prinzipien und Ansätze teilen, auf denen sie weitere Aktionen aufbauen werden.
Danach kann die Kommunikation mit Russland stattfinden und Russland kann Teil der Gespräche sein. Denn Sie haben Recht: Letztendlich kann man den Krieg nicht ohne beide Parteien beenden.
RA: Russland hat mehrere Regeln der internationalen Ordnung gebrochen, was es schwierig macht, weltweit mehr Druck auf das Land auszuüben. Aber ein Land, das einen gewissen Druck auf Russland ausüben kann, ist China. Der chinesische Präsident Xi Jinping reist nächste Woche nach Europa. Was müsste Peking tun, um seine Haltung gegenüber Russland und seine so genannte grenzenlose Freundschaft mit Moskau zu ändern?
DK: Wenn wir uns einem Land aus der Perspektive nähern, dass es unmöglich ist, es dazu zu bringen, die Verantwortung für seine Verbrechen zu übernehmen, und dass es unmöglich ist, es zu ändern, dann sollten wir stattdessen versuchen, das Opfer seiner Verbrechen zu ändern, dann nennt man das Beschwichtigung eines Aggressors. Wenn das die Politik ist, die man unter dem feierlichen Deckmantel verschiedener außenpolitischer Konzepte und Friedensbemühungen betreiben will, dann wird dieser Krieg zu noch mehr Krieg führen, wie wir aus der Geschichte wissen. Appeasement ist also nicht die Lösung.
Und damit sind wir bei den Beziehungen zwischen China und Russland. Ich denke, Sie haben völlig Recht mit Ihrer Annahme, dass China ein Druckmittel gegenüber Russland hat. China kann mehr tun, um Russland davon zu überzeugen, sein Verhalten zu ändern. Und wir und andere europäische Staats- und Regierungschefs sprechen mit China darüber. Aus diesem Grund haben wir China zur Teilnahme am Gipfel der Friedensformel eingeladen.
Aber es gibt noch ein weiteres Element in dieser Konstruktion. Einige Länder sind der Meinung, dass Russland nicht zu weit weggedrängt werden sollte, um eine Situation zu vermeiden, in der Russland vollständig in die Hände Chinas fällt. Und das schränkt die Entscheidungen über die Unterstützung der Ukraine ein. Die Wahrheit ist jedoch, dass sich Russland bereits in den Händen Chinas befindet. Und es gibt nichts, gar nichts, was es in eine andere Realität zurückbringen könnte. Das ist also einfach eine falsche Sichtweise auf das neue Gleichgewicht, das geschaffen wurde.

Panzer, Drohnen, Luftabwehr: Waffen für die Ukraine

Die Bundeswehr nutzt den Kampfpanzer Leopard in verschiedenen Varianten seit 1979. Bewaffnet mit einer 120-Millimeter-Kanone lassen sich in den jüngeren Modellen von vier Soldaten an Bord Ziele in einer Entfernung bis zu 5000 Metern bekämpfen. Die Ukraine erhält Panzer des Typs Leopard 2 A6. Das 62,5 Tonnen-Gefährt war bei seiner Einführung im Jahr 2001 als verbesserte Variante des A5 etwa mit neuer Hauptwaffe versehen worden. Das Modell A6M verfügt zudem über einen erhöhten Minenschutz.
Die Bundeswehr nutzt den Kampfpanzer Leopard in verschiedenen Varianten seit 1979. Bewaffnet mit einer 120-Millimeter-Kanone lassen sich in den jüngeren Modellen von vier Soldaten an Bord Ziele in einer Entfernung bis zu 5000 Metern bekämpfen. Die Ukraine erhält Panzer des Typs Leopard 2 A6. Das 62,5 Tonnen-Gefährt war bei seiner Einführung im Jahr 2001 als verbesserte Variante des A5 etwa mit neuer Hauptwaffe versehen worden. Das Modell A6M verfügt zudem über einen erhöhten Minenschutz. © Philipp Schulze/dpa
Der US-Kampfpanzer M1 Abrams gleicht dem Leopard 2 in weiten Teilen. Den M1 Abrams gibt es seit 1980 in mittlerweile drei Hauptvarianten. Seit dem Modell M1A1 ist eine 120-Millimeter-Kanone an Bord. Die vier Insassen werden von einer Stahl-Panzerung vor Angriffen geschützt. Mit 1500 PS kommt der je nach Modell bis zu 74 Tonnen schwere Abrams auf eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 68 Kilometern pro Stunde. Anders als der Leopard 2 wird der M1 Abrams über eine Gasturbine mit Kerosin angetrieben.
