Entscheidung steht an

SPD ringt um Problemfall Esken – Klingbeil droht Parteirevolte

  • Stephanie Munk
    VonStephanie Munk
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Nach dem SPD-Mitgliederentscheid kommt die Postenvergabe und die Frage: Was wird Saskia Esken? Auch für Arbeitsminister Hubertus Heil ist alles offen.

Update vom 1. Mai, 6.30 Uhr: Während Lars Klingbeil schon fix Vizekanzler und Finanzminister wird, gibt es weiteren Gegenwind aus der SPD für seine Co-Parteivorsitzende Saskia Esken. Brandenburgs SPD-Generalsekretär Kurt Fischer sagte jetzt zur dpa: „Saskia Esken sehe ich – bei allen bisherigen Verdiensten – zukünftig definitiv in keiner führenden Spitzenposition. Das könnte ich auch ehrlicherweise keinem SPD-Mitglied bei mir vor Ort in Brandenburg mehr irgendwie vernünftig erklären.“ Fischer sagte weiter, es brauche jetzt „Persönlichkeiten, die ihr Handwerk verstehen, in der Bevölkerung ankommen und einen Aufbruch verkörpern.“

SPD-Chefin Saskia Esken: Nach dem Mitgliederentscheid wird über ihre Zukunft in der Partei entschieden.

Update, 12.03 Uhr: Die Aufregung um die künftige Rolle von Saskia Esken in der Politik regt wiederum den SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner auf. Er erinnerte dabei an das schlechte Abschneiden der Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl. Die Debatte um Esken sei laut Stegner „unwürdig“.

Klingbeil bekommt zwei Top-Posten – Esken-Frage wird abgeschmettert

Update, 10.44 Uhr: Trotz des Streits um Saskia Esken hat die SPD offenbar eine Vorentscheidung bei der Vergabe der Ministerposten getroffen: Parteichef Lars Klingbeil soll im Kabinett von Friedrich Merz (CDU) künftig Vizekanzler und Finanzminister werden. Das bestätigte Generalsekretär Matthias Miersch. Der Parteichef solle sich nun um die Zusammenstellung der Regierungsmannschaft kümmern. Ob seine Co-Vorsitzende dabei eine zentrale Rolle bekommt, bleibt weiter offen. Esken will gerne als Ministerin in die Regierung eintreten, doch innerhalb der Partei gibt es viele Widerstände. Am Montag (5. Mai) soll nun das Personaltableau präsentiert werden.

Esken-Personalie wird für Klingbeil anscheinend zum Problem

Update, 30. April, 9.43 Uhr: In der SPD ist die künftige Rolle von Saskia Esken heftig umstritten. Ein nicht namentlicher genannter „Top-Genosse“ äußerte jetzt zur Bild seine Einschätzung, warum Parteichef Lars Klingbeil sich in der Sache bislang nicht klar positioniert. „Die Esken-Frage kann Klingbeil nicht ohne Zoff lösen. Entweder stößt er große Teile der Partei vor den Kopf oder er muss sie kaltblütig ausbooten, was nicht zu seinem Netter-Kerl-Image passt“, meinte der SPD-Politiker zu dem Boulevardblatt.

Esken will SPD-Ministeramt – Klingbeil droht Revolte

Erstmeldung: Berlin – Die neue Regierung unter Friedrich Merz formiert sich – die Zukunft von SPD-Chefin Saskia Esken ist aber immer noch offen. Bisher vermeidet die SPD eine klare Ansage zur Zukunft von Esken. Und offen ist auch, was aus einem weiteren SPD-Urgestein wird: dem jetzigen SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil. Lars Klingbeil will wohl Postengerangel verhindern, solange der SPD-Mitgliederentscheid läuft.

Einfach abservieren lässt sich Saskia Esken jedenfalls nicht. Seit 2019 ist sie Parteichefin, jetzt werden ihr Ambitionen auf ein Ministeramt nachgesagt. Esken will sich nicht gefallen lassen, dass allein sie für die versemmelte Bundestagswahl büßen soll. Ihren Co-Chef Lars Klingbeil kümmerte das miese Ergebnis schließlich nicht: Er schnappte sich nach der verbockten Wahl ein zweites mächtiges Amt, das des Fraktionschefs.

