Erfolgsstory in der Krise

6300 Autos täglich in den USA: Was ist das Erfolgsgeheimnis dieses Autobauers?

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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Während VW mit Problemen kämpft, ist der Branchenführer auf der Überholspur. Toyota verkauft täglich Tausende von Autos alleine in den USA. Die Rendite ist bemerkenswert.

Tokio/München - Toyota und Volkswagen stehen seit Jahren im Wettbewerb um die Krone des größten Autoherstellers der Welt. Mittlerweile haben die Japaner den deutschen Kontrahenten in wichtigen Bereichen überholt: Absatz, Umsatz und Rendite. Diese Erfolge beruhen vor allem auf niedrigeren Ausgaben: Toyota beschäftigt gerade einmal etwas mehr als die Hälfte der Angestellten von Volkswagen und erzielt dennoch höhere Gewinne.

Toyota verkauft in den USA Tausende von Autos pro Tag

Ein Eckpfeiler des Toyota-Erfolges sind die USA: Während die Mittelklasse-Limousine Camry hierzulande keine Rolle (mehr) spielt, führt sie in den Vereinigten Staaten die Verkaufscharts an. Im dritten Quartal 2024 konnte Toyota dort 22.934 Camrys absetzen, was einem Zuwachs von 1,7 Prozent entspricht. Die Statistik für die ersten neun Monate des Jahres: Hier stieg der Absatz des Camry um 4,4 Prozent auf stattliche 227.576 Fahrzeuge. Damit verkauft Toyota durchschnittlich 833 Camry pro Tag, wie das Portal Motor1.com berichtet.

Der kompakte Markenbruder Toyota Corolla – hierzulande eher ein Außenseiter – verkaufte sich bis September in den USA in 177.092 Einheiten. Im Vergleich zu Deutschland gibt es den Corolla nicht nur als klassische Limousine, sondern auch als Schrägheckversion mit Sportpaket, die sich besonders bei jüngeren Personen großer Beliebtheit erfreut.

Beliebtes Angebot: Toyota verkaufte 2024 in den USA über 350.000 RAV4

Den größten Erfolg verbucht in den USA jedoch der Toyota RAV4. Das weltweit beliebte SUV verkaufte sich alleine in Nordamerika 350.331 RAV4 mal – ein Plus von 15,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Motor1.com errechnete, dass Toyota durchschnittlich also mehr als 1283 RAV4 pro Tag verkauft und nennt den Crossover Toyotas „Lizenz zum Gelddrucken“.

Toyota Camry auf einer Automesse in den USA: Der weltgrößte Autobauer verkauft alleine dort derzeit rund 833 Modelle pro Tag.

Auch die Gesamtzahlen sind beeindruckend: Von Januar bis September verkaufte Toyota insgesamt 1.729.519 Fahrzeuge in den USA, was einem täglichen Durchschnitt von rund 6340 Fahrzeugen entspricht. Die Angaben setzen sich aus 1.481.319 Fahrzeugen der Kernmarke sowie 248.200 der Tochtermarke Lexus zusammen. Zum Vergleich: Laut KBA-Neuzulassungen gab es bei Lexus in Deutschland in diesem Jahr keine 4000 Neuzulassungen.

Toyota der weltgrößte Autobauer - und mit der besseren Rendite als VW

2023 konnte Toyota zum vierten Mal in Folge den Titel des weltweit größten Autoherstellers verteidigen. Mit knapp 9,5 Millionen verkauften Fahrzeugen der Kernmarke festigte der Autogigant aus Japan seine Marktführerschaft. 2023 gelang mit 11,5 Millionen Auslieferungen (inklusive Lexus) ein neuer Absatzrekord.

Während Toyota also hierzulande mit überschaubaren Zahlen arbeitet, bleibt das Unternehmen global eine unschlagbare Größe. Der wohl bedeutendste Unterschied aus Sicht von Volkswagen liegt in der Rendite: Die Gewinnmargen des japanischen Autogiganten sind im zweistelligen Bereich, während die Wolfsburger unter aufgeblähten Kosten leiden. Ein Beispiel aus dem VW-Kosmos ist sinnbildlich.

Toyota hat mit Hybridmodellen Erfolg - „die Kosten sind geringer“

Über das Erfolgsrezept erklärte Toyotas Europa-Vize Gerald Killmann dieser Tage im ZDF: „Unsere Hybridfahrzeuge stellen derzeit 75 Prozent unserer Verkäufe in Europa dar. Dadurch, dass die Batterie klein ist, sind die Kosten geringer und das Fahrzeug bleibt erschwinglich.“

Toyotas Europa-Vizepräsident Gerald Killmann (r.) am Rande einer Werksbesichtigung in Belgien.

Das alleine kann es jedoch nicht sein: Auch VW hat nach wie Verbrenner im Sortiment, die in den vergangenen Jahren jedoch immer teurer wurden. Die Wolfsburger setzen allerdings nicht so stark auf Hybridmodelle, wie es Toyota macht.

