Überraschende Zahlen

Ab wann gilt man in Deutschland als reich? In diesem Bundesland gibt es die meisten „Reichen“

  • Ulrike Hagen
    VonUlrike Hagen
    schließen

Wie viel muss man verdienen, um als reich zu gelten? Viel weniger, als man denkt. Die Statistik kennt eine eindeutige Antwort auf die Frage – und weiß, wo sie meisten „Reichen“ leben.

München – Viele Menschen in Deutschland unterschätzen ihren eigenen Wohlstand, denn die Vorstellung davon, wann man als „reich“ gilt – und die statistische Definition davon liegen weit auseinander. Während zahlreiche Menschen annehmen, dass Reichtum erst ab sehr hohen fünfstelligen Einkommen beginnt, zeigen zumindest Vergleichszahlen, dass man sich bereits mit deutlich weniger als „reich“ nennen darf. Doch ab welchem Gehalt wird man tatsächlich als reich eingestuft? Und in welchem Bundesland leben die meisten „Reichen“?

„Reichtum liegt häufig im Auge des Betrachters“ : Viele sind „reich“, ohne es zu ahnen

Laut dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung klaffen die gefühlte und die tatsächliche Wahrnehmung von Reichtum in Deutschland deutlich auseinander. Oder – wie es die Verteilungsexpertin Judith Niehues vom Institut der deutschen Wirtschaft auf den Punkt bringt: „Reichtum liegt häufig im Auge des Betrachters“: Während viele Menschen glauben, dass man erst ab einem Nettoeinkommen von 9000 Euro pro Monat als reich gilt, liegt die Schwelle in Wirklichkeit viel niedriger – zumindest nach statistischen Maßstäben.

Viele Menschen in Deutschland gelten der Definition als „reich“ und wissen es gar nicht. (Symbolfoto)

Nettogehalt: Ab diesem Einkommen gilt man in Deutschland als „reich“

Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales gilt als entscheidende Richtlinie, über die definiert wird, ab wann man in Deutschland als reich gilt, wie hoch das Einkommen im Verhältnis zu allen anderen ist: „Als einkommensreich gilt nach einer wissenschaftlichen Konvention, wer über mehr als das Doppelte bzw. Dreifache des Median der Nettoäquivalenzeinkommen der Gesamtbevölkerung verfügt.“

„Medianeinkommen“ bedeutet: Es gibt genauso viele Menschen, die weniger als diesen Betrag verdienen, wie Personen, deren Gehalt darüber liegt. Sprich: Das „Mediangehalt“ liegt – anders als das Durchschnittsgehalt – also genau in der Mitte aller Gehälter.

„Reichtum“ beginnt in Deutschland schon bei 4169 Euro Netto-Verdienst

Dieses Mediangehalt liegt nach den letzten Zahlen der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder auf Basis des Mikrozensus aus dem Jahr 2023 in Deutschland bei 2078.99 Euro – das sind etwa um die 3.100 Euro Brutto (bei Steuerklasse 1).

Damit beginnt das Nettoeinkommen, mit dem man als reich gilt, dementsprechend bereits bei einem Verdienst von etwa 4160 Euro netto. Das entspricht etwa einem Bruttogehalt von um die 7100 Euro in Steuerklasse 1 – je nach Bundesland etwas mehr oder weniger. In Deutschland insgesamt zählen danach 7,8 Prozent der Bevölkerung zu den Einkommensreichen. Jedoch gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern.

In diesen Bundesländern leben die meisten Einkommens-„Reichen“:

Bundesland Einkommensreichtumsquote in Prozent
Baden-Württemberg8.8 %
Bayern9,7 %
Berlin8,6 %
Brandenburg5,4 %
Bremen4,9 %
Hamburg10,4 %
Hessen9,7 %
Mecklenburg-Vorpommern3,9 %
Niedersachsen6,5 %
Nordrhein-Westfalen8,2 %
Rheinland-Pfalz7,5 %
Saarland6 %
Sachsen3.4 %
Sachsen-Anhalt3.5 %
Schleswig-Holstein7.5 %
Thüringen3.2 %
Deutschland gesamt7.8 %
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Erstergebnisse des Mikrozensus 2023

Netto-Gehalt im Vergleich: Hier leben in Deutschland die meisten „Reichen“

Während sich in Hamburg 10,4 Prozent „einkommensreich“ nennen dürfen, verdienen in Thüringen nur 3,2 Prozent der Menschen entsprechend viel. Insgesamt zeigt sich in der Statistik ein deutliches Ost-West-Gefälle. Nicht nur das „alte“ Geld mit den reichsten Familien Deutschlands wohnt also vor allem den alten Bundesländern.

IWD: Mit diesem Gehalt gehören Sie zu den oberen zehn Prozent

Das Institut der deutschen Wirtschaft (iwd) hält noch eine andere Definition bereit: Wer in Deutschland zu den einkommensstärksten zehn Prozent der Gesamtbevölkerung gehört, also den rund acht Millionen Menschen Deutschlands mit den höchsten Einkommen, zählt danach als reich. Doch die letzte Berechnung basiert – ebenso wie der interaktive Einkommensverteilungs-Rechner des Instituts – auf Daten von 2019, also Zahlen, die vor Corona und der Inflation erhoben wurden. „Diese haben darum nur noch geringe Aussagekraft“, erklärt dazu IWD-Experte Maximilian Stockhausen.

Singles galten demnach bei über 3850 Euro Nettoverdienst als reich, ein Paar ohne Kinder gehörte bei einem gemeinsamen Haushaltsnettoeinkommen von 5780 Euro, ein Paar mit zwei Kindern mit 8090 Euro netto zu den reichsten zehn Prozent.

Rubriklistenbild: © Monika Skolimowska/dpa