„Riviera des Nahen Osten“

Trumps Gaza-Plan: Politiker reagieren – „Hätt-ich-gern-Imperialismus“

  • Nils Thomas Hinsberger
    VonNils Thomas Hinsberger
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Die Welt ist von Donald Trumps Plänen für den Gazastreifen erschüttert. Wie deutsche Politiker die aktuelle Lage einschätzen.

Berlin – Donald Trumps Pläne zur US-Übernahme des Gazastreifens sorgen für teils heftige Reaktionen im politischen Berlin. Der US-Präsident hatte in einem gemeinsamen Pressestatement mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu angekündigt, im Zuge der Annexion des Gazastreifens die rund zwei Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser umsiedeln zu wollen. Er könne sich vorstellen, aus dem Küstengebiet die „Riviera des Nahen Osten“ zu machen.

Auf Anfrage von IPPEN.MEDIA teilten führende Politiker in Deutschland ihre Einschätzung zu der angekündigten Übernahme des Gazastreifens durch die USA mit. Linken-Chef Jan van Aken teilte dabei scharf gegen den Republikaner aus: „Dieser ‚hätt-ich-gern-Imperialismus‘ von Donald Trump ist brandgefährlich“, so van Aken. Und auch die außenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Deborah Düring, erklärte, dass sie die dauerhafte Vertreibung der Zivilisten im Gazastreifen für „völkerrechtswidrig und absolut inakzeptabel“ halte.

Trumps Plan für den Gazastreifen – Grüne plädieren auf „Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser“

Düring pocht in einem Statement gegenüber unserer Redaktion auf eine diplomatische Lösung des Konflikts zwischen Israel und der Hamas. Das kürzlich begonnene Waffenstillstandsabkommen müsse „vollständig“ umgesetzt werden, „damit alle Geiseln freikommen und die Menschen in Gaza die dringend benötigte humanitäre Hilfe bekommen“.

Um im Nahen Osten für Frieden zu sorgen, müsse das „Selbstbestimmungsrecht der Palästinenserinnen und Palästinenser – in Gaza wie im Westjordanland und Ostjerusalem – gewahrt bleiben“, so Düring. Eine Beilegung des Konflikts könne nur dann nachhaltig umgesetzt werden, „wenn beide Seiten gleichberechtigt in Würde und Freiheit“ leben könnten. „Die Sicherheit der israelischen und der palästinensischen Bevölkerung sind untrennbar miteinander verbunden.“

Elon Musk: Erst US-Schattenpräsident – und jetzt Trump-Gegenspieler?

