Deals mit Iran und Nordkorea
Sanktionen treiben Russland in die Arme von „Schurkenstaaten“: Putin handelt sich „schwere Schuldscheine“ ein
VonBona Hyunschließen
Putin spürt den Druck der Sanktionen und wendet sich deshalb an seine Verbündeten. Der Präsident darf allerdings die Folgen für Russlands Wirtschaft nicht vergessen.
Moskau – Russlands Wirtschaft steht vor einem großen Dilemma: Westliche Sanktionen verstärken die Abhängigkeit von Verbündeten. Zugleich könnte gerade die Abhängigkeit von einigen Staaten der russischen Wirtschaft schaden. Experten sind sich einig, dass die Kriegswirtschaft von Wladimir Putin alles andere als widerstandsfähig ist – auch wenn Russland es nach außen hin anders darstellt.
Sanktionen machen Russlands Wirtschaft noch abhängiger von Verbündeten
Besonders die russische Rüstungsindustrie ist wohl auf Hilfe anderer Länder angewiesen. In den vergangenen Wochen haben sich die Anzeichen für Waffen-Deals zwischen Russland und Nordkorea verdichtet. Bislang haben Pjöngjang und Moskau jegliche Vorwürfe zurückgewiesen. Jüngst hieß es aus Südkorea, dass Nordkoreas Rüstungsunternehmen auf Hochtouren arbeiten, um Russland mit Waffen zu versorgen.
Russland soll im Gegenzug Lebensmittel liefern. Auch mit dem Iran hat Putin seine militärische Zusammenarbeit im Ukraine-Krieg vertieft. Der Iran soll Russland eine große Anzahl leistungsstarker ballistischer Boden-Boden-Raketen geliefert haben, so sechs Quellen gegenüber Reuters.
Doch diese Deals werden Putin langfristig auf die Füße fallen. „Die Verteidigungsausgaben des Landes sind eindeutig problematisch, da der Kreml ständig Raketen, Drohnen und sogar Artilleriegranaten von Nordkorea und dem Iran bezieht und sich damit schwere Schuldscheine eingehandelt hat, die in Zukunft an diese Schurkenstaaten gezahlt werden müssen“, schreibt Stephen Blank von der amerikanischen Denkfabrik „Foreign Policy Research“ jüngst in einer Analyse.
Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft: Schurkenstaaten bleiben Putin als einzige Option
Blank zufolge ist die wachsende Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von anderen Verbündeten zudem ein Zeichen für die Wirksamkeit der Sanktionen. Die Sanktionen des Westens sind besonders dahingehend wirksam, Putins Gewinne aus Handelsgeschäften zu schmälern und seine Kriegskasse zu verkleinern.
Das sieht man vor allem, wenn man die Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen Russland und China betrachtet. Putin dürfte sich sehr auf die Hilfe von Xi Jinping, besonders im finanziellen Sektor, verlassen haben. Die chinesische Währung Yuan sollte für Russlands Wirtschaft den Weg zur Unabhängigkeit des US-Dollars ebnen, zudem werden 75 Prozent des Handels mit China und 25 Prozent der Transaktionen mit anderen Ländern mit der chinesischen Währung Yuan abgewickelt. Aus Sorge vor westlichen Sanktionen wollen chinesische Kreditinstitute reihenweise ihren Zahlungsverkehr mit Russland einstellen und keine Yuan-Zahlungen mehr akzeptieren.
Russlands Wirtschaft auf Partner angewiesen – wegen Sanktionen droht Isolation
Ein weiteres Beispiel für Putins Verluste im Zuge der Sanktionen sind die Geschäfte zwischen Indien und Russland. Indien gilt für Russland als einer der größten Öl-Abnehmer. Einnahmen aus Ölgeschäften sind essenziell für Putin und brachen bereits massiv ein. Nun drohen ihm weitere Einbußen, weil Indien sich aus Sorge vor Sekundärsanktionen von Russland abwenden und sich nach anderen Beschaffungswege für günstiges Öl umschauen könnte. Ein möglicher Kandidat: die USA.
Laut Daten des Rohölverfolgungsunternehmens Kpler sind die amerikanischen Öllieferungen nach Indien im März stark angestiegen. Gleichzeitig sind die russischen Öleinfuhren seit dem Höchststand im letzten Jahr um etwa 800.000 Barrel pro Tag zurückgegangen, wie Bloomberg-Daten zeigen. Kauft Indien Russland also kein Öl mehr ab, wird für Russlands Wirtschaft eine wichtige Einnahmequelle wegbrechen.
Russlands Wirtschaft vor Dilemma wegen Sanktionen
Seit Monaten warnen Experten, dass Putins Kriegswirtschaft sich rächen wird. Derzeit fließt das Geld hauptsächlich in die Waffendeals und in die Militärausgaben, die auch für das Jahr 2024 steigen sollen. Für Putin zahlen sich die hohen Militärausgaben insoweit aus, als die Ausgaben für den Ukraine-Krieg das Wirtschaftswachstum ankurbeln und Russland sich mit guten Wirtschaftsdaten brüsten kann. Die Realität ist allerdings eine andere.
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