Plan sickerte durch
Prigoschin wollte Schoigu festnehmen – Polen befestigt Grenze zu Belarus
VonAndreas Schmidschließen
Es gibt immer mehr Details zum gescheiterten Prigoschin-Putsch. Der Plan der Wagner-Söldner sickerte vorab durch. Unser News-Ticker.
- Neue Details zum gescheiterten Wagner-Putsch: Jewgeni Prigoschin wollte Militärführung festhalten
- Prigoschin in Belarus: Alexander Lukaschenko gewährt Söldner-Chef Asyl
- Dieser News-Ticker zu den Folgen des Wagner-Aufstands in Russland wird laufend aktualisiert.
Update vom 28. Juni, 22.46 Uhr: Kremlchef Putin zeigt sich überzeugt vom Rückhalt der Bürger seines Landes während des Aufstands der Söldnergruppe Wagner. „Ich habe nicht an der Reaktion (der Menschen) in Dagestan und im ganzen Land gezweifelt“, sagte der Kreml-Chef am Mittwoch laut einem im russischen Staatsfernsehen ausgestrahlten Auszug aus einem Gespräch mit dem Präsidenten der zu Russland gehörenden Kaukasusregion, Sergej Melikow.
Zuvor hatte Melikow dem russischen Staatschef versichert, dass es in Dagestan „keinen einzigen Menschen“ gebe, der die Entscheidungen der russischen Führung im Zusammenhang mit dem abgebrochenen Aufstand „nicht unterstützt“ habe.
Scholz sieht Putin nach Söldneraufstand geschwächt
Update vom 28. Juni, 21.33 Uhr: Scholz geht davon aus, dass der abgebrochene Aufstand der Söldnergruppe Wagner den russischen Präsidenten Wladimir Putin geschwächt hat. „Auf alle Fälle wird das sicherlich langfristig auch Auswirkungen haben in Russland“, sagte der SPD-Politiker am Abend in der ARD laut Vorabmeldung. „Ich glaube schon, dass er (Putin) geschwächt ist.“ Der Aufstand zeige, „dass die autokratischen Strukturen, die Machtstrukturen Risse haben“ und Putin keineswegs so fest im Sattel sitze, wie er immer wieder behaupte.
Update vom 28. Juni, 21.25 Uhr: Polen wird die Befestigungen an seiner Grenze zu Belarus aufgrund der jetzt dort stationierten Wagner-Soldaten verstärken. Das gab der stellvertretende polnische Ministerpräsident Jarosław Kaczyński nach einer Sitzung des nationalen Sicherheits- und Verteidigungsausschusses des Landes bekannt. Zuerst darüber berichtet hatte die Nachrichtenagentur Wprost. Man werde sowohl weitere Truppen an die Grenze beordern als auch die Absperrungen zu Belarus ausbauen.
Wagner-Chef Prigoschin wollte Clique um Schoigu festnehmen
Erstmeldung vom 28. Juni 2023: Moskau – Nach der abgeblasenen Meuterei von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kommen immer mehr Details dieser fast schon filmreifen Machtposse ans Licht. Offenbar wollte Prigoschin die russische Militärführung festnehmen, musste die Mission aber nach einem Durchsickern seiner Pläne ändern. Das berichtet das US-Magazin Wall Street Journal unter Berufung auf westliche Regierungsvertreter. Im Visier des Söldnerchefs: Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow. Sie macht Prigoschin maßgeblich für Russlands Lage im Ukraine-Krieg verantwortlich.
Neue Details zum gescheiterten Wagner-Putsch: Prigoschin wollte Militärführung festhalten
Prigoschin wollte das ihm verhasste Duo an der Grenze zur Ukraine festhalten. Zwei Tage vor dem geplanten Besuch von Schoigu und Gerassimow habe aber der russische Inlandsgeheimdienst FSB die Pläne mitbekommen, schreibt die Zeitung weiter. Prigoschin habe daraufhin umdisponieren und den Aufstand vorschnell beginnen müssen. Der Bericht deckt sich mit Aussagen von Viktor Solotow, Chef der russischen Nationalgarde, wonach Prigoschins Pläne durchgesickert seien.
Die New York Times berichtete gar von möglichen Mitwissern der Wagner-Revolte. Mit Verweis auf US-Sicherheitskreise hieß es, mehrere hochrangige Generäle hätten Bescheid gewusst. Der Kreml wies die Darstellung am Mittwoch als „Spekulationen und Tratsch“ zurück.
Wagner-Gruppe marschiert in Richtung Moskau: Bilder zum Putschversuch in Russland




Prigoschin in Belarus: Lukaschenko gewährt Söldner-Chef Asyl
Der Aufstand der Söldnergruppe gegen die russische Militärführung hatte am Wochenende die Welt in Atem gehalten. Die Söldner marschierten von der Ukraine aus in Russland ein und rückten mit dem Ziel nach Moskau vor, die russische Militärführung abzusetzen.
Rund 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt gab die Wagner-Gruppe überraschend auf. Belarus-Autokrat Alexander Lukaschenko hatte vermittelt. Prigoschin wurde Straffreiheit zugesagt, wenn er ins Exil nach Belarus geht. Der als „Putins Koch“ bekannt gewordene Söldnerchef ist nach Angaben Lukaschenkos inzwischen in Belarus eingetroffen. Der Staatschef hat auch den Kämpfern der Söldnertruppe Aufnahme in seinem Land angeboten. Alle Infos zum Deal zwischen Lukaschenko und Prigoschin im Überblick. (as)
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