Der US-Kampfpanzer M1 Abrams gleicht dem Leopard 2 in weiten Teilen. Den M1 Abrams gibt es seit 1980 in mittlerweile drei Hauptvarianten. Seit dem Modell M1A1 ist eine 120-Millimeter-Kanone an Bord. Die vier Insassen werden von einer Stahl-Panzerung vor Angriffen geschützt. Mit 1500 PS kommt der je nach Modell bis zu 74 Tonnen schwere Abrams auf eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 68 Kilometern pro Stunde. Anders als der Leopard 2 wird der M1 Abrams über eine Gasturbine mit Kerosin angetrieben. © JONATHAN NACKSTRAND/afp
Die Hauptwaffe der US-amerikanischen Bradley-Schützenpanzer besteht aus einer 25-Millimeter-Maschinenkanone M242 Bushmaster, die zwischen 100 und 200 Schuss pro Minute verschießen kann. Zudem sind die gepanzerten Kettenfahrzeuge, die nach General Omar N. Bardley benannt sind, mit Maschinengewehren des Typs M240 sowie panzerbrechende Raketen ausgestattet. Die Besatzung umfasst bis zu zehn Soldaten: Fahrer, Kommandant, Richtschütze sowie bis zu sieben Soldaten als Infanterietrupp. Der Panzer wurde dafür konzipiert, im Verbund mit Panzerartillerie und Kampfhelikoptern zu operieren.
Die Hauptwaffe der US-amerikanischen Bradley-Schützenpanzer besteht aus einer 25-Millimeter-Maschinenkanone M242 Bushmaster, die zwischen 100 und 200 Schuss pro Minute verschießen kann. Zudem sind die gepanzerten Kettenfahrzeuge, die nach General Omar N. Bradley benannt sind, mit Maschinengewehren des Typs M240 sowie panzerbrechenden Raketen ausgestattet. Die Besatzung umfasst bis zu zehn Soldaten: Fahrer, Kommandant, Richtschütze sowie bis zu sieben Soldaten als Infanterietrupp. Der Panzer wurde dafür konzipiert, im Verbund mit Panzerartillerie und Kampfhelikoptern zu operieren. © U.S. Army/dpa
Beim AMX-10 RC aus Frankreich handelt es sich um einen amphibischen Spähpanzer. Der Panzer wird aufgrund seiner schwereren Panzerung und Bewaffnung hauptsächlich bei der Aufklärung eingesetzt. Ausgestattet ist er mit einer 105-Millimeter-Kanone, wodurch er auch als Panzerjäger verwendet werden kann. Die Besatzung besteht aus mindestens vier Soldaten. Bei einer Gefechtsmasse von 14,2 Tonnen ist der Panzer mit 85 km/h extrem mobil.
