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Trump spielt vor Gericht auf Zeit - und legt erstmal Berufung ein

Donald Trumps Anwaltsteam kämpft gegen eine weitere Anklage ihres Mandanten. Zwei Punkte sollen den Ex-Präsidenten retten.

Washington DC - Donald Trump hat am Donnerstag mitgeteilt, dass er gegen die Entscheidung eines Richters in Washington D.C. Berufung einlegen wird. Diese stellte fest, dass Trump nicht davor geschützt ist, für ein Amtsenthebungsverfahren angeklagt zu werden. Diese droht Trump wegen seiner Bemühungen, das Ergebnis der Wahl von 2020 ungeschehen zu machen.

Die Bekanntmachung ist ein kleiner verfahrenstechnischer Schritt. Aber sie setzt einen der potenziell folgenreichsten Teile von Trumps juristischer Saga als erster ehemaliger Präsident, der wegen Verbrechen angeklagt wird, in Gang. Wie und wann das US-Berufungsgericht für den District of Columbia Circuit und der Oberste Gerichtshof seine Berufung behandeln, könnte einen großen Einfluss darauf haben, ob Trump vor Gericht gestellt wird, bevor die Wähler 2024 zu den Urnen gehen, oder überhaupt. Trump bewirbt sich aktuell für um die Nominierung der Republikaner für die US-Wahl 2024.

Trumps Anwälte nennen zwei Argumente gegen eine Anklage

Trumps Anwaltsteam ist der Ansicht, dass die Anklage, er habe sich verschworen, um Joe Bidens Wahlsieg 2020 zu verhindern, aus zwei Gründen abgewiesen werden sollte.

  1. Seine Anwälte behaupten, Trump genieße präsidiale Immunität.
  2. Die Anklage gegen ihn, wegen des Versuchs, die Wahlergebnisse zu blockieren, verstoße gegen den Rechtsgrundsatz der doppelte Strafverfolgung. Trump sei bereits bei seiner Amtsenthebung durch den Kongress für sein Verhalten im Vorfeld der von Unruhen geprägten offiziellen Auszählung der Wahlmännerstimmen am 6. Januar 2021 freigesprochen worden.

Die 48-seitige Stellungnahme der US-Bezirksrichterin Tanya S. Chutkan von letzter Woche wies diese Behauptungen zurück. Ebenso wie eine andere Anfechtung, die besagte, dass die Anklage nie hätte erhoben werden dürfen, weil sie in unzulässiger Weise versucht, Trumps verfassungsmäßig geschützte Rechte auf Rede und Vertretung als politischer Kandidat zu kriminalisieren.

Seit eine Grand Jury in diesem Sommer für die Anklageerhebung gestimmt hat, versuchen die Staatsanwälte, Trump so schnell wie möglich vor Gericht zu stellen. Trumps Anwälte haben darauf bestanden, dass ihr Mandant mehr Zeit braucht und verdient, sowohl als Angeklagter, der Beweise prüft, als auch als ehemaliger Präsident, der versucht, das Weiße Haus zurückzugewinnen.

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Die Berufungsgerichte befassen sich nur mit sehr wenigen rechtlichen Fragen, bevor ein Strafverfahren vor Gericht geht und ein Urteil gefällt wird. Fragen der Immunität und der doppelten Strafverfolgung gehören jedoch häufig zu den Ausnahmen, denn wenn der Angeklagte Recht hat, dass er nicht angeklagt werden kann, sind die Gerichte der Ansicht, dass er nicht gezwungen werden sollte, überhaupt ein Verfahren zu durchlaufen.

Und da sich der Oberste Gerichtshof noch nie mit einigen der rechtlichen Fragen befasst hat, um die es bei Trumps Klagen geht, sind viele Anwälte der Meinung, dass sich die Gerichte mit diesen Aspekten des Falls Trump auseinandersetzen müssen. Das gilt insbesondere bei der Frage, ob ein Präsident auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt immun gegen eine Anklage und strafrechtliche Verfolgung für Handlungen ist, die er während seiner Amtszeit unternommen hat.

Trump soll im März in Washington DC vor Gericht gestellt werden

Die entscheidende Frage ist nach Ansicht von Rechtsexperten, wie lange sich die höheren Gerichte mit dieser Frage beschäftigen werden. Trump soll ab dem 4. März in Washington, D.C., vor Gericht gestellt werden, und potenzielle Geschworene in der Hauptstadt haben Mitteilungen erhalten, dass sie für einen dreimonatigen Prozess, der an diesem Tag beginnen soll, in Betracht gezogen werden. Es wäre der erste von vier Strafprozessen, mit denen Trump konfrontiert werden könnte. Darunter befinden sich außerdem:

  1. Ein Bundesverfahren im Zusammenhang mit geheimen Dokumenten in Südflorida.
  2. Ein Verfahren wegen Wahlbehinderung auf bundesstaatlicher Ebene in Georgia.
  3. Ein Verfahren wegen Geschäftsbetrugs auf bundesstaatlicher Ebene in New York.

