Luftschläge mit Drohnen und Raketen

Pakistan und Iran einigen sich nach gegenseitigen Angriffen auf Deeskalation

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Der Iran startet Angriffe auf den Irak, Syrien und Pakistan. Nach einem Gespräch der Außenminister von Pakistan und dem Iran könnte sich die Lage nun beruhigen. Der News-Ticker.

Update vom 19. Januar, 20.40 Uhr: Nach mehreren gegenseitigen Angriffen innerhalb der letzten Tage haben sich Pakistan und Iran auf eine Deeskalation geeinigt. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Demnach seien sich die Außenminister beider Staaten bei einem Telefonat einig gewesen, dass „die enge Koordinierung bei der Terrorismusbekämpfung und anderen Aspekten von beiderseitigem Interesse gestärkt werden sollte“, hieß es am Freitag aus pakistanischen Regierungskreisen.

Update vom 19. Januar, 10.32 Uhr: Der pakistanische Premierminister wird am Freitag (19. Januar) eine Dringlichkeitssitzung mit Militär- und Geheimdienstchefs abhalten, berichtet die Agence France-Presse (AFP). „Der Premierminister hat eine Sitzung des nationalen Sicherheitsausschusses einberufen, die heute stattfinden soll“, bestätigte ein Sprecher seines Büros gegenüber AFP. Ein Sicherheitsbeamter in Islamabad sagte, dass der Generalstabschef der Armee und der Chef der Geheimdienste an der Sitzung am Nachmittag teilnehmen werden.

Expertin sieht Regime in Teheran nach Raketenangriffen in der Defensive

Update vom 19. Januar, 7.45 Uhr: Angriffe auf Syrien, den Irak und Pakistan – provoziert der Iran eine Eskalation in der Region? Für die Nahostexpertin Sanam Vakil ist die Entwicklung jedenfalls „sehr alarmierend“. Iran habe mit dem Angriff auf Pakistan die Souveränität einer Atommacht mit Raketen verletzt. „So etwas hat es noch nicht gegeben und es beunruhigt mich“, sagte Vakil in einem Interview mit dem Spiegel. Offenbar sei es Teheran darum gegangen, die Abschreckung wiederherzustellen, „sicherlich auch gegenüber Israel“. Anderseits hat der Iran nach Vakils Ansicht die Lage wohl falsch gedeutet: „Iran hat sich verzockt und seine Möglichkeiten offensichtlich überschätzt.“ Zudem befinde sich das Regime in der Defensive: Bbemerkenswert sei, „wie überfordert die Führung immer wieder auf eigenem Boden ist“.

Die Menschen in Pakistan demonstrieren in Islamabad gegen den iranischen Angriff.

Pakistan attackiert Ziele im Iran – mindestens zehn Todesopfer

Update vom 18. Januar, 20.25 Uhr: Nach einem pakistanischen Angriff auf mutmaßliche Terroristenziele auf iranischem Boden haben iranische Behörden zehn Todesopfer bestätigt. Bei den Opfern handelte es sich laut den Angaben aus Teheran jedoch um pakistanische Staatsangehörige. Der pakistanische Geheimdienst erklärte, die angegriffenen Ziele in der Provinz Sistan und Belutschistan seien von Pakistanern genutzt worden, die als Terroristen bekannt seien. Das berichtete die DPA.

Nach pakistanischen Angaben seien bei dem Angriff mit Raketen und Drohnen Verstecke der Separatistengruppen Balochistan Liberation Army und Balochistan Liberation Front angegriffen worden. Hintergrund des Angriffs war ein Angriff Irans auf pakistanisches Staatsgebiet, bei dem offiziellen Angaben zufolge zwei Kinder ums Leben kamen. Umliegende Länder befürchten eine Eskalation zwischen dem Iran und der Atommacht Pakistan.

Nach iranischen Luftangriffen: Pakistan startet Raketenangriffe

Update vom 18. Januar, 6.20 Uhr: Pakistan hat nach einem iranischen Luftangriff auf sein Territorium nach eigenen Angaben seinerseits Extremisten im Iran angegriffen. Das pakistanische Außenministerium sprach am Donnerstag von „gezielten militärischen Präzisionsangriffen gegen Terroristen-Verstecke in der iranischen Provinz Sistan-Balutschistan“ im Südosten des Nachbarlandes. Dabei seien mehrere „Terroristen“ getötet worden.

Das iranische Staatsfernsehen berichtete, bei einem pakistanischen Raketenangriff auf ein Dorf in Grenznähe seien drei Frauen und vier Kinder getötet worden. Bei den Todesopfern handle es sich nicht um iranische Staatsbürger.

