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Trotz Protesten wegen AfD-Votum: Merz will „letzte Volkspartei“ auf Kurs halten

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Die Proteste gegen das jüngste Vorgehen der Union im Bundestag reißen nicht ab. Kanzlerkandidat Friedrich Merz äußert sich. 

Update vom 6. Februar, 5.31 Uhr: Blockaden und Proteste bei Wahlkampfauftritten, große Demos gegen rechts: Der in Umfragen führenden Union schlägt Gegenwind entgegen. Deren Kanzlerkandidat Friedrich Merz bleibt gelassen. „Ich nehme das ernst“, sagte der CDU-Politiker den Funke-Zeitungen mit Blick auf die Proteste. „Aber als letzte verbliebene Volkspartei lassen wir uns durch Demonstranten nicht von unserem Kurs abbringen.“ Die große Mehrheit der Deutschen halte den Kurs der CDU in dieser Frage „für richtig“. Merz erneuerte dabei sein Versprechen, nicht mit der AfD zusammenarbeiten zu wollen. 

Friedrich Merz: Bierdeckel, Blackrock und schließlich Bundeskanzler

Friedrich Merz wurde am 11. November 1955 in Brilon geboren.
Friedrich Merz wird am 11. November 1955 in Brilon im Hochauerlandkreis (NRW) geboren. Er wächst in einer juristisch geprägten Familie auf, sein Vater Joachim Merz war als Richter am Landgericht Arnsberg tätig und seine Mutter Paula Merz hat als Hausfrau die Familie unterstützt. Diese familiären Hintergründe prägen Merz‘ frühes Interesse an Recht und Politik, was ihn dazu motiviert, sich später in der politischen Arena zu engagieren. © Imago
Luftbild des Gymnasiums Petrinum in Brilon, wo Friedrich Merz seine Schulzeit verbrachte und 1975 das Abitur ablegte.
Friedrich Merz besucht das Gymnasium Petrinum in Brilon, wo er 1975 das Abitur ablegt. In dieser Zeit entwickelt er eine Leidenschaft für Debatten und politische Themen, die ihn nachhaltig prägen. Später sagt er, dass ihn die Werte wie Disziplin und Engagement, die ihm von seinen Eltern vermittelt wurden, durch seine schulische Laufbahn begleitet hätten und so den Grundstein für seine spätere Karriere in der Politik legten. © Hans Blossey/Imago
Friedrich Merz studierte unter anderem an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Jura.
Nach dem Abitur 1975 absolviert Friedrich Merz sein Jurastudium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Philipps-Universität Marburg, das er 1982 mit dem Ersten juristischen Staatsexamen abschließt. © Dominik Bund/Imago
Friedrich Merz leistet seinen Wehrdienst von Juli 1975 bis September 1976 bei der Artillerietruppe der Bundeswehr in Kusel.
Friedrich Merz leistet seinen Wehrdienst von Juli 1975 bis September 1976 bei der Artillerietruppe der Bundeswehr in Kusel, wo er den Fahnenjunker-Lehrgang absolviert. © Imago
Friedrich Merz ist seit 1986 verheiratet und Vater von drei Kindern.
Seit 1981 ist Friedrich Merz mit Charlotte Merz verheiratet. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder. Familie spielt für den CDU-Chef eine zentrale Rolle in seinem Leben, und er betont oft die Bedeutung von familiären Werten und Zusammenhalt.  © Imago
1989 wird Friedrich Merz erstmals in das Europäische Parlament gewählt, wo er sich vor allem für wirtschaftliche Themen starkmacht.
1989 wird Friedrich Merz erstmals in das Europäische Parlament gewählt, wo er sich vor allem für wirtschaftliche Themen starkmacht. © Jean-Francois Badias/dpa
Als Bundestagsabgeordneter von 1994 bis 2009 etabliert sich Merz als einflussreiche Stimme der CDU.