Geboren wurde Elon Musk 1971 in Pretoria in Südafrika.
Geboren wurde Elon Musk 1971 in Pretoria in Südafrika. Seine Mutter Maye Musk, hier gemeinsam mit ihrem Sohn in der TV-Show „Saturday Night Life“, stammt aus Kanada und arbeitete dort als Model. Elon Musk hat zwei jüngere Geschwister: seinen Bruder Kimbal Musk und Schwester Tosca Musk. © dpa
Errol Musk baute als Maschinenbau- und Elektroingenieur ein Vermögen auf.
Vater Errol Musk baute als Maschinenbau- und Elektroingenieur ein Vermögen auf. Die Familie wuchs in großem Wohlstand in Pretoria auf. 1979 scheiterte die Ehe der Eltern. Elon Musk zog daraufhin mit seiner Mutter und seinen Geschwistern für zwei Jahre nach Durban (Südafrika), ehe er zurück zu seinem Vater nach Pretoria kehrte. © GIANLUIGI GUERCIA/dpa
Mitte der 1990er Jahre begann der Aufstieg Elon Musks in den USA.
Mitte der 1990er Jahre begann der Aufstieg Elon Musks in den USA. Im März 1999 gründete er das Online-Bankunternehmen X.com. Ein Jahr später wurde nach Fusion mit einer Firma von Milliardär - und Unterstützer von Donald Trump - Peter Thiel daraus der Online-Bezahldienst Paypal. Den wiederum kaufte Ebay, was Musk einen satten Gewinn von 176 Millionen Dollar eingebracht haben soll. © Michael Reynolds/dpa
Im Jahr 2002 gründete Elon Musk das Unternehmen SpaceX.
Im Jahr 2002 gründete Elon Musk das Unternehmen SpaceX. Er investierte rund 100 Millionen US-Dollar seines Geldes zum Start in die Firma. Kurzfristiges Ziel war die Entwicklung einer eigenen Trägerrakete, um die Kosten für die zivile Raumfahrt zu senken. Langfristig sollte SpaceX Musk der Erfüllung seines großen Traums näher bringen: die Besiedlung des Mars. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte sich SpaceX zu einem erfolgreichen Projekt. Das US-Verteidigungsministerium erteilte der Firma einen Auftrag in Höhe von 3,6 Milliarden US-Dollar zur Errichtung eines Netzwerks von Spioinagesatelliten. © Paul Buck/dpa
Sein geschäftlicher Erfolg in den Vereinigten Staaten brachte Elon Musk auch der US-Politik näher
Sein geschäftlicher Erfolg in den Vereinigten Staaten brachte Elon Musk auch der US-Politik näher. Im Jahr 2014 besuchte der frisch gebackene Milliardär gemeinsam mit seiner Ex-Frau Talulah Riley einen Empfang des damaligen Präsidenten Barack Obama. Musk heiratete Riley im Jahr 2010. Zwei Jahre später ließ sich das Paar aber wieder scheiden. © Andrew Harrer / Pool
Im Jahr 2004 übernahm Elon Musk die ein Jahr zuvor gegründete Automarke Tesla
Im Jahr 2004 übernahm Elon Musk die ein Jahr zuvor gegründete Automarke Tesla. Die Firma hatte zum Ziel, Elektro-Autos in allen Preisklassen zu entwickeln und weltweit zu verkaufen. Erstes Modell des Autobauers war der „Tesla Roadster“. Es folgten das „Model S“ und „Model X“. Neben dem Bau von Elektro-Autos investierte Tesla auch in den Ausbau von Ladestationen in den USA sowie in eigene Batteriefabriken. © Matt Sumner/dpa
Ein Meilenstein in der Erfolgsgeschichte von Tesla sollte der Cybertruck werden.
Ein Meilenstein in der Erfolgsgeschichte von Tesla sollte der Cybertruck werden. Elon Musk pries den Wagen 2023 in der Autostadt Detroit als nahezu unzerstörbar an. Dies wollte der Milliardär eigenhändig unter Beweis stellen und warf eine Stahlkugel auf die Fensterscheibe - mit unerwartetem Ergebnis. Die Scheibe splitterte unter den verdutzten Augen Musks. Der nahm es mit Humor. © IMAGO/Robert Hanashiro
Dennoch verkaufte sich Elon Musks Cybertruck - auch außerhalb der USA.
Dennoch verkaufte sich Elon Musks Cybertruck - auch außerhalb der USA. Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow gönnte sich ebenfalls einen der Tesla-SUVs. Der Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin modizifierte seinen Cybertruck mit einem Maschinengewehr. © IMAGO/Handout/Kadyrov 95
Ein Jahr Tesla Gigafactory Berlin Brandenburg
