Vor Ort bei SPD und Grünen

Als die ersten Bundestagswahl-Ergebnisse kommen, zeigt sich auf den Wahlpartys der ganze Ampel-Abgrund

  • Andreas Schmid
    VonAndreas Schmid
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Jubel, Heiterkeit, Stille. So regieren die Parteien auf das Ergebnis der Bundestagswahl. Bei SPD und Grünen gibt es ordentlich Häme. Wir waren für Sie vor Ort.

Sonntagabend, 18 Uhr. Bei ARD und ZDF werden die ersten Zahlen zur Bundestagswahl präsentiert – und die Parteien reagieren ganz unterschiedlich darauf. Bei SPD und Grünen sorgt nicht nur das eigene Ergebnis für Reaktionen.

Als die FDP-Zahlen zur Bundestagswahl vorgelesen werden, freuen sich Grüne und SPD

Bei der Wahlparty der Grünen in Treptow-Köpenick gibt es erst viel Applaus, als die eigenen Zahlen präsentiert werden. Das zweitbeste Ergebnis der Partei bei Bundestagswahlen wird wohlwollend zur Kenntnis genommen. Kurze Zeit später geht der Applaus in die Zahlen der nächsten Partei über. Der ARD-Moderator hatte die FDP soeben auf 4,5 Prozent taxiert. Kollektiver Jubel und etwas Gelächter im Saal, ein Mann springt hoch und klatscht frenetisch.

Ähnliches, wenn auch nicht identisches Bild bei der SPD. Im Willy-Brandt-Haus läuft das ZDF, dessen Zahlen sich leicht von denen der ARD unterscheiden. Die hier prognostizierten 16,5 Prozent für die SPD sorgen für eiserne Mienen, hängende Köpfe und Stille unter den anwesenden Parteimitgliedern. Das schlechteste Bundestagswahlergebnis für die Sozialdemokraten aller Zeiten.

Beim Blick auf das eigene Abschneiden hatte die SPD wenig Grund zur Freude.

Als ein paar Sekunden später das FDP-Ergebnis eingespielt wird, gibt es dann doch eine Reaktion. Das ZDF sieht die Liberalen bei fünf Prozent. Unruhe im Saal, ein Raunen geht durch die Parteizentrale. Unsere Mikrofone vor Ort fangen mehrere „Nein“-Rufe sowie ein „Oh Mann“ ein. Sowohl bei den Grünen als auch bei der SPD scheint man der FDP den Einzug in den Bundestag nicht zu gönnen. Das zeigt, wie verhärtet die Fronten in der Ex-Ampel sind.

FDP bei Bundestagswahl wohl unter fünf Prozent: Lindner kündigt Rücktritt an

SPD und Grüne hatten nach der Bundestagswahl 2021 zusammen mit der FDP regiert. Die Ampel-Koalition war schon während der Legislaturperiode von großen Streitereien geprägt, Grüne und SPD hatten die FDP regelmäßig für den Zwist in der Koalition verantwortlich gemacht. Auch nach dem Ampel-Aus. Gerade in der rot-grünen Parteibasis gibt es wenig Sympathien für die Freien Demokraten – die tatsächlich nicht mehr im nächsten Bundestag vertreten sein könnten.

Die aktualisierten Hochrechnungen von ARD und ZDF sehen die FDP bei unter fünf Prozent. Weil die FDP keine drei Direktmandate gewinnen wird, muss sie die Fünf-Prozent-Hürde springen, um im Bundestag vertreten zu sein. Für den Fall, dass sie das nicht schafft, kündigte FDP-Chef Christian Lindner bereits seinen Rücktritt an. „Wenn die FDP aus dem Bundestag ausscheidet, ist das völlig klar, dass ich dann auch aus der Politik ausscheide“, sagte Lindner am Wahlabend.

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