Als Bundestagsabgeordneter von 1994 bis 2009 etabliert sich Merz als einflussreiche Stimme der CDU, insbesondere durch sein Engagement für wirtschaftliche Reformen, die Förderung von Unternehmensgründungen und die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Er setzt sich erfolgreich für die Senkung der Unternehmenssteuern ein, um Investitionen zu fördern. Hier ein Archivbild mit Merz (links) und Peter Struck (rechts, SPD) im Bundestag. © Imago
Friedrich Merz gilt als ein prominentes Mitglied des wirtschaftsliberalen Flügels der CDU und setzt sich seit langem für wirtschaftliche Deregulierungen und Privatisierungen ein.
Friedrich Merz gilt als ein prominentes Mitglied des wirtschaftsliberalen Flügels der CDU und setzt sich seit langem für wirtschaftliche Deregulierungen und Privatisierungen ein. In den 2000er Jahren unterstützte er die Agenda 2010 und sprach sich unter anderem für Einschränkungen bei Sozialleistungen aus. Auch im Jahr 2020 plädierte er dafür, nach der Krise staatliche Leistungen zu überprüfen und betonte die Unterstützung erfolgreicher Unternehmen. Merz wird oft als Befürworter der Trickle-down-Ökonomie angesehen, die davon ausgeht, dass der Wohlstand der Reichen letztlich auch den Ärmeren zugutekommt. © Michael Gstettenbauer/Imago
Merz wird 2000 zum Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt und übernimmt eine Schlüsselrolle in der Opposition.
Merz wird 2000 zum Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt und übernimmt eine Schlüsselrolle in der Opposition. © Martin Schutt/dpa
Friedrich Merz und Angela Merkel hatten über die Jahre hinweg ein komplexes und spannungsreiches Verhältnis innerhalb der CDU.
Das Verhältnis zwischen Friedrich Merz und Angela Merkel (Bundeskanzlerin a. D.) ist während ihrer Amtszeit ambivalent. Während Merz als Kritiker von Merkels Kurs in der Flüchtlingspolitik und ihrer wirtschaftlichen Ausrichtung gilt, schätzt er ihre Fähigkeit, die CDU über viele Jahre hinweg zu führen und die Partei in schwierigen Zeiten zu stabilisieren. Das Bild zeigt Merz, wie er im Jahr 2000 Angela Merkel zu ihrer Wahl zur neuen Vorsitzenden der CDU gratuliert. Merkel war die erste Frau an der Spitze der Christdemokraten. © Michael Jung/dpa
In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zwischen Merz und Merkel weiterentwickelt, insbesondere nachdem Merz 2022 zum CDU-Vorsitzenden gewählt wurde.
In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zwischen Merz und Merkel weiterentwickelt, insbesondere nachdem Merz 2022 zum CDU-Vorsitzenden gewählt wurde. Trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten über die Zukunft der CDU betont Merz, dass er die Errungenschaften von Merkels Kanzlerschaft anerkenne und die Partei in einer Weise führen möchte, die sowohl ihre Traditionen respektiert als auch neue Wege geht, um die Wählerschaft zu verjüngen. Im Jahr 2021 fand zur Verabschiedung von Merkel der Große Zapfenstreich statt. © Imago
Von 2016 bis 2018 war Friedrich Merz als Senior Advisor für BlackRock tätig, eine der größten Investmentgesellschaften der Welt
Nach einer politischen Pause von 2009 bis 2018 arbeitet Friedrich Merz als Lobbyist und Rechtsanwalt, unter anderem für die Investmentgesellschaft BlackRock, und knüpft wichtige Kontakte zu führenden Unternehmen und Entscheidungsträgern in der Finanz- und Wirtschaftswelt. Von 2016 bis 2018 war er als Senior Advisor für BlackRock tätig, eine der größten Investmentgesellschaften der Welt, wo er seine Expertise in wirtschaftlichen und finanziellen Fragen einbrachte. Diese Rolle wird kritisch betrachtet: Seine politischen Gegner befürchten, dass seine Verbindungen zur Finanzwelt zu Interessenkonflikten führen könnten, insbesondere in Bezug auf seine politischen Entscheidungen und die Wahrnehmung der CDU als wirtschaftsfreundliche Partei. Seine Kritiker argumentieren, dass Merz dadurch die Unabhängigkeit der politischen Entscheidungen gefährden könnte, während er gleichzeitig für eine Partei steht, die sich für die Belange der breiten Bevölkerung einsetzen sollte. © Bernd Von Jutrczenka/dpa