Im Jahr 2022 eröffnete Tesla das erste Werk in Deutschland. Zur Eröffnung der Tesla-Fabrik in Brandenburg begrüßte Musk unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz. Bund und Land hatten den Bau des Autowerks mit Millionenbeträgen subventioniert. In der „Tesla Gigafactory“ sollten kurz darauf 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt werden. Kritik wurde aber auch an Musks Unternehmensführung laut. Er soll großen Leistungsdruck auf seine Angestellten ausüben und infolge von Wutanfällen ganze „Wogen“ von Entlassungen verteilt haben, berichtete die New York Times. © Patrick Pleul/dpa
Auch Umweltaktivisten engagierten sich gegen den Bau der Tesla-Fabrik in Brandenburg.
Auch Umweltaktivistinnen und -aktivisten engagierten sich gegen den Bau der Tesla-Fabrik in Brandenburg. An einer Demonstration gegen die Erweiterung des Werks am Bahnhof Fangschleuse im nahegelegenen Grünheide beteiligten sich laut Veranstalter mehr als 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Polizei sprach von etwa 1.000 Personen. © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Jadranko Marja
Demonstrationen gegen Elon Musks Tesla-Werk in Brandenburg
Ganz friedlich blieb es dabei nicht. Während der Demonstrationen gegen Elon Musks Tesla-Werk in Brandenburg kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmern und der Polizei. Laut Informationen des RBB setzten die Sicherheitskräfte dabei auch Pfefferspray ein. Das Werksgelände musste zeitweise von einem Großaufgebot gesichert werden. © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Jadranko Marja
Weniger bekannt wie Elon Musks Ausflüge in die Weltraumwirtschaft und Elektromobilität ist sein Engagement in Hollywood
Weniger bekannt als Elon Musks Ausflüge in die Weltraumwirtschaft und Elektromobilität ist sein Engagement in Hollywood. 2005 war der Milliardär als Executive Producer an dem Film „Thank you for Smoking“ beteiligt. 2010 war Musk in derselben Funktion für den Film „Dumbstruck“ tätig. © Peter Foley/dpa
Von 2017 bis 2018 war Elon Musk mit der Schauspielerin Amber Heard liiert.
Von 2017 bis 2018 war Elon Musk mit der Schauspielerin Amber Heard liiert. © IMAGO/PacificCoastNews / Avalon
Einen weiteren Traum musste Elon Musk aber aufgeben: die menschliche Rohrpost.
Einen weiteren Traum musste Elon Musk aber aufgeben: die menschliche Rohrpost. Noch 2018 kündigte er in Begleitung seiner damaligen Freundin, der kanadischen Sängerin Grimes, den Hyperloop an. Ein Netz aus Vakuumröhren zwischen den Großstädten der USA sollte den öffentlichen Nahverkehr revolutionieren. 2022 wurde das Projekt eingestellt.  © Gene Blevins/dpa
Mit der Sängerin Grimes ging Elon Musk 2018 eine Beziehung ein.
Mit der Sängerin Grimes ging Elon Musk 2018 eine Beziehung ein. Zwei Jahre später bekam das Paar seinen ersten gemeinsamen Sohn. 2023 trennten sie sich. Seitdem streiten der Milliardär und die Sängerin vor Gericht um das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder. © IMAGO/RW
Neben den drei Kindern mit der Sängerin Grimes soll Musk fünf Kinder mit seiner ersten Ehefrau Justine Wilson haben.
Neben den drei Kindern mit der Sängerin Grimes soll Musk fünf Kinder mit seiner ersten Ehefrau Justine Wilson haben. Mit Shivon Zilis, Angestellte in Musks Firma Neuralink, hat er Zwillinge gezeugt. Insgesamt soll Musk zehn Kinder haben, die allesamt durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden. © CHANDAN KHANNA/AFP
Eine wahre Erfolgsgeschichte unter den vielen Firmen, die Elon Musk betreibt, ist das Unternehmen SpaceX
Eine wahre Erfolgsgeschichte unter den vielen Firmen, die Elon Musk betreibt, wurde dagegen das Unternehmen SpaceX. Seit Jahren schickt die Firma hunderte Satelliten ins All und betreibt von dort „Starlink“, das schnellen Internetzugang überall auf der Welt bieten soll. © SPACEX via www.imago-images.de
Donald Trump beim Start einer Space X Rakete
Die Genauigkeit, mit der SpaceX in der Lage ist, Raketen ins All zu schießen, und wieder zu landen, begeisterte Donald Trump bereits in seiner ersten Amtszeit. Im Jahr 2020 besuchte der damalige US-Präsident gemeinsam mit seinem Vizepräsidenten Mike Pence den Start einer SpaceX-Rakete. © Linn/Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de
