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G7-Gipfel in Italien: Migration und Ukraine-Krieg im Fokus

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Auf dem G7-Gipfel war neben Kanzler Scholz auch der Papst zu Gast. Thematisiert wurden neben Migration vor allem auch der Ukraine-Krieg.

Update vom 15. Juni, 12.00 Uhr: Kanzler Olaf Scholz (SPD) und seine Kolleginnen und Kollegen der G7-Gruppe haben im italienischen Bari eine Reihe wichtiger Weichen gestellt: Dabei ging es insbesondere um die langfristige Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland und die politischen und wirtschaftlichen Spannungen mit China:

Die G7 wollen die Ukraine im Krieg gegen Russland mit einem Kredit von 50 Milliarden Dollar (gut 46 Milliarden Euro) unterstützen. Er soll aus den Zinsen von eingefrorenem russischen Vermögen finanziert werden und bis Ende des Jahres zur Verfügung stehen - wohl auch, um einem Austrocknen der US-Hilfe bei einer möglichen Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten vorzubeugen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte die Vereinbarung „historisch“, auch wenn noch wichtige Details nach dem Gipfel geklärt werden müssen.

Die Ukraine und die USA schlossen am Rande des Treffens ein bilaterales Sicherheitsabkommen. Es sagt über zehn Jahre eine langfristige Unterstützung der Ukraine zu. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sah in der Vereinbarung eine mögliche „Brücke zur Nato-Mitgliedschaft der Ukraine“. Die G7-Staaten fordern zudem, dass China jegliche Unterstützung von Russlands Rüstungsindustrie beendet. China wird aufgerufen, die Lieferung „von Gütern mit doppeltem Verwendungszweck, einschließlich Waffenkomponenten und Ausrüstung, einzustellen“. Die G7 drohen demnach zudem weiter mit Sanktionen gegen Akteure aus China und anderen Ländern, „die Russlands Kriegsmaschinerie materiell unterstützen“.

G7-Gruppe zeigt sich „ernsthaft besorgt“ wegen Taiwan-Konflikt

„Ernsthaft besorgt“ bleiben die G7 auch beim Vorgehen Chinas im Südchinesischen Meer einschließlich der Straße von Taiwan, das China als abtrünnige Provinz sieht. Die Gruppe bekräftigt ihre „entschiedene Ablehnung jeglicher einseitiger Versuche, den Status quo mit Gewalt oder Zwang zu ändern“. Kritisiert wird der „gefährliche Einsatz“ von Chinas Küstenwache und Seestreitkräften.

Die G7 kritisieren Chinas Industriepolitik und Handelspraktiken, die zu „Marktverzerrungen und schädlichen Überkapazitäten in einer wachsenden Zahl von Sektoren“ führten. Die USA haben bereits im Mai Einfuhrzölle für Elektroautos aus China von 100 Prozent angekündigt. Die EU droht ab Anfang Juli nun ebenfalls mit Strafzöllen auf E-Autos, die aber deutlich geringer ausfallen würden. Denn ein offener Handelskrieg muss aus Sicht Deutschlands und anderer EU-Staaten verhindert werden, für deren Wirtschaft China ein wichtiger Absatzmarkt ist.

G7-Gipfel in Italien: Migration, Künstliche Intelligenz und Abtreibungen standen ebenfalls auf der Agenda

Die G7 haben bereits einen breit angelegten Prozess gestartet, um Risiken Künstlicher Intelligenz (KI) zu bewerten und zu begrenzen. Der Gipfel kündigte nun einen „Aktionsplan zum Einsatz von KI in der Arbeitswelt“ an. Als Gast bei der Sitzung zu KI war auch Papst Franziskus geladen. Er warnte vor dem militärischen Einsatz von KI und forderte ein Verbot von „tödlichen autonomen Waffen“. Es war die erste Teilnahme eines Papstes an einem G7-Gipfel überhaupt.

Anders als beim letzten Gipfel in Japan gibt es in der G7-Erklärung kein direktes Bekenntnis zum Recht auf Abtreibung. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni, die sich als Verfechterin eines erzkonservativen christlichen Weltbildes sieht, wehrte sich vehement gegen die Erwähnung eines „sicheren und legalen Zugangs zu Abtreibungen“. Deshalb wird nun nur auf die G7-Erklärung von Hiroshima von 2023 verwiesen. „Große Besorgnis“ äußern die G7 aber „über den Abbau der Rechte von Frauen, Mädchen und LGBTQIA+“

Auf Wunsch Melonis, deren ultrarechte Regierung einen harten Kurs in der Flüchtlingspolitik fährt, wurde auch das Thema Migration erstmals in einer Gipfel-Arbeitssitzung besprochen. In der Abschlusserklärung werden nun die Bekämpfung der Ursachen von irregulärer Migration in den Herkunftsländern, besserer Grenzschutz und der Kampf gegen Schlepper betont, aber auch die Schaffung „sicherer und regulärer Wege für die Migration“, etwa zur Arbeits- und Fachkräfteeinwanderung.

