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Weil in Deutschland „nicht Milch und Honig“ fließt
Vor Debatte über Merz‘ Finanzpaket: NRW-SPD-Politiker umwirbt Grüne
VonBabett Gumbrecht
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Mit voller Kraft verhandeln Union und SPD mit den Grünen, um grünes Licht für das geplante Finanzpaket zu bekommen. Die NRW-SPD ruft die Grünen auf, zuzustimmen.
Düsseldorf – Der Co-Vorsitzende der NRW-SPD, Achim Post, hofft auf ein Einlenken der Grünen im Ringen um das von Union und SPD geschnürte milliardenschwere Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur. Es würden keine Wahlgeschenke verteilt, sagte der bisherige SPD-Bundestagsfraktionsvize der Westdeutschen Zeitung. „Wir handeln verantwortungsvoll und werden bei den Koalitionsverhandlungen genau auf die Finanzierung achten“.
NRW-SPDler räumt Fehler ein: Man „hätte früher mit den Grünen reden müssen“
Die Grünen wollen dem geplanten Verteidigungs- und Infrastrukturpaket von Union und SPD in seiner aktuellen Form nicht zustimmen. Sie werfen den Parteien vor, damit Wahlversprechen finanzieren zu wollen, etwa die Ausweitung der Mütterrente und die Senkung von Steuern in der Gastronomie. Sie bezweifeln auch, dass die Mittel für Infrastruktur in zusätzliche Projekte fließen anstatt in Vorhaben, die ohnehin geplant sind.
Union und SPD wollen das Paket bis zum 25. März noch vom alten Bundestag beschließen lassen, in dem sie zusammen mit den Grünen die für Verfassungsänderungen notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit haben. Post räumte ein, dass man früher mit den Grünen hätte reden müssen. Nun dränge die Zeit. Die zweite und dritte Lesung der Gesetzesänderung sei schon am kommenden Dienstag geplant. „Am Schluss wird es auch den Grünen um die Sache gehen“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete.
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Wegen angespannter Haushaltslage: NRW-SPD bringt Besteuerung von hohen Vermögen ins Gespräch
Der Investitionsbedarf in Deutschland sei riesig, sagte Post. Das spürten die Menschen in den Städten und Gemeinden tagtäglich. Mit der jetzigen Vereinbarung auf zehn Jahre lasse sich arbeiten. „Da fließt ja nicht Milch und Honig. Wichtig ist, dass das Geld gut angelegt ist.“ Angesichts der angespannten Haushaltslage brachte Post erneut die Besteuerung von sehr hohen Vermögen ins Gespräch.
„Warum sollen nicht diejenigen, die über sehr, sehr hohe Einkommen und Vermögen verfügen, einen größeren Anteil bezahlen?“ Union und SPD müssten die schwierige finanzielle Lage meistern. „Das wird also alles in allem weiter eine harte Nuss in den Koalitionsverhandlungen.“
Der Vorsitzende der NRW-SPD, Achim Post, wirbt bei den Grünen für das von Union und SPD geplante milliardenschwere Finanzpaket für Infrastruktur (Foto-Archiv)
Für den auch von der schwarz-grünen NRW-Landesregierung geforderten Altschuldenfonds gebe es allerdings noch keine Einigung, so Post. Auf Unionsseite vernehme er vor allem aus Bayern und Baden-Württemberg Ablehnung. „Ich hoffe, dass da in den Koalitionsgesprächen noch Bewegung reinkommen wird.“ Dafür erwarte er auch die Unterstützung der nordrhein-westfälischen CDU und von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).
Grüne lehnen Pläne bislang ab: Bundestag berät in Sondersitzung Grundgesetzänderungen für Finanzpaket
Ob sich das Buhlen um die Grünen gelohnt hat, wird sich am Donnerstag (13. März) zeigen. Dann berät der noch amtierende Bundestag in einer ersten von zwei Sondersitzungen die Grundgesetzänderung für das Milliarden-Finanzpaket von Union und SPD (ab 12.00 Uhr). Angesetzt ist eine dreieinhalbstündige Aussprache der insgesamt drei Verfassungsänderungen. Für die Unions-Fraktion soll unter anderem CDU-Chef Friedrich Merz eine Rede halten. Grüne und FDP reichten jeweils eigene Gesetzentwürfe ein. Damit die Grundgesetzänderungen angenommen werden, ist eine Zweidrittelmehrheit nötig.
Dafür bedarf es der Stimmen von Grünen oder FDP. Letztere lehnte die Pläne ab. Die Grünen meldeten Verhandlungsbedarf an. Nach der ersten Lesung am Donnerstag geht die Vorlage zur weiteren Beratung in die Ausschüsse. Eine Abstimmung ist für den 18. März geplant. AfD und Linkspartei klagten gegen die Einberufung des alten Bundestags vor dem Bundesverfassungsgericht.
Hintergrund: Finanzpaket von SPD und CDU soll Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben aussetzen
Hintergrund: Union und SPD wollen das Grundgesetz an mehreren Stellen ändern und so drei Dinge regeln: Verteidigungsausgaben sollen nur noch bis zu einer Grenze von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – also etwa 44 Milliarden Euro – unter die Schuldenbremse fallen. Alles, was darüber hinausgeht, soll beliebig aus Krediten finanziert werden dürfen. Außerdem sollen die Länder mehr Spielraum für eigene Verschuldung bekommen: Zusammen sollen sie künftig Kredite in Höhe von 0,35 Prozent des BIP aufnehmen dürfen. Drittes Vorhaben ist ein Sondervermögen für Investitionen in Infrastruktur, das von der Schuldenbremse ausgenommen und mit 500 Milliarden Euro aus Krediten gefüttert werden soll.
Ein Vorschlag der Grünen lautet, dass das Paket aufgeteilt wird: Die Schuldenbremsen-Ausnahme könnte der alte Bundestag mit Stimmen von Union, SPD und Grünen beschließen. Für Infrastruktur-Milliarden müsste der wahrscheinlich künftige Kanzler Merz im neuen Bundestag dann eine Lösung nicht nur mit SPD und Grünen, sondern auch mit den Linken finden. Nur so hätte er die nötige Mehrheit. (bg/dpa)