Da Trump nun Berufung gegen Chutkans Immunitätsentscheidung eingelegt hat, kann der Fall nicht vor Gericht verhandelt werden, während das Berufungsgericht seine Ansprüche prüft, so Rechtsexperten. Das macht die Frage des Timings besonders kritisch, da die anderen Prozesse bevorstehen und die Wahlkampfsaison bald in vollem Gange ist.

Einige erfahrene Prozessanwälte schätzen, dass es noch Wochen dauern könnte, bis die Vorbereitungen für den Prozess abgeschlossen sind, wenn das Berufungsgericht gegen Trump entscheidet und den Fall an Chutkan zurückgibt.

Trump könnte Obersten Gerichtshof anrufen

Auf der Grundlage dieses Kalküls sagen einige Analysten, dass das dreiköpfige Gremium, das die Berufung zuerst verhandeln wird, bald nach Neujahr entscheiden müsste. Nur so könne der Prozess noch vor den Nominierungskongressen für die Präsidentschaftswahlen im nächsten Sommer abgeschlossen werden. Es wird nämlich erwartet, dass Trump im Falle einer Niederlage das gesamte Berufungsgericht oder den Obersten Gerichtshof anrufen wird, um eine einstweilige Verfügung zu erwirken, die den Fortgang des Verfahrens verhindert, während seine Argumente erneut geprüft werden.

Jede Berufung beim Obersten Gerichtshof ist mit besonderen Schwierigkeiten verbunden: Vier von neun Richtern müssen zustimmen, um einen Fall zu prüfen, aber fünf sind erforderlich, um eine einstweilige Verfügung oder ein Urteil zu erlassen.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

Vieles bleibt ungewiss. Experten weisen darauf hin, dass es zu viele Variablen gibt, wie die Gerichte die mit Trumps Berufung verbundenen Fragen behandeln könnten. Das mache es schwierig, Vorhersagen darüber zu treffen, wie lange das Ganze dauern wird.

„Wir befinden uns in einem verfahrenstechnischen Niemandsland, denn obwohl eine sofortige Berufung in Immunitätsfragen so gut wie Standard ist, stellt sich die Frage, ob dies ein neuer Fall ist und ob zum ersten Mal ein ehemaliger Präsident angeklagt wird“, sagte Stanley Brand. Er ist ehemaliger Rechtsberater des Repräsentantenhauses und jetzt Anwalt mehrerer ehemaliger Trump-Berater wie Dan Scavino und Peter Navarro.

50:50 oder weniger

Stanly Brand, ehemaliger Rechtsberater des Kongresses über die Chancen eines Prozesses gegen Trump im März

Brand, dessen Anwaltspartner Trumps Mitangeklagten im Verfahren um geheime Dokumente in Florida, Waltine Nauta, vertritt, hat sich jahrelang mit Immunitätsfragen in Washington befasst. Er schätzt die Chancen, dass Trumps Prozess bis zum 4. März stattfindet, angesichts des Berufungsverfahrens auf „50:50 oder weniger“.

Richter spielen wichtige Rolle im Prozess gegen Trump

„Es ist Dezember, und wenn es nicht zu einer beschleunigten Prüfung kommt, ist es schwer vorstellbar, dass es in drei Monaten eine Prüfung gibt, die diese neuen Fragen berücksichtigt“, sagte Brand.

Ein entscheidender Faktor wird sein, welche drei Berufungsrichter den Fall am Ende verhandeln werden. Wenn sich die Richter darauf einigen können, wie schnell sie vorankommen wollen, können solche Gremien Entscheidungen in weniger als zwei Monaten erlassen. Andere Fälle können jedoch mehr als ein Jahr dauern.

Ex-US-Präsident Donald Trump.

Letzte Woche, nur wenige Stunden bevor Chutkan Trumps Antrag auf Abweisung des Strafverfahrens ablehnte, wies das Berufungsgericht von Washington D.C. Trumps Ansprüche auf Immunität gegenüber einer Zivilklage wegen seines Verhaltens im Vorfeld des 6. Januar zurück. Bis zu dieser Entscheidung vergingen 20 Monate.