Scharfe Kritik an China: G7-Staaten finden deutliche Worte

Update vom 14. Juni, 15.00 Uhr: Die G7-Staaten haben scharfe Kritik an Chinas Beziehungen zu Russland geäußert. Die Gruppe der größten Industriestaaten fordere die Volksrepublik zu einem Stopp der Lieferung von Waffenteilen an Putin, berichtete die AFP. Die „anhaltende Unterstützung für die russische Rüstungsindustrie“, ermögliche es Russland, den Krieg gegen die Ukraine fortzusetzen, zitiert die dpa aus der Abschlusserklärung. Außerdem solle China die Lage im Südchinesischen Meer nicht weiter eskalieren.

G7-Gipfel in Italien: Meloni sorgt für Eklat bei Bekenntnis für Abtreibungen

Update vom 14. Juni. 13.32 Uhr: Italiens rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat als Gastgeberin des G7-Gipfels verhindert, dass die Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen ein klares Bekenntnis zum Recht auf Abtreibung erneuert. Das erfuhr die dpa am Freitag aus Verhandlungskreisen.

Die Teilnehmer bei Gesprächen im Rahmen des G7-Gipfels in Italien.

Demnach wird in der geplanten Abschlusserklärung lediglich betont, dass Frauen das Recht auf angemessene Gesundheitsdienste habe. In der Erklärung soll es lediglich stehen, dass es dabei auch um „sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte“ (SRGR) gehe. Unter reproduktiven Rechten wird dabei beispielsweise verstanden, dass Frauen selbst darüber entscheiden können, wann sie Kinder haben wollen.

Beim G7-Gipfel in Japan hatte sich die Runde der Staats- und Regierungschefs im vergangenen Jahr noch ganz deutlich zum Thema positioniert. Damals hieß es in dem Text: „Wir bekräftigen unser uneingeschränktes Engagement für die Verwirklichung umfassender sexueller und reproduktiver Gesundheit und damit verbundener Rechte für alle Menschen, einschließlich der Frage des Zugangs zu sicherer und legaler Abtreibung und der Versorgung nach der Abtreibung.“

G7-Gipfel in Italien – Papst Franziskus als Gast eingetroffen

Update vom 14. Juni, 13.16 Uhr: Papst Franziskus ist inzwischen bei den anderen Staats- und Regierungschefs eingetroffen. Der 87-Jährige flog mit einem Hubschrauber aus Rom zum Gipfelort im Süden Italiens und wurde dort von der Gastgeberin, Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, empfangen. Die beiden fuhren dann gemeinsam in einem Golfwagen zu den anderen Teilnehmern.

Indes könnte Wladimir Putin für Kopfschmerzen bei den G7-Regierungschefs sorgen: vor wenigen Minuten hat Russlands Präsident öffentlich einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg vorgeschlagen. Dabei soll es sich um eine permanente Feuerpause beziehungsweise eine Beendigung des Konflikts handeln. Die Bedingungen: Kiew müsse einen Nato-Verzicht garantieren und die eigenen Truppen aus den vier annektierten, ostukrainischen Gebieten abziehen.

