„Achse des Widerstands“ zögert

Iran will nicht in den Krieg gegen Israel ziehen – Teheran weist Hamas-Führer zurecht

  • Felix Durach
    VonFelix Durach
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Teheran soll eine direkte Beteiligung am Krieg gegen Israel abgelehnt haben. Irans „Oberster Führer“ kritisiert Hamas-Führung für Vorgehen.

München – Seit dem Angriff der radikal-islamistischen Hamas am 7. Oktober wird von internationalen Akteuren immer wieder warnend ein Begriff in den Mund genommen: der Flächenbrand. Eine Ausweitung des Kriegs zwischen Israel und der Hamas auf die umliegenden Regionen, die dann wiederum den Iran in den Krieg im Nahen Osten ziehen könnte. Doch die Regierung in Teheran hat offenbar kein Interesse, in den Konflikt einzugreifen. Einem Bericht zufolge auch deswegen, weil die Hamas-Führung den Schlag gegen Israel ohne seine Verbündeten geplant und durchgeführt hatte.

Der „Oberste Führer“ des Irans, Ali Chamenei, hat der Hamas wohl eine Absage zum Kriegseintritt erteilt.

Iran will nicht für Hamas in den Krieg ziehen – Chamenei erteilt Terrormiliz wohl Absage

Der Iran gilt als enger Verbündeter und wichtiger Unterstützung der Hamas. Ähnlich wie bei der libanesischen Hisbollah unterstützt der mächtige Staat im Nahen Osten die Gruppierungen wohl mit Geld, Know-how und auch Waffen. Waffen, die dann im Krieg gegen Israel benutzt werden. Doch wie aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hervorgeht, scheint ein direkter Kriegseinstieg für den Iran keine Option zu sein.

Reuters beruft sich auf drei iranische Offizielle, die offenbar die Inhalte eines Gespräches kennen, das Anfang November in Teheran abgehalten wurde. Die Teilnehmer des Gesprächs: Ali Chamenei, der „Oberste Führer“ des Irans, und Ismail Haniyya, einer der politischen Führer der Hamas. Chamenei soll den Berichten zufolge in dem Gespräch seinen Unmut über das Vorgehen der Terrormiliz geäußert haben. Vor allem darüber, dass Teheran nicht in die Pläne der Operation Al-Aqsa Flut vom 7. Oktober eingeweiht gewesen war.

Iran plant wohl keinen Einstieg in Krieg gegen Israel – Hamas widerspricht

Deswegen soll Chamenei der Hamas klar zu verstehen gegeben haben, dass der Iran sich nicht direkt an dem Krieg gegen Israel beteiligen werde. Teheran werde allerdings weiterhin politische und moralische Unterstützung leisten. Darüber hinaus soll der Oberbefehlshaber der iranischen Armee aber auch Druck auf Haniyya ausgeübt haben, Stimmen innerhalb der Hamas verstummen zu lassen, die öffentlich das Eintreten des Irans in den Krieg fordern.

Bereits kurz nach der Veröffentlichung wies die Hamas den Bericht über Telegram als „haltlos“ zurück. Aus dem Statement ging jedoch nicht hervor, welche Teile des Berichts als falsch angesehen werden.

Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert

Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Am 7. Oktober 2023 feuern militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel ab. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hatte den Beginn einer „Militäroperation“ gegen Israel verkündet. © Hatem Moussa/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen ist Rauch aus einem Wohnhaus zu sehen.  © Ilia Yefimovich/ dpa
Israelischer Soldat mit Hund im Israel Krieg
Ein israelischer Soldat geht mit seinem Hund zwischen Autos in Deckung.  © Ohad Zwigenberg/ dpa
Israelische Polizisten evakuieren Frau und Kind im Israel Krieg
Israelische Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © Tsafrir Abayov/ dpa
Militante Palästinenser fahren im Israel Krieg mit einem Pickup, auf dem womöglich eine entführte deutsch-israelische Frau zu sehen ist.
Militante Palästinenser fahren mit einem Pickup, auf dem möglicherweise eine deutsch-israelische Frau zu sehen ist, in den Gazastreifen zurück. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, ihre Mitglieder hätten einige Israelis in den Gazastreifen entführt. © Ali Mahmud/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Angehörige der Feuerwehr versuchen, nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen das Feuer auf Autos zu löschen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Menschen suchen in Trümmern nach Überlebenden nach massive Raketenangriffen aus Gazastreifen auf Israel.
Menschen suchen zwischen den Trümmern eines bei einem israelischen Luftangriff zerstörten Hauses nach Überlebenden.  © Omar Ashtawy/ dpa
Verlassene Stätte des Festivals Supernova nach dem Angriff der Hamas
Bei dem Rave-Musikfestivals Supernova im israelischen Kibbuz Re’im sterben rund 270 Besucher:innen. So sieht die verlassene Stätte nach dem Angriff aus.  © JACK GUEZ / AFP
Feiernde Palästinenser nach Angriff der Hamas auf Israel
Palästinenserinnen und Palästinenser feiern in Nablus nach der großen Militäroperation, die die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, gegen Israel gestartet haben.  © Ayman Nobani/ dpa
Hamas-Großangriff auf Israel - Gaza-Stadt
Das israelische Militär entgegnete mit dem Beschuss von Zielen der Hamas im Gazastreifen. Nach einem Angriff steigen bei einem Hochhaus in Gaza Rauch und Flammen auf. © Bashar Taleb/ dpa
Mann weint in Gaza bei Israel Krieg
Ein Mann umarmt einen Familienangehörigen im palästinensischen Gebiet und weint.  © Saher Alghorra/ dpa
Israelischer Soldat im Israel Krieg steht neben Frau
Am 8. Oktober beziehen israelische Soldaten Stellung in der Nähe einer Polizeistation, die am Tag zuvor von Hamas-Kämpfern überrannt wurde. Israelische Einsatzkräfte haben dort nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige getötet. © Ilan Assayag/ dpa
Nach Hamas Großangriff - Sa'ad
Israelische Streitkräfte patrouillieren in Gebieten entlang der Grenze zwischen Israel und Gaza, während die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern weitergehen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Palästinensisches Kind in einer Schule, die im Israel Krieg als Schutz dient
Ein palästinensisches Kind steht auf dem Balkon einer Schule, die von den Vereinten Nationen betrieben wird und während des Konfliktes als Schutzort dient.  © Mohammed Talatene/ dpa

Hoffen auf Hisbollah und Iran – Hamas braucht Unterstützung gegen Israel

Die Führer der Hamas hoffen seit dem Beginn der Angriffe auf Unterstützung ihrer Verbündeten. Mohammed Deif, der Anführer der paramilitärischen Kassam-Brigaden, richtete sich kurz vor den Angriffen am 7. Oktober in einer TV-Ansprache an die Verbündeten im Nahen Osten. „Unsere Brüder im islamischen Widerstand im Libanon, im Iran, im Jemen, im Irak und in Syrien, dies ist der Tag, an dem sich Ihr Widerstand mit Ihrem Volk in Palästina vereint“, sagte Deif in seiner Ansprache.

Die geforderte Unterstützung blieb jedoch aus. Auch die Hisbollah zeigte sich überrascht von dem Angriff auf Israel. Das bestätigte Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah in einer Rede am 3. November. Die Angriffe der Hamas seien „zu hundert Prozent palästinensisch“ geplant gewesen und die Operation vor der „Achse des Widerstands“ geheimgehalten worden. Die „Achse des Widerstands“ ist die iranische Bezeichnung für ein Bündnis aus schiitischen Kräften im Nahen Osten. Zu ihr zählen neben dem Iran und Syrien auch diverse Milizen in Syrien und im Irak, sowie die Huthi-Rebellen im Jemen und die Hisbollah.

Krieg in Israel: Trotz Hamas-Aufforderungen – Auch Hisbollah agiert zurückhaltend

Nasrallah sprach in seiner Rede von einer „neuen historischen Phase“ des Nahost-Konflikts und warnte Israel vor einem Angriff auf den Libanon. Eine Kriegserklärung an Israel, wie sie von manchen Beobachtern befürchtet worden war, blieb jedoch aus. Seit Kriegsbeginn kommt es zwar immer wieder zu kleineren Angriffen in der Grenzregion zwischen Israel und dem Libanon, jedoch sind die Angriffe mit Blick auf das militärische Potenzial der Hisbollah zu vernachlässigen.

Chalid Maschal, ein weiteres Mitglied der Hamas-Führungsriege, forderte Ende Oktober in einem TV-Interview offen den Kriegseintritt der Hisbollah. „Es besteht kein Zweifel daran, dass es einen echten Unterschied machen würde, wenn die Hisbollah mitmachen würde. Wir hoffen, dass dies geschieht, aber die Entscheidung liegt bei ihnen“, sagte Maschal dem ägyptischen Fernsehsender Sada El-Balad TV.

Ähnlich wie die Hisbollah setzt auch der Iran aktuell eher auf eine abwartende Strategie. Wie Reuters aus iranischen Regierungskreisen erfahren haben will, werde sich der Iran nur dann direkt in den Krieg einschalten, wenn Israel oder die Vereinigten Staaten einen Angriff auf iranisches Gebiet durchführen würden. (fd)

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