„Sie haben jede Menge Erde“
Trump begehrt Putins seltene Erden – und will den Handel verstärken
VonLars-Eric Nievelsteinschließen
Russland besitzt eine Fülle von seltenen Mineralien. Der US-Präsident Trump zeigt Interesse. Das sagte er nach einem Telefonat mit Moskau.
Moskau/Washington – Die Annäherung der USA an Russland nimmt neue Züge an. Ein mit Spannung erwartetes Telefonat zwischen Kreml-Diktator Wladimir Putin und dem US-Präsidenten Donald Trump hätte in einem Waffenstillstand im Ukraine-Krieg enden können. Stattdessen aber ging es um eine vertiefte Kooperation zwischen den beiden Großmächten.
„Großartiges Telefonat“ – Trump und Putin besprechen Ukraine-Waffenruhe
Nach dem fast zweistündigen Telefonat zwischen Trump und Putin am 18. März bestehen allerdings einige Differenzen, was den Inhalt des Gesprächs angeht. Putin hatte einer 30-tägigen Feuerpause auf ukrainische Infrastruktur zugestimmt, solange die Ukraine sich an dieselbe Regel halte. Eine grundsätzliche Waffenruhe schloss der Kreml jedoch aus. Im Nachgang hatte der Kreml außerdem ein Statement veröffentlicht, in dem es hieß, dass die Ukraine keine ausländische Militärhilfe mehr erhalten dürfte, aber davon will Donald Trump nichts wissen.
In einem Interview mit Fox News sagte Trump auf die Frage, ob Putin ein Einfrieren der Militärhilfe verlangt habe: „Nein, das hat er nicht. Wir haben darüber nicht gesprochen, eigentlich haben wir überhaupt nicht über Hilfsmittel gesprochen“, sagte Trump. „Wir haben über viele Dinge gesprochen, aber Hilfen waren nicht Teil des Gesprächs.“
Trump bezeichnete die Konversation als „großartiges Telefonat“. Außerdem hätten die beiden Staatsoberhäupter eine Reihe anderer Themen besprochen, darunter etwa die Verbesserung von US-russischen Beziehungen und Handel.
„Sie haben jede Menge Erde“ – Trump will Russland-USA-Handel verstärken
„Wir treiben nicht so viel Handel mit Russland“, hatte Trump gegenüber Fox News gesagt. „Aber ich glaube, sie würden gern Handel treiben. Und das würden wir auch gern tun.“ Russland habe „viele wertvolle Dinge“ für die USA, darunter „sehr große Formen“ von seltenen Erden. „Sie haben jede Menge Erde, wissen Sie. Sie haben einen großen Batzen Immobilien. Den größten, eigentlich. Den größten Batzen Immobilien auf der Welt, für ein einzelnes Land, mit Abstand.“
Es wäre nicht das erste Mal, dass Trump Interesse an seltenen Rohstoffen innerhalb Russlands äußert. Nebenher versucht er, einen Rohstoff-Deal mit der Ukraine zu sichern. Schon im Februar hatte Putin angegeben, Moskau sei offen gegenüber dem Handel mit Seltenerdmetallen – und schloss dabei Rohstoffe mit ein, die in den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten liegen.
Seltene Rohstoffe in Russland – seltene Erden und Metalle sollen China-Abhängigkeit verringern
Russland verfügt über mehrere wichtige Vorkommen bedeutener Rohstoffe. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hatte 2014 berichtet, dass allein die russische Arktis (zum Beispiel Nickel oder Platingruppenmetalle in der westsibirischen Region Norilsk oder auf der Kola-Halbinsel) rund 17 bis 25 Prozent der Weltproduktion dieser Metalle ausmache.
Außerdem verwies die BGR auf das wichtige Vorkommen Tomtor in der russischen Region Jakutien. In diesem hatten sich 2014 noch rund 154 Millionen Tonnen der Rohstoffe Lanthan, Cer, Neodym oder Yttrium befunden. Russland versucht schon seit längerer Zeit, sich von China unabhängiger zu machen, und legt großen Wert auf die Ausbeutung dieses Vorkommens.
Russlands seltene Erden im Überblick – „Ich glaube, Russland will mit uns klarkommen“
Bei den Seltenerdmetallen handelt es sich unter anderem um Rohstoffe, die im Zuge der Energiewende immer wichtiger werden. Zuweilen findet nur eine schwache Abgrenzung zu anderen wichtigen Rohstoffen statt. Neben Russland und den USA hat auch die Europäische Union längst verstanden, dass die Abhängigkeit von China hinsichtlich vieler dieser Mineralien zu hoch ist – die Industrienationen versuchen darum, eigene Lieferketten aufzubauen. In Europa umreißt der sogenannte Critical Raw Materials Act eine Strategie, um langfristig von chinesischen Importen wegzukommen.
Unter anderem geht es hier um Rohstoffe für die Batterieherstellung (Lithium, Kobalt und Nickel), welche für die Herstellung von Solarpanels (Gallium) oder Bor, das in Windkrafttechnologie vorkommt. Titan und Wolfram sind essenziell für die Verteidigung und die Raumfahrt.
Nach dem Telefonat am 18. März hatte der Kreml ein Statement veröffentlicht, in dem geschrieben stand, Trump und Putin seien beide bereit, eine „beidseitig vorteilhafte Kooperation“ in der Wirtschaft und im Energiesektor zu entwickeln. „Ich glaube, Russland will mit den USA gut klarkommen“, sagte Trump gegenüber Fox News.
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