G7 und Co.: Bilder der Proteste gegen die Globalisierung

Gewaltsame Proteste gegen die WTO-Konferenz in Seattle im Jahr 1999.
Internationale Gipfel lösen seit Jahrzehnten immer wieder gewaltsame Proteste aus. Den Anfang machte einst Seattle. In der Stadt im Nordwesten der USA tagte im Jahr 1999 die Welthandelsorganisation (WTO). 40.000 Protestierende kamen in der Stadt zusammen und lieferten sich tagelang Straßenschlachten mit der Polizei. Sogar die Nationalgarde kam kurzzeitig zum Einsatz. Die Auseinandersetzungen gingen als „Battle of Seattle“ in die Geschichte ein und beschäftigten in den USA noch über Jahre hinweg die Gerichte. © Imago
Demonstranten gegen die WTO-Konferenz 1999 in Seattle verbrennen amerikanische Geldscheine als Protest gegen den Kapitalismus.
Vor allem junge Menschen kamen 1999 in Seattle zusammen, um gegen Kapital und Welthandel zu demonstrieren. Eine Gruppe Jugendlicher zündete sogar Dollarscheine an, um ihren Protest gegen die neoliberale Weltordnung, getragen von den USA, zum Ausdruck zu bringen. Die unglaublich hohe Zahl der Demonstrierenden bei besagten Protesten gegen die WTO in Seattle überraschte die Behörden und erwischte Polizei und Stadtverwaltung vollkommen unvorbereitet. Zu den Kundgebungen und Protestaktionen hatten im Vorfeld zahlreiche unterschiedliche Gruppierungen aus dem linken Spektrum aufgerufen: Anarchisten, Gewerkschaften, Umweltaktivisten und viele mehr. Systemkritische und linksradikale Gruppen feierten die Proteste in Seattle als Erfolg - und als Geburtsstunde des Begriffs der Globalisierungsgegner. © Imago
Maskierte Demonstranten werfen während eines Protestes gegen das IMW/Weltbank-Tagung in Prag 2000 Kopfsteinpflaster in Richtung Polizeibeamte.
Was im Jahr 1999 seinen Anfang in Seattle fand, setzte sich ein Jahr später in Prag vor. Dort tagten im Jahr 2000 der Internationale Währungsfonds und die Weltbank. Mehr als 12.000 Demonstranten lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Mehr als 900 Demonstranten wurden festgenommen. Die Demonstranten versuchten mit Straßenbarrikaden und Molotow-Cocktails die Straße zum Prager Kongresszentrum zu blockieren. Den Protesten wohnten auch autonome Gruppen aus ganz Europa bei. Die Anti-Kapitalismus-Demonstranten nutzten auch das Kopfsteinpflaster der Straßen, um diese nach den eingesetzten Polizeikräften zu werfen. © Tomas Zelezny/dpa
Tagung von IWF und Weltbank - Erschöpfte Polizisten
Vor allem rund um das Kongresszentrum in Prag, indem Weltbank und Internationaler Währungfsfonds ihre Versammlungen abhielten, eskalierte die Situation. Während der Zusammenstöße in der Innenstadt wurden 65 Polizeibeamte und 20 Demonstranten verletzt. Berichten zufolge kam es zu Angriffen auf Journalisten. Im Prager Zentrum wurden einige Schaufenster von Läden zerstört. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, um Aktivistengruppen davon abzuhalten, den Tagungsort des Gipfels zu erreichen. Trotz der großen Polizeipräsenz gelang es den Demonstranten, dass die Gipfel von IWF und Weltbank noch vor dem Ende abgebrochen werden mussten. Hier zu sehen sind erschöpfte Polizisten, die sich nach Zusammenstößen vor dem Prager Kongresszentrum ausruhen. Gefährlichere Auseinandersetzungen mit der Polizei gab im Jahr darauf in Göteborg.  © Stanislav Peska/dpa
Protest gegen EU-USA-Gipfel
Eine noch größere Dimension als die Demonstrationen in Prag erreichten die Proteste gegen den EU-Gipfel in Göteborg im Jahr 2001. Ziel des Treffens war die Reform und Erweiterung der Europäischen Union sowie die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Für den Zeitraum des Treffens am 15. und 16. Juni wurden 25.000 Demonstranten erwartet. Die schwedische Polizei war den Ausschreitungen von EU- und US-Gegnern, Anti-Kapitalisten und Globalisierungsgegnern nicht gewachsen. Sie besaß keine Wasserwerfer und setzte kein Tränengas oder Gummigeschosse ein. Als die Polizei am Morgen des 14. Juni das Hvitfeldtska-Gymnasium umstellte, wo mehrere hundert Aktivisten ihr Quartier aufgeschlagen hatten, nahmen die Ausschreitungen ihren Anfang. © Anja Niedringhaus/dpa
EU-USA-Demonstration
Während des Protestmarsches kam es zu Zusammenstößen zwischen der schwedischen Polizei und den Demonstranten. Stühle und Tische aus Cafés wurden als Barrikaden genutzt und von Demonstranten am Freitag, 15. Juni 2001 in Brand gesteckt. Bei den Zusammenstößen wurden mehr als 150 Menschen verhaftet und 36 verletzt.  © Johan Framst/dpa
G 8 Gipfel Genua Demonstrant
In der italienischen Hafenstadt erreichten im Jahr 2001 sowohl die Präsenz als auch die Gewalt der Anti-Globalisierungsproteste eine neue Dimension. Der 27. G8-Gipfel in Genua wurde von heftigen Ausschreitungen überschattet. Schätzungsweise 200.000 Demonstranten kamen nach Genua. Nach Zusammenstößen mit der Polizei und nächtlichen Razzien von Sicherheitskräften beklagten die festgenommenen Personen schwere Misshandlungen durch die Behörden. Die Polizei wurde beschuldigt, brutal vorgegangen zu sein, das Recht auf gewaltfreien Protest verweigert zu haben und die Situation absichtlich eskaliert zu haben. Die italienische Regierung setzte sogar das Schengener Abkommen für die Dauer des Gipfels außer Kraft, um die Bewegungen der Demonstranten aus der gesamten EU zu überwachen. Ausschreitungen konnten damit jedoch nicht verhindert werden.  © Louisa Gouliamaki/dpa
G 8 Gipfel Genua
Im Gegenteil, die Proteste schlugen in brutale Gewalt um. 329 Demonstranten wurden festgenommen. Insgesamt wurden in Genua über 400 Demonstranten und 100 Sicherheitskräfte verletzt. Am 20. Juli wurde der 23-jährige Aktivist Carlo Giuliani aus Genua bei Zusammenstößen mit der Polizei erschossen. Er näherte sich dem Fahrzeug eines italienischen Polizisten mit einem Feuerlöscher. Der Polizist eröffnete das Feuer und traf Giuliani. Anschließend wurde der Aktivist noch zweimal von einem Polizeifahrzeug überfahren. Gegen zahlreiche Polizisten sowie lokale und nationale Beamte wurde im Zusammenhang mit der Veranstaltung ein Verfahren eingeleitet. In einem Prozess mussten sich 28 Polizeibeamte wegen der beiden nächtlichen Razzien vor Gericht verantworten. Ihnen wurde Rechtsbeugung, übermäßige Gewaltanwendung und Unterschlagung von Beweisen vorgeworfen. Auch wegen Misshandlung wurde gegen 45 Staatsbedienstete ermittelt. Es sollte nicht der letzte G8-Gipfel mit schweren Ausschreitungen gewesen sein.  © Luciano Del Castillo/dpa
