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Streit um Immunität: Trump warnt vor „Chaos im Land“
VonStefan Krieger
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Donald Trump erscheint in Washington persönlich vor Gericht. Der Versuch, sich zu verteidigen – oder hauptsächlich ein Wahlkampfmanöver?
Update vom 9. Januar, 19.35 Uhr: Donald Trump hat vor „Chaos im Land“ gewarnt, sollten die gegen ihn laufenden Strafverfolgungen weitergehen. Es sei „sehr unfair“, wenn er als politischer Gegner von Präsident Joe Biden vom Justizministerium verfolgt werde, sagte Trump am Dienstag vor Reportern in Washington nach einer Anhörung vor einem Bundesberufungsgericht. Es handle sich um den Versuch, auf „diese Weise“ die Präsidentschaftswahl im November zu gewinnen.
Trump will Biden bei der Wahl herausfordern und hat den Umfragen zufolge beste Chancen, von seiner Republikanischen Partei für die Wahl am 5. November nominiert zu werden. Die Vorwahlen der Republikaner zur Kür ihres Präsidentschaftskandidaten beginnen am kommenden Montag (Ortszeit) im Bundesstaat Iowa. Zugleich sieht sich Trump im Wahljahr mit vier strafrechtlichen Anklagen konfrontiert.
In der Gerichtsanhörung am Dienstag ging es um die Frage, wie umfassend Trumps Immunität als Ex-Präsident gegen strafrechtliche Verfolgung ist. Das Gericht fällte aber noch keine Entscheidung in dieser Frage. Trump war während der Anhörung im Saal, ergriff dort aber nicht das Wort. Doch wie schon frühere Gerichtstermine nutzte er auch diesen mit seinem anschließenden Statement vor der Presse, um sich als Opfer eines angeblich politisch gesteuerten Justizapparats darzustellen.
Vor Gericht hatte es zuvor Trumps Anwalt John Sauer als „schockierenden Standpunkt“ bezeichnet, dass ein früherer Präsident für „offizielle Handlungen“ während seiner Amtszeit verfolgt werden könne. Dies würde eine „Büchse der Pandora“ für weitere Strafverfolgungen von Ex-Präsidenten öffnen, warnte er. Trumps Anwälte vertreten den Standpunkt, dass Trump „absolute Immunität“ genieße und nicht für Handlungen strafrechtlich verfolgt werden könne, die in seine Amtszeit fallen.
Trump „steht nicht über dem Gesetz“
Update vom 9. Januar, 17.35 Uhr: Vor einem US-Berufungsgericht in Washington hat das Team von Sondermittler Jack Smith die Richter aufgefordert, den Antrag des Ex-Präsidenten Donald Trump auf strafrechtliche Immunität abzulehnen. „Der Präsident hat eine einzigartige verfassungsmäßige Rolle, aber er steht nicht über dem Gesetz“, sagte Ermittler James Pearce aus dem Team Smiths in einer Anhörung am Dienstag, wie der Sender CNN aus dem Gerichtssaal berichtete.
Das Berufungsgericht soll klären, ob Trump wegen seiner Versuche, das Wahlergebnis der Präsidentenwahl 2020 zu kippen, auf Bundesebene strafrechtlich verfolgt werden kann - oder ob er durch seine Immunität als Präsident geschützt ist. Trumps Anwälte argumentieren, dass der Republikaner nicht rechtlich für Handlungen belangt werden kann, die sie zu seinen Pflichten als Präsident zählen.
Erstmeldung vom 9. Januar, 10.06 Uhr: Washington, DC. – Diesmal will Donald Trump persönlich erscheinen, wenn sich ein Berufungsgericht mit der Frage der Immunität des ehemaligen US-Präsidenten beschäftigt. Der 77-Jährige will eigenen Angaben zufolge selbst bei der Anhörung an diesem Dienstag (9. Januar, 15.30 Uhr MEZ) in Washington zugegen sein. Vielleicht auch, um den Termin in eigener Sache für einen seiner Wahlkampfauftritte zu nutzen.