Beim AMX-10 RC aus Frankreich handelt es sich um einen amphibischen Spähpanzer. Der Panzer wird aufgrund seiner schwereren Panzerung und Bewaffnung hauptsächlich bei der Aufklärung eingesetzt. Ausgestattet ist er mit einer 105-Millimeter-Kanone, wodurch er auch als Panzerjäger verwendet werden kann. Die Besatzung besteht aus mindestens vier Soldaten. Bei einer Gefechtsmasse von 14,2 Tonnen ist der Panzer mit 85 km/h extrem mobil. © Björn Trotzki/Imago
Aus Großbritannien stammt der Kampfpanzer vom Typ Challenger 2. Dabei handelt es sich um einen der modernsten Panzer weltweit. Im Gegensatz zu den meisten anderen modernen Kampfpanzern ist der Challenger 2 mit einer 120-Millimeter-Kanone mit gezogenem Lauf ausgerüstet. Auch auf lange Entfernung sind zuverlässige Treffer zu erwarten. So soll ein Challenger 2 im Golfkrieg von 1991 einen irakischen Panzer auf fast fünf Kilometer Entfernung ausgeschaltet haben. Die Chobham-Panzerung sorgt für einen enorm guten Schutz. Als Nachteile gelten das hohe Gewicht, die komplizierte Logistik und die eingeschränkte Mobilität.
Aus Großbritannien stammt der Kampfpanzer vom Typ Challenger 2. Dabei handelt es sich um einen der modernsten Panzer weltweit. Im Gegensatz zu den meisten anderen modernen Kampfpanzern ist der Challenger 2 mit einer 120-Millimeter-Kanone mit gezogenem Lauf ausgerüstet. Auch auf lange Entfernung sind zuverlässige Treffer zu erwarten. So soll ein Challenger 2 im Golfkrieg von 1991 einen irakischen Panzer auf fast fünf Kilometer Entfernung ausgeschaltet haben. Die Chobham-Panzerung sorgt für einen enorm guten Schutz. Als Nachteile gelten das hohe Gewicht, die komplizierte Logistik und die eingeschränkte Mobilität. © Spc. Nicko Bryant Jr./Imago
Der Marder hat schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel, ist aber noch immer bei der Bundeswehr im Einsatz. Gebaut wurde der Marder mitten im Kalten Krieg. Er dient den Panzergrenadieren als Gefechtsfahrzeug und Führungspanzer. Durch seine Geschwindigkeit sollen die Infanteristen den Kampfpanzern folgen können. Mit 600 PS bei 35 Tonnen ist er gut motorisiert. Bewaffnet ist der Marder mit einer 20-Millimeter-Kanone. Die Besatzung besteht aus Kommandant, Richtschütze, Fahrer und sechs Grenadieren.
Der Marder hat schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel, ist aber noch immer bei der Bundeswehr im Einsatz. Gebaut wurde er mitten im Kalten Krieg. Der Marder dient den Panzergrenadieren als Gefechtsfahrzeug und Führungspanzer. Durch seine Geschwindigkeit sollen die Infanteristen den Kampfpanzern folgen können. Mit 600 PS bei 35 Tonnen ist er gut motorisiert. Bewaffnet ist der Marder mit einer 20-Millimeter-Kanone. Die Besatzung besteht aus Kommandant, Richtschütze, Fahrer und sechs Grenadieren. © Philipp Schulze/dpa
Die NLAW ist eine Panzerabwehrlenkwaffe aus schwedischer Produktion. Sie dient zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen sowie Gebäuden. Sie kann von einem einzelnen Menschen transportiert und eingesetzt werden. Der Start mit der geschulterten Waffe kann liegend, kniend oder stehend erfolgen. Ihre Reichweite liegt bei bis zu 600 Metern. Verfehlt die Rakete das Ziel, so zerstört sie sich nach einer Flugzeit von 5,6 Sekunden selbst. Die NLAW ist ein Wegwerfartikel und kann nur einmal abgefeuert werden.