Schwer aktiv war Elon Musk seit jeher in den sozialen Medien.
Schwer aktiv war Elon Musk seit jeher in den sozialen Medien. Besonders auf Twitter kommentierte der Milliardär immer wieder das politische Geschehen der USA. Musk kritisierte die Verbannung Donald Trumps vom Kurznachrichtendienst nach dem Kapitolsturm am 6. Januar 2021. Ein Jahr später kaufte der Milliardär Twitter auf. Er teilte daraufhin ein Video, in dem er ein Waschbecken (englisch: sink) in die Twitter-Zentrale trug - kommentiert mit den Worten "Let that sink in“ (lass das sacken). 2023 benannte er das Unternehmen um in „X“. Die von Musk durchgeführten Änderungen sorgten für eine Flut von Abwanderungen aus dem bis dato größten Kurznachrichtendienst. © AFP
Elon Musk im November 2023 in die Kritik
Wegen antisemitisch anmutender Kommentare auf Twitter geriet Elon Musk im November 2023 in die Kritik. Er versuchte, seine Aussagen zu relativieren, doch bediente sich dabei antismetischer Verschwörungstheorien. Kurz darauf reiste Musk medienwirksam nach Israel. Dort besuchte er in Begleitung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Kibbutz Kfar Aza, den die Hamas beim Terroranschlag am 7. Oktober attackiert hatte.  © IMAGO
In den Vorwahlen der Republikaner zur US-Wahl 2024 unterstützte Elon Musk zunächst Ron DeSantis
In den Vorwahlen der Republikaner zur US-Wahl 2024 unterstützte Elon Musk zunächst Ron DeSantis. Der Gouverneur des US-Bundesstaates Florida galt als aussichtsreichster Gegenkandidat zu Donald Trump. Mit einem Interview auf X wollte Musk DeSantis zu Aufmerksamkeit verhelfen. Technische Pannen machten den Versuch aber zu einem ähnlichen Fehlschlag wie die ganze Kampagne DeSantis‘.  © ANGELA WEISS CHENEY ORR / AFP
Nach dem Attentat auf Donald Trump stellte sich Elon Musk endgültig hinter den Kandidaten der Republikaner.
Nach dem Attentat auf Donald Trump stellte sich Elon Musk endgültig hinter den Kandidaten der Republikaner. Es folgten zahlreiche Wahlkampfauftritte des Südafrikaners, auch mit der kommenden First-Lady Melania Trump. Deren Ehemann versprach dem Milliardär daraufhin eine einflussreiche Rolle in der US-Regierung. Musk solle sich um den Abbau der US-Bürokratie kümmern und Milliardenbeträge einsparen. © IMAGO/Jen Golbeck / SOPA Images
Im Wahlkampf nahm Donald Trump seine halbe Familie mit zu Elon Musks Raketenstart.
Im Wahlkampf nahm Donald Trump seine halbe Familie mit zu Elon Musks Raketenstart. Nach seinem Sieg bei der US-Wahl nutzte der kommende US-Präsident seine Rede dazu, minutenlang über die Schönheit und Präzision der SpaceX-Raketen zu philosophieren. © BRANDON BELL/AFP
Den Sieg Donald Trumps bei der US-Wahl feierte selbstredend auch Elon Musk.
Den Sieg Donald Trumps bei der US-Wahl feierte selbstredend auch Elon Musk. Für den Milliardär war damit der Weg frei ins Weiße Haus. In den Wochen nach der US-Wahl wich Musk nicht von der Seite Trumps und wurde laut Einschätzung der US-Medien zum einflussreichsten Mann in Trumps Umfeld. Vor allem die Auswahl des Kabinetts durch den kommenden US-Präsidenten soll Musk maßgeblich beeinflusst haben. © JIM WATSON/AFP
Trump verabschiedet Musk auf gemeinsamer Pressekonferenz
Doch dann kam es zum Streit zwischen Musk und Trump. Anlass war das Haushalts- und Steuergesetz, mit dem der US-Präsident zentrale Wahlversprechen umsetzen will. Vor allem die drohenden Rekordschulden sind Musk ein Dorn im Auge. Trumps Pläne trieben „Amerika in den Bankrott“, so Musk. © Evan Vucci/dpa
Mittlerweile gilt Elon Musk als reichster Mensch der Welt.
Mittlerweile gilt Elon Musk als reichster Mensch der Welt. Sein Vermögen wird laut Süddeutscher Zeitung auf über 400 Milliarden US-Dollar geschätzt (Stand: Dezember 2024). Politisch positioniert sich Musk seit Jahren als rechtskonservativer Hardliner. Nach dem Wahlsieg Donald Trumps posierte er in dessen Anwesen in Mar-a-Lago mit Brexit-Papst und Parteichef der rechten „UK Reform“ Nigel Farage (r) und dem Schatzmeisters der Partei, Nick Candy (l) vor einem Porträt des jungen Trumps. © dpa