Jahresrückblick - G8 - Großdemonstration
Denn im Jahr 2007 setzte sich die Gewalt beim 33. G8-Gipfel in Heiligendamm fort. Während sich die Staats- und Regierungschefs der acht größten Industrienationen im Grandhotel Heiligendamm berieten, eskalierten Großproteste gegen die G8, darunter auch die Auftaktdemo in Rostock. Ausgelöst durch militante Demonstranten kam es zu Straßenschlachten zwischen Polizei und Autonomen mit fast 1000 Verletzten. Die Schätzungen der Teilnehmerzahlen variieren von 25.000 bis 80.000. Abseits dieser friedlichen Demonstration kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen etwa 2000 Autonomen des sogenannten „schwarzen Blocks“ und 5000 Polizisten. Barrikaden wurden errichtet und angezündet, Polizeifahrzeuge wurden mit Steinen beworfen. Die Einsatzkräfte setzten daraufhin Wasserwerfer ein - gegen militante, aber auch gegen friedliche Demonstranten. Ziel der Polizei war es nach eigenen Angaben, die Protestierenden von dem Kundgebungsplatz zu vertreiben und so das Löschen der Brände zu ermöglichen.  © Kay Nietfeld/dpa
G8 - Wasserwerfereinsatz
Während des G8-Gipfels in Heiligendamm sollen rund 1000 Demonstranten festgenommen worden sein. Am Tag des Gipfelbeginns gelang es mehreren tausend Demonstranten trotz des Demoverbots bis in die Nähe des Absperrübungszauns zu gelangen und sämtliche Zufahrtswege zu blockieren. Ein vermeintlicher Anstifter der Polizei soll Demonstrationsteilnehmer bei der Blockadeaktion fotografiert haben. Der mutmaßliche „Agent Provocateur“ soll die Demo angestachelt haben. Ähnliche Vorwürfe gegen die Ordnungshüter gab es auch Jahre zuvor bei den Gewaltorgien in Genua. Nachdem die Polizei zunächst jeglichen Einsatz von Zivilbeamten geleugnet hatte, gab sie später zu, dass der aus der Demo ausgeschlossene Mann ein Zivilbeamter war. Zudem verlor ein Mann bei einem Wasserservereinsatz vor dem Tagungsgelände sein linkes Augenlicht. Das wohl bekannteste Protestbild entstand jedoch ein Jahrzehnt später bei den G20-Protesten in Hamburg 2017.  © Kay Nietfeld/dpa
Jahresrückblick 2017
Den Titel hat dieses Bild der G20-Demonstrationen 2017 in Hamburg inne. Am 07.07. kletterte eine Frau auf die Fronthaube des Sonderwagens „SW4“ der Polizei beim Gorch-Fock-Wall in Hamburg und wurde daraufhin von zwei hessischen Polizisten mit Pfefferspray besprüht. Es hatte drei Strafanzeigen zu dem Vorfall gegeben, alle drei seien geprüft worden. Die Staatsanwaltschaft wertete das Handeln der Polizisten als rechtmäßig. Über den Zeitraum von sechs Tagen fanden mindestens acht gesonderte Protestaktionen und Demonstrationen in Hamburg statt. Einige davon waren friedlicher Natur, während andere das gegenteilige Ziel verfolgten. Die mit Abstand brutalste Protestaktion war die „Welcome to Hell“-Demo am 6. Juli, dem Tag vor Tagungsbeginn, an der schätzungsweise 12.000 Menschen teilnahmen.  © Sebastian Willnow/dpa
G20-Gipfel - Demonstration "G20 Welcome to hell"
Dem Demonstrationszug „Welcome to Hell“ stellten sich beim G20-Gipfel in Hamburg sehr schnell viele Bereitschaftspolizisten und mehrere Wasserwerfer entgegen. Die Polizei sagte, sie habe versucht, den schwarzen Block der Linksautonomen von den friedlichen Demonstranten zu trennen, dies sei aber nicht gelungen. Zwar legten zahlreiche Autonome ihre Maskierung nach Aufforderung ab, jedoch nicht alle. Daraufhin rückten die Beamten überaus robust vor. Protestierer und Autonome flüchteten teils panisch vor den Beamten. Die Stimmung war aufgeheizt, es gab Verletzte, Flaschen flogen, die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein. Ein Mitarbeiter des anwaltlichen Notdienstes vor Ort kommentierte das Geschehen mit den Worten: „Das war ganz bestimmt nicht rechtmäßig“. Nach übereinstimmenden Berichten ging von den Demonstranten keine Gewalt aus.  © Boris Roessler/dpa
Jahresrückblick 2017 - Hamburg
Anders war es am Morgen des 7. Juli 2017, als vermummte Gestalten über die noble Elbchaussee in Hamburg schritten, Böller warfen und Autos anzündeten. Anschließend stürmten Spezialkräfte der Polizei das Schanzenviertel. Bei dem Großeinsatz wurden 13 Menschen festgenommen. Im traditionell linken Schanzenviertel gab ein Zivilbeamter einen Warnschuss ab. Die Polizei sprach an diesem Tag des G20-Gipfels von etwa 3500 Gewalttätern auf Hamburgs Straßen. Während auf dem Kiez mehrere Demonstrationen gewaltfrei abliefen, lieferte sich die Polizei im Stadtteil Altona Gefechte mit Gewalttätern, die laut offiziellen Angaben mit Eisenstangen und Molotowcocktails auf Beamte losgingen. Die Bilanz: Ein Einsatzleiter sprach zunächst von 476 verletzten Beamten, später stellte sich jedoch heraus, dass diese Zahl mit Krankmeldungen und dergleichen aufgeblasen wurde und nicht zwingend mit Gewalt gegen Beamte zusammenhängt. 455 Beamte waren am Folgetag wieder einsatzbereit, zwei galten als schwerverletzt. Zur Gesamtzahl der verletzten Demonstranten gab es keine offiziellen Angaben. Dass es auch anders geht, beweist das G20-Treffen in Rom 2021. © Axel Heimken/dpa
Ein großer Anteil der Demonstranten gegen den G-20-Gipfel in Rom kamen aus den Reihen von Fridas-for-Future. Sie protestierten friedlich.
Ein großer Anteil der Demonstranten gegen den G20-Gipfel in Rom kamen aus den Reihen von Fridays for Future. Sie protestierten friedlich für mehr Klimaschutz und Teilhabe. Es setzte sich ein Demozug von 5000 bis 6000 Menschen in Bewegung. Das Polizeiaufgebot war riesig, Polizisten mit Schildern und Hubschraubern drehten ihre Runden über die Demo. Zahlreiche Wasserwerfer waren vor Ort. Das Ziel war klar: Italien wollte keine Bilder von Chaos, Randale und Verwüstung wie etwa vom G20-Gipfel in Hamburg oder Jahre zuvor aus Genua. Dafür hatte die Regierung aus Rom über 5000 zusätzliche Sicherheitskräfte angefordert. Sogar das Militär war im Einsatz und sicherte zusätzlich wichtige Orte ab. Doch die Befürchtungen stellten sich als unbegründet heraus. Tanzend und trommelnd zogen die Demonstranten rund zwei Kilometer durch die Stadt. Nach einer Kundgebung ging es den gleichen Weg zurück. All dies geschah, ohne dass die Sicherheitskräfte hätten einschreiten müssen.  © Matteo Nardone via www.imago-images.de

