Produktionskosten steigen, Gewinne schrumpfen

Autoindustrie klagt über zu hohe Kosten: „Nicht mehr wettbewerbsfähig“

  • VonBleranda Shabani
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Die deutsche Autoindustrie gerät zunehmend unter Druck: Hohe Produktionskosten und fehlende Infrastruktur bremsen die Wettbewerbsfähigkeit aus. Automobilverband und EU-Kommission schlagen Alarm.

Frankfurt – Deutschland steht vor einer schweren Herausforderung in der Automobilbranche. Angesichts drohender Werksschließungen bei Volkswagen und sinkender Gewinne kritisiert Hildegard Müller, Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), die deutsche Wirtschaftspolitik scharf. Müller sieht den Standort Deutschland laut der Tagesschau in einer Krise, da die hohen Produktionskosten die Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Die EU-Kommission zeigt sich ebenfalls besorgt über die Lage der Branche.

Deutsche Autoindustrie bröckelt: Verbandschefin Müller fordert Anpassung ans „Ökosystem Elektromobilität“

Hildegard Müller äußerte gegenüber NDR Info deutliche Kritik an der aktuellen Wirtschaftspolitik Deutschlands. Ihrer Ansicht nach seien insbesondere die Energie-, Bürokratie- und Arbeitskosten im internationalen Vergleich zu hoch. „Das Problem ist, dass wir in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig Autos produzieren können“, erklärte sie. Während andere Länder gezielt an den Standortbedingungen arbeiten, bekämpfe die Politik in Deutschland lediglich die Symptome, anstatt die Ursachen anzugehen.

Einbruch beim Neuwagenabsatz. (Archivbild)

Müller forderte vor allem eine Verbesserung des „Ökosystems Elektromobilität“. Ein zentrales Anliegen der Automobilindustrie sei der Ausbau von Ladestationen und eine Senkung der Strompreise. Doch die hohen Steuern und Umlagen in Deutschland verteuerten den Strom und machten den Standort unattraktiver. Trotz großer Investitionen der Industrie in die Elektromobilität habe Deutschland im globalen Wettbewerb das Nachsehen. Besonders der Bau kleiner, günstiger Elektroautos werde durch die ungünstigen Standortbedingungen behindert, so Müller.

Wettbewerbsfähigkeit geht zurück: VW plant milliardenschwere Einsparungen und drohende Werksschließungen

Die deutsche Autoindustrie kämpft nicht nur mit hohen Kosten, sondern auch mit sinkenden Gewinnen. Volkswagen verzeichnete im zweiten Quartal 2024 einen Gewinnrückgang von 4,2 Prozent auf 3,63 Milliarden Euro, berichtet die WirtschaftsWoche.

Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume warnte vor einem weiteren Rückschritt Deutschlands bei der Wettbewerbsfähigkeit. Um gegenzusteuern, hat der Konzern ein milliardenschweres Sparprogramm angekündigt, das möglicherweise auch Werksschließungen umfassen wird. Das Handelsblatt berichtet von bis zu vier Milliarden Euro, die zusätzlich eingespart werden müssen.

EU-Kommissar Breton warnt Autohersteller vor Versäumnissen bei Elektromobilität

Die Ankündigungen von Werksschließungen seien ein besorgniserregendes Signal für den gesamten Sektor. Laut Thierry Breton, der scheidende EU-Industriekommissar, scheitern europäische Hersteller derzeit daran, ihre Kunden von der Elektromobilität zu überzeugen.

Entscheidend für den Erfolg dieser Umstellung sei der Ausbau der Ladeinfrastruktur, doch in diesem Bereich gebe es erhebliche Defizite. Die meisten öffentlichen Ladestationen seien in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden konzentriert, während viele andere Regionen in der EU hinterherhinkten.

Rubriklistenbild: © Ingo Wagner/dpa

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