Trump und Musk als Feindbilder

Tesla und X als Vorlage: Weltweite Boykott-Bewegung rebelliert gegen US-Waren – und Trump

  • VonMark Simon Wolf
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Trumps Strafzölle auf Waren von verbündeten Staaten sorgen für Gegenmaßnahmen: Von Kanada bis Europa formieren sich Boykott-Bewegungen gegen US-Produkte. Wie einflussreich sind diese tatsächlich?

Washington – Kaum ein Tag vergeht in Europa, an dem der einstige Elektropionier Tesla mit Elon Musk an der Spitze nicht für eine Kontroverse sorgt. In Deutschland und Italien geraten Tesla-Fahrzeuge offenbar immer wieder ins Visier gezielter Brandanschläge, vor Showrooms protestieren teils wütende Menschenmengen – und parallel dazu sind die Absatzzahlen seit Jahresbeginn massiv eingebrochen. Tesla, einst eine Lieblingsmarke vieler Europäer, droht der Absturz. Doch könnte diese Entwicklung auch eine Blaupause für den neuen Umgang mit anderen US-Produkten sein?

Tesla und X als Blaupause? Donald Trump und Elon Musk befeuern weltweiten Boykott von US-Produkten

Seit US-Präsident Donald Trump Verbündete wie Kanada, Mexiko, Japan und die EU mit Strafzöllen belegt hat, regt sich vermehrt subtiler Widerstand. In Kanada und Dänemark werden lokale oder nicht-amerikanische Produkte mit einem Ahornblatt beziehungsweise einem Stern gekennzeichnet. Laut der dänischen Supermarktkette Salling wurde dieses Kennzeichnungssystem ausschließlich auf Wunsch der Kundschaft eingeführt. Hinzu kommen Boykottaufrufe gegen Produkte wie Alkohol, Rosinen oder Orangensaft, die traditionell aus den USA stammen. Mit der App Maple Scan können Kundinnen und Kunden in kanadischen Supermärkten Barcodes scannen, um zu prüfen, ob Produkte US-amerikanische Bestandteile in der Lieferkette enthalten. In einigen Cafés soll der Americano inzwischen „Canadiano“ heißen.

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Auch in Europa entstand mit der Bewegung #bufromEU eine Initiative, die über Social Media und den gleichnamigen Hashtag zum Kauf von EU-Produkten aufruft. Neben dem Fokus auf Datenschutz und digitaler Souveränität spielt auch die Ablehnung der geopolitischen Ausrichtung der Trump-Administration eine Rolle. In der Reddit-Community der Initiative sind bereits über 190.000 Nutzerinnen und Nutzer registriert.

Boykottaufrufe gegen Musks Firmen – LeChat statt ChatGPT: Initiativen werben für Fokus auf EU-Produkte

Auch die Website goeuropean.org verzeichnet seit Wochen steigende Mitglieder- und Spendenzahlen. Die Organisation schlägt Konsumentinnen und Konsumenten Alternativen zu US-Produkten vor – etwa den Chatbot LeChat des französischen Unternehmens Mistral statt ChatGPT von OpenAI oder die deutsche Übersetzungssoftware DeepL statt Google Translate. Laut einer Umfrage des staatlichen schwedischen Fernsehsenders SVT könnten sich 70 Prozent der Befragten vorstellen, auf US-Produkte zu verzichten, um ein politisches Zeichen zu setzen. In vielen Ländern nehmen Konsumenten den Boykott selbst in die Hand und gründen Facebook-Gruppen, in denen sie die Mitglieder über entsprechende Maßnahmen austauschen.

Diese Entwicklung erinnert an die frühen Boykottaufrufe gegen Tesla und die Social-Media-Plattform X. In Ländern wie Frankreich, Deutschland, Schweden oder auch Dänemark formierten sich über Facebook, Instagram oder TikTok Gruppen, die einen Feldzug gegen Musk starteten.

Trump hat Dänemarks Boykott-Bewegung angestachelt – auch deutsche Firmen verbannen Tesla

Besonders in Dänemark stößt die US-Regierung seit Donald Trumps Äußerungen zur möglichen Annexion Grönlands auf Ablehnung – und Musk wird dabei dank seiner Position als Effizienzbeauftragter der US-Regierung längst als Teil dieser politischen Linie wahrgenommen. Bereits Anfang des Jahres wurde berichtet, dass mehrere deutsche Unternehmen Tesla-Fahrzeuge aus ihren Fuhrparks gestrichen haben. Der Energieversorger badenova, die Drogeriekette Rossmann oder auch der Softwareentwickler SAP strichen die Marke von der Dienstwagenliste. Teilweise wurden diese Entscheidungen aus wirtschaftlichen Gründen getroffen – etwa beim Autovermieter Sixt. Andere Unternehmen begründen ihren Rückzug jedoch offen mit Elon Musks bedingungsloser Unterstützung für Donald Trump sowie für die AfD und deren Spitzenkandidatin Alice Weidel.

Ob der Einbruch der europäischen Absatzzahlen von Tesla direkt mit dem Boykottverhalten zusammenhängt, ist unklar. Allerdings zeigen längst auch Privatkunden und einstige Tesla-Anhänger ein politisch motiviertes Konsumverhalten.

Geraten auch Nike oder Apple ins Visier? Handelskonflikt könnte auch auf Konsumenten-Ebene eskalieren

Längst ist auch Musks Nachrichtendienst X betroffen, hier allerdings geben die Unternehmen wie etwa der Hessische Rundfunk oder auch zahlreiche deutsche Bildungseinrichtungen offen zu, dass ihr Rückzug mit Musk politischen Tiraden zu tun habe. Am 2. April will Trump ein weiteres Zollpaket verkünden – erneut könnten europäische Produkte betroffen sein. Einige Wirtschaftspsychologen halten es für möglich, dass sich bei einer Zuspitzung des Handelskonflikts das Feindbild Elon Musk auf die gesamte US-Produktwelt ausweitet. So äußerte sich etwa Christian Fichter, Forschungsleiter der Fachhochschule Kalaidos in Zürich, gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung. Dann könnten etwa auch Marken-Klassiker wie Nike oder Apple ins Visier geraten.

Der Marketing-Forscher Stefan Hoffmann von der Universität Kiel sieht die Erfolgschancen hingegen größer, wenn der Konsumentenboykott von einer Nichtregierungsorganisation oder sonstigen Organisatoren gestartet wird. Selbst die Reichweite über Social Media sei keine Garantie für einen Erfolg: „Viele Menschen unterstützen zwar online einen Boykott, ihr Konsumverhalten ändern sie aber nicht wirklich“, erklärte er gegenüber Zeit Online.

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