Update vom 14. Juni, 11.36 Uhr: Versöhnlicher Abschluss einer schwierigen Woche für Bundeskanzler Olaf Scholz: Zu seinem 66. Geburtstag haben die Staats- und Regierungschefs der G7-Gruppe ihn beim Gipfeltreffen in Süditalien gefeiert. Vor der ersten Arbeitssitzung zum Thema Migration am Freitag stimmten einige von ihnen vor dem Sitzungssaal „Happy Birthday“ an, wie es aus der deutschen Delegation hieß. Mit dabei waren US-Präsident Joe Biden, die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni, der französische Präsident Emmanuel Macron, der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau, der britische Premierminister Rishi Sunak sowie die EU-Spitzen Ursula von der Leyen und Charles Michel. 

Update vom 14. Juni, 10.19 Uhr: Als 87-jähriges Oberhaupt der rund 2000 Jahre alten Institution Kirche ist Papst Franziskus nicht gerade ein naheliegender Gesprächspartner beim Thema Künstliche Intelligenz (KI). Doch das Oberhaupt der Katholiken wird am Freitagnachmittag zu diesem Themenkomplex an einer Arbeitssitzung beim G7-Gipfel in Italien teilnehmen und dort eine Rede halten. Es ist auch das erste Mal, dass ein Papst überhaupt an einer solchen Veranstaltung teilnimmt.

Auf Einladung von Gastgeberin Giorgia Meloni nimmt erstmals in fast 50 Jahren ein Papst an einem G7-Treffen teil. Auch wird Papst Franziskus wird am Nachmittag zu Beratungen zum Verhältnis zu Afrika und dem Mittelmeerraum erwartet.

Biden macht Selenskyj Hoffnung: Weitere Patriot-Systeme für die Ukraine?

Update vom 14. Juni, 5.42 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine Hoffnung auf eine Stärkung ihrer Luftverteidigung durch weitere Patriot-Systeme aus dem Ausland gemacht. Es gebe von fünf Ländern Zusagen für Patriot-Batterien und andere Flugabwehrsysteme, sagte Biden bei einer Pressekonferenz im süditalienischen Fasano. 

Als Teil des G7-Gipfels traf Biden am Donnerstag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammen. Die USA und die von Russland angegriffene Ukraine schlossen ein Sicherheitsabkommen, das ihre militärische Zusammenarbeit auf eine langfristige Grundlage stellt. Bei dem Gipfeltreffen sieben führender demokratischer Industriemächte (G7) wird die Unterstützung für die Ukraine auch am Freitag ein wichtiges Thema sein.

Update vom 13. Juni, 21.40 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz hat die von der G7-Staatengruppe beschlossenen neuen Milliardenhilfen für die Ukraine als klares Zeichen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin gewertet. „Der russische Präsident hat einen ganz offensichtlichen Plan, er will so lange seinen Krieg vorantreiben, bis alle anderen aufgeben, die Ukraine zu unterstützen. Und dieser Plan ist heute gescheitert“, sagte Scholz am Donnerstag beim G7-Gipfel in Italien. Die Zusage ermögliche es den Ukrainern, sich weiter gegen die russischen Angreifer zu verteidigen. „Und es ist ein klares Zeichen an den russischen Präsidenten, dass er nicht diese Sache aussitzen kann.“

Am Donnerstag verkündeten die Staats- und Regierungschefs der G7-Gruppe außerdem, dass sie sich bereits auf eine gemeinsame Abschlusserklärung geeinigt haben. Über das Papier bestehe Konsens, sagte Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni nach der letzten Arbeitssitzung des ersten Tages. Die Erklärung solle am Freitagabend verabschiedet werden. Offiziell geht der Gipfel am Samstag zu Ende.