Linken-Chef van Aken findet deutlichere Worte für Trumps Plan im Gazastreifen: „Die Welt ist für Donald Trump offenbar ein Selbstbedienungsladen. Erst Grönland, dann Panama und jetzt auch noch Gaza“. Er fordert die Bundesregierung auf, „laut und deutlich“ Stellung gegen die Politik des US-Präsidenten zu beziehen. Auch er betrachtet die angekündigte Vertreibung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen als „Völkerrechtsverbrechen, und die Missachtung der palästinensischen Selbstbestimmung ein direkter Bruch internationalen Rechts“.

Die Linke wollen Palästina als Staat anerkennen – Parteichef fordert „europäisches Stoppsignal“ gegen Trump

Deutschland muss laut van Aken „gemeinsam mit Frankreich den Staat Palästina anerkennen“. Er fordert ein „klares europäisches Stoppsignal“ gegen Trumps Außenpolitik.

Das Palästinensergebiet wird mittlerweile von 146 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) als Staat Palästina anerkannt. Darunter von der Türkei, Indien, China und Russland. Aber auch EU-Länder wie Polen, Ungarn, Schweden oder Spanien sprechen offiziell vom Staat Palästina.

US-Präsident Donald Trump will den Gazastreifen unter seine Kontrolle bringen. (Archivbild)

Die meisten westlichen Länder haben die Existenz des israelischen Nachbarstaats bislang aber noch nicht anerkannt. Deutschland, Frankreich, Österreich oder eben auch die USA zögern bislang vor einer solchen Entscheidung. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kritisierte Mitte des vergangenen Jahres sogar die Anerkennung Palästinas durch Norwegen, Irland und Spanien als überstürzt. „Für eine Lösung dieser furchtbaren Situation, die wir gerade erleben müssen, da braucht es eben keine symbolische Anerkennung, sondern da braucht es eine politische Lösung“, zitierte sie der Bayerische Rundfunk am Rande eines Treffens des Weimarer Dreiecks.

Zwar sei Deutschland von der Zweistaatenlösung „tief überzeugt“, so Baerbock. Die Anerkennung Palästinas müsse allerdings im Laufe oder am Ende der Verhandlungen passieren und nicht zu Beginn. Den Plan von Trump weist die Außenministerin entschieden zurück. „Eine Lösung über die Köpfe der Palästinenserinnen und Palästinenser hinweg darf es nicht geben“, erklärte Baerbock in einer Stellungnahme. So müsse der durch den Krieg stark geschädigte Gazastreifen wieder aufgebaut – und eine Zweistaatenlösung am Verhandlungstisch getroffen werden. „Wir Europäer stehen bereit, unseren Teil gemeinsam mit den USA und den Partnern in der Region beizutragen“, so Baerbock.

