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„Ich hoffe, dass er nicht angeklagt wird“: DeSantis springt Trump zur Seite
VonChristian Stör
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Der 6. Januar 2021 war eine Zäsur in der US-Geschichte. Nun könnte Donald Trump strafrechtlich dafür belangt werden. Rivale Ron DeSantis verteidigt ihn.
Washington, D.C. - So richtig kommt Ron DeSantis nicht in Schwung. Von seinem Ziel, bei der US-Wahl 2024 Präsident der USA zu werden, scheint der Gouverneur von Florida derzeit jedenfalls weit entfernt. Die Begeisterung für DeSantis hält sich bei den Republikanern in der Tat spürbar in Grenzen. So liegt er im parteiinternen Wettstreit abgeschlagen hinter Donald Trump an zweiter Stelle - und das, obwohl der frühere Amtsinhaber zahlreiche Anklagen am Hals hat.
Jetzt kommt wohl eine weitere dazu. Trump rechnet nämlich damit, im Zusammenhang mit dem Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 bald angeklagt zu werden. Sonderermittler Jack Smith habe ihn in einem Brief darüber informiert, dass er Ziel der Ermittlungen sei und sich binnen vier Tagen bei einer sogenannten Grand Jury melden solle, teilte Trump jetzt mit. Dies bedeute fast immer eine Festnahme und Anklage.
Es wäre die zweite Anklage auf Bundesebene für den Republikaner und die dritte Anklage wegen einer Straftat. Trump war Mitte Juni vor einem Bundesgericht in der US-Metropole Miami angeklagt worden, weil er Regierungsdokumente mit höchster Geheimhaltungsstufe nach seiner Amtszeit in seinem Anwesen Mar-a-Lago aufbewahrt und nach Aufforderung nicht zurückgegeben hatte. Trump plädierte auf „nicht schuldig“.
Grand Jury in den USA
Die Grand Jury ist eine Besonderheit im Strafrecht der USA. Laienrichterinnen und Laienrichter prüfen in einem nicht öffentlichen Verfahren, ob die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Beweise für eine Anklage und einen eventuellen Prozess ausreichen. Im Vergleich zu einer regulären Jury ist die Zahl der Geschworenen deutlich höher. So besteht eine Grand Jury nach US-Bundesrecht aus 16 bis 23 Personen.
Die Grand Jury geht auf die englische Magna Charta von 1215 zurück. Damals wurde sie als Instanz gegen willkürliche Justiz festgeschrieben. Die USA sind von allen Ländern im angloamerikanischen Raum heute das letzte verbliebene Land, das noch immer eine Grand Jury einsetzt. Es gibt sie in den meisten Bundesstaaten, allerdings sind sie nur in etwa der Hälfte auch Vorschrift.
Kann DeSantis von den Anklagen gegen Trump profitieren?
Trump kritisiert die Ermittlungen insgesamt als politisch motiviert. Auf dem von ihm mitgegründeten Internetportal „Truth Social“ schrieb er, es handle sich wieder einmal um eine Hexenjagd, die darauf abziele, ihn an einem Wiedereinzug ins Weiße Haus zu hindern.
Wie aber verhält sich Ron DeSantis in dieser Situation? Immerhin könnte er ja versuchen, die rechtlichen Probleme seines Rivalen in den Mittelpunkt seines eigenen Wahlkampfs zu stellen. Aber DeSantis versucht auch weiterhin, ein wenig zu lavieren. So betonte er bei einem Wahlkampfauftritt in Colombia im US-Bundesstaat South Carolina zunächst, dass sich am 6. Januar 2021 durchaus klarer hätte positionieren müssen: „Er hätte natürlich energischer auftreten sollen.“
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Später am Tage aber sprang DeSantis seinem Rivalen zur Seite. Es sei nicht nützlich, sich auf das zu konzentrieren, „was vor vier Jahren im Januar passiert ist“, sagte DeSantis in einem Interview mit dem TV-Sender CNN. „Ich hoffe, dass er nicht angeklagt wird. Ich glaube nicht, dass es gut für das Land sein wird.“ Zudem sprach er von einer Politisierung des Justizministeriums und des FBI: „Dieses Land ist auf dem Weg, politische Differenzen zu kriminalisieren. Und das ist einfach falsch.“ Vielmehr müsse man eine Debatte über die Zukunft der USA führen. „Wenn ich der Kandidat bin, kann ich mich auf die Fehler von Präsident Biden konzentrieren und eine positive Vision für die Zukunft formulieren.“
Trumps Team macht sich über DeSantis lustig
Ob es ihm helfen wird? Das Trump-Team jedenfalls machte sich über DeSantis nur lustig. Trumps Berater Jason Miller bezeichnete DeSantis in einer Erklärung als „einen unsympathischen Kandidaten ohne Wahlkampfbotschaft und mit rapide sinkenden Umfragewerten“. Die Kampagne von DeSantis wisse nicht, wie sie mit ihrem aktuellen Kandidaten das Ruder herumreißen könne. Tatsächlich ist es zuletzt einsam um DeSantis geworden, auch Medienmogul Rupert Murdoch, der ihn lange unterstützt hat, bevorzugt inzwischen einen anderen Kandidaten. Ob DeSantis das Ruder noch einmal herumreißen kann, scheint fraglich. (cs)