Erstmals in der Geschichte: Papst nimmt an G7-Gipfel teil

Update vom 13. Juni, 16:27 Uhr: Die G7-Staats- und Regierungschefs schließen am Freitag ihren Gipfel in Italien ab. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die anderen Vertreter der Gruppe großer Industriestaaten (G7) befassen sich am Vormittag in einer ersten Arbeitssitzung mit dem Thema Migration (09.30 Uhr). Danach geht es um die Lage im Indo-Pazifik und wirtschaftliche Sicherheit - beides Themen rund um das schwierige Verhältnis zu China.

Erstmals in der fast 50-jährigen Geschichte der G7 nimmt auch ein Papst an dem Treffen teil: Papst Franziskus wird am Nachmittag zu Beratungen zu Künstlicher Intelligenz und Energie sowie zum Verhältnis zu Afrika und dem Mittelmeerraum erwartet. Am Donnerstag hatten sich die G7 bereits grundsätzlich auf ein Darlehen von 50 Milliarden Dollar zur Unterstützung der Ukraine geeinigt. Es soll über Zinsgewinne aus eingefrorenem russischem Vermögen finanziert werden. Das offizielle Gipfel-Programm endet am Freitag, am Samstag reist Kanzler Scholz zur Ukraine-Friedenskonferenz in die Schweiz weiter.

USA wollen den Großteil der Ukraine-Hilfen selbst tragen

Update vom 13. Juni, 16.24 Uhr: Die USA haben sich bereiterklärt, die Hauptlast des gewaltigen Milliarden-Kredites der G7-Staaten für die Ukraine zu tragen. Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter sagte am Donnerstag am Rande des G7-Gipfels in Süditalien, die Vereinigten Staaten seien willens, bis zu 50 Milliarden US-Dollar (rund 46 Milliarden Euro) zur Verfügung zu stellen – was als geplante Gesamtsumme für Kiew eingeplant ist.

Er betonte jedoch: „Wir werden nicht die einzigen Kreditgeber sein.“ Auch andere würden sich beteiligen. Das Risiko werde geteilt, ebenso wie der Wille, das Projekt auf die Beine zu stellen. Konkrete Angaben machte er nicht. Er signalisierte aber, dass die Summe am Ende noch höher ausfallen könnte.

Ukrainischer Staatschef Selenskyj eingetroffen

Update vom 13. Juni, 15.40 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist am Donnerstag beim Gipfel der Gruppe sieben großer demokratischer Industrienationen (G7) in Italien empfangen worden. Nach der Begrüßung durch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni kam Selenskyj in einem Luxushotel mit den anderen Staats- und Regierungschefs zu einer Arbeitssitzung zusammen. Dabei soll es um weitere militärische und wirtschaftliche Unterstützung für die Ukraine gehen, die sich seit mehr als zwei Jahren in einem Krieg gegen Russland zur Wehr setzt.

Der Ton gegenüber China wird schärfer

Update vom 13. Juni, 14.25 Uhr: G7-Gruppe verschärft ihren Ton gegenüber China. In einer beim Gipfeltreffen in Italien ausgehandelten Erklärung heißt es mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, man sei tief besorgt wegen der Unterstützung der Volksrepublik für Russland. Chinas Unterstützung für die russische Verteidigungsindustrie ermögliche es Moskau, seinen illegalen Krieg in der Ukraine fortzusetzen, und habe damit auch erhebliche und weitreichende sicherheitspolitische Folgen. Man fordere China auf, die Lieferung von Gütern einzustellen, die auch für militärische Zwecke genutzt werden können.

Ebenso wird China vorgeworfen, mit nicht-marktwirtschaftlichen Praktiken wie Subventionen schädliche Überkapazitäten zu erzeugen und den globalen Wettbewerb zu verzerren. Dies gefährde heimische Arbeitsplätze und Industrien sowie die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und Sicherheit in den G7-Staaten, so der Text. Indirekt werden China in diesem Zusammenhang auch mögliche weitere Strafzölle angedroht. Man werde notfalls weitere Maßnahmen ergreifen, um Arbeiter und Unternehmen vor unlauteren Praktiken zu schützen, hieß es weiter.

Im Vorfeld des G7-Gipfels Bedenken über Verwendung der Zinsen von russischem Vermögen

Update vom 13. Juni, 13.05 Uhr: Im Vorfeld gab es aus der EU offenbar große Bedenken gegen den Plan, Ukraine-Hilfen mit den Zinsgewinnen aus eingefrorenem russischem Vermögen zu bezahlen.  „Wir sind vielleicht dumm, aber nicht so dumm“, zitierte das US-Magazin Politico einen Vertreter der EU. Die Befürchtung ist offenbar, dass man auf den Kosten sitzen bliebt. Wenn Russlands eingefrorene Gelder nicht mehr zur Verfügung stehen, müssten vor allem die Europäer für Zinsen und Tilgung des Darlehns gerade stehen. Denn dort ist der Großteil des russischen Geldes eingefroren.

