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Die Regierung in Bagdad arbeitet laut dem US-Magazin Newsweek daran, die Aktivitäten einer ganzen Reihe von pro-iranischen Milizen einzudämmen. Diese greifen in den letzten Wochen, seit Ausbruch des Krieges Israels gegen die Hamas, verstärkt Stützpunkte der USA im Irak und im benachbarten Syrien an. In Syrien sind rund 900 US-Soldaten stationiert, im Irak weitere 2500. Bisher sollen mindestens 56 von ihnen verletzt worden sein.
Krieg in Israel führt zu einer Welle von Angriffen pro-iranischer Milizen auf die USA
Der irakische Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani bei einem Besuch in Tehran Anfang November 2023. Seine Regierung ist darum bemüht, Iran-hörige Milizen einzudämmen.
Seit dem 17. Oktober kursiert in diesem Zusammenhang ein neuer Name. An jenem Tag kam es im nördlichen Gazastreifen zu dem vermeintlich israelischen Angriff auf die Al-Ahli-Klinik, der aber möglicherweise auf eine fehlgeleitete Rakete der palästinensischen Seite zurückzuführen ist. Dieser Vorfall führte in der ganzen arabischen Welt zu massiven Protesten gegen Israel und erhitzte offenbar auch im Irak die Gemüter.
Eine Gruppe, die sich selbst „Islamischer Widerstand im Irak“ nennt, bekennt sich seitdem beinahe täglich zu Raketen- und Drohnenangriffen gegen US-Soldaten im Irak und in Syrien. Die US-Armee erklärte gegenüber Newsweek, dass unter diesem Namen die Operationen aller vom Iran unterstützten Milizen im Irak fallen, „einschließlich der jüngsten Angriffswelle im Irak und in Syrien während des aktuellen Konflikts zwischen Israel und der Hamas.“
Vom Iran gestützte Milizen wollen angeblich Kriegsfront im Irak eröffnen
Die USA haben zuletzt ihre Militärpräsenz in der Region erhöht und rüsten sich gegen Irans Schattenarmeen. Die irakische Regierung versucht derweil im Hintergrund eine weitere Eskalation zu verhindern. Newsweek beruft sich auf einen Regierungsbeamten aus Bagdad, der anonym bleiben möchte.
Laut dieser Quelle arbeiten die vom Iran unterstützten Milizen im Irak daran, weit entfernt vom Gazastreifen eine neue Kriegsfront zu eröffnen. Die Regierung in Bagdad ist alarmiert. „Wir wollen nicht, dass sich der Kampf von Gaza auf die Straßen von Bagdad verlagert, und das läge sicherlich auch nicht im Interesse des Schutzes der UN-Missionen, der Diplomaten und der internationalen Koalitionstruppen im Irak“, so die Quelle.
Bagdad muss sehr bedacht vorgehen – Bürgerkrieg droht
Im Irak gibt es mächtige Akteure, die sich der US-Präsenz im Land widersetzten und mit denen die Regierung irgendwie auskommen muss. Die Regierung könne keine offene militärische Konfrontation mit irgendeiner bewaffneten Gruppe riskieren, weil dadurch der gesamte Irak destabilisiert und ein großer Bürgerkrieg ausgelöst werden könnte, so der zitierte Regierungsbeamte.
Die Regierung des irakischen Ministerpräsidenten Mohammed Shia al-Sudani müsse daher sehr bedacht vorgehen. Im Verborgenen, „abseits der Medien“ und rund um die Uhr, unternehme man große Anstrengungen, um die Führer der pro-iranischen Milizen von ihrem Treiben abzuhalten. Man setze auf Entgegenkommen, Beschwichtigungen, Überredung und sanften Druck, „um die Probleme vollständig unter Kontrolle zu bringen, ohne dass es zu verheerenden Kollateralschäden kommt.“
Gescheiterter Staat Irak: Israel-Krieg hat die Spannungen neu angefacht
Diese Eindämmungsversuche sind eine Herausforderung für die schwache Zentralregierung. Zwei Jahrzehnte nach dem Irakkrieg von 2003 beschreiben Experten den Irak als gescheiterten Staat, der von Konflikten zwischen Sunniten und Schiiten geprägt und politisch extrem zerrissen ist. Ministerpräsident Mohammed Shia‘ al-Sudani bemüht sich um Reformen und will das zerrüttete Land stabilisieren. Nach Einschätzung von Experten ist er damit aber nicht sehr erfolgreich.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern
Insbesondere die schiitische Großmacht Iran mischt sich massiv in die inneren Angelegenheiten des Irak ein. Von ihm unterstützte Milizen treiben seit dem Sturz des Diktators Saddam Hussein ihr Unwesen und arbeiten an der Errichtung eines eigenen Staats im Staate, ganz nach dem Vorbild der Hisbollah im Libanon. Sie wird ebenfalls vom Iran gestützt und hat erfolgreich die Macht in Teilen des Landes an sich gerissen.
Der aktuelle Krieg in Israel und im Gazastreifen hat die schon lange bestehenden Spannungen neu angefacht und wirkt wie ein neuer Aufruf zu den Waffen. Dennoch, so der anonym von Newsweek zitierte irakische Regierungsbeamte, hätten seit Ausbruch des Krieges in Gaza nur zwei bewaffnete Gruppen Angriffe auf US-Truppen angekündigt, „und die Regierung konnte den Rest davon überzeugen, sich den Bemühungen der Politik anzuschließen, die Krise zu bewältigen.“