Serviert Klingbeil Saskia Esken einfach ab, droht eine Revolte in der SPD

Serviert Klingbeil Esken nun einfach ab, droht eine Revolte in der SPD. Mehrere Parteivertreter warnten bereits davor, die 63-jährige Esken einfach aufs Abstellgleis zu schicken:

  • Der bayerische Juso-Vorsitzende Benedict Lang monierte in der SZ: „Der eine vergrößert seine Macht und die Frau an der Spitze wird abgesägt“. Er sprach von einem „bodenlosen innerparteilichen Umgang mit Saskia Esken“. 
  • Die Frauen in der SPD wollen Saskia Esken weiter als Parteichefin oder als Ministerin. „Natürlich wäre es gut, bliebe Saskia Esken unsere Parteivorsitzende. Aber natürlich ist sie auch für ein Ministeramt geeignet und bestens vorbereitet“, sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der SPD-Frauen, Maria Noichl, dem Tagesspiegel. 
  • Sachsen-Anhalts SPD-Chefin Juliane Kleemann warb im Tagesspiegel für Esken. „Saskia Esken ist eine gute Parteivorsitzende, und sie hat in schwierigen Zeiten Verantwortung in der SPD übernommen und den Laden zusammengehalten.“

Kritik in der SPD für Esken – Klingbeil nimmt Co-Parteichefin vor Mitgliederentscheid nicht in Schutz

Aber genauso gibt es zahlreiche kritische Stimmen zu Saskia Esken in der SPD.

  • Gerhard Gaiser, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion in Freudenstadt, sagte der SZ: „Saskia Esken klebt wie Pattex am Parteivorsitz. Dabei ist sie weder an der Parteibasis noch in der Bevölkerung beliebt.“ Gaiser weiter: „Auf keinen Fall darf Saskia Esken als Ministerin wegbefördert werden.“ Sonst sehe er „schwarz für die SPD“ .
  • Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) sagte zur Bild am Sonntag: „Die Genossin Esken sollte noch vor dem Mitgliederentscheid die Größe haben zu erkennen, dass sie keinen hilfreichen Beitrag leisten kann zu einem Wiederaufstieg der SPD.“
  • Klingbeil sagte der SZ auf Nachfrage, ob Esken eine gute Ministerin wäre, nur: „Saskia Esken ist von der Parteibasis gewählte Parteivorsitzende. Am Ende müssen wir ein starkes Team aufstellen.“

SPD will nach Mitgliederentscheid Ministerliste präsentieren - Saskia Esken gilt als Kandidatin

Am Montag (5. Mai) will die SPD es der CDU und CSU gleichtun und bekannt geben, wer Minister und Ministerin in der neuen Bundesregierung wird. Noch fällt Saskia Eskens Name, wenn es um die Ministerposten der SPD geht: Sie wird für das Arbeitsministerium gehandelt, und auch für das Entwicklungsministerium.

Esken könnte aber auch die neue Wehrbeauftragte werden und die amtierende Eva Högl (SPD) ablösen. Auch da droht allerdings Protest, weil Esken nicht gerade durch Affinität zum Militär bekannt ist.

Hubertus Heil will SPD-Arbeitsminister werden – doch Klingbeil könnte ihn übergehen

Und dann ist das noch Hubertus Heil, der aktuelle SPD-Arbeitsminister. Das Arbeitsministerium bleibt auch in der neuen schwarz-roten Koalition bei der SPD. Heil könnte also auf dem Posten bleiben. Er ist ein alter Hase in dem Ressort: Seit 2018, schon unter Angela Merkel, hatte der 52-Jährige den Posten. Laut Augsburger Allgemeine würde er gerne weitermachen.

Für Heil spricht, dass sein persönliches Wahlergebnis weit besser war als das der SPD: Bei der Bundestagswahl holte er mit 33,9 Prozent ein Direktmandat, die SPD kam bundesweit nur auf 16,4 Prozent. Auch in der Partei scheint er beliebt: Beim letzten Parteitag stimmten 96,6 Prozent für ihn als Vize-Parteivorsitzenden.

