Zusätzliche Truppen in Bereitschaft versetz
13 Angriffe auf eigene Stützpunkte: US-Einheiten rüsten sich gegen Irans Schattenarmeen
- VonMarkus Bickelschließen
Die von Iran und Syrien angeführte „Achse des Widerstands“ will Israel in Konflikte mit seinen Nachbarstaaten verwickeln. Dabei geraten auch die USA unter Druck.
Die USA stellen sich auf einen langen Konflikt zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas ein – und treffen militärische Vorkehrungen, ihre eigenen Einheiten in der Region stärker zu schützen. Allein in den vergangenen zehn Tagen gab es 13 Angriffe auf US-Stützpunkte in Syrien und Irak. Bei Drohnenattacken im ostsyrischen al-Tanf und im westirakischen al-Asad am 18. Oktober seien 24 Angehörige der US-Streitkräfte leicht verwundet worden, teilte das US-Verteidigungsministerium diese Woche mit. Gestern Abend sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder, dass die US-Präsenz in der Region mit rund 900 US-amerikanischen Soldaten verstärkt würde.
Ryder machte „iranische Stellvertretergruppen“ für die Attacken verantwortlich. Wie nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine in Europa hat das US Central Command deshalb Tausende zusätzliche Truppen in Bereitschaft versetzt – diesmal für eine schnelle Verlegung nach Nahost. Außerdem ordnete Verteidigungsminister Lloyd Austin die Verlegung des Flugzeugträgers USS Dwight D. Eisenhower an, um die bereits im östlichen Mittelmeer operierende USS Gerald R. Ford zu unterstützen. So soll die von Iran und Syrien angeführte „Achse des Widerstands“ mit schiitischen Schattenarmeen wie der Hisbollah abgeschreckt werden.
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Pentagon stärkt Flugabwehr mit Patriots und THAAD
Rund 200 A-10-Angriffsflugzeuge und F-15-Kampfjets sind nun in unmittelbarer Reichweite des Konfliktgebiets, um Irans Stellvertretermilizen im Libanon, Syrien und Irak abzuschrecken – und zur Verteidigung Israels bereitzustehen. Dazu dient auch die Entsendung einer Flugabwehrbatterie vom Typ Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) und zusätzlicher Patriot-Systeme in den Irak und Syrien, aber auch nach Jordanien und in die Golfstaaten Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Kuwait. Die Israel Defense Forces (IDF) werden mit einem weiteren Iron Dome-System unterstützt.
Inzwischen befindet sich Israel auch in Reichweite der im Jemen aktiven Parteimiliz Ansar Allah, besser bekannt als Houthi-Rebellen. Vergangenen Donnerstag hatte der Zerstörer USS Carney drei aus dem Jemen abgeschossene Raketen mit einer Reichweite von 2.000 Kilometern sowie mehrere Drohnen abgefangen. Houthi-Führer Abdel-Malek al-Houthi warnte die USA davor, in den Konflikt in Israel einzugreifen.
Westjordanland
Im Schatten des Gazakriegs sind im völkerrechtswidrig von Israel besetzten Westjordanland seit dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober mehr als 90 Menschen getötet und Hunderte mutmaßliche Hamas-Angehörige festgenommen worden. Das Wall Street Journal berichtete am Mittwoch über eine Schmuggelroute, mit der Iran über Jordanien den Nachschub an Waffen an Hamas und Islamischem Dschihad unter anderem nach Nablus, Hebron und Jenin sichere. Im Sommer hatte die israelische Armee in einem nahe der nordpalästinensischen Stadt gelegenen Flüchtlingslager erstmals seit dem Ende der Zweiten Intifada 2005 wieder Kampfhubschrauber eingesetzt, um gegen Terrormilizen des vom Hamas-Rivalen Fatah regierten Gebiets vorzugehen. Eine Ausweitung der Kämpfe auf das Westjordanland würde israelische Truppen binden, die für die erwartete Bodenoffensive in den Gazastreifen gebraucht werden.
Libanon
Eine zweite Front mit dem nördlichen Nachbarn fürchtet Israels Regierung am meisten – und versucht, eine Bodenoffensive wie zuletzt im August 2006 zu vermeiden. Im Südlibanon verfügt die schiitische Parteimiliz Hisbollah über ein Raketenarsenal, das von Militärs auf 140.000 geschätzt wird, mit Reichweiten bis tief ins israelische Kernland hinein. Seit dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober ist es der von Generalsekretär Hassan Nasrallah seit 1992 geführten Stellvertreterarmee Irans gelungen, israelische Einheiten täglich in Gefechte zu verwickeln. Zehntausende Zivilisten auf beiden Seiten der Grenze wurden evakuiert.
Syrien
Mutmaßlich, um den militärischen Nachschub an die Hisbollah im Libanon und an iranische Revolutionsgarden auf den Golanhöhen zu unterbinden, hat die israelische Luftwaffe in den vergangenen Wochen wiederholt die Flughäfen von Damaskus und Aleppo bombardiert. Seit Beginn des Aufstands gegen Syriens Diktator Baschar al-Assad 2011 ist Israel Hunderte Angriffe aus der Luft auf für die Hisbollah bestimmte Waffenkonvois geflogen; Nasrallah wiederum unterstützte Assad mit Tausenden Kämpfern. Auch dem hohen Blutzoll der libanesischen Schiitenmiliz ist es neben russischer Unterstützung zu verdanken, dass sich der alawitische Machthaber im Amt halten konnte. Auf den direkt an Israel angrenzenden Golanhöhen sind neben Hisbollah-Kämpfern Einheiten der iranischen Revolutionsgarden und irakische Schiitenmilizen stationiert.
Irak
Auch zwanzig Jahre nach der Invasion 2003 unterhält die US-Armee Stützpunkte im von proiranischen Kräften kontrollierten Zweistromland, unter anderem nahe Erbil und in al-Asad östlich der Hauptstadt Bagdad. Diese sind so unter Druck wie seit dem Krieg der Antiterrorallianz gegen den Islamischen Staat (IS) 2017 nicht mehr. Die proiranische Regierung von Ministerpräsident Mohammed Shiaa al-Sudani steht vor dem Dilemma, die Unterstützung durch die USA nicht aufs Spiel zu setzen, zugleich aber die Verbündeten in Teheran nicht zu verprellen. Bei einem Telefonat am Dienstag sicherte al-Sudani US-Außenminister Antony Blinken die irakische Unterstützung zur Schaffung regionaler Stabilität zu.
Jemen
Wie die palästinensische Hamas und die libanesische Hisbollah wird auch die schiitisch-zaidistische Ansar Allah im Jemen, besser bekannt als Houthi-Rebellen, vom Iran finanziell und militärisch unterstützt. Die vom Iran und Syrien geführte „Achse des Widerstands“ weitete seit 2015 ihr regionales Bündnis auf den Süden der Arabischen Halbinsel aus – sodass neben Damaskus, Bagdad und Beirut nun auch Sanaa von prorianischen Milizen kontrolliert wird.