China wütet über „wahllose, illegale Sanktionen“ beim G7-Gipfel

Update vom 13. Juni, 12.00 Uhr: China hat das neue Sanktionspaket der USA gegen Russland kritisiert. „Wir fordern die Vereinigten Staaten auf, die wahllosen, illegalen, einseitigen Sanktionen zu unterbinden“, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lin Jian, am Donnerstag in Peking. Die USA sollten dagegen eine konstruktive Rolle dabei spielen, Frieden wiederherzustellen. China sei weder Partei noch Verursacher der „Ukraine-Krise“. Lin zufolge will Peking notwendige Maßnahmen ergreifen, um die Rechte chinesischer Firmen und Bürger zu schützen. 

Am Vortag hatten die USA kurz vor dem Beginn des G7-Gipfels ein neues Sanktionspaket als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgelegt. Laut US-Regierung richten sich die Strafmaßnahmen gegen mehr als 300 Personen und Einrichtungen - darunter auch chinesische Firmen - die Russland die Fortsetzung des Krieges ermöglichten. China gilt als wichtigster Verbündeter Russlands und gibt Moskau in dem Krieg durch seine Haltung auf internationaler Bühne Rückendeckung. 

G7 beschließen: Ukraine erhält Hilfspaket, das mit russischen Zinsen bezahlt wird

Update vom 13. Juni, 11.10 Uhr: Die Ukraine bekommt für ihren Abwehrkampf gegen Russland ein neues riesiges Unterstützungspaket der Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen (G7). Unterhändler der Staats- und Regierungschefs der G7 verständigten sich beim Gipfel im süditalienischen Apulien darauf, mithilfe von Zinsen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen ein Kreditpaket im Umfang von etwa 50 Milliarden US-Dollar (etwa 47 Mrd. Euro) zu finanzieren, wie mehrere Diplomaten am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur sagten.

Olaf Scholz ist in Italien zum G7-Gipfel eingetroffen

Update vom 13. Juni, 10.30 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist zum G7-Gipfel in Italien eingetroffen. Die Maschine des Kanzlers landete am Vormittag am Flughafen Tarent in der südostitalienischen Region Apulien. Er sollte im Anschluss von der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni am Tagungsort in der Luxus-Ferienanlage Borgo Egnazia empfangen werden. Der Gipfel beginnt dann um 11.00 Uhr.

Update vom 13. Juni, 7.29 Uhr: Heute startet der G7-Gipfel im süditalienischen Apulien. Das Treffen der wichtigsten Industrienationen des Westens werde von insgesamt 2500 Polizisten bewacht. Während die Gäste des Gipfels in einem 5-Sterne-Hotel untergebracht seien, soll für die Sicherheitskräfte lediglich ein marodes Kreuzfahrtschiff zur Verfügung gestellt worden sein.

Die Polizeigewerkschaft COISP habe mitgeteilt, dass auf dem Schiff „schreckliche sanitäre Bedingungen“ herrschen würden. Laut der italienischen Tageszeitung il Fatto Quotidiano, seien die Polizisten nach der „Evakuierung“ zum großen Teil in Hotels oder ein anderes Schiff verlegt worden.

Mittlerweile stehe sogar der Vorwurf des Betrugs seitens des Anbieters der „Mykonos Magic“ im Raum. Wegen Vertragsbruch und Betrug bei öffentlicher Lieferung, werde gegen den Betreiber der Rederei ermittelt, berichtete il Fatto Quotidiano. Das Innenministerium unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni habe 6,2 Millionen Euro für die Nutzung des Schiffes gezahlt.

„Es gibt eine Einigung“ – erste Ergebnisse bei G7-Gesprächen zur Ukraine

Update vom 12. Juni, 22.56 Uhr: Am Abend vor dem offiziellen Beginn des G7-Gipfels in Italien hat es eine erste Einigung zwischen den G7-Staaten hinsichtlich des Ukraine-Kriegs gegeben. Zuvor war im Gespräch, 50 Milliarden US-Dollar zusätzlich für das vom Krieg zerrüttete Land freizugeben. „Es gibt eine Einigung“, teilte die französische Präsidentschaft laut Informationen der Agence France-Presse (AFP) am Abend mit. Demnach wurde entschieden, dass das Darlehen an die Ukraine mit „den Zinsgewinnen aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten“ zurückgezahlt werden soll.

Wie der Elysée-Palast in Paris weiter mitteilte, handelt es sich bei dem Finanzierungsplan um eine „amerikanische Initiative“. Die Finanzierung funktioniert so lange, wie russische Vermögenswerte im Ausland eingefroren bleiben. Sollten sie freigegeben werden oder die Zinsen aus den Vermögenswerten nicht mehr für die Finanzierung ausreichen, „müssen wir darüber nachdenken, wie wir die Last teilen“, hieß es weiter.