2018 kehrt Friedrich Merz in die Politik zurück und kandidiert für den CDU-Parteivorsitz, um die Partei wieder in die politische Mitte zu führen.
2018 kehrt Friedrich Merz in die Politik zurück und kandidiert für den CDU-Parteivorsitz, um die Partei wieder in die politische Mitte zu führen und ihre Wählerschaft zu verjüngen. Mit seiner Rückkehr zeigt er Ambitionen, die CDU als starke Oppositionskraft zu positionieren und eine klare wirtschaftsfreundliche Agenda zu verfolgen. © Imago
Merz‘ politische Reden sind geprägt von einer Mischung aus Tradition und modernen Ansätzen.
Merz‘ politische Reden sind geprägt von einer Mischung aus Tradition und modernen Ansätzen. Er betont traditionelle Werte wie die soziale Marktwirtschaft, den Schutz der Familie und die Bedeutung von Sicherheit und Ordnung, die in der CDU verwurzelt sind. Gleichzeitig zeigt er moderne Ansätze, indem er Themen wie Digitalisierung, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit in den Vordergrund stellt und innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen präsentiert. Merz plädiert für eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik, die sowohl wirtschaftliches Wachstum als auch ökologische Nachhaltigkeit berücksichtigt, und spricht sich für eine stärkere Einbindung junger Menschen in politische Entscheidungsprozesse aus. © Kay Nietfeld/dpa
Den Kampf um den CDU-Parteivorsitz 2018 verliert Friedrich Merz gegen Annegret Kramp-Karrenbauer.
Den Kampf um den Parteivorsitz verliert Friedrich Merz gegen Annegret Kramp-Karrenbauer. Das Verhältnis zwischen Merz und Kramp-Karrenbauer ist von einer Mischung aus politischer Konkurrenz und respektvollem Austausch geprägt. Nachdem Kramp-Karrenbauer 2018 als Nachfolgerin von Angela Merkel zur CDU-Vorsitzenden gewählt wurde, stellte Merz eine ernsthafte Herausforderung für ihre Führung dar, was zu Spannungen innerhalb der Partei führte. Trotz dieser Rivalität betonen beide Politiker die Notwendigkeit eines konstruktiven Dialogs und einer gemeinsamen Linie für die Zukunft der CDU, um die Partei nach den Herausforderungen der letzten Jahre zu stärken. © dpa
Bei der Bundestagswahl 2021 wird Merz erneut Abgeordneter und zeigt, dass er in der politischen Arena nicht vergessen ist.
Bei der Bundestagswahl 2021 wird Merz erneut Abgeordneter und zeigt, dass er in der politischen Arena nicht vergessen ist. Hier bei einem Wahlkampfauftritt mit dem damaligen Bundeskanzlerkandidaten der CDU, Armin Laschet (links). © Henning Kaiser/dpa
2022 wird Merz zum Bundesvorsitzenden der CDU gewählt und übernimmt die Verantwortung für die Neuausrichtung der Partei
2022 wird Friedrich Merz zum Bundesvorsitzenden der CDU gewählt und übernimmt die Verantwortung für die Neuausrichtung der Partei, die sich auf eine stärkere wirtschaftliche Ausrichtung, eine klare Haltung zu Migration und Integration sowie die Stärkung der inneren Sicherheit konzentriert. Unter seiner Führung wurden erste Schritte zur Reform der Parteistrukturen und zur Ansprache jüngerer Wähler umgesetzt, während die CDU versucht, sich von den Verlusten der vorherigen Wahlen zu erholen. Auf dem Foto ist Merz bei einem Parteitag im Oktober 2022 in Augsburg zu sehen. © Christof Stache/dpa
Als CDU-Parteivorsitzender betont Merz die Bedeutung von wirtschaftlicher Stabilität und sozialer Gerechtigkeit.