Geklärt werden soll aber vorrangig, ob der Republikaner wegen seiner Versuche, das Wahlergebnis der Präsidentenwahl 2020 zu kippen, auf Bundesebene strafrechtlich verfolgt werden kann – oder ob er als ehemaliger Präsident durch Immunität geschützt ist. Das US-Berufungsgericht in Washington wird sich die Argumente der Anwälte von Trump und der Gegenseite, vertreten durch Sonderermittler Jack Smith, zu den Anträgen auf Immunität anhören. Ob es zu einer Entscheidung kommt, ist allerdings noch offen.
Donald Trump: Berufung gilt als Erfolg
Trumps Anwälte hatten beantragt, dass die Anklage gegen ihren Mandanten fallengelassen wird. Sie sind der Ansicht, dass Trump nicht rechtlich für Handlungen belangt werden kann, die sie zu seinen Pflichten als Präsident zählen. Die zuständige Richterin in dem Verfahren hatte den Antrag abgelehnt.
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Gegen diese Entscheidung legte Trumps Team wiederum Berufung ein – weshalb jetzt das Berufungsgericht tätig wird. Sonderermittler Smith, der die Untersuchung leitet, hatte versucht, das Berufungsgericht zu umgehen. Er wandte sich dafür direkt an den Obersten Gerichtshof des Landes und bat diesen darum, die Frage schnell zu klären. Diesen Antrag lehnte der Supreme Court aber ab – was allgemein als Erfolg für Trump gewertet wird.
Gerichtsverfahren gegen Trump könnte lange dauern
Die Berufung muss nun ihren Weg durch die Instanzen gehen, was sich hinziehen kann. Es ist davon auszugehen, dass der Fall nach der Entscheidung in Washington wieder beim Supreme Court landen wird. Der bisher anvisierte Prozessbeginn Anfang März ist damit unwahrscheinlich, da auf die höchstinstanzliche Entscheidung gewartet werden muss. Trump und sein Team spielen also auf Zeit – und das nicht ohne Grund.
Trump setzt aus taktischen Gründen darauf, die Prozesse gegen ihn zu verzögern – möglicherweise sogar bis nach der US-Wahl 2024, die im November stattfindet. Sollte er dort als Sieger hervorgehen und somit erneut Präsident werden, könnte er seinen Justizminister auffordern, die Ermittlungen auf Bundesebene gegen ihn komplett einzustellen.
Dass Trump nun bei der Anhörung des Berufungsgerichts in Washington persönlich erscheinen will, dürfte vor allem seinem Wahlkampf geschuldet sein. Trump nutzte die Termine bei seinen verschiedenen Verfahren in der Vergangenheit bereits für große Auftritte. Dabei stellt er sich immer wieder als Justizopfer dar – eine Rhetorik, die bei den Republikanern durchaus verfängt.
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Auf der von ihm mitbegründeten Online-Plattform Truth Social machte Trump am Vortag der Verhandlung nochmals seine Sicht der Dinge klar: Natürlich habe er als Präsident der USA und Oberbefehlshaber Anspruch auf Immunität gehabt. Er habe als Amtsinhaber lediglich sein Land verteidigt, schrieb er. Seiner Argumentation nach hat es sich bei seinem Verhalten damals nicht um Wahlkampf gehandelt.
Trump, der insgesamt mit vier strafrechtlichen Anklagen konfrontiert ist, will für die Republikaner noch einmal ins Weiße Haus einziehen. Die Vorwahlen für die Kandidatur stehen kurz bevor. Trump führt in parteiinternen Umfragen mit Abstand. Im US-Wahlkampf gibt es zwei Kandidaten, die der Mehrheit der Wähler nicht gefallen und die einander beschuldigen, eine Bedrohung für die Demokratie zu sein. Bislang jedenfalls deutet in den USA alles auf eine Neuauflage des Wahlkampfs zwischen Donald Trump und Amtsinhaber Joe Biden hin. Die Gegenkandidaten, sofern sie überhaupt vorhanden sind, spielen bislang keine große Rolle. (skr)