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Rüstungskonzerne: Top 100 mit Auftragsflut - aber weniger Einnahmen
VonPatrick Freiwah
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In Kriegszeiten verzeichnen Rüstungskonzerne volle Auftragsbücher. Doch die Einnahmen lassen einem aktuellen Bericht zufolge auf sich warten.
München – Mehr Kriege auf der Welt gehen in der Regel einher mit höheren Einnahmen der Rüstungskonzerne. 2022 sollte in dieser Hinsicht für die Hersteller von Waffen und Kriegsgerät ein zufriedenstellendes Jahr gewesen sein: Mit dem Ukraine-Krieg eskalierte ein geopolitischer Konflikt, der eine Spirale mit enormen wirtschaftlichen Konsequenzen in Gang setzte. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Kriege auf der Welt: Ende 2022 zählte das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) mehr als 100 bewaffnete Konflikte.
Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri haben die 100 größten Rüstungsunternehmen der Welt im vergangenen Jahr allerdings weniger Einnahmen verzeichnet, als im Jahr zuvor. Die Hersteller erwirtschafteten laut der veröffentlichten Auswertung 597 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 543,4 Mrd. Euro), was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 3,5 Prozent bedeutet. Der Rückgang basiert jedoch nicht auf größeren Lücken in den Auftragsbüchern.
Rüstungskonzerne mit vollen Auftragsbüchern - Produktion benötigt Zeit
Tatsächlich sind Sipri zufolge deutlich mehr Rüstungsaufträge akquiriert worden, weshalb für die nächsten Jahre mit massiv steigenden Einnahmen gerechnet wird. Woher stammt also das Ungleichgewicht? Das schwedische Institut erklärt die Entwicklung mit Kapazitätsengpässen, vor allem in den USA. Die großen Rüstungsfirmen brauchen den Angaben zufolge oft lange, um ihre bestehende Produktion auszuweiten. Ein Teil der noch unerledigten Aufträge stamme sogar aus der Zeit vor Beginn des Ukraine-Kriegs.
Die im vergangenen Jahr eingegangenen Aufträge werden sich erst in zwei bis drei Jahren deutlich in den Bilanzen der Rüstungskonzerne niederschlagen, erklärte diesbezüglich Sipri-Forscher Nan Tian. In Nordamerika und Europa würde es ohnehin länger dauern, die Produktion relativ zügig auszuweiten. Auch Faktoren wie Rohstoffknappheit, die massive Inflation sowie durch Corona beeinträchtigte Lieferketten und die Personalsituation spielen den Angaben zufolge eine Rolle.
Top 100 der Rüstungsfirmen: Rheinmetall verzeichnet hohen Zuwachs
Am stärksten trugen Rüstungskonzerne jener Nationen zu den Einnahmerückgängen bei, die mit am stärksten im Ukraine-Konflikt involviert sind: die USA und Russland. Amerikanische Unternehmen verzeichneten laut den Friedensforschern Einnahmen von zusammen 302 Milliarden US-Dollar - ein Rückgang von 7,9 Prozent. Bei russischen Unternehmen wurde beim Auftragsvolumen eine Reduzierung um zwölf Prozent verbucht.
Mit vier Rüstungsfirmen ist in der Sipri-Auflistung Deutschland vertreten: Hiesige Unternehmen verbuchten im Jahr 2022 ein durchschnittliches Plus von 1,1 Prozent - die Einnahmen betrugen 9,1 Mrd. Dollar. Größter Gewinner ist Rheinmetall, das mit Einnahmen von 4,55 Mrd. Dollar aufgezählt wird und vom 31. auf den 28. Rang vorrückte. Aus paneuropäischer Sicht verzeichnete auch der multinationale Konzern Airbus einen satten Zuwachs mit 17 Prozent.
Größte Rüstungskonzerne: USA dominieren, China auf Platz zwei
Die USA sind in der Rangliste der größten Rüstungskonzerne mit Abstand am meisten vertreten: 42 Unternehmen der Vereinigten Staaten haben vergangenes Jahr 51 Prozent der Gesamteinnahmen erwirtschaftet. Abgeschlagen auf Platz zwei folgen Rüstungsfirmen aus China, mit einem Plus von 2,7 Prozent auf 108 Milliarden US-Dollar.
Nato: Die wichtigsten Kampfeinsätze des Verteidigungsbündnisses
Derweil sammelt das Uppsala Conflict Data Program (UCDP) Daten zu der Zahl und Qualität militärischer Konflikte. Das ebenfalls in Schweden beheimatete Institut erklärte vor wenigen Wochen, dass sich die Zahl der in Kriegen und Konflikten getöteten Menschen 2022 verglichen mit dem Vorjahr fast verdoppelte. Mindestens rund 238.000 Menschen sind 2022 laut UCDP bei militärischen Konflikten getötet worden. (PF mit Material der dpa)