Als CDU-Parteivorsitzender betont Merz die Bedeutung von wirtschaftlicher Stabilität und sozialer Gerechtigkeit, indem er argumentiert, dass eine stabile Wirtschaft die Grundlage für Wohlstand, Arbeitsplätze und soziale Sicherheit ist. Er hebt hervor, dass wirtschaftliche Stabilität notwendig ist, um Investitionen zu fördern, Innovationen voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im globalen Markt zu sichern, während gleichzeitig soziale Gerechtigkeit durch gezielte Förderprogramme für benachteiligte Gruppen gewährleistet werden muss. © Rolf Vennenbernd/dpa
Während seiner Amtszeit als CDU-Vorsitzender wird Friedrich Merz mit internen Konflikten und Herausforderungen konfrontiert, insbesondere mit Spannungen zwischen moderaten und konservativen Flügeln der CDU sowie mit der Kritik an seiner Strategie zur Wählergewinnung.
Während seiner Amtszeit als CDU-Vorsitzender wird Friedrich Merz mit internen Konflikten und Herausforderungen konfrontiert, insbesondere mit Spannungen zwischen moderaten und konservativen Flügeln der CDU sowie mit der Kritik an seiner Strategie zur Wählergewinnung. Um diese Konflikte zu lösen, setzt Merz auf einen Dialog innerhalb der Partei, fördert die Einbindung verschiedener Strömungen und organisiert regelmäßige Treffen, um gemeinsame Positionen zu finden. Zudem stärkt er die Kommunikation mit der Basis, um das Vertrauen in die Parteiführung wiederherzustellen und ein einheitliches Auftreten der CDU zu gewährleisten. Hier zu sehen bei einem Statement der CDU/CSU-Bundestagsfraktion nach der fraktionsoffenen Sitzung auf der Fraktionsebene im Februar 2022. © Frederic Kern/Imago
Friedrich Merz nutzt gerne das Bild des „Bierdeckels“, um zu verdeutlichen, dass politische Ideen und Konzepte klar und verständlich vermittelt werden müssen.
Friedrich Merz nutzt gerne das Bild des „Bierdeckels“, um zu verdeutlichen, dass politische Ideen und Konzepte klar und verständlich vermittelt werden müssen. Er fordert eine Politik, die sich an den Bedürfnissen der Bürger orientiert und komplexe Themen so aufbereitet, dass sie für jeden nachvollziehbar sind. Diese Ansprache zielt darauf ab, das Vertrauen in die Politik zu stärken und die Bürger aktiv in den politischen Diskurs einzubeziehen. © Branscheid/ photothek.net/Imago
Friedrich Merz setzt sich für eine klare politische Linie ein, die sich auf wirtschaftliche Stabilität, soziale Marktwirtschaft und eine restriktive Migrationspolitik konzentriert.
Friedrich Merz setzt sich für eine klare politische Linie ein, die sich auf wirtschaftliche Stabilität, soziale Marktwirtschaft und eine restriktive Migrationspolitik konzentriert. Er betont die Notwendigkeit von Reformen im Steuerrecht, um Unternehmen zu entlasten, und spricht sich für eine stärkere Integration von Migranten aus, während er gleichzeitig die Sicherheit und Ordnung in Deutschland priorisiert, um die CDU wieder als verlässliche Mitte-Rechts-Partei zu positionieren. Hier ist Merz bei einer Rede zu sehen, die er bei den Future Days des deutschen Mittelstandes Ende Oktober 2024 gehalten hat. © Imago
Friedrich Merz spricht sich für eine klare Haltung gegenüber Migration und Integration aus.
Friedrich Merz spricht sich für eine klare Haltung gegenüber Migration und Integration aus, indem er betont, dass eine kontrollierte Zuwanderung notwendig ist, um die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen in Deutschland zu erhalten. Er fordert eine striktere Regelung des Asylrechts und eine schnellere Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig distanziert sich Merz von der AfD, indem er deren populistische Ansätze kritisiert und betont, dass die CDU eine verantwortungsvolle und sachliche Migrationspolitik verfolgen muss, die sowohl die Interessen der deutschen Bevölkerung als auch die der Migranten berücksichtigt. © Patrick Pleul/dpa
