Bestsellerautor im Gespräch

Sebastian Fitzek im Interview: „Homeoffice ist nichts für mich“

  • Sven Trautwein
    VonSven Trautwein
    schließen

Pünktlich nach der Frankfurter Buchmesse erscheint Sebastian Fitzeks neuer Thriller „Das Kalendermädchen“. Wie er auf die Ideen kommt, verrät der Bestsellerautor im Interview.

Hinweis an unsere Leserinnen und Leser: Bei einem Kauf über die enthaltenen Links erhalten wir von Partnern eine Provision. Für Sie ändert sich dadurch nichts.

Sebastian Fitzek ist ein Bestsellergarant und eines der Zugpferde seines Stammverlags. Sein Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse, mit all ihren Highlights, sorgte auch in diesem Jahr wieder für lange Warteschlangen. Vor der Buchmesse hatte der Bestsellerautor bereits seinen neuen Thriller „Das Kalendermädchen“ angekündigt. Im Interview mit IPPEN.MEDIA verrät der Autor einiges über sein aktuelles Buch und das Schreiben.

Bestellerautor Sebastian Fitzek im Interview über „Das Kalendermädchen“ und das Schreiben.
Worum geht es in „Das Kalendermädchen“?
Es geht darum, dass Olivia für ihre elfjährige Adoptivtochter Alma dringend einen Stammzellenspender braucht, damit diese überlebt. Bei der Recherche stellt sich heraus, dass die Adoptionsstelle mauert bei der Suche nach den leiblichen Eltern. Es heißt, es könne das Leben der Mutter gefährden, wenn die Identität preisgegeben wird. Trotzdem spornt das Olivia an, weiter zu recherchieren. Sie stößt auf eine urbane Legende von dem Kalendermädchen: Angeblich hätte eine junge Frau nach einer grauenhaften Nacht vor elf Jahren ein Baby zur Adoption freigegeben. Und nun kann es sein, dass ein Psychopath der Vater von Alma ist und sie damit schlafende Hunde weckt, wenn sie die Eltern ausfindig macht.

Bleiben Sie auf dem Laufenden zu Neuerscheinungen, Buchtipps und Streaming-News mit dem kostenlosen Newsletter unseres Partners 24books.de.

Woher kommen die ganzen Ideen für Ihre Thriller?
Als allererstes gibt es den Impuls, den ich im Alltag finde. Ob es persönliche Begegnungen sind wie in „Das Paket“, bei dem der Postbote klingelt und das Paket beim Nachbarn abgibt oder tatsächliche Zeitungsmeldungen über verschwundene Personen, beispielsweise auf hoher See. Aber es können auch ganz harmlose Erzählungen von Freunden sein, bei denen ich mir dann denke „Ach, das ist aber interessant.“ In Bezug auf „Das Kalendermädchen“: Es gibt in vielen Gegenden Deutschlands einen lebendigen Adventskalender. Jeden Tag ist dort ein anderes Fenster geschmückt und signalisiert der Nachbarschaft „heute ist Tag der offenen Tür“. Da dachte ich mir, wie es wohl ist, das Haus für Fremde zu öffnen. Was, wenn da einer mit bösen Absichten kommt? Das war der Impuls für „Das Kalendermädchen“. Hinzu kam das Thema der Stammzellenspende, das für mich schon immer wichtig ist.
Erkennen sich Freunde, Bekannte oder Nachbarn in Ihren Büchern wieder?
Ich versuche, das zu vermeiden. Aber das Vorbild ist nun mal die Realität. So werde ich immer wieder von Menschen darauf angesprochen, die sich wiedererkennen. Dann frage ich mich, ob es möglich ist, eine solche Person zu nehmen. Auch was Namen angeht.
Wie sieht der Schreiballtag aus?
Ich schaffe es, mir einen Zeitraum von drei bis vier Monaten zu nehmen, in dem ich nur schreibe. Da gebe ich keine Interviews, mache keine Lesungen und hab keinen Urlaub. In diesem Zeitraum bin ich sozial nicht kompatibel, da ich jeden Tag von morgens bis abends am Schreibtisch sitze und abtauche. Derzeit ist es so, dass ich ein Schreibbüro habe. Homeoffice ist überhaupt nichts für mich. Ich mache mir selber gerne Druck und setze Deadlines. Im Homeoffice würde ich sehr viel prokrastinieren – somit alles außer Schreiben erledigen.
Ich habe ein festes Ziel, wie viele Seiten ich pro Tag schreiben muss. Stehen die ersten 100 Seiten, sind die Figuren eingeführt, geht es ans Überarbeiten und ich bin in meinem Schreibrhythmus angekommen. Mein erster Entwurf geht dann an meine Lektorinnen im Verlag und ich bekomme ihn mit Fragen und Anmerkungen zurück. Jetzt beginnt die schönste Phase, da ich nicht mehr auf Druck Seiten produzieren muss. 
Verfolgen Sie die Charaktere im Schlaf?
Nein. Interessanterweise verfolgen mich die Figuren eher am Tag, wenn ich wach bin. Gedanklich schweife ich dann manchmal ab, weil ich bei den Charakteren einen Konflikt sehe und das für mich erst einmal klären muss. Das fühlt sich dann wie in einem Film an.

