Volkswagen in Hessen

Zittern nach VW-Ankündigung: Baunatal betroffen? „Unser Werk ist nicht sicher“

  • VonSven Kühling
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  • Florian Dörr
    Florian Dörr
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Der Automobilriese Volkswagen plant, mehrere deutsche Werke zu schließen. Zehntausende Jobs könnten dadurch wegfallen. Auch die Zukunft des Werks in Baunatal ist ungewiss.

Update vom Montag, 28. Oktober, 18 Uhr: Auch das VW-Werk Kassel in Baunatal ist vor einer Schließung durch den Vorstand nicht sicher. Das machte Betriebsratschef Carsten Büchling am Montag vor rund 8000 Beschäftigten bei einer Informationsveranstaltung am Standort deutlich (siehe Erstmeldung). 

Die vielen tausend VW-Beschäftigten auf der großen Verbindungsstraße am Nordrandbau quittierten diese Worte immer wieder mit Pfiffen und Trommelschlägen. Die Stimmung im Werk Kassel war aufgeheizt. Immerhin arbeiten am zweitgrößten deutschen VW-Standort 15.500 Menschen. Die Presse war zur Teilnahme nicht zugelassen. Journalisten durften auf Anweisung des Managements lediglich aus einiger Entfernung lauschen und fotografieren. Der Werkschutz kontrollierte.

Vor Beginn der Veranstaltung waren Mitarbeiter auch aus den benachbarten VW-Hallen – etwa aus Kassel – ans Haupttor in Baunatal gekommen. Immer wieder trafen Busse mit VWlern ein – mit einer parallel angesetzten Veranstaltung am Original-Teile-Center (OTC) waren es nach Schätzung der Organisatoren am Ende über 8000.

Zittern nach VW-Ankündigung: Baunatal betroffen? „Unser Werk ist nicht sicher“

Erstmeldung vom Montag, 28. Oktober, 11.40 Uhr: Kassel – Der Automobilriese Volkswagen plant laut Betriebsrat, mehrere seiner deutschen Werke zu schließen und damit zehntausende Jobs zu streichen. Daniela Cavallo, die Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, verkündete bei einer Informationsveranstaltung für die Mitarbeiter in Wolfsburg: „Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen“. Sie fügte hinzu, dass alle übrigen Standorte ebenfalls reduziert werden sollen. In Nordhessen stellt sich die Frage: Wie geht es mit dem Werk in Baunatal weiter?

Carsten Büchling, Betriebsratsvorsitzender des Volkswagenwerks Kassel in Baunatal, sagt: „Unser Werk ist nicht sicher.“

Auch VW-Werk in Baunatal könnte von Schließungsplänen betroffen sein

Sicher ist das offenbar noch nicht: Carsten Büchling, Betriebsratsvorsitzender des Volkswagenwerks Kassel in Baunatal, bestätigte vor mehreren tausend Beschäftigten, dass bundesweit drei Werke geschlossen werden sollen. Auch das Werk in Baunatal könnte betroffen sein: „Unser Werk ist nicht sicher!“, rief er.

Die Zukunft des VW-Werks in Baunatal ist ungewiss. (Archiv)

Das Werk in Osnabrück wird vom Betriebsrat als besonders gefährdet angesehen, da es kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hat. Cavallo äußerte zudem, dass der Vorstand betriebsbedingte Entlassungen plane. Der Betriebsrat warnt vor dem Verlust von zehntausenden Arbeitsplätzen. Ganze Abteilungen könnten geschlossen oder ins Ausland verlegt werden.

15.500 Menschen arbeiten in VW-Werk in Baunatal

Cavallo warnte: „Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher!“. Sie machte jedoch keine weiteren Angaben. In Deutschland beschäftigt VW etwa 120.000 Mitarbeiter, wobei etwa die Hälfte in Wolfsburg tätig ist. Das Werk in Baunatal ist der zweitgrößte Standort in Deutschland. Hier arbeiten 15.500 Menschen. Insgesamt betreibt die Marke VW zehn Werke in Deutschland, darunter sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eines in Hessen. VW hat im September die seit über 30 Jahren bestehende Beschäftigungssicherung aufgehoben. Ab Mitte 2025 könnten betriebsbedingte Kündigungen erfolgen.

Am Mittwoch treffen sich der Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zur zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif. In der ersten Runde im September lehnte VW die Forderungen der IG Metall nach einer siebenprozentigen Erhöhung ab und drängte stattdessen auf Kosteneinsparungen. VW hat bisher keine weiteren Angaben dazu gemacht. Cavallo zufolge fordert VW nun eine zehnprozentige Lohnkürzung sowie Gehaltsstillstände in den nächsten beiden Jahren. Anfang September hatte VW angekündigt, Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausschließen zu können.

Rubriklistenbild: © Sven Kühling

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