Weihnachtsmarkt-Anschlag

Klinik-Kollegen packen über Magdeburg-Attentäter aus – „Er heißt bei uns ‚Dr. Google‘“

  • Paula Völkner
    VonPaula Völkner
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Der Tatverdächtige des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt war Facharzt für Psychiatrie im Maßregelvollzug. Kollegen zweifeln nun seine Qualifikation an.

Magdeburg – Nach dem Anschlag in Magdeburg dauern die Ermittlungen an – das Motiv des Tatverdächtigen, Taleb A., bleibt bislang unklar. Am Freitagabend (20. Dezember) raste der mutmaßliche Täter in eine Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Fünf Menschen, darunter ein Kind, sind dabei ums Leben gekommen. 200 weitere Menschen wurden bei dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt verletzt. Darüber, wer der vermeintliche Täter ist, wurde bereits einiges bekannt: Islamkritiker, AfD-Sympathisant und Mediziner.

Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt: Kollegium des Tatverdächtigen äußert sich – „Dr. Google“

Nun hat sich die Belegschaft des Maßregelvollzugs Bernburg, wo der Tatverdächtige seit März 2020 arbeitete, über seine fachliche Kompetenz geäußert. „Er heißt bei uns ‚Dr. Google‘“, erklärte ein Mitarbeiter gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Die Bezeichnung bezieht sich demzufolge darauf, dass A., bevor er Diagnosen gestellt hat, habe googeln müssen – so der Vorwurf des Kollegen.

Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt: Ehemalige Kolleginnen und Kollegen berichten über den Tatverdächtigen (Archivbild)

Anschlag in Magdeburg: Tatverdächtiger war Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Der Tatverdächtige war als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie tätig. Seit Oktober 2024 soll er „urlaubs- und krankheitsbedingt nicht mehr im Dienst“ gewesen sein, erklärte das Gesundheitsunternehmen Salus, das in Bernburg ein Fachklinikum für Psychiatrie und Suchtmedizin betreibt, einen Tag nach der Tat in einer Pressemitteilung.

Auch der Umgang des 50-Jährigen im Team steht laut MZ-Bericht in der Kritik. A. soll Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen „möglichst vermieden“ haben. Aus dem Bericht geht hervor, dass es im Kollegium Misstrauen gegenüber dem 50-Jährigen gegeben haben soll. „Es gab ständige Beschwerden bei anderen Ärzten und Vorgesetzten“, sagte eine Krankenpflegerin laut Bericht über den Tatverdächtigen.

Weihnachtsmarkt-Anschlag in Magdeburg – Bilder zeigen die fürchterlichen Momente danach

Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist am Freitagabend (20. Dezember) ein Autofahrer in eine Menschengruppe gerast. Erste Bilder zeigen Rettungskräfte im Einsatz.
Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist am Freitagabend (20. Dezember) ein Autofahrer in eine Menschengruppe gerast. Erste Bilder zeigen Rettungskräfte im Einsatz. © Heiko Rebsch/dpa
Das Standbild aus einem Video zeigt Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei im Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Das Standbild aus einem Video zeigt Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei im Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.  © Thomas Schulz/dpa
Zunächst war die Rede von einem Toten auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Wenig später wurde die Zahl bereits von Medien korrigiert. Sowohl die Volksstimme als auch die Bild berichten mittlerweile von elf Todesopfern. Offiziell bestätigt wurde diese Zahl noch nicht. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach gegen 22 Uhr von zwei Todesfällen.
Zunächst war die Rede von einem Toten auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Wenig später wurde die Zahl bereits von Medien korrigiert. Sowohl die Volksstimme als auch die Bild berichten mittlerweile von elf Todesopfern. Offiziell bestätigt wurde diese Zahl noch nicht. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach gegen 22 Uhr von zwei Todesfällen. © Heiko Rebsch/dpa
Rettungskräfte kümmern sich um die rund 80 Verletzten auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Rettungskräfte kümmern sich um die rund 80 Verletzten auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. © Thomas Schulz/dpa
Der festgenommene Verdächtige in Magdeburg ist den deutschen Behörden nach Informationen aus Sicherheitskreisen bislang nicht als Islamist bekannt gewesen. Der Mann soll nach ersten Erkenntnissen etwa 50 Jahre alt sein und aus Saudi-Arabien stammen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff bestätigte: „Wir haben den Täter gefasst. Es ist ein aus Saudi-Arabien stammender, in Sachsen-Anhalt arbeitender Arzt, der seit 2006 in Deutschland ist.“ Nach jetzigem Stand sei es ein Einzeltäter, das Verhör werde vorbereitet.
Der festgenommene Verdächtige in Magdeburg ist den deutschen Behörden nach Informationen aus Sicherheitskreisen bislang nicht als Islamist bekannt gewesen. Der Mann soll nach ersten Erkenntnissen etwa 50 Jahre alt sein und aus Saudi-Arabien stammen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff bestätigte: „Wir haben den Täter gefasst. Es ist ein aus Saudi-Arabien stammender, in Sachsen-Anhalt arbeitender Arzt, der seit 2006 in Deutschland ist.“ Nach jetzigem Stand sei es ein Einzeltäter, das Verhör werde vorbereitet.  © Dörthe Hein/dpa-Zentralbild/dpa
Lauf Haseloff sei der Mann mit einem „Leihwagen mit Münchner Kennzeichen“ in die Menge am Magdeburger Weihnachtsmarkt gefahren.
Lauf Haseloff sei der Mann mit einem „Leihwagen mit Münchner Kennzeichen“ in die Menge am Magdeburger Weihnachtsmarkt gefahren. © Dörthe Hein/dpa-Zentralbild/dpa
Hier fuhr der Mann in die friedliche Menschenmenge: Die Karte zeigt den Ort des Weihnachtsmarktes in Magdeburg.
Hier fuhr der Mann in die friedliche Menschenmenge: Die Karte zeigt den Ort des Weihnachtsmarktes in Magdeburg. © dpa
Abgesichert und bewacht: Die Gegend um den Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist nach dem Anschlag Hochsicherheitszone.
Abgesichert und bewacht: Die Gegend um den Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist nach dem Anschlag Hochsicherheitszone. © Heiko Rebsch/dpa
Verbandsmaterial liegt auf dem Boden auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Verbandsmaterial liegt auf dem Boden auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.  © Dörthe Hein/dpa-Zentralbild/dpa
Einsatzkräfte versorgen die Opfer des Anschlags in Magdeburg.
Einsatzkräfte versorgen die Opfer des Anschlags in Magdeburg. © Heiko Rebsch/dpa
Der Bereich um den Magdeburger Weihnachtsmarkt ist nach dem Anschlag weiträumig abgesperrt.
Der Bereich um den Magdeburger Weihnachtsmarkt ist nach dem Anschlag weiträumig abgesperrt. © Foto: Heiko Rebsch/dpa
Der Weihnachtsmarkt in Magdeburg nach dem Anschlag. Trümmer und Papiere liegen auf dem Boden.
Der Weihnachtsmarkt in Magdeburg nach dem Anschlag. Trümmer und Papiere liegen auf dem Boden. © Heiko Rebsch/dpa
Polizisten sichern am Freitagabend (20. Dezember) den Bereich auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ab. Derzeit wird der mutmaßliche Täter verhört. Er soll ein radikaler Islamkritiker sein, der aus Saudi-Arabien floh und seit 2006 in Deutschland lebte.
Polizisten sichern am Freitagabend (20. Dezember) den Bereich auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ab. Derzeit wird der mutmaßliche Täter verhört. Er soll ein radikaler Islamkritiker sein, der aus Saudi-Arabien floh und seit 2006 in Deutschland lebte. © Hendrik Schmidt/dpa
Mehrere Objekte werden in Sachsen-Anhalt durchsucht, die mit dem Anschlag auf in Magdeburg in Verbindung stehen könnten. Darunter auch Häuser in Bernburg (Saale), wo der mutmaßliche Täter gelebt habe.
Mehrere Objekte werden in Sachsen-Anhalt durchsucht, die mit dem Anschlag auf in Magdeburg in Verbindung stehen könnten. Darunter auch Häuser in Bernburg (Saale), wo der mutmaßliche Täter gelebt habe. © Sebastian Willnow/dpa
Kanzler Olaf Scholz, Ministerpräsident Reiner Haseloff, Innenministerin Nancy Faeser und Verkehrsminister Volker Wissing äußern sich schockiert nach den Ereignissen am Freitagabend (20. Dezember).
Kanzler Olaf Scholz, Ministerpräsident Reiner Haseloff, Innenministerin Nancy Faeser und Verkehrsminister Volker Wissing äußern sich schockiert nach den Ereignissen am Freitagabend (20. Dezember).  © Christoph Soeder/dpa
Scholz und Haseloff nach Todesfahrt auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
Bundeskanzler Olaf Scholz und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff besuchen den Ort der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. © Jan Woitas/dpa

Auch die Leitung des Fachklinikums für Psychiatrie und Suchtmedizin soll darüber informiert gewesen sein. Konsequenzen habe es, so die Pflegerin, nie gegeben. Klinik und Gesundheitsunternehmen äußern sich bislang nicht zu den Berichten. Das Gesundheitsministerium von Sachsen-Anhalt soll noch in der Nacht nach dem Anschlag die Personalakte des Mannes angefordert und den Ermittlungsbehörden übergeben haben, berichtet die Deutsche Presseagentur.

Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt: Mutmaßlicher Täter sitzt in Untersuchungshaft

A., der 2006 zur Ausbildung nach Deutschland gekommen ist, befindet sich nach der Tat am Freitag in Untersuchungshaft. Gegen den 50-jährigen Arzt, der aus Saudi-Arabien stammt und als Islam-Kritiker bekannt ist, wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen Mordes und versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung ermittelt. (pav)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Lars Neumann