Die iranische Nachrichtenagentur Mehr sprach von einem „Drohnen- und Raketenangriff“ auf die Stadt Saravan, die in der an Pakistan angrenzenden Provinz Sistan-Balutschistan liegt. Die Nachrichtenagentur Irna hatte zuvor von Explosionen rund um die Stadt berichtet.

Das pakistanische Außenministerium erklärte, die Angriffe seien angesichts „glaubwürdiger Geheimdienstinformationen“ über bevorstehende „terroristische Aktivitäten von großem Ausmaß“ beschlossen worden. „Pakistan respektiert die Souveränität und territoriale Integrität der Islamischen Republik Iran vollkommen“, fügte das Ministerium hinzu. Die Angriffe hätten lediglich Pakistans Sicherheit gedient. Ein pakistanischer Geheimdienstvertreter hatte zuvor der Nachrichtenagentur AFP gesagt, die Angriffe hätten „anti-pakistanischen militanten Gruppen“ im Iran gegolten.

Pakistan beruft Botschafter aus Iran ab

Update vom 17. Januar, 12.40 Uhr: Nach dem iranischen Luftangriff auf sein Territorium hat Pakistan seinen Botschafter aus dem Iran abberufen. Dies meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Außerdem darf der iranische Botschafter in Pakistan, der sich zurzeit im Iran aufhält, nicht zurückkehren. Dies teilte ein Sprecher des pakistanischen Außenministeriums am Mittwoch (17. Januar) mit. Man habe auch beschlossen, alle laufenden oder für die nächsten Tage geplanten Besuche auf hoher Ebene auszusetzen.

Update vom 17. Januar, 4.30 Uhr: Pakistan hat dem Iran vorgeworfen, bei dem Luftangriff auf sein Territorium zwei Kinder getötet zu haben. Das pakistanische Außenministerium erklärte am Mittwoch, wegen einer „unprovozierten Verletzung“ seines Luftraums den iranischen Vertreter in Islamabad einbestellt zu haben. „Die Verletzung von Pakistans Souveränität ist vollkommen inakzeptabel und kann ernsthafte Konsequenzen haben“, erklärte das Ministerium weiter.

Den Angaben zufolge wurden bei dem Luftangriff zwei Kinder getötet und drei Mädchen verletzt. Das Außenministerium machte keine Angaben darüber, wo sich der Angriff zugetragen haben soll. Auf Onlineplattformen berichteten Nutzer aber von Explosionen in der westpakistanischen Provinz Belutschistan, die eine knapp tausend Kilometer lange Grenze zum Iran hat. Eine Reaktion von iranischer Seite auf die Vorwürfe gab es zunächst nicht.

Iran greift auch Ziele in Pakistan an

Update vom 16. Januar, 19.07 Uhr: Erst die Angriffe auf Syrien und Irak – und jetzt die nächste Attacke: Der Iran hat nach eigenen Angaben Ziele im Nachbarland Pakistan mit Drohnen und Raketen angegriffen. Der Luftschlag habe der islamistischen Separatistengruppe Dschaisch al-Adl gegolten, berichtete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf iranische Medienberichte. Zwei wichtige Stützpunkte der Extremisten sollen zerstört worden sein. Die sunnitische Gruppe hatte im Südostiran mehrere Anschläge für sich reklamiert. In der Nacht auf Dienstag hatte Irans Revolutionsgarde (IRGC) bereits Ziele im Nachbarland Irak und Syrien mit ballistischen Raketen angegriffen.

Update 16. Januar, 3.30 Uhr: Die iranischen Revolutionsgarden haben die Angriffe auf angebliche Stützpunkte des israelischen Geheimdienstes Mossad in der halbautonomen Region Kurdistan im Irak bestätigt. „Ballistische Raketen wurden eingesetzt, um am späten Abend Spionagezentren und Versammlungen anti-iranischer Terrorgruppen in der Region zu zerstören“, teilten die iranischen Garden am Montag mit, wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet.

Bei den Angriffen seien mindestens vier Zivilisten getötet und sechs verletzt worden, erklärte der Sicherheitsrat der kurdischen Regierung. Er bezeichnete den Angriff als „Verbrechen“. Reuters konnte die Berichte zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüfen. Israelische Regierungsvertreter waren bislang nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Unter den Toten seien der kurdische Multimillionär und Geschäftsmann Peshraw Dizayee, der enge Beziehungen zum regierenden Barzani-Clan unterhielt, und mehrere Mitglieder seiner Familie, die beim Einschlag mindestens einer Rakete in ihrem Haus ums Leben gekommen seien, teilten irakische Sicherheitskräfte und Ärzte mit. Außerdem sei eine Rakete im Haus eines hochrangigen kurdischen Geheimdienstmitarbeiters und eine weitere in einem kurdischen Geheimdienstzentrum eingeschlagen, teilten die Sicherheitskräfte mit. Der Flugverkehr am Flughafen von Erbil sei eingestellt worden.