Die NLAW ist eine Panzerabwehrlenkwaffe aus schwedischer Produktion. Sie dient zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen sowie Gebäuden. Sie kann von einem einzelnen Menschen transportiert und eingesetzt werden. Der Start mit der geschulterten Waffe kann liegend, kniend oder stehend erfolgen. Ihre Reichweite liegt bei bis zu 600 Metern. Verfehlt die Rakete das Ziel, so zerstört sie sich nach einer Flugzeit von 5,6 Sekunden selbst. Die NLAW ist ein Wegwerfartikel und kann nur einmal abgefeuert werden. © Sergei Supinsky/afp
Das Patriot-System dient zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern, Drohnen und Raketen kürzerer Reichweite. Es besteht aus mehreren Komponenten: Das Bodenradar erkennt Flugobjekte, der Leitstand berechnet deren Flugbahn, programmiert die eigenen Raketen und koordiniert deren Abschuss, das Startgerät verfügt über bis zu acht Raketenwerfer, der erforderliche Strom kommt von einem Fahrzeug mit Generatoren. Das Patriot-System kann gleichzeitig bis zu 50 Ziele beobachten und fünf bekämpfen. Die maximale Kampfentfernung liegt bei etwa 68 Kilometern. Die Entwicklung des Boden-Luft-Lenkwaffensystems reicht in die späten 1960er-Jahre zurück, eingeführt wurde es in den frühen 1980er-Jahren, seitdem wurde es immer wieder modernisiert.
Das Patriot-System dient zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern, Drohnen und Raketen kürzerer Reichweite. Es besteht aus mehreren Komponenten: Das Bodenradar erkennt Flugobjekte, der Leitstand berechnet deren Flugbahn, programmiert die eigenen Raketen und koordiniert deren Abschuss, das Startgerät verfügt über bis zu acht Raketenwerfer, der erforderliche Strom kommt von einem Fahrzeug mit Generatoren. Das Patriot-System kann gleichzeitig bis zu 50 Ziele beobachten und fünf bekämpfen. Die maximale Kampfentfernung liegt bei etwa 68 Kilometern.  © Kevin Schrief/dpa
Beim Multiple Launch Rocket System (MLRS) handelt es sich um ein Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem auf Kettenfahrgestell. Die Typenbezeichnung des US-amerikanischen Militärs lautet M270. Bei der Bundeswehr wird es unter dem Namen MARS (Mittleres Artillerieraketensystem) geführt. Das System trägt zwölf Raketen, die Ziele in bis zu 40 Kilometer Entfernung treffen.
Beim Multiple Launch Rocket System (MLRS) handelt es sich um ein Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem auf Kettenfahrgestell. Die Typenbezeichnung des US-amerikanischen Militärs lautet M270. Bei der Bundeswehr wird es unter dem Namen MARS (Mittleres Artillerieraketensystem) geführt. Das System trägt zwölf Raketen, die Ziele in bis zu 40 Kilometer Entfernung treffen. © Jeon Heon-Kyun/dpa
Die türkische Kampf- und Aufklärungsdrohne Bayraktar TB2 ist seit 2016 im Einsatz. Der Name geht auf ihren Erfinder Selçuk Bayraktar zurück, den Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Drohne erreicht eine Flughöhe von 7300 Metern. Sie ist 6,5 Meter lang, besitzt eine Spannweite von zwölf Metern und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 222 Kilometern pro Stunde. Beim ukrainischen Angriff auf das russische Flaggschiff „Moskwa“ soll die Drohne einen Angriff vorgetäuscht haben, bevor zwei Neptun-Raketen das Schiff trafen.
Die türkische Kampf- und Aufklärungsdrohne Bayraktar TB2 ist seit 2016 im Einsatz. Der Name geht auf ihren Erfinder Selçuk Bayraktar zurück, den Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Drohne erreicht eine Flughöhe von 7300 Metern. Sie ist 6,5 Meter lang, besitzt eine Spannweite von zwölf Metern und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 222 Kilometern pro Stunde. Beim ukrainischen Angriff auf das russische Flaggschiff „Moskwa“ soll die Drohne einen Angriff vorgetäuscht haben, bevor zwei Neptun-Raketen das Schiff trafen. © Birol Bebek/afp
Im Ukraine-Krieg kommen auch zahlreiche unbemannte Kamikaze-Drohnen zum Einsatz. Die Switchblade 300 ist zusammengeklappt so handlich, dass sie in jeden Rucksack passt. Sie wird mithilfe von Druckluft aus einem Rohr abgeschossen und verfügt über vier schwenkbare Flügel, die im Flug wie Springmesser herausspringen. Sie hat eine Reichweite von knapp zehn Kilometern und kann einige Zeit über ihrem Einsatzgebiet verweilen, ehe sie im Sturzflug angreift. Der Gefechtskopf der Switchblade 300 hat eine Sprengladung, die einer 40-Millimeter-Granate entspricht.
