Zinssenkung auf 2,5 Prozent
EZB-Chefin warnt vor Unsicherheiten: Auswirkungen auf Leitzinspolitik?
- VonKatharina Bewsschließen
Trotz der jüngsten Zinssenkung warnt EZB-Chefin Lagarde vor wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten. Die steigende Schuldenlast und weitere US-Zölle könnten die Inflation anheizen und die Leitzinspolitik beeinflussen.
Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte ihren Lockerungskurs am 6. März weiter fort. Der Leitzins wurde auf 2,5 Prozent gesenkt und folgte damit einer Reihe an Zinssenkungen seit Juni 2024. Der niedrigere Zins soll der schwächelnden Wirtschaft im Euroraum entgegenwirken, die insbesondere durch die ungewisse Lage der deutschen Wirtschaft trüb gestimmt ist. Ob es zu einer weiteren Zinssenkung im April kommen wird, steht erstmal aus. Viele Ökonomen gehen von einer Pause aus – höhere Ausgaben ins Militär und ungewisse Zölle aus den USA könnten die Inflation antreiben.
Weitere Zinssenkung der Europäischen Zentralbank für Wirtschaftsaufschwung
Die EZB senkt den Leitzins, wenn die Wirtschaft angekurbelt werden soll, um die Kreditvergabe zu erleichtern und Investitionen anzuregen. Umgekehrt hebt sie ihn an, wenn Inflationsgefahr droht. Allgemein orientiert sich die Notenbank dabei an einem Inflationsziel von 2,0 Prozent.
Im September 2024 lag die Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 1,7 Prozent und stieg im Januar 2025 auf 2,5 Prozent, wie Zahlen von Eurostat zeigen. Die leichte Senkung auf 2,4 Prozent im Februar 2025 könnte ein Faktor gewesen sein, der die EZB dazu veranlasste, den Leitzins weiter zu senken. Die schwächelnde europäische Wirtschaft wird als weiterer Grund für die Zinssenkung angeführt. Insbesondere die größte Volkswirtschaft der EU, Deutschland, hatte im letzten Jahr mit einem Rückgang der Wirtschaft zu kämpfen und ging mit einer Pleitewelle vieler deutscher Traditionsunternehmen einher.
Die EZB sieht sich laut dem Nachrichtenportal AFP auf einem guten Weg, ihr Inflationsziel von 2 Prozent mittelfristig zu erreichen. Dennoch warnt die EZB-Chefin Christine Lagarde vor den großen Unsicherheiten im wirtschaftlichen und politischen Umfeld, die die EU belasten. „Die Umgebung, in der wir uns derzeit befinden, ist von Unsicherheiten geprägt“, betonte sie im Anschluss an den Zinsentscheid am Donnerstag.
Steigende Militärausgaben in der EU treiben Schulden in die Höhe – droht die nächste Inflationswelle?
US-Präsident Donald Trump hat der EU mehrfach mit Zöllen gedroht. Bereits jetzt belasten seine eingeführten Zölle von 25 Prozent auf Aluminium und Stahl die europäische Wirtschaft. Zudem könnten geopolitische Spannungen zwischen China und den USA schnell Auswirkungen auf die EU haben.
Trumps Annäherungen an den Kreml, mit dem Ziel, den Krieg in der Ukraine zu beenden, sowie seine außenpolitische Haltung haben die EU-Staaten dazu veranlasst, ihre Militärausgaben zu erhöhen. Am Donnerstag einigten sich die 27 EU-Regierungschefs auf ein Rüstungspaket, das Europa unabhängiger von den USA machen soll. Dafür sollen rund 150 Milliarden Euro an Schulden aufgenommen werden. Zudem werden die Fiskalregeln der EU-Länder weiter gelockert, um die Schuldenaufnahme zu erleichtern und höhere Verteidigungsausgaben zu ermöglichen.
Auch die SPD und die Union haben sich darauf geeinigt, die Schuldenbremse zu lockern, um mehr in Verteidigung und Infrastruktur zu investieren. „Angesichts der Bedrohungen unserer Freiheit und des Friedens auf unserem Kontinent muss jetzt auch für unsere Verteidigung gelten: whatever it takes“, kommentierte CDU-Chef Friedrich Merz.
Ökonomen gehen von möglicher Zinspause der Notenbank aus
Die dadurch steigende Schuldenlast heizt die Inflation an und gibt der Notenbank weniger Spielraum in ihrer Leitzinspolitik. Insbesondere Militärausgaben dienen zwar der Sicherheit, bringen jedoch nur wenig Kapital ein. Es wird in Waffen und Rüstung investiert, die zwar für die Sicherheit erforderlich sind, jedoch als „totes Kapital“ betrachtet werden und regelmäßig erneuert werden müssen, während gleichzeitig die Schulden samt Zinsen abbezahlt werden.
Zusätzlich treiben auch mögliche US-Zölle die Inflation in die Höhe. Das Nachrichtenportal OTS schreibt, dass selbst eine neue Eurokrise nicht ausgeschlossen sei: „Dass die massive Kreditaufnahme manche Euro-Staaten an ihre Belastungsgrenze führt, ist absehbar.“
In diesem Sinne bereitet die EZB die Finanzmärkte auf eine Zinspause vor, wie Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein in der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schreibt. Die Aussetzung könnte bereits im April folgen. Er geht dennoch davon aus, dass eine weitere Zinssenkung im Jahresverlauf auf zwei Prozent folgen wird.
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