Steuerklasse

Wie wirkt sich das Ehegattensplitting auf Ihre Rente aus?

  • Jana Stäbener
    VonJana Stäbener
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Viele reden davon, das Ehegattensplitting abzuschaffen. Doch was bedeutet der Steuervorteile eigentlich für die spätere Rente? Eine Ökonomin hat die Antwort.

Immer wieder streiten sich Politiker und Politikerinnen über eine mögliche Abschaffung des Ehegattensplittings. Das Ehegattensplitting steht seit 1958 im Einkommensteuergesetz. Es bewirkt, dass das gemeinsame Einkommen eines verheirateten Paares halbiert wird und die Einkommensteuer auf das halbierte Einkommen berechnet wird. Je höher der Gehaltsunterschied zwischen den beiden, desto höher der Steuervorteil. Wie wirkt sich das auf die Rente aus?

Welchen Einfluss hat das Ehegattensplitting auf die Rente?

„Die Steuerklassen drei und fünf hatten bisher den Effekt, dass gerade Frauen häufig nur in Teilzeit gearbeitet haben. Diese Steuerklassen werden vor allem von Paaren mit besonders großen Gehaltsunterschieden genutzt, die am meisten vom Ehegattensplitting profitieren. In der Mehrheit der Fälle ist dabei die Frau die Geringverdienerin“, gibt Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrats Wirtschaft, bei BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA zu Bedenken.

„Wenn die Frau die Steuerklasse fünf nutzt, überträgt sie ihren steuerlichen Freibetrag auf ihren Mann, der in Steuerklasse drei ist. Dadurch zahlt sie jeden Monat mehr, ihr Mann hingegen weniger Steuern, als wenn beide einzeln veranlagt würden“, erklärt die Ökonomin. „Das sehen viele Frauen als Signal, dass sich Mehrarbeit für sie nicht lohnt, und hält sie davon ab, ihre Arbeitszeit auszudehnen, wie Studien zeigen“, sagt sie.

Dies stabilisiert nicht nur den Gender-Pay-Gap, der bei mehr Berufserfahrung größer wird, sondern hat indirekte Auswirkungen auf die Rente von Frauen, denn dadurch „sammeln Frauen auch weniger Rentenpunkte und riskieren im Falle einer Scheidung oder als Witwe Altersarmut.“ Vor allem, wenn sie nicht privat vorsorgen, was auch schwer ist, wenn am Ende des Monats durch Steuerklasse fünf noch weniger vom Gehalt übrig bleibt.

Das Ehegattensplitting kann sich negativ auf die Rente von Frauen auswirken.

Auswirkungen neuer Steuerreformen auf die Rente: „Fehlanreiz für Frauen entfällt“

Ende Juli brachte die Bundesregierung mehrere Steuerreformen auf den Weg. Statt der Steuerklassen drei und fünf sollen Eheleute ab 2030 beide Steuerklasse vier nutzen. So werde die Lohnsteuerbelastung gerechter auf beide verteilt, heißt es im Gesetzesentwurf. Das Finanzamt berechnet dann konkret, wer wie viel netto zum Einkommen beiträgt und besteuert entsprechend –quasi eine gerechtere Form des Ehegattensplittings, bei dem der Steuervorteil beiden zugutekommt.

„Die angekündigte Reform führt dazu, dass dieser Fehlanreiz für Frauen entfällt, denn eine Steigerung der Arbeitszeit macht sich auf ihrem Gehaltszettel deutlicher bemerkbar. Das ist gut für die eigene Rente und für den Arbeitsmarkt, wo uns Arbeitskräfte fehlen“, sagt Schnitzer BuzzFeed News Deutschland.

Familienministerin Lisa Paus (Grüne) kritisiert, dass der Splittingvorteil auch mit der Steuerreform noch maximal hoch ist, wenn eine Person wenig und eine viel verdient. „Das Ehegattensplitting setzt falsche Erwerbsanreize für Frauen, führt zu einer hohen Teilzeitbeschäftigung mit Folgen wie geringere Lohnersatzleistungen bei Kurzarbeitergeld oder Erwerbslosigkeit und auch zu geringen Rentenansprüchen und mehr Altersarmut“, sagt sie im Juli. Paus will noch einen Schritt weitergehen und den Steuervorteil komplett abschaffen. Das FDP-geführte Finanzministerium macht jedoch ganz deutlich, dass es hier nicht mitgehen wird.

Rubriklistenbild: © Jan Woitas/dpa

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