Beginn der Verhandlungen

Massiver Gewinneinbruch bei VW: Gewerkschaft will Werksschließungen nicht hinnehmen

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Volkswagen meldet zum wiederholten Mal einen massiven Gewinneinbruch. Die Tarifverhandlungen sind gestartet – die IG Metall will Werksschließungen nicht akzeptieren.

Update vom 30. Oktober, 15:40 Uhr: Mitten in der Diskussion um Werksschließungen, Entlassungen und Lohnkürzungen bei Volkswagen sind Vertreter von VW und IG Metall zu ihrer zweiten Tarifrunde zusammengekommen. Während VW seinen harten Sparkurs verteidigte und konkrete Vorschläge ankündigte, forderte die Gewerkschaft, Werksschließungen zumindest noch einmal zur Diskussion zu stellen. Das sei Voraussetzung für weitere Verhandlungen, sagte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger zum Beginn der zweiten Tarifrunde in Wolfsburg.

Verhandlungen zwischen VW und IG Metall: „Die Lage spitzt sich weiter zu“

VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel, Personalvorstand der Kernmarke, verteidigte den harten Sparkurs. „Die Lage spitzt sich weiter zu“, sagte er vor dem Beginn der Gespräche. „In der Konsequenz müssen wir unsere Effizienz steigern und unsere Kosten senken.“ Denn, so Meiswinkel: „Nur wer erfolgreich wirtschaftet, kann auch sichere Arbeitsplätze bieten.“ Maiwald kündigte an, in dieser zweiten Gesprächsrunde nun auch konkrete Vorstellungen zu den von VW geforderten Einsparungen vorzulegen. 

Betriebsratschefin Cavallo, die für die IG Metall mit am Verhandlungstisch sitzt, fordert den Konzern auf, gemeinsam ein Zukunftskonzept für den Konzern zu erarbeiten. „Jede Krise ist immer gemeinsam mit dem Betriebsrat und der IG Metall gemeistert worden. Und genau diesen Weg möchten wir einschlagen.“ Auch der Betriebsrat verkenne nicht, „dass wir in einer schwierigen Lage sind“. Dieser Situation wolle man auch Rechnung tragen. Cavallo fügte jedoch hinzu: „Da gehört sehr viel mehr dazu, als über Arbeitskosten und Fabrikkosten zu sprechen.“

Volkswagen meldet deutlichen Gewinneinbruch im dritten Quartal

Erstmeldung vom 30. Oktober, 07:56 Uhr:

Wolfsburg – Der Gewinn von Volkswagen ist wegen der Schwäche in China und hohen Kosten im dritten Quartal massiv eingebrochen. Das operative Ergebnis fiel von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 42 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch (30. Oktober) mitteilte. Bei einem Umsatz knapp unter Vorjahr erwirtschaftete der größte europäische Autobauer eine Rendite von 3,6 Prozent, gut zweieinhalb Prozentpunkte weniger. Die Hauptmarke des Konzerns leidet ebenso wie die wichtigsten Gewinnbringer Porsche und Audi unter dem Absatzrückgang auf dem wichtigsten Markt China. Nach neun Monaten beläuft sich die Rendite der kriselnden Kernmarke VW auf nur noch zwei Prozent. „Dies zeigt den dringenden Bedarf von erheblichen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen“, erklärte VW-Finanzchef Arno Antlitz.

Tarifverhandlungen zwischen Volkswagen und IG Metall gehen in die nächste Runde

Von LSEG befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem derart starken Rückgang des Betriebsgewinns gerechnet, nachdem VW Ende September die Gewinnprognose für das Gesamtjahr gesenkt hatte. Die Kernmarke steckt in einer schweren Krise. Der Autobauer hat angekündigt, erstmals in der Geschichte Werke in Deutschland zu schließen. Dem Betriebsrat zufolge geht es um mindestens drei Werke und massiven Beschäftigungsabbau. Die Arbeitnehmervertretung will das verhindern. Am Mittwoch gehen in Wolfsburg die Verhandlungen über den Haustarifvertrag von VW weiter. Die Fronten zwischen der Gewerkschaft IG Metall und VW sind verhärtet.

IG Metall und VW treffen sich zur zweiten Tarifrunde über den Haustarif für die 120.000 VW-Mitarbeiter an sechs Standorten. (Archivbild)

Das Nettoergebnis fiel noch stärker als das operative Ergebnis: um 64 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Auch hoher Restrukturierungsaufwand von 2,2 Milliarden Euro im bisherigen Jahresverlauf drücken den Gewinn. Fixkosten und die Ausgaben für neue Produkte stiegen. Vor Einmaleffekten betrug die Rendite konzernweit über neun Monate 6,5 Prozent.

In China steigen Käufer auf E-Autos aus der Heimat um – VW erlebt massiven Einbruch

Das Marktumfeld nannte Antlitz herausfordernd. Im dritten Quartal war der Absatz weltweit um sieben Prozent auf knapp 2,2 Millionen Fahrzeuge gesunken, in China erlitten die Pkw-Marken zweistellige Einbrüche. Der Autobauer hat dort zu wenig Elektroautos im Angebot. Die Käufer steigen überwiegend auf E-Autos heimischer Hersteller um. Die Nachfrage nach Verbrennerautos, wo die deutschen Autobauer über Jahrzehnte führend waren, schwächelt. Ein Silberstreif am Horizont ist der zuletzt verbesserte Auftragseingang in Westeuropa, der Antlitz zufolge Rückenwind für das vierte Quartal geben soll. (wal/reuters)

Rubriklistenbild: © Hendrik Schmidt/dpa

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