Union hält Trumps Plan im Gazastreifen nicht für „konkreten Politikvorschlag“

„Trumps sehr abstrakte Ideen sollten Araber und Europäer – aber auch Israelis – als eindrückliches ‚Hallo wach!‘ verstehen“, erklärt Jürgen Hardt (CDU), außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag in einem Statement gegenüber unserer Redaktion. Dabei handele es sich weniger um einen „konkreten Politikvorschlag“. Trump habe die Angewohnheit, „auf sehr drastische Weise auf verkrustete Konflikte aufmerksam zu machen“, so Hardt.

In seiner Analyse gebe er dem US-Präsidenten aber recht: „Mit der Hamas geht es in Gaza nicht weiter. Eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober gefährdet Israel und die Region“. Israel müsse als strategisch wichtiges Ziel bessere Beziehung zur arabischen Welt aufbauen. „Die US-Beziehungen insbesondere zu Riad, Kairo und Amman sind eng und vertrauensvoll. Ich gehe davon aus, dass sie bei weiteren Vorschlägen beteiligt würden“, erklärt Hardt weiter.

Trump will Gazastreifen kontrollieren: SPD fordert „Kleeblatt-Format“ und „Zweistaatenlösung“

Nils Schmid, außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, appelliert für eine „verhandelte Zweistaatenlösung“ im Nahen Osten. „Der Vorschlag von Trump ist völlig inakzeptabel. Er steht im krassen Widerspruch zum Völkerrecht und würde 2 Millionen Palästinensern ihre Heimat rauben“, so Schmid in einem Statement gegenüber IPPEN.MEDIA. Europa solle mit Blick auf Trumps Aussagen an einer friedlichen Beilegung des Konflikts und der Aushandlung der Zweistaatenlösung „mit unseren Partnern in der arabischen Welt festhalten“.

Auf Ebene des Außenministeriums fordert Schmid daher, dass Deutschland „umgehend ein Treffen im Kleeblatt-Format“ initiiert. Dabei handelt es sich laut einer Erklärung des Auswärtigen Amtes um eine Schnittstelle europäischer und arabischer Partner, bestehend aus Deutschland, Frankreich, Ägypten und Jodanien. In dem Format, das auch als „Münchner Gruppe“ bezeichnet wird, gehe es darum, „die Logik der Gewalt“ im Nahost-Konflikt zu durchbrechen. „Das Kleeblatt-Format verfolgt eine langfristigere Perspektive mit dem Ziel, einen Pfad zur politischen Lösung des Konfliktes offen zu halten“, heißt es auf der Webseite des Außenministeriums.

Diese Initiative sei gerade jetzt besonders gefordert, da „durch eine solche willkürliche Vertreibung der Palästinenser“ – wie sie Trump zu fordern scheint – keine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und der arabischen Welt zu erwarten sei, so Schmid weiter. Er spricht sich ebenfalls für die Schaffung eines palästinensischen Staates aus: „Wirtschaftliche Entwicklung ist ein wichtiges Element für die Zukunft des Gazastreifens und der Palästinensergebiete insgesamt. Dazu bedarf es aber eines klaren politischen Rahmens in Form von palästinensischer Staatlichkeit.“

Trumps Plan für den Gazastreifen – Vertreibung und Kontrolle durch die USA

„Die USA werden die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen, und wir werden damit auch gute Arbeit leisten“, erklärte Donald Trump am Dienstag (4. Februar) gegenüber Reportern im Weißen Haus. Er wolle etwas „phänomenales“ in dem Palästinensergebiet schaffen – „Die Riviera des Nahen Osten“.

Der US-Präsident nannte nicht viele Details seines Plans für den Gazastreifen. Jedoch plane er, dass die USA als Kontrollinstanz in der Region für die „Entsorgung aller gefährlichen, nicht explodierten Bomben und anderer Waffen“ verantwortlich sein soll. Zudem plane er, die rund zwei Millionen Zivilisten in andere Länder wie Ägypten oder Jordanien dauerhaft umzusiedeln. Er selbst und sein näheres Umfeld scheinen von dem Plan überzeugt zu sein. „Jeder, mit dem ich gesprochen habe, ist von der Idee begeistert, dass dieses Stück Land den Vereinigten Staaten gehört“, so Trump. (nhi)

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