Im September 2024 wird Merz als Kanzlerkandidat der Union für die Bundestagswahl 2025 nominiert, nachdem er sich in einem internen Wettkampf gegen Markus Söder (links, CSU)durchsetzt.
Im September 2024 wird Merz als Kanzlerkandidat der Union für die Bundestagswahl 2025 nominiert, nachdem er sich in einem internen Wettkampf gegen Markus Söder (links, CSU)durchsetzt. Merz konnte sich durch seine klare wirtschaftspolitische Agenda und seine Fähigkeit, die Partei zu einen, profilieren, während Söder mit internen Konflikten und einer weniger klaren Positionierung zu kämpfen hatte. © Frank Hoermann/Sven Simon/dpa
Merz betont die Notwendigkeit von Reformen innerhalb der CDU, um die Wählerschaft zu verjüngen und eine moderne, zukunftsorientierte Partei zu etablieren.
Merz betont die Notwendigkeit von Reformen innerhalb der CDU, um die Wählerschaft zu verjüngen und eine moderne, zukunftsorientierte Partei zu etablieren. Er schlägt unter anderem vor, die Parteistrukturen zu modernisieren, die Mitgliederbeteiligung zu erhöhen und gezielte Programme zur Ansprache junger Wähler zu entwickeln. Im Wahlkampf 2025 setzt Merz auf eine aktive Nutzung sozialer Medien wie Instagram, Twitter und TikTok, um jüngere Wähler anzusprechen und seine politischen Ideen zu verbreiten, wobei er Themen wie Klimaschutz, Digitalisierung und soziale Gerechtigkeit in den Vordergrund stellt. © Bode/Imago
Im aktuellen Bundestagswahlkampf zeigt sich Friedrich Merz in seiner Rolle als Kanzlerkandidat, der die CDU in eine neue Ära führen will.
Im Bundestagswahlkampf zeigt sich Friedrich Merz in seiner Rolle als Kanzlerkandidat, der die CDU in eine neue Ära führen will. Er polarisiert, indem er einerseits von seinen Unterstützern für seine klare wirtschaftliche Agenda, seine Fähigkeit zur Parteieinheit und seine modernen Ansätze in der Politik gelobt wird. Andererseits kritisieren Gegner, dass seine Verbindungen zur Finanzwelt und seine strikte Haltung zu Migration und Integration zu einem Verlust an sozialer Sensibilität führen könnten. Unterstützer sehen in ihm einen starken Führer, der die CDU revitalisieren kann, während Kritiker befürchten, dass er die Partei weiter nach rechts drängt und damit die Wählerschaft spaltet. © Chris Emil Janssen/Imago
Bundestag - Kanzlerwahl
Die Union gewinnt die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 – muss sich aber mit gerundet 28,5 Prozent der Stimmen begnügen. Für die CDU (22,6 %) war es das zweitschlechteste Abschneiden in der Geschichte der Bundesrepublik, für die CSU (6,0 %) das drittschlechteste. Es kommt zu einer schwarz-roten Koalition. Doch die Wahl zum Kanzler verläuft holprig. Er verpasst zunächst die nötige Mehrheit und wird erst im zweiten Durchgang zum zehnten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Erster Gratulant ist sein Vorgänger Olaf Scholz. © Christoph Soeder/dpa
Merz, Macron, Starmer und Tusk in Kiew
Wenige Tage nach der Wahl zum Kanzler setzt Merz ein erstes Zeichen. Zusammen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer reist er mit dem Zug nach Kiew. Dort kommt noch Polens Regierungschef Donald Tusk dazu. Gemeinsam beraten sie mit Präsident Wolodymyr Selenskyj über den Weg zu einer Friedenslösung im Ukraine-Krieg. „Wir arbeiten gemeinsam darauf hin, dass Russland sich endlich auf einen längeren Waffenstillstand einlässt, statt immer wieder neue Vorbedingungen zu stellen“, sagt Merz - und betont: „Wir stehen fest und bleiben fest an der Seite der Ukraine.“ © Kay Nietfeld/dpa