Im Ukraine-Krieg kommen auch zahlreiche unbemannte Kamikaze-Drohnen zum Einsatz. Die Switchblade 300 ist zusammengeklappt so handlich, dass sie in jeden Rucksack passt. Sie wird mithilfe von Druckluft aus einem Rohr abgeschossen und verfügt über vier schwenkbare Flügel, die im Flug wie Springmesser herauskatapultiert werden. Sie hat eine Reichweite von knapp zehn Kilometern und kann einige Zeit über ihrem Einsatzgebiet verweilen, ehe sie im Sturzflug angreift. Der Gefechtskopf der Switchblade 300 hat eine Sprengladung, die einer 40-Millimeter-Granate entspricht.  © Lcpl. Tyler Forti/Imago
Das norwegische Luftabwehrsystem NASAMS wurde entwickelt, um Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und unbemannte Luftfahrzeuge zu identifizieren, anzugreifen und zu zerstören. Es ist in der Lage, 72 Ziele gleichzeitig zu treffen. Ihre weitreichendsten Raketen können Ziele bis maximal 50 Kilometer abschießen. Eine Batterie besteht aus zwölf Raketenwerfern, acht Radar-Stationen, einer Feuerleitzentrale, einem Kamera- und einem Kontroll-Fahrzeug. Seit 2005 schützt das System die US-Hauptstadt Washington, D.C.
Das norwegische Luftabwehrsystem NASAMS wurde entwickelt, um Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und unbemannte Luftfahrzeuge zu identifizieren, anzugreifen und zu zerstören. Es ist in der Lage, 72 Ziele gleichzeitig zu treffen. Ihre weitreichendsten Raketen können Ziele bis maximal 50 Kilometer abschießen. Eine Batterie besteht aus zwölf Raketenwerfern, acht Radar-Stationen, einer Feuerleitzentrale, einem Kamera- und einem Kontroll-Fahrzeug. Seit 2005 schützt das System die US-Hauptstadt Washington, D.C. © Robin Van Lonkhuijsen/dpa
Die Ukraine kann im krieg gegen Russland auch auf Bushmaster-Panzerfahrzeuge aus australischer Produktion zurückgreifen. Sie sind dank ihrer gepanzerten Stahlplatten explosionssicher und für alle Umgebungen geeignet. Auch eine Reifenpanne hindert den Bushmaster nicht an der Weiterfahrt. Das Fahrzeug bietet Platz für insgesamt zehn Soldaten einschließlich ihrer Waffen und Ausrüstung. Übliche Bordwaffen sind 5,56-Millimeter- und 7,62-Millimeter-Maschinengewehre.
Die Ukraine kann im Krieg gegen Russland auch auf Bushmaster-Panzerfahrzeuge aus australischer Produktion zurückgreifen. Sie sind dank ihrer gepanzerten Stahlplatten explosionssicher und für alle Umgebungen geeignet. Auch eine Reifenpanne hindert den Bushmaster nicht an der Weiterfahrt. Das Fahrzeug bietet Platz für zehn Soldaten einschließlich ihrer Waffen und Ausrüstung. Übliche Bordwaffen sind 5,56-Millimeter- und 7,62-Millimeter-Maschinengewehre. © Russell Freeman/Imago
Die Geschichte des M113 ist schon mehr als 60 Jahre alt. Das auch gerne als „Battle Taxi“ bezeichnete Militärfahrzeug war der erste moderne Truppentransportpanzer. Die Möglichkeit, in einem leichten, schnellen, schwimmfähigen und per Flugzeug transportablen gepanzerten Fahrzeug elf Infanteristen durch ein Kampfgebiet zu befördern, kam einer Revolution gleich. Seit der Markteinführung 1960 wurden mehr als 80.000 Fahrzeuge herstellt. In der Standardausführung verfügt der M113 über ein 12,7-Millimeter-Maschinengewehr als Hauptwaffe.
