Kim Jong-un rüstet weiter auf
Nach zwei Fehlschlägen: Nordkorea schickt offenbar Spionagesatelliten ins All
Nach dem ersten Fehlstart sprach Kim Jong-un von „schwerwiegenden“ Versagen. Jetzt will Nordkorea erneut einen Spionagesatelliten ins All bringen.
Update vom 21. November, 16.05 Uhr: Nordkorea hat am Dienstag offenbar eine Rakete gestartet, die möglicherweise einen Spionagesatelliten ins All bringen sollte. Das isolierte Land hatte zuvor angekündigt, zwischen Dienstag Mitternacht und 1. Dezember einen militärischen Aufklärungssatelliten mithilfe einer Trägerrakete ins All schießen zu wollen. Laut der japanischen Regierung und dem südkoreanischen Militär fand der Start nun aber offenbar schon früher statt – gegen 22.50 Uhr Ortszeit. Ob der Start erfolgreich war, blieb zunächst offen.
Erstmeldung vom 21. November, 11.38 Uhr: Zweimal schon hat Nordkorea dieses Jahr versucht, einen Spionagesatelliten ins Weltall zu schießen – beide Male vergeblich. Jetzt plant das Regime von Diktator Kim Jong-un offenbar einen dritten Versuch. Wie die japanische Regierung am Dienstag mitteilte, wolle Nordkorea zwischen 21. November und 1. Dezember erneut einen militärischen Aufklärungssatelliten mit einer Trägerrakete ins All befördern. Das habe die Regierung in Pjöngjang mitgeteilt. Japans Regierungschef Fumio Kishida verlangte von Nordkorea, den Start abzusagen. Zudem erklärte Kishida, dass sich Japan „mit aller Kraft auf unvorhersehbare Situationen vorbereiten“ werde.
Nordkorea hatte erstmals Ende Mai versucht, einen Spionagesatelliten ins All zu bringen. Laut offiziellen Angaben gab es damals Probleme mit der Trägerrakete Chollima-1, die nach dem Start etwa 200 Kilometer westlich der südkoreanischen Insel Eocheong ins Wasser stürzte. Wenig später warf Nordkoreas Regierung den Verantwortlichen „schwerwiegendes“ Versagen vor. Im August schlug dann ein weiterer Versuch fehl. Die nordkoreanische Weltraumbehörde NADA sprach anschließend von „keinem großen Problem“ und kündigte einen dritten Startversuch für Oktober an, der aber ausblieb.
Nordkorea rüstet weiter auf – Spionagesatelliten haben Priorität
Nordkoreas Führung um Diktator Kim hatte die Entwicklung von Spionagesatelliten in der Vergangenheit als von großer Bedeutung beschrieben, „um für Kampfhandlungen vollständig vorbereitet zu sein“. Erste Pläne dazu hatte das Land Anfang 2021 vorgestellt. Anschließend besuchte Kim in diesem und im vergangenen Jahr mehrfach militärische Einrichtungen zum Start von Trägerraketen und diverse Kontrollzentren. Zudem wurde kurz vor dem Start im Mai binnen kürzester Zeit das Sohae-Satellitenstartgelände im Nordwesten des Landes eingerichtet.
UN-Sanktionen verbieten es Nordkorea eigentlich, ballistische Raketen, die in ähnlicher Form auch zum Transport von Satelliten zum Einsatz kommen, zu testen. Allerdings hält sich Kim Jong-un seit Jahren nicht mehr an die UN-Beschlüsse und lässt so viele Waffentests wie nie durchführen. Experten zufolge liegt eine Priorität dabei auf Interkontinentalraketen, die auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden können und in der Lage sein sollen, die USA zu erreichen. Zuletzt hatte Nordkorea 2016 einen Atomwaffentest durchgeführt; derzeit arbeitet das Land unter anderem daran, die Sprengköpfe derart zu verkleinern, dass sie auf Interkontinentalraketen montiert werden können.
Nordkorea und Russland rücken enger zusammen
Vor dem Hintergrund der Aufrüstungsbestrebungen des nordkoreanischen Regimes rücken die Nachbarstaaten Südkorea und Japan sowie die USA seit Monaten enger zusammen. Gleichzeitig hat Kim Jong-un das Bündnis mit dem nördlichen Nachbarn Russland erneuert; im September war er dazu mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin auf dem Weltraumbahnhof Wostotschny in Russlands Fernem Osten zusammengetroffen. Kurze Zeit später begann Nordkorea mit der Lieferung von Waffen und Munition an Russland für den Einsatz im Ukraine-Krieg. Im Gegenzug könnte Nordkorea Analysten zufolge unter anderem Technologie für sein Raketen- und Satellitenprogramm erhalten. (sh)
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