Rüstungsspezialist

Rheinmetall wird durch Ukraine-Krieg reich – und macht weiter Geschäfte mit Russland

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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Rheinmetall verdient am Ukraine-Krieg blendend, die Auftragsbücher sind voll. Kritik gibt es an dem Rüstungskonzern jedoch aufgrund von Geschäften in Russland.

Düsseldorf/München - Rheinmetall konnte 2022 den größten Umsatz seiner Firmenhistorie feiern. Das kommt nicht von ungefähr: Im Zuge des Ukraine-Kriegs und der damit einhergehenden, globalen Aufrüstungs-Offensive reibt sich die Militärindustrie die Hände. Allerdings ist der deutsche Hersteller von Waffen und Rüstungsgütern mit Sitz in NRW in die Kritik geraten.

Noch Monate nach der Eskalation in der Ukraine tätigte eine Tochterfirma von Rheinmetall offenbar Geschäfte mit Russland. Dem Vernehmen nach geht es nicht um Militärutensilien, sondern Ersatzteile für Autos und Nutzfahrzeuge. Während Rheinmetall mitteilt, dass im Juni 2022 letztmals derartige Vorgänge getätigt wurden, bezieht sich das Portal BusinessInsider auf Recherchen und spricht von einem längeren Zeitraum.

Rheinmetall im Ukraine-Krieg: Profit auch mit Russland-Geschäft

Demnach seien noch im September des vergangenen Jahres „Motorteile für die Reparatur und Wartung von Lkws“ direkt von Deutschland nach Russland gelangt. Die Rede ist von „mehr als 2000 Lieferungen mit Rheinmetall-Produkten“, nach Beginn des Krieges.

Es habe sich um Geschäfte im Rahmen bestehender Verträge gehandelt, verteidigt sich Rheinmetall nach Bekanntwerden der Vorgänge. Die Lieferungen seien abgewickelt worden und die Bereitstellung der Waren hätten sich verzögert, aufgrund behördlicher Prüf- und Genehmigungsverfahren. Zudem sei es um die Vermeidung möglicher Vertragsstrafen gegangen.

Konkret ist der Ersatzteilhändler MS Motorservice betroffen: Das Portfolio der Firma aus Baden-Württemberg (Jahresumsatz rund 500 Mio. Euro) besteht laut Deutscher Presse-Agentur aus Produkten wie Kolben, Ölpumpen, Wasserpumpen und Abgasrückführungsventile, womit über Großhändler auch russische Werkstätten versorgt wurden. Im Frühjahr 2022 hatte der Rheinmetall-Vorstand erklärt, das ohnehin geringe Russlandgeschäft einzustellen.

Mancher Militärexperte sieht das anders - und verweist auf die Bedeutung von Lastkraftwagen für die Logistik der russischen Armee.

Flugabwehrraketensystem des Herstellers Rheinmetall: Seit Kriegsbeginn sind die Auftragsbücher voll (Symbolbild).

Rheinmetall: Vorwürfe wegen Russland kratzen an „Leuchtturmfunktion“

Rheinmetall ist einer der Profiteure der von der Bundesregierung ausgerufenen „Zeitenwende“, in deren Folge 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr investiert werden sollen. Kurz nachdem die russischen Truppen in der Ukraine einmarschiert waren, forcierte der Vorstandsvorsitzende des Konzerns offenbar deutsche Waffenlieferungen in das Krisengebiet. Laut BusinessInsider würde Armin Papperger im Präsidentenpalast von Wolodymyr Selenskyj „ein- und ausgehen“. Zudem plant Rheinmetall den Bau einer eigenen Panzerfabrik in der Ukraine.

Im Vergleich zu den Geschäften mit Nato-Staaten handelt es sich bei den in Russland vollzogenen Millionen-Einnahmen nur um eine Kleinigkeit, führt der Bericht aus. Ein Sanktionsexperte fordert darin eine lückenlose Aufklärung: Rheinmetall habe eine „Leuchtturmfunktion“ und es dürfe „nichts an Zweifeln zurückbleiben“.

Derweil ist die deutsche Rüstungsfirma Krauss-Maffei-Wegmann Geschichte - auf den Panzern prangt künftig ein anderes Logo (PF)

Rubriklistenbild: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa