Nachwirkungen der Corona-Pandemie
Erhöhte Insolvenzgefahr: Jedes dritte Krankenhaus in Deutschland schreibt rote Zahlen
- VonTheresa Breitschingschließen
Immer mehr deutsche Krankenhäuser schreiben rote Zahlen. Ärmere Kliniken ohne Aussicht auf Subventionen schneiden besser ab. Woran liegt das?
Berlin – Höhere Ausgaben, geringere Einnahmen: Die finanzielle Situation der Krankenhäuser in Deutschland hat sich weiter verschlechtert. Zu diesem Schluss kommt der Krankenhaus Rating Report 2024. Jede dritte Klinik schrieb auf Konzernebene rote Zahlen und jede zehnte Klinik befindet sich sogar in Insolvenzgefahr. Gründe seien der Wegfall der Ausgleichszahlungen im Rahmen der Corona Pandemie-Hilfen, da die Zahl der in den Krankenhäusern behandelten Patienten sich noch nicht auf dem Niveau von Vor-Pandemie-Zeiten befindet.
Insolvenzgefahr ungleich aufgeteilt: Krankenhäuser im Osten stehen besser da
Eine Auswertung von Jahresabschlüssen von 2007 bis 2022 zeigt, dass Krankenhäuser in Ostdeutschland „signifikant“ besser ausfallen, als etwa im Westen. Am schlechtesten stehen Häuser in Bayern und Baden-Württemberg da. Außerdem geht aus der Auswertung von Wirtschaftsforschungsinstitut RWI, dem Healthcare Business Institut (hcb) in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen (BIB) hervor, dass Kliniken in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft beim Rating und der Ertragslage besser abschneiden als öffentlich-rechtliche Kliniken. Ausnahmen bilden öffentlich-rechtliche Kliniken in ärmeren Kreisen, die besser abschneiden als solche in reichen Kreisen. Dies könnte darauf hindeuten, dass die fehlende Aussicht auf Subventionierung ein effizienteres Management erzwingt.
Der Report habe auch 47 Klinikinsolvenzen zwischen Juni 2022 und März 2024 beleuchtet und herausgefunden, dass eher kleinere Häuser von Insolvenzen betroffen seien. Die meisten Insolvenzen fielen auf freigemeinnützige Trägerschaften, gefolgt von öffentlich-rechtlichen Trägern und nur wenige auf Private. Davon wurden sieben Standorte komplett geschlossen.
Teilzeit-Boom in allen Krankenhäusern in Deutschland: 46 Prozent aller Vertragsärzte in Teilzeit
Die Anzahl der Mitarbeiter in deutschen Krankenhäusern ist zwar von 2015 bis 2022 um über zehn Prozent gestiegen, dabei hat aber auch der Anteil der in Teilzeit arbeitenden Ärzte zugenommen – und zwar um zehn Prozent. Auch im vertragsärztlichen Bereich spiegelt sich dieser Trend wider. In dieser Gruppe hatten im Jahr 2009 nur acht Prozent in Teilzeit gearbeitet, inzwischen sind es 46 Prozent.
Der Krankenhaus-Rating-Report 2024 war auch zu dem Schluss gekommen, dass Krebs-und Notfallpatienten in deutschen Krankenhäusern oft nicht die beste Versorgung erhalten. Die AOK warnt vor Versorgungsdefiziten bei Krebs- und Notfallpatienten. So seien rund 9.000 Frauen mit Brustkrebs in deutschen Krankenhäusern behandelt worden, „die dafür nicht optimal aufgestellt sind“. Die Behandlungsqualität unterscheidet sich außerdem je nach Bundesland.
Rubriklistenbild: © Imago/Image Source