Die Geschichte des M113 ist schon mehr als 60 Jahre alt. Das auch gerne als „Battle Taxi“ bezeichnete Militärfahrzeug war der erste moderne Truppentransportpanzer. Die Möglichkeit, in einem leichten, schnellen, schwimmfähigen und per Flugzeug transportablen gepanzerten Fahrzeug elf Infanteristen durch ein Kampfgebiet zu befördern, kam einer Revolution gleich. Seit der Markteinführung 1960 wurden mehr als 80.000 Fahrzeuge herstellt. In der Standardausführung verfügt der M113 über ein 12,7-Millimeter-Maschinengewehr als Hauptwaffe. © Björn Trotzki/Imago
Der PT-91 Twardy („Der Harte“) ist eine modernisierte Version des Panzers T-72 aus der Sowjetzeit. Der PT-91 ist seinem Vorbild äußerlich nach wie vor sehr ähnlich, besitzt jedoch gegenüber dem Original einige Verbesserungen. Dazu gehören eine im Vergleich zum Basismodell deutlich präzisere Feuerleitanlage, ein Laserwarnsystem, eine Wärmebildkamera und eine Reaktivpanzerung.
Der polnische PT-91 Twardy („Der Harte“) ist eine modernisierte Version des Panzers T-72 aus der Sowjetzeit. Der PT-91 ist seinem Vorbild äußerlich nach wie vor sehr ähnlich, besitzt jedoch gegenüber dem Original einige Verbesserungen. Dazu gehören eine im Vergleich zum Basismodell deutlich präzisere Feuerleitanlage, ein Laserwarnsystem, eine Wärmebildkamera und eine Reaktivpanzerung.  © Imago
Der Gepard ist ein Flugabwehrpanzer, der Teil der Heeresflugabwehr der Bundeswehr war, bis er 2010 außer Dienst gestellt wurde. In der Zwischenzeit wird er nur noch von anderen Armeen verwendet, so auch von der Ukraine. Der Gepard wurde in erster Linie entwickelt, um die Panzer- und Panzergrenadiertruppe vor angreifenden Flugzeugen und Hubschraubern im niedrigen Höhenbereich zu schützen. In der Ukraine ist vor allem der Suchradar von Vorteil, mit dem feindliche Drohnen schnell erkannt angegriffen werden können. Der Gepard verfügt über 35-Millimeter-Maschinenkanonen.
Der Gepard ist ein Flugabwehrpanzer, der Teil der Heeresflugabwehr der Bundeswehr war, bis er 2010 außer Dienst gestellt wurde. In der Zwischenzeit wird er nur noch von anderen Armeen verwendet, so auch von der Ukraine. Der Gepard wurde in erster Linie entwickelt, um die Panzer- und Panzergrenadiertruppe vor angreifenden Flugzeugen und Hubschraubern im niedrigen Höhenbereich zu schützen. In der Ukraine ist vor allem der Suchradar von Vorteil, mit dem feindliche Drohnen schnell erkannt und angegriffen werden können. Der Gepard verfügt über 35-Millimeter-Maschinenkanonen.  © Michael Mandt/afp
Italienische Panzerhaubitzen M109L werden über Udine und Österreich in die Ukraine geliefert.
