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Vorbild Elon Musk: AfD will Superreiche in der Regierung sehen – „Tut dringend Not”
VonSteffen Maas
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Das System Musk auch in Deutschland? AfD-Chefin Weidel lädt die Beteiligung von Superreichen an der Regierung ein. Ins Spiel bringt sie einen deutschen Milliardär.
Washington D.C./Berlin – Geld ist Macht, sagt man. Das stimmt vor allem, wenn man, wie Elon Musk, sein Vermögen einsetzt, um eine globale Plattform zum Meinungsaustausch zu kaufen oder Wahlkampf-Kampagnen zu unterstützen. Mittlerweile steht Tech-Milliardär Musk mit beiden Beinen fest auf der großen politischen Bühne – und ihm gehört das Ohr des Präsidenten. Dass jemand, der ein unvorstellbar privilegiertes Leben führt, auch noch Einfluss auf das Leben anderer haben will, empört.
Für AfD-Parteichefin Alice Weidel taugt das anscheinend aber auch zum Muster für eine deutsche Regierung. Sie bringt im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 eine Beteiligung erfolgreicher Unternehmer ins Spiel – und nennt einen konkreten Mann, mit dem sie aufsehenerregende Geschichte hat.
System Musk: Alice Weidel (AfD) will erfolgreiche Unternehmer in deutsche Regierung einbinden
AfD-Chefin Alice Weidel kann sich auch in Deutschland die Einbindung von Superreichen in eine Regierung vorstellen. Auf eine entsprechende Frage zum wachsenden politischen Einflusses von Elon Musk sagte sie im „RTL-Kandidatencheck“: „Ich glaube, dass es dem politischen Betrieb guttäte, wenn deutlich mehr Menschen mit wirtschaftspolitischem Sachverstand und vor allen Dingen auch erfolgreiche Unternehmer ihren Sachverstand mit einbringen, sodass eine deutlich bessere wirtschaftspolitische Ausrichtung stattfindet, das tut dringend Not.“
Die AfD rund um Parteichefin Alice Weidel (l.) kann sich die Beteiligung von Superreichen nach Vorbild Elon Musk (r.) gut vorstellen – etwa durch Molkerei-Milliardär Theo Müller (m.).
Dementsprechend könne sie es sich „sehr, sehr“ gut vorstellen, einen Elon Musk, einen Peter Thiel (Paypal-Gründer) „und natürlich auch jemanden wie Theo Müller“ in einer Regierung zu haben. Der Molkereiunternehmer Müller hatte Weidel in einem NZZ-Interview „eine Freundin“ genannt. Sie komme öfter zu Besuch. Generell sei sie „mit großen Unternehmen“ in Kontakt, sagte Weidel gegenüber RTL, nannte aber keine weiteren konkreten Namen. Auch, um „Spielchen“ wie Boykott-Aufrufen vorzubeugen.
Milch-Milliardär Müller und seine „Freundin“ Weidel: Private Treffen sorgten für Unruhe
Mit den „Spielchen“ dürfte Alice Weidel auf den Aufschrei anspielen, der folgte, nachdem ihre privaten Treffen mit Theo Müller ursprünglich bekannt wurden. Politiker und Politikerinnen wie Renate Künast (Grüne) hatten Ende 2023 auf die Berichterstattung hingewiesen, in den sozialen Medien mehrten sich anschließend Boykott-Aufrufe für die Produktpalette rund um die Müllermilch. Geschäftsfördernd dürfte die plötzliche Öffentlichkeit der privaten Treffen nicht gewesen sein: Eine Umfrage des Handelsblatt, welches das Verbandeln ursprünglich aufdeckte, zeigte bei 42 Prozent der Befragten eine negative Auswirkung auf ihre Kaufentscheidung von Müller-Produkten.
Wer ist Theo Müller?
Müllermilch, Landliebe, Weihenstephan – die Produkte der Unternehmensgruppe Theo Müller sind deutschlandweit bekannt. Der Chef selbst, bürgerlich Theobald Alfons Müller, hält sich dagegen lieber aus der Öffentlichkeit raus. 1940 geboren, übernahm Müller im Jahr 1971 die Leitung der väterlichen Molkerei. Das US-Magazin Forbes schätzt das Vermögen des deutschen Unternehmers auf rund 5,3 Milliarden Euro (2025). Seit dem Jahr 2003 wohnt Müller in der Schweiz, seinen Weggang aus der Heimat begründete er damals mit der drohenden Erbschaftssteuer, der er entkommen wollte.
Theo Müller selbst hatte im NZZ-Gespräch unterstrichen, Proteste aus anderen politischen Lagern würden ihn „gar nicht“ stören: „Schlimm wäre es, wenn mich die Linken und die Grünen loben würden“, sagte der Milch-Milliardär stattdessen. Das jahrzehntelange CSU-Mitglied hatte sich selbst bei der Frage, ob er „interessierter Beobachter oder ein Sympathisant“ der AfD sei,als „irgendwas dazwischen“ bezeichnet. Mitglied wolle er nicht werden, gespendet habe er der rechten Partei noch nie etwas.
AfD hofiert bei Trump-Amtseinführung – Biden warnt vor Musk und Milliardären
Dass es die AfD nach den Neuwahlen am 23. Februar selbst in die Position kommt, Milliardäre in der Regierung einzusetzen, ist trotz der aktuell zweitbesten Umfragewerten aller Parteien unwahrscheinlich. Nichtsdestotrotz konnten sich Teile der Rechtsaußen-Partei am Montag bei der Amtseinführung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump hautnah ein Bild machen, wie nah der superreiche Elon Musk am mächtigsten Mann der Welt dran ist. AfD-Co-Chef Tino Chrupalla sah in seiner Reise nach Washington vor allem eine Gelegenheit, um politische und wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen und AfD-Positionen gegenüber der neuen US-Führung „klar zu definieren“.
Donald Trumps Amtseinführung: Promis und Superstars feiern in Washington DC
In Amerika selbst zeigen sich große Teile der Öffentlichkeit und des politischen Systems beunruhigt über die rasche Einflussnahme von Milliardär Elon Musk. Senator Bernie Sanders beobachtet eine „schnelle Verwandlung in ein oligarchisches Gesellschaftssystem“ und kritisierte, dass Milliardäre in den USA „niemals zuvor so viel Reichtum und Macht“ hatten, wie er gegenüber dem Nachrichtensender NBC sagte.
In dieselbe Kerbe schlug der scheidende Präsident Joe Biden bei seiner Abschiedsrede: „Heute nimmt in Amerika eine Oligarchie Gestalt an, die über extremen Reichtum, Macht und Einfluss verfügt und unsere gesamte Demokratie, unsere Grundrechte und Freiheiten sowie die faire Chance für alle, voranzukommen, buchstäblich bedroht“, sagte er. (Mit Material der dpa)