„Der D.C. Circuit kann wirklich schnell sein, das habe ich in 45 Jahren Praxis gelernt“, sagte Douglas N. Letter, der von 2018 bis 2023 Generalberater des Repräsentantenhauses war und davor Leiter des Berufungsstabs der Zivilabteilung des Justizministeriums. „Andererseits kann es manchmal, selbst wenn es zu Ihren Gunsten entscheidet, 10 Monate dauern, bis es eine kurze Stellungnahme herausgibt.“

Fall von Donald Trump erinnert in Teilen an Richard Nixon

Die rechtlichen Fragen in Trumps Strafsache sind anders und umfassender als in der Zivilsache. Der Oberste Gerichtshof hat in einem Fall, in dem es um Präsident Richard M. Nixon ging, entschieden, dass Präsidenten immun gegen Klagen über Handlungen sind, die in den „äußeren Rahmen“ ihrer offiziellen Pflichten fallen. Der Oberste Gerichtshof hat sich jedoch nicht mit dem Umfang der Immunität eines Präsidenten vor einer strafrechtlichen Anklage befasst.

Mugshots in Georgia: Polizeifotos von Trump und weiteren Angeklagten

Donald Trump im Polizeifoto (Mugshot).
Die Behörden im US-Bundesstaat Georgia haben im Zusammenhang mit der Anklage wegen versuchten Wahlbetrugs gegen Donald Trump ein Polizeifoto des früheren US-Präsidenten veröffentlicht. Das Büro des zuständigen Sheriffs machte die denkwürdige Aufnahme publik, nachdem sich Trump zuvor im Bezirksgefängnis in Atlanta den Behörden gestellt hatte. Trotz diverser rechtlicher Probleme Trumps ist es das erste Mal, dass er ein Polizeifoto von sich machen lassen musste. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Rudy Giuliani: Polizeifoto (Mugshot)
Trump war gemeinsam mit 18 weiteren Beschuldigten angeklagt worden wegen seiner Versuche, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 in Georgia zu beeinflussen. Vor ihm waren bereits diverse Angeklagte in dem Fall im Bezirksgefängnis in Atlanta erschienen, wo ihre Personalien aufgenommen und Polizeibilder gemacht wurden, darunter auch Trumps ehemaliger Anwalt Rudy Giuliani.  © afp
John Eastman: Polizeifoto (Mugshot)
Trumps früherer Anwalt John Eastman gilt als einer der wichtigsten Köpfe hinter dem versuchten Wahlbetrug, für ihn war eine Kautionssumme von 100.000 Dollar festgesetzt worden. „Meine Anwälte und ich werden jeden einzelnen Aspekt dieser Anklage energisch bekämpfen“, hieß es in einer Mitteilung von Eastman. © afp
Mark Meadows: Polizeifoto (Mugshot)
Auch Mark Meadows muss sich in Georgia vor Gericht verantworten. Trumps früherer Stabschef im Weißen Haus werden zwei Anklagen vorgeworfen: Verstoß gegen die Gesetze in Georgia gegen illegale Kriminalität und Aufforderung zur Verletzung des Eides durch einen Beamten. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Sidney Powell: Polizeifoto (Mugshot)
Sidney Powell trat zusammen mit Rudy Giuliani am 18. November 2020 als Teil des Anwaltsteams auf, das gegen die Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahl vorgehen und Trumps Wiederwahl sichern sollte. Ihr werden sieben Anklagepunkte zur Last gelegt. Legendär wurde ihr Spruch, in Anspielung auf eine Figur im Film „Kampf der Titanen“ sie werde die Riesenkrake („release the Kraken”) freisetzen. © Fulton County Sheriff'S Office/Imago
Jenna Ellis: Polizeifoto (Mugshot)
Auch Jenna Ellis gehört zu Trumps Anwältinnen. Berichten zufolge hat sie mindestens zwei juristische Memos an Trump geschrieben, in denen sie den damaligen Vize Mike Pence dazu aufforderte, die Bestätigung von Bidens Sieg durch den Kongress am 6. Januar zu verhindern. Ellis wurde in zwei Punkten angeklagt. © Fulton County Sheriff/Imago
Kenneth Chesebro: Polizeifoto (Mugshot)
Kenneth Chesebro ist ebenfalls einer von Trumps Anwälten. Er wurde in sieben Punkten angeklagt. Besonders heikel ist dabei ein Straftatbestand aus dem sogenannten Rico-Gesetz. Es wurde ursprünglich erlassen, um gegen Schutzgelderpressung der Mafia vorzugehen. © afp
Ray Smnith: Polizeifoto (Mugshot)
Als Anwalt für Trump nahm Ray Smith in Georgia an einer Anhörung im Senat von Georgia teil, bei der er laut Anklage fälschlicherweise behauptete, dass es bei den Wahlen des Bundesstaates zu weitverbreitetem Wahlbetrug und Wahlunregelmäßigkeiten gekommen sei. Er ist in zwölf Punkten angeklagt. © afp
David Shafer: Polizeifoto (Mugshot)
David Shafer ist der ehemalige Vorsitzende der Republikaner in Georgia. Zuvor hatte er im Senat des Bundesstaates gesessen. Ihm werden acht Straftaten vorgeworfen. © afp
Harrison Floyd: Polizeifoto (Mugshot)
Harrison Floyd wird vorgeworfen, die Wahlhelferin Ruby Freeman unter Druck gesetzt und bedroht zu haben. Dem ehemaligen Chef der „Black Voices for Trump“ wurde unter anderem wegen Beeinflussung von Zeugen angeklagt. © Fulton County Sheriff's Office/Imago
Cathleen Latham: Polizeifoto (Mugshot)
Cathleen Latham erklärte sich bereit, in Georgia als Wahlfrau im „Electoral College“ zu fungieren, das alle vier Jahre den Präsidenten und den Vizepräsidenten wählt. Es besteht aus 538 Wahlleuten, die von den 50 Bundesstaaten sowie dem Bundesdistrikt entsandt werden. Sie ist in elf Punkten angeklagt, unter anderem Verschwörung zum Betrug am Staat. © afp
Scott Graham Hall: Polizeifoto (Mugshot)
Scott Graham Hall ist in sieben Punkten angeklagt, darunter Verschwörung zum Wahlbetrug. Der Trump-Fan stammt aus der Gegend von Atlanta. © Fulton County Sheriff's Office/Imago