Irans Revolutionswächter greifen Irak an

Update vom 15. Januar, 23:55 Uhr: Nach eigenen Angaben haben Irans Revolutionswächter (IRGC) auch den Nordirak angegriffen. Die Attacke mit ballistischen Raketen sei Rache für die Tötung von IRGC-Kommandeuren durch Israel, teilte das IRGC-Webportal in der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) mit.

Das Ziel in Iraks Kurdengebieten beschrieb die Revolutionsgarde als Spionagezentrale des israelischen Geheimdienstes Mossad. „Wir versichern unserem geliebten Volk, dass die Offensivoperationen der Revolutionsgarde so lange fortgesetzt werden, bis auch der letzte Tropfen Blut der Märtyrer gerächt ist“.

Nach eigenen Angaben: Iran beschießt auch Nordirak mit ballistischen Raketen

In der nordirakischen Stadt Erbil waren kurz vor Mitternacht laute Explosionen zu hören. In der Nähe eines neuen, im Bau befindlichen US-Konsulats schlugen Augenzeugen zufolge mehrere Raketen ein. Sicherheitskreisen in Erbil zufolge kamen dabei vier Zivilisten ums Leben. Fünf weitere sollen verletzt worden sein. Raketen seien auf Farmen nördlich von Erbil gefallen und hätten Häuser getroffen.

Erstmeldung vom Montag, 15. Januar, 23:20 Uhr: Teheran (Iran) - Der Iran hat nach eigenen Angaben Ziele in Syrien mit Raketen angegriffen. Die Attacke solle als Vergeltung für die jüngsten Terrorangriffe im Iran verstanden werden. Das meldete laut der Nachrichtenagentur dpa die Website der Islamischen Revolutionsgarde in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit).

Fast zeitgleich kam es offenbar auch zu einem Angriff im Irak. Laute Explosionen sollen kurz vor Mitternacht die nordirakische Stadt Erbil erschüttert haben. Laut Angaben der Bild-Zeitung soll auch hinter diesen Angriffen der Iran stehen. In der Nähe eines im Bau befindlichen US-Konsulats schlugen Augenzeugen zufolge mehrere Raketen ein. Auch der internationale Flughafen in der zum Großteil von Kurden bewohnten Stadt wurde offenbar attackiert. Bei dem Angriff sollen Raketen und Drohnen zum Einsatz gekommen sein. Der Iran selbst hat sich bislang nicht zu den Explosionen im Irak geäußert.

Iran bestätigt Angriff in Syrien - unklare Lage im Irak

Der vom Iran bestätigte Angriff in Syrien habe sich vor allem gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gerichtet. Deren Stellung habe man „in den besetzten Gebieten Syriens ausfindig gemacht und durch den Abschuss eine Reihe von ballistischen Raketen zerstört“, hieß es in der Mitteilung. Welche Ziele der Iran genau attackierte, ist ebenfalls unklar.

Die kurdische Menschenrechtsorganisation Hengaw hatte zuvor auf X (ehemals Twitter) über einen Raketenangriff von einer IRGC-Raketenbasis im Westen Irans berichtet. Dieser habe der Stadt Erbil gegolten, schrieb die in Norwegen ansässige Organisation. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

Erster Angriff des Iran seit Ausbruch des Israel-Kriegs

Die Lage in der Region ist seit Ausbruch des Kriegs in Israel vor mehr als drei Monaten äußerst angespannt. Raketenangriffe durch den Iran hat es seitdem aber nicht gegeben. Mit dem Iran verbündete militante Gruppen haben in den vergangenen Monaten jedoch oft Ziele in Syrien und im Irak angegriffen. Auch die mit dem Iran verbündeten und im Jemen stationierten Huthi-Rebellen hatten seit Beginn des Krieges immer wieder Schiffe der USA und ihrer Verbündeten attackiert.

Israel und die USA gelten seit der Islamischen Revolution von 1979 als Irans Erzfeinde. Ein verheerender Terroranschlag Anfang Januar hatte im Iran mehr als 90 Menschen das Leben gekostet. Der IS bekannte sich wenig später zu dem Anschlag. (Mit Agenturmaterial)

Rubriklistenbild: © Anjum Naveed/AP/dpa

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