Frankfurter Buchmesse 2024: Die Highlights in Bildern

Rede von Anne Applebaum auf der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2024 geht an Anne Applebaum. © Andreas Arnold/dpa
Bestsellerautor Sebastian Fitzek stellt auf der Frankfurter Buchmesse 2024 seinen neuen Thriller „Das Kalendermädchen vor“.
Bestsellerautor Sebastian Fitzek stellt auf der Frankfurter Buchmesse 2024 seinen neuen Thriller „Das Kalendermädchen vor“. © Matthias Gränzdörfer/pictureteam/Imago
LiBraS Software für den stationären Buchhandel
Impressionen vom Messegelände der Frankfurter Buchmesse 2024. © Manfred Segerer/Imago
Moderator Thomas Gottschalk stellt auf der Frankfurter Buchmesse sein Buch „Ungefiltert“ vor.
Moderator Thomas Gottschalk stellt auf der Frankfurter Buchmesse sein Buch „Ungefiltert“ vor. © Manfred Segerer/Imago
Judith Rakers liest aus ihrem neuen Buch auf der Frankfurter Buchmesse.
Judith Rakers liest aus ihrem Kinderbuch „Judiths kleine Farm“ im Rahmen der Frankfurter Buchmesse. © Matthias Gränzdörfer/pictureteam/Imago
Frankfurter Buchmesse: Deniz Yücel und Roberto Saviano
Deniz Yücel (l), PEN-Berlin Vorsitzender, und Roberto Saviano, italienischer Autor, wollen im Frankfurt-Pavillon unter der Überschrift „Schreiben in illiberalen Zeiten“ miteinander sprechen.  © Andreas Arnold/dpa
Frankfurter Buchmesse 2024 - Eröffnung
In der Mitte der Piazza des Gastpavillions steht das Kunstwerk von Alessandro Mendini „Guanto (Glove)“ © Andreas Arnold/dpa
Frankfurter Buchmesse 2024 - Eröffnung
Eröffnung der Frankfurter Buchmesse mit Juergen Boos (l-r), Direktor der Frankfurter Buchmesse, die britisch-türkische Autorin Elif Şafak und Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. © Helmut Fricke/dpa
Die Schriftsteller Martina Hefter (l-r), Iris Wolff, Markus Thielemann, Clemens Meyer, Ronya Othmann und Maren Kames, alle nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024, stehen im Schauspiel Frankfurt.
Die Schriftsteller Martina Hefter (l-r), Iris Wolff, Markus Thielemann, Clemens Meyer, Ronya Othmann und Maren Kames, alle nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024, stehen im Schauspiel Frankfurt. © Andreas Arnold/dpa
Frankfurter Buchmesse - Publikumstag
Die Frankfurter Buchmesse 2024 geht mit einem Besucherplus zu Ende. © Andreas Arnold/dpa
Kommt Ihnen beim Schreiben eine mögliche Verfilmung in den Sinn?
Eigentlich nein. Beim „Kalendermädchen“ gibt es eine Wendung, die sich nicht wirklich verfilmen lässt. Als Autor habe ich die Möglichkeit, Perspektiven zu ändern und innere Gedanken einfließen zu lassen, die dann absichtlich in die Irre führen. Im Film ist vieles davon nicht möglich.
Nach dem Buch ist vor dem Buch. Funktioniert das Umschalten?
Da ich keine Reihen schreibe, funktioniert das sehr gut. Bei einer Reihe hat man oft das Problem, eine Figur über mehrere Bände interessant zu halten und nicht langweilig werden zu lassen. Bei mir geht es eher um die psychologische Reise der Charaktere.
Wollten Sie immer schon Psychothriller schreiben?
Nein. Aber spannende Geschichten wollte ich immer schreiben, da sie die größten Emotionen bei mir ausgelöst haben. Geschichten wie „Das Schweigen der Lämmer“, der Film hat mich im Kino vom Hocker gerissen. Ich habe schon immer gern Psychothriller gelesen. 
Haben Sie einen Tipp für alle, die selbst gern schreiben? Wie soll man mit Absagen umgehen?
Zunächst sollte man sich seine Naivität bewahren. Nicht davon beirren lassen, wenn alle sagen, dass man davon nicht leben könne und nur wenige Erfolg haben. Das mag richtig sein. Aber man sollte sich eine Art Größenwahn zulegen und bewahren. So war ich auch. Nach dem ersten Buch dachte ich rückblickend, es ist eine tolle Leistung, dass es fertig wurde. Nun müssen es alle lesen. Und dann schickt man es an die Top-Verlage, die man selbst im Regal hat. Bei der ersten Absage dachte ich, sie hätten es gar nicht gelesen. Ich hatte grundsätzlich einen Plan B und hätte es alleine veröffentlicht, ähnlich wie Nele Neuhaus, die ihre ersten Bücher selbst herausgebracht hat und in die Buchhandlungen trug.
Das Wichtigste ist das Durchhalten. Hier sollte man nicht unbedingt auf den ersten Erfolg fixiert sein, sondern sein altes Leben und einen möglichen Brotberuf erst einmal beibehalten. Dies gibt nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern man schöpft auch Ideen und neue Impulse aus dem Leben.
Welche Autoren haben Sie inspiriert?
Als Kind und Jugendlicher fand ich Stephen King umwerfend. Michael Ende war der erste Autor, der für mich die Tür zur Fantasy aufgestoßen hat. Von „Die unendliche Geschichte“ war ich total fasziniert. Ansonsten liebe ich Edgar Allan Poe, Michael Crichton. Ab und an dürfen es auch historische Romane sein, zum Beispiel von meinem Freund Peter Prange.
Vielen Dank für das Interview.

Hier finden Sie weitere fünf Krimiautoren im Interview. Blicken Sie mit uns hinter die Kulissen einer Literaturagentur.

Sebastian Fitzek „Das Kalendermädchen“

2024 Droemer, ISBN-13 978-3-426-28174-1

Preis: gebunden 25 €, 400 Seiten

Bei Amazon bestellen

Rubriklistenbild: © Marcus Höhn