Er überlebte diverse Anschläge

Mohammed Deif, die „Katze mit sieben Leben“: Er steckt hinter dem Hamas-Angriff auf Israel

  • Felix Durach
    VonFelix Durach
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Der Anführer der berüchtigten Kassam-Brigaden gilt als meistgesuchter Mann in Israel. Doch wer ist der Drahtzieher der jüngsten Angriffe der Hamas?

München – Kurz bevor die Kämpfer der Hamas am Samstag die Grenze zwischen dem Gaza-Streifen und Israel überschritten, verkündete der vermeintliche Drahtzieher der Angriffe diese in einer Tonaufnahme. „Wir haben uns entschlossen, dem allen ein Ende zu setzen. Damit der Feind versteht, dass er nicht länger feiern kann, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden“, sagte die Stimme eines Mannes, bei dem es sich um den Terroristen Mohammed Deif handeln soll.

Krieg in Israel: Terroristenführer Mohammed Deif – „Die Katze mit den neun Leben“

Deif gilt als Anführer der paramilitärischen Kassam-Brigaden – dem militärischen Arm der Hamas – und zählt seit mehreren Jahrzehnten zu den meistgesuchten Terroristen in Israel. Deif ist jedoch auch ein Phantom. Nur wenig ist über den Terroristenführer bekannt, in der Öffentlichkeit tritt er nicht auf, Bilder des Hamas-Kämpfers sind eine Seltenheit. Mohammed Deif ist nicht einmal sein tatsächlicher Name. Das Wort „Deif“ bedeutet auf Arabisch Gast. Ein Hinweis darauf, dass der Terroristenführer nie lange an einer Stelle bleibt und immer wieder seinen Aufenthaltsort wechselt.

Ein undatiertes Bild des gesuchten Terroristen Mohammed Deif, dem militärischen Anführer der Kassam-Brigaden.

Nicht ohne Grund. Das israelische Militär und der Mossad versuchen bereits seit Jahren Deif zu töten. Diverse Attentate auf das Leben des Anführers der Kassam-Brigaden scheiterten jedoch. Berichten zufolge verlor Deif durch die Angriffe ein Auge, ein Bein und einen Arm. Seitdem ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. Ein israelischer Luftangriff im Jahr 2014 tötete wohl Deifs Frau und zwei seiner Kinder – doch der Terroristenführer überlebte. Aufgrund der Anzahl der überlebten Attentate trägt er mittlerweile auch den Beinamen „die Katze mit den sieben Leben.“ Deifs Geschichte hat auch dazu beigetragen, dass er unter den Anhängern der Hamas als eine Art Märtyrer verehrt wird.

Mohammed Deif: Drahtzieher der Angriffe auf Israel – Architekt der Tunnel unter Gaza

Eine Position, die sich durch den jüngsten Angriff der Hamas auf Israel eher noch verstärken dürfte. Diese Ansicht vertritt zumindest Omri Brinner, Experte für Israel und den Nahen Osten im International Team for the Study of Security Verona gegenüber France24: „Mit dieser Operation – der erfolgreichsten in der Geschichte des palästinensischen Widerstands – wird sein Erbe für immer weiterleben. Er kann jetzt scheitern, Israel kann ihn jetzt ermorden: Sein Erbe wird ihn überleben.“

Gesicherte Informationen über den Anführer der Kassam-Brigaden sind rar gesät. Deif soll Mitte der 60er-Jahre in einem Flüchtlingscamp im Süden des Gaza-Streifens geboren worden sein. Als seinen echten Namen geben diverse Medien Mohammed al-Masri an. Mit Mitte 20 soll sich Deif dann schließlich der Hamas angeschlossen haben, die 1987 als Ableger der ägyptischen Muslimbrüder entstanden war. Wie aus einem Bericht der Washington Post hervorgeht, wurde er in den 90er-Jahren wegen seiner Verbindungen zur Hamas von israelischen Behörden verhaftet, im Anschluss jedoch wieder freigelassen.

Anschließend war er für den Ausbau des Arsenals der Hamas an Raketen und Bomben mitverantwortlich. Seit dem Beginn der 2000er-Jahre soll er den Kassam-Brigaden vorstehen. Dem Bericht der Washington Post zufolge soll auch das weitreichende System an Tunneln und Bunkeranlagen unter Gaza seine Idee gewesen sein. Dieses bietet der Hamas Zuflucht und Schutz vor israelischen Luftangriffen, wird jedoch auch zum Lagern von Waffen verwendet. Das Tunnelsystem soll jedoch auch dazu beitragen, Waffen und Munition unbemerkt in den Gaza-Streifen zu transportieren.

Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert

Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Am 7. Oktober 2023 feuern militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel ab. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hatte den Beginn einer „Militäroperation“ gegen Israel verkündet. © Hatem Moussa/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen ist Rauch aus einem Wohnhaus zu sehen.  © Ilia Yefimovich/ dpa
Israelischer Soldat mit Hund im Israel Krieg
Ein israelischer Soldat geht mit seinem Hund zwischen Autos in Deckung.  © Ohad Zwigenberg/ dpa
Israelische Polizisten evakuieren Frau und Kind im Israel Krieg
Israelische Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © Tsafrir Abayov/ dpa
Militante Palästinenser fahren im Israel Krieg mit einem Pickup, auf dem womöglich eine entführte deutsch-israelische Frau zu sehen ist.
Militante Palästinenser fahren mit einem Pickup, auf dem möglicherweise eine deutsch-israelische Frau zu sehen ist, in den Gazastreifen zurück. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, ihre Mitglieder hätten einige Israelis in den Gazastreifen entführt. © Ali Mahmud/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Angehörige der Feuerwehr versuchen, nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen das Feuer auf Autos zu löschen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Menschen suchen in Trümmern nach Überlebenden nach massive Raketenangriffen aus Gazastreifen auf Israel.
Menschen suchen zwischen den Trümmern eines bei einem israelischen Luftangriff zerstörten Hauses nach Überlebenden.  © Omar Ashtawy/ dpa
Verlassene Stätte des Festivals Supernova nach dem Angriff der Hamas
Bei dem Rave-Musikfestivals Supernova im israelischen Kibbuz Re’im sterben rund 270 Besucher:innen. So sieht die verlassene Stätte nach dem Angriff aus.  © JACK GUEZ / AFP
Feiernde Palästinenser nach Angriff der Hamas auf Israel
Palästinenserinnen und Palästinenser feiern in Nablus nach der großen Militäroperation, die die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, gegen Israel gestartet haben.  © Ayman Nobani/ dpa
Hamas-Großangriff auf Israel - Gaza-Stadt
Das israelische Militär entgegnete mit dem Beschuss von Zielen der Hamas im Gazastreifen. Nach einem Angriff steigen bei einem Hochhaus in Gaza Rauch und Flammen auf. © Bashar Taleb/ dpa
Mann weint in Gaza bei Israel Krieg
Ein Mann umarmt einen Familienangehörigen im palästinensischen Gebiet und weint.  © Saher Alghorra/ dpa
Israelischer Soldat im Israel Krieg steht neben Frau
Am 8. Oktober beziehen israelische Soldaten Stellung in der Nähe einer Polizeistation, die am Tag zuvor von Hamas-Kämpfern überrannt wurde. Israelische Einsatzkräfte haben dort nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige getötet. © Ilan Assayag/ dpa
Nach Hamas Großangriff - Sa'ad
Israelische Streitkräfte patrouillieren in Gebieten entlang der Grenze zwischen Israel und Gaza, während die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern weitergehen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Palästinensisches Kind in einer Schule, die im Israel Krieg als Schutz dient
Ein palästinensisches Kind steht auf dem Balkon einer Schule, die von den Vereinten Nationen betrieben wird und während des Konfliktes als Schutzort dient.  © Mohammed Talatene/ dpa

Radikaler Israel-Hass und Gewaltbereitschaft – der Terroristenführer Mohammed Deif

Die Financial Times beschreibt Deif in einem Bericht mit Verweis auf Quellen, die ihn gekannt haben sollen, als „ruhige und intensive“ Mann, dessen einziges Ziel es sei, den Verlauf des Nahostkonflikts entscheidend und mit Gewalt zu ändern. Ideologisch soll sich Deif auf einer Linie mit der Hamas befinden. Die radikal-islamistische Terrorvereinigung forderte in ihrer Gründungs-Charta die Zerstörung Israels durch einen „heiligen Krieg“ und die Errichtung eines islamischen Staates auf dem Gebiet des historischen Palästinas.

Verhandlungen mit der Regierung in Tel-Aviv werden genau so abgelehnt wie eine sogenannte „Zwei-Staaten-Lösung“. Den Oslo-Friedensprozess, die bis dato größte Annäherung zwischen den Regierungen Israels und der palästinensischen Autonomiegebiete, ordnete Deif als Verrat an der palästinensischen Sache ein.

Bei Demonstrationen in der Stadt Hebron (Westjordanland) im Jahr 2014, hält ein Junge ein Bild mit dem Konterfei von Mohammed Deif in die Höhe.

Mit den jüngsten Angriffen auf Israel, den unzähligen Toten und Entführten und dem daraus resultierenden Krieg in Israel scheint eine diplomatische Lösung des Nahost-Konflikts nun endgültig in unerreichbare Ferne gerückt zu sein. „Diese Terroraktion hat dieser Praxis ein für alle Mal ein Ende gesetzt“, zitiert die Financial Times einen israelischen Offiziellem mit Blick auf die Angriffe am Samstag. „Jetzt wird es keinen Waffenstillstand mehr geben, sondern nur Vergeltung.“ Eine Entwicklung, die ganz nach dem Geschmack von Mohammed Deif sein dürfte. (fd)

Rubriklistenbild: © HAZEM BADER/AFP