Lindner-Auftritt vor Bundestagswahl: „Lasse mich nicht einschüchtern“

Update vom 5. Februar, 17.37 Uhr: Bei einem Wahlkampf-Auftritt von FDP-Chef Christian Lindner in Heidelberg hat die Polizei einen Demonstranten abgeführt, der dabei mehrfach „Brandmauer“ rief. „Ich lasse mich nicht einschüchtern“, sagte Lindner RTL/ntv. „Wir sehen raue Sitten, die Linke mobilisiert insbesondere gegen die FDP.“ Das liege daran, dass die FDP die Partei sei, die am stärksten für Freiheit, Marktwirtschaft und Kontrolle und Ordnung von Migration eintrete. „Das provoziert offenbar ganz links. Aber die Mitte muss stark bleiben.“

In der Debatte um die sogenannte Brandmauer geht es um eine Abgrenzung aller anderen Parteien im Bundestag von der AfD. Vor allem CDU-Chef und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz steht in der Kritik-

Update vom 5. Februar, 14.50 Uhr: Friedrich Merz macht bei der CDU-Wahlkampftour am Mittwoch Stopp in Singen (Baden-Württemberg). Auch dort sind Proteste angekündigt. Laut einem Sprecher der Stadt Singen wurden zwei unabhängige Demonstrationen beim Ordnungsamt angemeldet, berichtet der SWR. Die Partei Volt plant eine Kundgebung auf dem Rathausplatz und rechnet mit bis zu 500 Teilnehmern. Auch die „Initiative Gegenwind“ aus Öhningen im Kreis Konstanz hat eine Protestaktion angemeldet. Die ursprünglich geplante Gegendemonstration der AfD wurde jedoch abgesagt.

Proteste in Bonn: Sicherheitspersonal muss bei Rede von Merz einschreiten

Update vom 4. Februar, 19.26 Uhr: Am Dienstagabend sprach Kanzlerkandidat Merz vor Hunderten CDU-Anhängern in Bonn. Als er zum Schluss seiner Rede den Themenblock Migration ansprach, wurde er kurzerhand unterbrochen. Mindestens zwei Aktivisten hielten Banner mit dem Schriftzug „CDU verrät“ hoch und versuchten verbal Merz aus dem Konzept zu bringen. Der war aber scheinbar vorbereitet: Er rief den Störern zu: „Ist ja schön, dass Sie jetzt auch aufgewacht sind – also herzlich willkommen bei der CDU“, so Merz. Das Publikum buhte in Richtung der Aktivisten. Sicherheitspersonal riss die Banner herunter und entfernte die Personen offenbar aus dem Saal.

Update vom 3. Februar, 18.39 Uhr: Als CDU-Chef Friedrich Merz während seiner Rede wiederholt eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschloss, streckten mehrere Aktivistinnen und Aktivisten von Greenpeace einen Schriftzug aus einzelnen Buchstaben in die Höhe, auf dem „Brandmauer!“ zu lesen war. 

Sicherheitskräfte versuchten, die Aktion zu unterbinden und begleiteten die Aktivisten anschließend aus dem Saal. „Statt Hass und Hetze den Boden zu bereiten, braucht es jetzt klare Kante gegen Demokratiefeinde“, zitierte Greenpeace einen Sprecher in einer Mitteilung. „Friedrich Merz verrät die Grundwerte seiner eigenen Partei, indem er denen die Hand reicht, die unsere Demokratie und den Schutz unserer Lebensgrundlagen mit Füßen treten“, kritisierte er. 

Polizei spricht von friedlichen Demonstrationen bei CDU-Parteitag – rund 450 Personen vor Ort

Update vom 3. Februar, 15.16 Uhr: Ein Polizeisprecher teilte am frühen Nachmittag mit, dass es durch die Proteste im Zuge des CDU-Parteitages bislang keine erwähnenswerten Störungen gegeben habe. Ihm zufolge sei die Demonstration von Fridays for Future mit rund 350 Beteiligten die größte Versammlung gewesen. Rund um die Messehalle „City Cube“ versammelten sich laut Polizei in der Spitze etwa 450 Personen.

Den CDU-Parteitag können Sie hier im Live-Ticker verfolgen.

Flugzeug übt mit Banner während Parteitag Kritik an Merz und CDU

Update vom 3. Februar, 14.35 Uhr: Als Protest gegen die Migrationspläne der CDU hat die Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche e.V. ein Flugzeug mit einem Protest-Banner über dem CDU-Parteitag in Berlin fliegen lassen. Auf dem Banner stand „CDU – UNCHRISTLICH”, wie der Verein in einer Pressemitteilung berichtete.