Ende April 2023 lieferte Italien klammheimlich über die nordöstliche Region Friaul-Julisch Venetien und Österreich 30 schwere Panzerhaubitzen M109L in die Ukraine. Das Foto vom Transport ist am Bahnhof Udine entstanden. Laut italienischer Tageszeitung „La Repubblica“ erhält Kiew vom Nato-Mitglied insgesamt 60 Stück der Standard-Haubitze des Verteidigungsbündnisses. Die M109L zeichnet vor allem ihre schwere 155mm-Kanone aus. © Twitter@Topolin28714725
Ein gepanzerter MaxxPro-Truppentransporter der US-Streitkräfte. (Symbolfoto)
Zu Beginn ihrer Gegenoffensive hatten die ukrainischen Streitkräfte mit Hilfe der Vereinigten Staaten laut „Magazin für Europäische Sicherheit & Technik“ einen Bestand von 580 sogenannter MRAPs (Mine Resistant Ambush Protected Vehicle) aufgebaut. Dabei handelt es sich um Truppentransporter mit hohem Minenschutz. Etliche davon gingen im Frühsommer 2023 verloren, vor allem gepanzerte MaxxPro (Beispiel-Foto), was Videos brennender Exemplare bei Twitter beweisen sollten.  © IMAGO / ZUMA Wire
Ein Radpanzer Stryker der US-Streitkräfte.
Die USA haben der Ukraine im Verlauf des ersten Halbjahres 2023 bis zu 90 Radpanzer vom Typ Stryker geliefert. Der hochmobile Schützenpanzer mit einer Länge von knapp sieben Metern und einer Breite von 2,72 Metern soll Truppenverlegungen binnen kurzer Zeit ermöglichen, weil er mit bis zu 100 km/h deutlich schneller ist als viele Kettenpanzer. Mit bis zu 39 Millimetern Außenhülle ist er jedoch vergleichsweise schwach gepanzert. © IMAGO / ABACAPRESS
Ukrainische Soldaten werden an schwedischen Schützenpanzern CV 90 ausgebildet.
Das Combat Vehicle 90 (CV 90) gilt als einer der modernsten Schützenpanzer der Welt. Entwickelt wurde der Panzer in den 1990er Jahren vom britischen Rüstungskonzerns BAE Systems AB für die Streitkräfte Schwedens. Das skandinavische Land stellte der Ukraine im Frühjahr 2023 nach und nach 50 der Schützenpanzer bereit, die die 40-mm-Ma­schi­nen­ka­no­ne 40/70B auszeichnet. Bis zu acht Infanterie-Soldaten können mit dem CV 90 mitten in die Schlacht gefahren werden. © IMAGO / TT
Aus Frankreich soll die Ukraine bereits im März 2025 drei Modelle des Kampfjets „Mirage 2000“ erhalten
Aus Frankreich soll die Ukraine bereits im März 2025 drei Modelle des Kampfjets „Mirage 2000“ erhalten. Bei den Maschinen soll es sich laut Medienberichten um Modelle der Variante „Mirage 2000-5“ handeln. Eine offizielle Bestätigung der Lieferung steht noch aus. Frankreich verfügt selbst über 26 modernisierte Kampfjets des Typs „Mirage 2000-5“. © KHALED DESOUKI/AFP
Ein Leopard-1-A5 der belgischen Armee, der in Deutschland produziert wurde. (Archivfoto)
Der Leopard 1A5 ist eine kampfwertgesteigerte Variante des „Leos“ 1 aus deutscher Produktion und Vorgänger des Leopard-2-Kampfpanzers der Bundeswehr. Zwischen 1986 und 1992 wurde im A5 eine neue Feuerleitanlage sowie erstmals ein Laserentfernungsmesser eingebaut. Anfang 2023 hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) der Ukraine 178 Exemplare in Aussicht gestellt. Beim Nato-Gipfel im Juli erfüllte Deutschland die zwischenzeitlich genannte Zielgröße von 25 gelieferten Leopard-1-A5 im Sommer 2023. © IMAGO / StockTrek Images
Die F-16 wurde in den 1970er Jahren als wendiger, vergleichsweise kostengünstiger und vielfältig einsetzbarer Kampfjet.