Warum Toyota gegenüber Volkswagen die Nase vorn hat

Was bei Toyota hervorsticht, ist daher auch die Effizienz: Während der Konzern weltweit 370.000 Angestellte hat, kommt Volkswagen im Vergleich dazu mit 680.000 auf beinahe das Doppelte. Das ZDF spricht von „japanischer Arbeitsmoral, vielen Subunternehmen und einer breiten Risikostreuung“.

Der letztgenannte Punkt spielt für Toyota bei den Absatzmärkten eine wichtige Rolle: Hersteller wie Volkswagen haben sich stark abhängig vom chinesischen Markt gemacht. Der japanische Autoexperte Takaki Nakanishi erklärt, VW verkaufe mehr als 80 Prozent seiner Fahrzeuge in Europa und China. Der Anteil von Toyota betrage auf diesen beiden Märkten lediglich 30 Prozent.

Darauf fährt Deutschland ab: Die beliebtesten Automarken im Jahr 2024

Fahraufnahme eines Ford Explorer
Platz 10: Ford. Gerade so hat es der Autobauer Ford in die Top-10 des Rankings geschafft – mit 12,1 Punkten landete die Marke auf Rang 10. Das Foto zeigt einen Ford Explorer. © Ford
Fahraufnahme eines Opel Corsa
Platz 9: Opel. Die Rüsselsheimer landeten mit 12,3 Punkten ebenfalls unter den zehn beliebtesten Automarken der Deutschen. Das Foto zeigt einen Opel Corsa. © Opel
Fahraufnahme eines Porsche Taycan Turbo GT
Platz 8: Porsche. Die Stuttgarter landeten im YouGov-Ranking auf dem achten Platz, sie erreichten 14,8 Punkte. Das Bild zeigt einen Porsche Taycan Turbo GT. © Porsche
Fahraufnahme eines Volvo EX90.
Platz 7: Volvo. Schon lange ist der schwedische Autobauer in Händen des chinesischen Herstellers Geely – dennoch bleibt Marke in Deutschland beliebt. Volvo landete mit 14,7 Punkten auf dem siebten Platz. Das Foto zeigt einen Volvo EX90. © Volvo
Fahraufnahme eines Toyota Yaris
Platz 6: Toyota. Für die Top-5 hat es für die Japaner nicht ganz gereicht – dennoch sicherte sich die Importmarke im Ranking den sechsten Rang. Das Foto zeigt einen Toyota Yaris. © Toyota
Fahraufnahme eines Skoda Kodiaq
Platz 5: Skoda. In Deutschland ist die tschechische Marke längst sehr beliebt – das unterstreicht auch der fünfte Platz im Ranking (16,1 Punkte). Das Foto zeigt einen Skoda Kodiaq. © Skoda
Fahraufnahme eines BMW M5
Platz 4: BMW. Nur knapp verpassten die Münchner den Sprung aufs Treppchen – mit 24,3 Punkten landeten sie auf dem vierten Platz. Das Foto zeigt einen BMW M5. © BMW
Fahraufnehme eines VW Golf GTI
Platz 3: Volkswagen. Auch die „Ikone Golf“ hat sicherlich dazu beitragen, dass sich Volkswagen im Ranking den dritten Platz sichern konnte (24,4 Punkte). Das Foto zeigt einen VW Golf GTI. © VW
Fahraufnahme eines Mercedes-AMG SL 63 S E-Performance
Platz 2: Mercedes-Benz. Für die Spitze hat es nicht ganz gereicht – dennoch sicherten sich die Stuttgarter in der YouGov-Auswertung mit 24,7 Punkten Rang zwei. Das Bild zeigt einen Mercedes-AMG SL 63 S E-Performance. © Mercedes
Fahraufnahme eines Audi e-tron GT
Platz 1: Audi. Die Ingolstädter haben im Ranking mit 25,7 Punkten die Nase vorn. Das Foto zeigt den facegelifteten Audi e-tron GT. © Audi

Toyota betreibt Antriebswende sorgsam - „dann wären diese Stellen weg“

Ein Toyota-Manager warnt derweil bei der Umstellung der Autobranche auf Elektromobilität vor Arbeitsplatzverlusten. In Japan arbeiteten ungefähr 5,5 Millionen Menschen in der Autobranche, viele davon beschäftigten sich seit langer Zeit mit Verbrennungsmotoren, zitiert Reuters den Verwaltungsratschef Aiko Toyoda. „Wenn es nur noch Elektroautos gibt, dann wären diese Stellen weg, auch bei unseren Zulieferern.“ Er selbst möge Verbrennerfahrzeuge, sagte der 68-jährige Enkel des Firmengründers.

Toyota hat weniger E-Autos im Angebot und setzt stattdessen verstärkt auf Hybridfahrzeuge. Doch auch das wird sich in der Zukunft ändern: Bereits 2025 möchte Toyota mindestens 400.000 reine BEV-Modelle absetzen. (PF)

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