„Der Kurs der CDU unter Friedrich Merz steht nicht für christliche Werte und gefährdet massiv unsere Demokratie. Das haben die letzten Tage deutlich gezeigt“, wird die Vorstandsvorsitzende Pastorin Dietlind Jochims in der Mitteilung zitiert. „Einen Antrag mit ausschlaggebender Unterstützung der AfD zu beschließen, ist ein Tabubruch. Nicht weniger erschütternd ist, wie die CDU an ihre rechts- und verfassungswidrigen Vorschläge glaubt, und dabei gleichermaßen die europäische Idee und das christliche Menschenbild verrät.”

Zum Bundesparteitag in Berlin sind nach den Großdemonstrationen der vergangenen Tage, erneut Proteste angekündigt worden.

Update vom 3. Februar, 13.21 Uhr: Eine kleine Menge Protestierender hat den Eingang zu einem CDU-Büro in Leipzig blockiert. Wie die Boulevardzeitung Bild berichtete, hätten sich rund zwei Dutzend Personen vor dem Aufgang niedergelassen. Das Büro selbst sei allerdings nicht besetzt worden. In einem Beitrag auf X schrieb das Sozialistische Studierendenorganisation in Berlin und Leipzig: „Soeben wurden von Jugendlichen unter dem Motto: ‚Ihre Masken sind gefallen. Die Brandmauer gab es nie!‘ das #CDU Büro in der Mädler-Passage besetzt“.

Die Protestierenden würden einen Stopp des Fünf-Punkte-Plans von CDU-Chef Friedrich Merz und den Erhalt und die Erweiterung des Selbstbestimmungsgesetzes fordern. Letzteres wollen CDU und CSU laut ihrem gemeinsamen Wahlprogramm wieder kippen.

Erstmeldung: Berlin – Nach der gemeinsamen Abstimmung mit der AfD zu dem sogenannten „Zustrombegrenzungsgesetz“ kam es in den vergangenen Tagen zu massiven Protesten gegen die Union. Am Sonntag versammelten sich laut Veranstalter 250.000 Menschen in Berlin, um gegen den möglichen Bruch der „Brandmauer“ zu der in Teilen rechtsextremen Partei zu protestieren. Die Polizei sprach von rund 160.000 Demonstrierenden.

Am Montag (3. Februar) werden im Zuge des Parteitages der CDU in Berlin erneut mehrere Proteste erwartet. Wie eine Pressesprecherin der Polizei Berlin auf Anfrage von IPPEN.MEDIA mitteilte, seien derzeit zwölf Demonstrationen im Umfeld des Bundesparteitages angemeldet. Dabei handele es sich um mehrere kleine Versammlungen von weniger als 100 Personen, aber auch eine größere Veranstaltung mit erwarteten 350 Teilnehmenden.

Proteste zum CDU-Parteitag in Berlin – Polizei sperrt Veranstaltung vor Bundestagswahl ab

Die Polizei selbst sei mit 700 Einsatzkräften vor Ort, um den CDU-Parteitag im „City Cube“ Berlin abzusichern. Wie die Polizeisprecherin weiter mitteilte, seien dazu unter anderem Straßensperren geplant, die auch zu Verkehrsbeeinträchtigungen um das Gelände des Parteitages führen können.

Mit Blick auf die Proteste der vergangenen Tage gehe man nicht von Gewalt seitens der Demonstrierenden gegen die anreisenden CDU-Delegierten aus, teilte ein weiterer Sprecher der Polizei Berlin auf Anfrage unserer Redaktion mit. Vielmehr sei es im Zuge der Demonstrationen zu Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch gekommen, als unter anderem sechs Menschen am vergangenen Freitag auf den Balkon der CDU-Kreisgeschäftsstelle in Hannover kletterten und mehrere Transparente aufgehängt haben.

Auch seitens des Landeskriminalamtes gebe es keine konkreten Hinweise auf mögliche körperliche Gewalt. Die Polizei sei dagegen sensibilisiert, den Zugang zum Parteitag gegen mögliche Blockadeaktionen zu gewährleisten.