Die F-16 wurde in den 1970er Jahren als wendiger, vergleichsweise kostengünstiger und vielfältig einsetzbarer Kampfjet entwickelt. Sie trägt den offiziellen Spitznamen „Fighting Falcon“ (Kämpfender Falke), ist aber auch als „Viper“ bekannt. Der einstrahlige Kampfjet ist mit einer 20-Millimeter-Kanone mit mehreren Läufen bewaffnet und kann mit Luft-Luft-Raketen und Bomben ausgestattet werden. Nach Angaben der US-Luftwaffe erreicht die F-16 Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 2400 Kilometern pro Stunde und kann mehr als 860 Kilometer entfernt liegende Ziele anfliegen, ihre Raketen abfeuern und zum Startpunkt zurückkehren.  © PETRAS MALUKAS/afp
Die USA haben Atacms-Raketen an die Ukraine geliefert.
Die USA haben Atacms-Raketen an die Ukraine geliefert. Nach Abschuss vom Boden fliegen sie eine ballistische Kurve und sollen wieder am Boden detonieren. Obwohl sie als schwer abzufangen gelten, sind sie im Vergleich zu Marschflugkörpern nicht annähernd so präzise. Das liegt vor allem an der Geschwindigkeit. In der Spitze erreichen sie mehr als dreifache Schallgeschwindigkeit (Mach 3). Dieses hohe Tempo von rund 3700 km/h macht es auch deutlich schwerer, die Rakete zu kontrollieren. Bisher haben die USA Atacms mit einer gedrosselten Reichweite von 165 Kilometern geliefert. Die Ukraine wünscht sich aber Atacms mit einer Reichweite von 300 Kilometern. © U.S. Army/Imago
Kampfflugzeug des Typs „Gripen“ aus Schweden
Eigentlich sollte die Ukraine bereits im März 2024 die erste Lieferung von Kampfflugzeugen des Typs „Gripen“ aus Schweden erhalten. Bislang sind aber keine Modelle des von der Firma Saab hergestellten Kampfjets im Kampf gegen Russland. Das wiederum liegt an der Lieferung der F16-Kampfjets an die Ukraine. Um die Luftwaffe des Landes und ihre Piloten nicht zu überfordern, wurde die Lieferung und Ausbildung des Personals an den schwedischen Flugzeugen zunächst ausgesetzt. Geplant sind die Lieferungen nun für 2025. © Sandor Ujvari/dpa
RA: Das ist die Geschichte mit China. Und wir wissen, dass Indien viel mehr russisches Öl kauft als früher. Kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Kiews Annäherung an den globalen Süden weitgehend gescheitert ist? Wenn ja, warum ist das Ihrer Meinung nach der Fall?
DK: Wenn ich mir die Zahl der Stimmen anschaue, die die so genannten Länder des globalen Südens für die Resolutionen der UN-Generalversammlung zur Frage der russischen Aggression gegen die Ukraine abgegeben haben, dann habe ich nicht den Eindruck, dass sie verloren sind, denn viele von ihnen stimmen für diese Resolutionen. Aber die Wahrheit ist, dass die Unterstützung, die man erhält, wenn man einen Krieg führt, vielschichtig ist. Die einen versorgen einen mit Waffen, die anderen beschränken sich darauf, zweimal im Jahr bei der UN-Generalversammlung auf den grünen Knopf zu drücken.
Was ich also in den letzten zwei Jahren über den globalen Süden gelernt habe, ist, dass es ihn nicht gibt und dass wir jedes Land separat behandeln müssen. Es besteht ein großer Unterschied zwischen China und Indien oder zwischen Südafrika und Brasilien. Der Fehler, den wir in Bezug auf diese Länder gemacht haben, wurde nicht im Jahr 2022 begangen. Es war in den späten 1990er Jahren, als wir begannen, uns um die Entwicklung der Beziehungen zu diesen Ländern zu kümmern, während Russland viel von der Sowjetunion geerbt hat. Ich muss zugeben, dass sie dort besser aufgestellt sind. Aber das heißt nicht, dass wir es nicht weiter versuchen sollten.

Zum Autor

Ravi Agrawal ist der Chefredakteur von Foreign Policy. Twitter (X): @RaviReports

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Dieser Artikel war zuerst am 1. Mai 2024 in englischer Sprache im Magazin „ForeignPolicy.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

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