Minister unter Merz: Komplette Liste des Kabinetts – von Klingbeil bis zu „neuen Gesichtern“

17 Ministerinnen und Minister, dazu ein Bundeskanzler namens Friedrich Merz: Sie bilden das Kabinett der Koalition aus CDU, CSU und SPD und damit die 25. Bundesregierung Deutschlands.
17 Ministerinnen und Minister, dazu ein Bundeskanzler namens Friedrich Merz: Sie bilden das Kabinett der Koalition aus CDU, CSU und SPD und damit die 25. Bundesregierung Deutschlands. © dpa
Fritze Merz Kabinett CDU CSU Minister
Der neue Kanzler (offiziell ab dem 6. Mai): Friedrich Merz hat sein Kabinett zusammengestellt. Der 69-Jährige hat vertraute und neue Gesichter auserkoren. In dieser Fotostrecke finden Sie alle von der CDU bestimmten Minister, auch die von der CSU und SPD sind hier zu finden.  © IMAGO/Uwe Koch
Thorsten Frei Kanzleramtsminister Merz Kabinett
Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes: Thorsten Frei (51) ist einer der engsten Vertrauten von Friedrich Merz und in der CDU angesehen.  © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Johann Wadephul Außenminister Merz Kabinett
Bundesminister für Auswärtiges: Johann Wadephul (CDU) heißt der neue Außenminister.  © IMAGO/ESDES.Pictures, Bernd Elmenthaler
Katherina Reiche Wirtschaftsministerin Merz Kabinett
Bundesministerin für Wirtschaft und Energie aus der CDU: Katherina Reiche ist 51 Jahre alt und wird die Nachfolge von Robert Habeck antreten. © IMAGO
Karin Prien Bildungsministerin FAmilie merz Kabinett
Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Karin Prien von der CDU wird Bildungs- und Familienministerin, sie ist 59 Jahre alt. © IMAGO/Jens Schicke
Nina Warken Gesundheitsministerin Kabinett Merz
Bundesministerin für Gesundheit: CDU-Ministerin Nina Warken (45) soll die Nachfolge von Karl Lauterbach antreten.  © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Karsten Wildberger Digitalminister Merz Kabinett
Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung: Karsten Wildberger ist die wohl größte Überraschung, der ehemalige MediaMarkt-Chef ist 56 Jahre alt.  © AnikkaxBauer
Wolfram Weimer Minister für Kultur
Kulturstaatsminister: Wolfram Weimer, der 60-Jährige pflegt gute Kontakte in einige Verlage.  © IMAGO/Thomas Bartilla
Schnieder Vekehrsminister CDU Kabinett Merz
Bundesminister für Verkehr: Patrick Schnieder von der CDU soll Verkehrsminister werden. © IMAGO
Dobrindt Innenminister CSU Kabinett Merz Liste
Bundesminister des Innern und für Heimat: Alexander Dobrindt. Der 54-jährige CSU-Mann ist schon zum zweiten Mal Minister. Unter Angela Merkel war er von 2013 bis 2017 Verkehrsminister © IMAGO/ESDES.Pictures, Bernd Elmenthaler
Alois Rainer LAndwirtschaft Merz Kabinett
Landwirtschaftsminister soll der CSU-Politiker Alois Rainer werden. Der 60-Jährige ist durchaus ein überraschender Name, den Söder hier aus den CSU-Kreisen ausgewählt hat.  © IMAGO/Christian Spicker
Bär Ministerin Söder Merz KAbinett
Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt: Dorothee Bär (47) übernimmt das neu zusammengestellte Ministeramt. Die CSU-Politikerin galt von vorneherein als Favoritin aus Bayern.  © IMAGO/Heiko Becker
Klingbeil Kabinett Vizekanzler Finanzminister
Lars Klingbeil wird Vizekanzler und Finanzminister. Der 47-Jährige spricht über die SPD-Minister mit den Worten: „Generationswechsel“ und „neue Gesichter und erfahrene Persönlichkeiten“. Nachfolgend sind alle SPD-Ministerinnen und SPD-Minister aufgelistet.  © IMAGO/FRANK TURETZEK
Boris Pistorius Verteidigunsminister SPD Merz Klingbgeil
Verteidigungsminister bleibt Boris Pistorius, 65 Jahre alt. Er ist eines der prominentesten SPD-Mitglieder des Kabinetts. © IMAGO/Noah Wedel
Der bisherige Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gilt im Merz-Kabinett als gesetzt, wenn es mit schwarz-rot klappt. Er könnte allerdings das Ministerium wechseln und sogar Vizekanzler werden.