Proteste gegen CDU-Parteitag vor der Bundestagswahl – Demos nicht nur gegen Merz-Gesetz

Obwohl sich die Proteste laut dem Polizeisprecher nicht ausschließlich gegen die Abstimmung mit der AfD über das Gesetz des Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz zur Eindämmung der Migration richten würden, scheint dies doch der zentrale Grund für die Demonstrationen zu sein. So schreibt beispielsweise die Umweltbewegung Fridays For Future in einer Pressemitteilung: „Als Reaktion auf die gemeinsame Abstimmung von CDU und AfD zum „5-Punkte-Plan” zur Migration rufen Zusammen gegen Rechts und Fridays for Future für Montag, den 03. Februar, zum Protest vor dem CDU-Parteitag auf.“

Laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sind für die Fridays For Future-Demo 200 Personen angemeldet. Die größte Demonstration findet laut Pressestelle der Polizei Berlin unter dem Namen „Protest zum CDU Bundesparteitag - Gegen Faschismus, Queer-, Trans- und Frauenfeindlichkeit – für progressive statt rechtskonservative Politik!“ statt. Diese sei von einer Privatperson angemeldet worden. Hierzu werden 350 Personen erwartet.

Die internationale, gemeinnützige Organisation OXFAM hat ebenfalls zu einer Demonstration aufgerufen. Dabei soll es aber nicht zentral um die gemeinsame Abstimmung mit der vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestufte AfD gehen, sondern um die Forderung nach einer höheren Besteuerung von Milliardären.

CDU-Parteitag in Berlin: 100 Organisationen richten sich wegen Migrationsplan an Merz

Nicht nur aus der Bevölkerung wird massive Kritik an der Migrationspolitik der Union geäußert. Wie der Bayerische Rundfunk (BR) in der Sendung BR24 berichtete, richteten sich mehr als 100 Organisationen mit einem Appell an die CDU. Dabei forderten sie, Menschen mit einer Migrationsgeschichte nicht auszugrenzen. „Bitte nehmen Sie auch im Wahlkampf Abstand von Rhetorik und Forderungen, die unsere Gesellschaft weiter spalten und die Menschen gegeneinander aufbringen“, heißt es. „Bekennen Sie sich zur menschenrechtlichen Brandmauer“, zitiert der BR aus dem Aufruf.

Zu den Unterzeichnern des Appells gehören unter anderem Pro Asyl, Amnesty International, Brot für die Welt, die Caritas und das Kinderhilfswerk. „Ob geflüchtet, eingewandert oder hier geboren, wir sind alle Teil dieser Gesellschaft: Grund- und Menschenrechte gelten entweder für uns alle oder sie gelten gar nicht“, heißt es in dem Schreiben weiter. „Die Diskussionen über Verschärfungen des Staatsangehörigkeits-, Aufenthalts- und Asylrechts, die aktuell auch von der CDU maßgeblich vorangetrieben werden, bedrohen dieses Selbstverständnis.“

Merz mahnt zu friedlichen Protesten zu CDU-Parteitag in Berlin

Auf dem Parteitag will CDU-Chef Merz das „Sofortprogramm für Wohlstand und Sicherheit“ verabschieden lassen. Damit wolle er „den Wählerinnen und Wählern in Deutschland die Garantie“ geben, „dass es in der Wirtschaftspolitik und in der Asylpolitik eine wirkliche Wende gibt. Wir brauchen in Deutschland einen Politikwechsel“, wie er gegenüber der Bild am Sonntag erklärte. In dem Sofortprogramm steht auch der Fünf-Punkte-Plan zur Begrenzung der Migration und dauerhaften Kontrollen an den deutschen Außengrenzen.

Der Parteitag wird sich aber wohl auch mit den massiven Protesten gegen die Union beschäftigen. Merz rief bereits dazu auf, „nicht gewalttätig, weder gegen Personen noch gegen Sachen“ zu werden, berichtete die Süddeutsche Zeitung. Er betonte bei einer Besichtigung der Parteitags-Städte auf dem Messegelände in Berlin, dass Protest ein Grundrecht eines jeden Bürgers sei. (nhi)

Rubriklistenbild: © Sebastian Gollnow/Michael Kappeler/dpa (Montage)