In einem Präzedenzfall aus der Watergate-Ära brauchte der Oberste Gerichtshof 1974 nur zwei Monate, um die Entscheidung des damaligen obersten US-Bezirksrichters John J. Sirica zu bestätigen. Damals ging es um die Frage, ob Nixons Tonbänder aus dem Weißen Haus im Rahmen einer von der Staatsanwaltschaft beantragten Vorladung zu einem Strafverfahren herausgegeben werden konnten. In diesem Fall ging es jedoch um eine begrenztere Frage als bei der Berufung von Trump. Es ging darum, ob eine Vorladung in einem Verfahren gegen einen Angeklagten, der dem Präsidenten nahe stand, gültig war, nicht aber gegen Nixon selbst.

Dennoch hat der Oberste Gerichtshof bewiesen, dass er komplexe und kontroverse Fälle schnell beilegen - oder sich vor ihnen drücken - kann. So ließ es eine Entscheidung des Bezirksgerichts von Washington, das dem Ausschuss des Repräsentantenhauses vom 6. Januar 2022 die Kommunikationsunterlagen des Weißen Hauses übergab, schnell fallen. Und die Richter brauchten nur einen Tag nach der mündlichen Verhandlung, um ein Urteil zu fällen, das die Stimmenauszählung bei der Wahl 2000 zwischen George Bush und Al Gore stoppte.

Trumps Wahlniederlage würde die Lage für US-Gericht vereinfachen

„Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Oberste Gerichtshof denkt: ‚Wir wollen uns dieser Sache jetzt nicht nähern; wir werden die Überprüfung zu diesem Zeitpunkt verweigern und abwarten, was bei einem Prozess passiert‘“, sagte Letter. Wenn Trump nach einem Prozess verurteilt und nicht wieder zum Präsidenten gewählt wird, könnte sich das Gericht Zeit nehmen, um ein historisches Urteil darüber zu fällen, ob er immun gegen Strafverfolgung sein sollte.

Unterm Strich müssten sowohl das Berufungsgericht als auch der Oberste Gerichtshof schnell handeln, damit Trumps Prozess im nächsten Jahr stattfinden kann.

Und die Frage für die Gerichte könnte letztlich darin bestehen: Zu entscheiden, ob Trump im Rahmen des amerikanischen Demokratiesystems an der Wahlurne oder vor einem Geschworenengericht zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Oder ob die US-Bürger ihre Stimme bei der Wahl 2024 abgeben sollten, ohne zu wissen, ob er sich strafbar gemacht hat, weil er versucht hat, die Ergebnisse von 2020 zu kippen.

Wir testen zurzeit maschinelle Übersetzungen. Dieser Artikel wurde aus dem Englischen automatisiert ins Deutsche übersetzt.

Dieser Artikel war zuerst am 07. Dezember 2023 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

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