Pistorius ist der einzige Minister der einstigen Ampel-Koalition unter Olaf Scholz, der auch unter dessen Nachfolger Friedrich Merz einen Platz im Kabinett gefunden hat. © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Bas Ministerin Arbeit Kabinett
Bärbel Bas, die 57-Jährige wird Bundesministerin für Arbeit und Soziales. Von 2021 bis 2025 war die SPD-Politikerin Präsidentin des Deutschen Bundestags.  © IMAGO
Hubig, Justiz 56 SPD MErz Kabinett
Dr. Stefanie Hubig ist 56 Jahre alt. Sie wird Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz. DIe SPD-Politikerin ist schon in Rheinland-Pfalz Ministerin für Bildung gewesen.  © IMAGO/Jürgen Heinrich
Reem Alabali-Radovan Bundesministerin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Die jüngste Person aus der SPD-Riege. Reem Alabali-Radovan ist 35 Jahre alt und kümmert sich um „Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“. © IMAGO/Jürgen Heinrich
Hubertz wohnen, Bauministerin SPD KAbinett Merz Klingbeiil
Auch nicht viel älter, auch von der SPD: Verena Hubertz, 37 Jahre, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.  © IMAGO
Carsten Schneider SPD Umweltminister Merz Klingbeil Kabinett
Carsten Schneider von der SPD (49), nicht zu verwechseln mit Patrick Schnieder, wird Bundesminister für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit. © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Saskia Esken, ehemalige Parteivorsitzende der SPD
Saskia Esken, ehemalige Parteivorsitzende der SPD, galt lange Zeit als aussichtsreiche Kandidatin für einen Kabinettsposten in der Regierung von Friedrich Merz. © Christophe Gateau/dpa
Armin Laschet (CDU) wollte 2021 selbst Kanzler werden und scheiterte. Nach der Bundestagswahl 2025 werden ihm Außenseiter-Chancen auf ein Amt unter Merz ausgerechnet.
Armin Laschet (CDU) wollte 2021 selbst Kanzler werden und scheiterte. Nach der Bundestagswahl 2025 galt er zumindest als Außenseiter-Kandidat für einen Posten im Kabinett von Friedrich Merz. Daraus wurde letztlich nichts. © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Kultursenator Joe Chialo
Kultursenator Joe Chialo war für die Berliner CDU bei den Koalitionsverhandlungen dabei (Archivbild). Fachleute spekulierten daraufhin Chialo könnte von Friedrich Merz als Kultusminister in sein Kabinett berufen werden. Doch der Posten ging letztlich an den Merz-Vertrauten Wolfram Weimer. © Jörg Carstensen/dpa
Jens Spahn als neuer und alter Minister? Dahinter steht ein Fragezeichen, auch wenn Spahn gewiss Ambitionen hat. Der frühere Gesundheitsminister stand wegen der Maskenaffäre in der Kritik. Andererseits verfügt er über große Regierungserfahrung, die Merz selbst bekanntermaßen fehlt.
Auch Jens Spahn hatte sich Hoffnungen auf einen Kabinettsposten unter Kanzler Friedrich Merz gemacht. Der ehemalige Gesundheitsminister ging in Sachen Kabinett zwar leer aus, kann sich aber dennoch über eine Beförderung im neuen Bundestag freuen: Spahn wird die CDU-Abgeordneten im Bundestag künftig als Fraktionsvorsitzender anführen. © IMAGO/Jens Schicke

Bärbel Bas gilt als Favoritin für Arbeitsministerium – SPD will weg vom Bürgergeld-Image

Dennoch wird Bärbel Bas als Top-Favoritin als neue Arbeitsministerin gehandelt. Das Problem von Hubertus Heil ist der regionale Proporz: Er ist Niedersachse, genauso wie Lars Klingbeil, Boris Pistorius und Matthias Miersch. Klingbeil wird wohl Finanzminister, Pistorius scheint als neuer und alter Verteidigungsminister gesetzt, Matthias Miersch ist SPD-Generalsekretär. Die SPD kann aber die Top-Posten nicht alleine an Männer aus Niedersachsen verteilen.

Zudem: Heil hat als Arbeitsminister das Bürgergeld auf den Weg gebracht, sein Name ist eng damit verknüpft. Die SPD will aber weg vom Image der Partei der Bürgergeld-Empfänger. Ein neuer Kopf im Arbeitsministerium könnte für diesen Umbruch stehen. Möglich, dass Heil stattdessen Chef der SPD-Fraktion im Bundestag wird – oder, dass er völlig leer ausgeht. (smu)

Rubriklistenbild: © Michael Kappeler/dpa