„Sind stärkste Regierung in Europa“: Breitseite gegen Wahlverlierer Scholz – Meloni will beim G7-Gipfel angeben

Erstmeldung: Rom – Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gibt sich vor dem G7-Gipfel in Süditalien am Donnerstag (13. Juni) tiefenentspannt. Sie sei bereits in das Tagungshotel in Apulien gereist und gönne sich nach dem Erfolg ihrer Partei EU-Wahl einen Tag Urlaub, berichtet die Deutsche Welle (DW).

Nach der Wahl feierte Meloni ihre Rechtsaußenkoalition als „stärkste Regierung in Europa“. Das verband sie mit einer Spitze gegen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, deren Regierungsparteien beide bei der EU-Wahl Verluste hinnahmen. Was ist also vom Gipfel unter Melonis Vorsitz zu erwarten?

G7-Gipfel in Italien dominiert von Krisen: Ukraine, Naher Osten, Klima und Migration

Wie die DW berichtet, stehen vier weltpolitische Themen auf der Tagesordnung des Treffens der Regierungschefinnen und -chefs der sieben größten Volkswirtschaften der Welt: Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, der Klimawandel und damit verbundene Investitionen in Afrika und eine verstärkte Abschottung Europas gegenüber Migration, durch Partner in Afrika. Die Gespräche mit afrikanischen Staaten hatte Meloni auf die Tagesordnung gehoben. Nach ihrem Amtsantritt war Meloni am Abkommen der EU mit dem zunehmend autokratisch regierten Tunesien, dem schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, beteiligt.

Scholz will bei G7 in Italien 50 Milliarden für die Ukraine rausholen

Zu Gesprächen über Waffenlieferungen an die Ukraine wird deren Präsident Wolodymyr Selenskyj in Apulien erwartet. Konkret sollen die G7 und die EU, nach dem Wunsch von Olaf Scholz, 50 Milliarden US-Dollar zusätzlich freigeben. Das Geld solle als gemeinsamer Kredit beschafft werden. Gegenfinanziert werden solle dieser durch die Erträge der eingefrorenen russischen Auslandsreserven im Westen. Bei einer Konferenz in Berlin versuchten Selenskyj und Scholz bereits westliche Unternehmen für Finanzierung des Wiederaufbaus der Ukraine zu vernetzen. Die ARD berichtete von regem Interesse engerer Zusammenarbeit mit der Ukraine aus dem Westen. Die Bundesregierung sagte zudem die Lieferung von Munition für Luftverteidigungssysteme vom Typ Patriot zu.

Grundsätzlich sollte Scholz von Meloni keinen großen Widerstand zu erwarten haben. Auf EU-Ebene trägt Meloni den Ukraine-Kurs der Kommission stets mit. Doch wenn es ums Geld geht, wird die italienische Regierung bei der Unterstützung der Ukraine knausrig: Das Kieler Institut für Weltwirtschaft hielt in seinem „Ukraine Support Tracker“ fest, bis Ende Februar half Italien dem angegriffenen Land mit etwa 1,7 Milliarden Euro – das entspreche weniger als 0,01 Prozent der italienischen Wirtschaftsleistung. In Deutschland waren es etwa 14,5 Milliarden Euro, die etwa 0,36 des Bruttoinlandsproduktes entsprechen.

G7 unterstützen US-Präsident Bidens Vorschlag für Waffenstillstand im Gazastreifen

Für den Nahen Osten sei hingegen absehbar, so die DW, dass die G7 den von US-Präsident Joe Biden vorgeschlagenen Waffenstillstandsplan für den Gazastreifen unterstützen werden, dem auch der UN-Sicherheitsrat bereits zustimmte. In den Gesprächen über Investitionen in afrikanischen Staaten wird es hauptsächlich um Energiekooperationen gehen. Die Staaten globalen Südens sollen die Industrienationen möglichst bald mit möglichst viel aus erneuerbaren Energien erzeugten Wasserstoff beliefern. Zudem will Meloni über Lieferketten und Rohstoffversorgung sprechen. Hierzu werden ein Dutzend Vertreter aus afrikanischen und pazifischen Staaten erwartet.

Verbunden mit Menschenrechtsbruch: Melonis Pläne und EU-Partnerschaften zur „Steuerung“ von Migration

Bleibt noch das Kernthema Melonis – Migration. Die Regierungschefin möchte Deals zur „Steuerung“ der Migration nach Europa mit den afrikanischen Ländern verhandeln. Zuletzt verhandelte die EU mehrere solche Partnerschaften, die auf einen Stopp der Migrationsbewegungen nach Europa noch vor der Außengrenze des Bündnisses abzielen. Partner sind bisher unter anderem Tunesien, Marokko, Mauretanien und der Libanon. Allen vier Staaten wurden immer wieder schwere und systematische Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

US-Präsident Joe Biden könnte noch eine weitere Idee für die Migrationsfrage im Gepäck haben. Anfang Juni legalisierte Biden per Dekret Zurückweisungen von Asylsuchenden an der Südgrenze der USA zu Mexiko. Ein solches Vorgehen würde gegen mehrere in Europa gültigen Grundsätze des Völker- und Europarechts verstoßen. Angesetzt sind die G7-Gespräche in Apulien bis Samstag (15. Juni). Meloni wird sich als westliche Staatenlenkerin präsentieren, während sie gerade in Italien dabei ist, das parlamentarische System des Landes zu entkernen. (kb)

Rubriklistenbild: © Alex Brandon/dpa

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