Russlands Wirtschaft unter Druck
Russlands Ölhandel leidet unter Sanktionen: Wichtiger Handelspartner schwenkt auf die USA um
VonBona Hyunschließen
Für Wladimir Putin steht viel auf dem Spiel. Sollte Indien bald mehr Öl aus den USA kaufen, müsste Russland sich weitere Öl-Abnehmer suchen.
Moskau – Russlands Öl-Geschäft droht einzubrechen. Indien, ein wichtiger Abnehmer für russisches Öl, lässt Wladimir Putin offenbar im Stich. Dabei wollte sich Putin wirtschaftlich stärker an Indien binden. Neuen Daten könnten darauf hindeuten, dass Indien nun andere Beschaffungswege für Öl gefunden hat.
Sanktionen gegen Russland: Indien will kein Öl mehr aus Russland
Laut Daten des Rohölverfolgungsunternehmens Kpler sind die amerikanischen Öllieferungen nach Indien im März stark angestiegen. Gleichzeitig sind die russischen Öleinfuhren seit dem Höchststand im letzten Jahr um etwa 800.000 Barrel pro Tag zurückgegangen, wie Bloomberg-Daten zeigen.
Laut Reuters betonten US-Beamte, dass Putins Profit durch die Einschränkung der russischen Ölverkaufsmöglichkeiten begrenzt werde. Sie stellten allerdings auch fest, dass raffiniertes russisches Öl, das an westliche Länder verkauft wird, nicht gegen die Sanktionen verstößt. Die USA hätten Indien zudem nicht explizit aufgefordert, die russischen Öleinfuhren zu reduzieren.
Einer der Auslöser für diese Entwicklung sind offenbar die Sanktionen aus dem Westen. Zuletzt gab es die Befürchtung, dass Russland sein Öl auf dem Weltmarkt fast immer oberhalb des Preisdeckels von 60 US-Dollar verkauft und so die Sanktionen umgeht. Schiffe würden das Öl auf hoher See umlagern, um es dann mit gefälschten Papieren zu höheren Preisen zu verkaufen, hieß es in Berichten. Der Westen wollte daraufhin stärker gegen die Schattenflotte von Tankern vorgehen.
Sanktionen gegen Russland
Die EU hat eine Preisobergrenze für russisches Öl festgelegt, um Russland gemeinsam mit internationalen Partnern dazu zwingen, Erdöl künftig unter Marktpreis an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Der Preis von umgerechnet etwa 57 Euro pro 159 Liter würde dann um bis zu neun Euro unter dem jüngsten Marktpreis für russisches Rohöl der Sorte Urals liegen.
Putins Ölhandel leidet wegen Sanktionen – Indien kauft mehr Öl aus den USA
Im jüngsten Sanktionspaket haben die USA deshalb Putins Geisterflotte Sovcomflot ins Visier genommen. Die sogenannte Sovcomflot zählt zu Putins Schattenfrachtern, die der Präsident für die Umgehung des Preisdeckels eingesetzt hatte. Kurz nachdem die USA auch die Sovcomflot auf die Sanktionsliste gesetzt hatte, löste das in Indien Unruhe aus.
Hardeep Singh Puri, Indiens Minister für Erdöl und Erdgas, hatte bereits verdeutlicht, dass die indischen Gesellschaften sich stets das billigste verfügbare Rohöl sichern würden. Sollten Verstöße gegen Sanktionen offensichtlich werden, würde sich der indische Handel von Russland ganz abwenden. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge besteht in indischen Raffinerien derzeit Sorge über die neuen westlichen Sanktionen. Es könnte künftig schwieriger werden, Schiffe für den Transport von russischem Rohöl zu finden, außerdem könnten die Frachtkosten steigen.
Russlands Öl-Handel unter Druck – USA profitieren von Sanktionen gegen Putin
Derweil scheinen die USA von den Sanktionen gegen Russland zu profitieren. Auch künftig könnte die USA hohe Gewinne im weltweiten Ölgeschäft erzielen. Die Ölexporte der USA haben laut Bloomberg fünf neue monatliche Rekorde seit 2022 aufgestellt. Zwar können die US-Lieferungen das russische Rohöl aufgrund von Unterschieden in der Ölqualität und den Transportzeiten nicht vollständig ersetzen. Jedoch gebe es nun „definitiv eine gewisse Tendenz“, mehr US-Rohöl zu importieren, sagte Matt Smith, leitender Ölanalyst für Nord- und Südamerika bei Kpler, gegenüber Bloomberg.
Sanktionen schwächen Russlands Wirtschaft und drosseln Öl-Geschäft
Nicht nur die Wirtschaftssanktionen werden Putin langfristig vor Herausforderungen im Ölgeschäft stellen. Ukrainische Drohnenangriffe zielten zuletzt vermehrt auf große russische Ölverarbeitungslager, die auch weit hinter der Frontlinie liegen. Jüngste Drohnenangriffe trafen laut Reuters Teile der Taneco-Raffinerie, die zu den größten des Landes gehört und täglich 340.000 Fass Treibstoff produzieren kann. Der getroffene Teil ist etwa für die Hälfte der Produktion verantwortlich. Nach russischer Darstellung konnte die Produktion in der Raffinerie trotz Brand fortgeführt werden.
Sollten die Angriffe auf die Raffinerien zunehmen, könnte das die Herstellung von Öl in Russland erschweren. Für Putin treffen die Angriffe auf Öl-Raffinerien einen wunden Punkt der russischen Wirtschaft. „Die russischen Ölraffinerien spielen eine entscheidende Rolle für die Wirtschaft des Landes und seine globale Energiepräsenz“, sagte Elina Ribakova, Direktorin des internationalen Programms an der Kiewer Wirtschaftshochschule, dazu gegenüber Euronews. (bohy mit Agentur von Reuters)
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