Es gibt ständig ungewöhnliche Nachträge zum Bau der Nord Stream 2-Pipeline. Interne Dokumente enthüllen anscheinend zusätzliche Details.

Berlin – Schon während der Fertigstellung galt Nord Stream 2 als umstritten. Sowohl innerhalb der Europäischen Union als auch aus den USA gab es immer wieder Einwände. Alleine der Bau verzögerte sich immer wieder – hauptsächlich, weil die USA Sanktionen gegen beteiligte Unternehmen verhängt hatte. Dennoch wurde die Pipeline im Jahr 2021 fertiggestellt. Dabei hätte sie in erster Linie offenbar nicht genehmigt werden dürfen.

Genehmigung von Nord Stream 2: Westen drückte wohl ein Auge zu – für Putin?

Voraussetzung für die Fertigstellung und Zertifizierung der Nord Stream 2-Pipeline war ein Sicherheitsprüfbericht von Sachverständigen. Der Prüfbericht hatte bescheinigt, dass das Projekt die in der Verordnung über Gashochdruckleitungen genannten Anforderungen „eindeutig erfüllt.“ Jedoch zeigen Unterlagen, die der FAZ vorliegen, dass diese Zertifizierung zweifelhaft ist.

Aus den Unterlagen geht hervor, dass ein voriger Mitarbeiter von Nord Stream 2 bei der Zertifizierung involviert war. Ursprünglich war als Sachverständiger eine andere Firma beauftragt worden, die sich allerdings laut der FAZ im Januar 2021 zurückzog. Danach soll der ehemalige Nord Stream 2 Mitarbeiter die Projektsteuerung für die Zertifizierung übernommen haben.

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Putins Herzensprojekt Nord Stream 2: Genehmigung „rechtswidrig erschlichen“?

Zudem legen die Unterlagen nahe, dass der Auftrag zur Zertifizierung der Pipeline unter Brüdern vergeben wurde. So soll es laut der FAZ zwischen der Firma und dem für die Freigabe zuständigen Bergamt Stralsund eine Nähe gegeben haben. Dies bringt nun Zweifel auf, ob der Prüfbericht wirklich unabhängig verfasst und geprüft wurde.

Hannes Damm, Obmann der Grünen im Untersuchungsausschuss zur Klimastiftung/Nord Stream 2, sagte der Zeitung, die Nord Stream 2 AG habe sich die technische Genehmigung der Pipeline „rechtswidrig erschlichen.“ Die Verantwortlichen hätten sich ihren Sicherheitsbericht „praktisch selbst geschrieben.“

Nord Stream 2 vorerst auf Eis gelegt – Berichte über Anschläge

Immer wieder gibt es Berichte und Offenbarungen über den Bau der umstrittenen Pipeline. Seit den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines laufen zudem weltweit Ermittlungen. Im Fall der Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 Ende September 2022 führt eine Spur laut Medienberichten in Richtung Ukraine.

„Der Generalbundesanwalt (GBA) ermittelt seit Anfang Oktober 2022 in der Sache“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit im März 2023. „Zuletzt vor wenigen Tagen haben Schweden, Dänemark und Deutschland den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen darüber informiert, dass die Untersuchungen laufen und es noch kein Ergebnis gebe“, erklärte er. Vor zwei Jahren hatte Schweden die Ermittlungen eingestellt.

Schon vor dem Bau war Nord Stream 2 umstritten – Sorge um Abhängigkeit von Putins Gas

Nord Stream 2 gilt als wichtiges Projekt des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Pipeline wurde dafür gebaut, russisches Erdgas von Sankt Petersburg aus durch die Ostsee nach Deutschland und damit in die EU zu leiten. Fertig gebaut ist die Nord Stream 2, allerdings hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) das Projekt als Reaktion auf den Ukraine-Krieg auf unbestimmte Zeit eingefroren. Bereits in Betrieb ist Nord Stream 1, allerdings fließt dort seit Ausbruch des Krieges kein Gas mehr.

Kritiker befürchteten bei Nord Stream 2 eine steigende Abhängigkeit Deutschlands und der EU von russischem Gas. Es gebe bereits ausreichend Pipeline-Kapazitäten, zusätzlich gebaute Flüssiggasterminals und Transportrouten, die für den in Zukunft abnehmenden Bedarf von fossilem Erdgas reichen würden, sagte Claudia Kemfert, Energieexpertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Deutschlandfunk (Februar 2022). Zudem hielt sie das Projekt für nicht rentabel. Die Kosten beliefen auf ca. 9,5 Milliarden Euro. (bohy)

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