Irreführenden Annahmen

Polarwirbel-Mythos entlarvt: Prognosen für einen kalten Winter liegen oft falsch

  • VonDominik Jung
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Die Prognosen eines kalten und schneereichen Winters gründen oft auf falschen Annahmen zum Polarwirbel. Ein Wetter-Experte entlarvt die Mythen.

Frankfurt – Jedes Jahr werden Stimmen laut, die einen kalten und schneereichen Winter ankündigen, oft basierend auf dem Polarwirbel. Dabei wird dieser meteorologische Effekt überbewertet. Der Polarwirbel, ein Tiefdruckgebiet in der Stratosphäre über der Arktis, beeinflusst zwar das Wetter, sorgt aber nicht automatisch für Kälte in Mitteleuropa. Experten wie der Diplom-Meteorologe Dominik Jung von wetter.net betonen, dass die Dynamik des Polarwirbels allein nicht ausreicht, um den Winter in Deutschland zu bestimmen. Andere Wetter-Experten befürchteten sogar, dass der Polarwirbel zerfällt.

Bilder wie diese hat man in den vergangenen Jahren immer seltener zu Gesicht bekommen. Wintereinbrüche bis in tiefe Lagen sind meist nur noch Eintagsfliegen.

Warum kalte Winterprognosen oft daneben liegen: Der Mythos vom Polarwirbel

In den letzten Jahren lagen die Prognosen für strenge Winter oft daneben. Nicht ausgebildete „Experten“ stützen sich laut Jung dabei auf einfache Modelle, die kaum das komplexe Zusammenspiel der globalen Wetterphänomene berücksichtigen. Dabei können Fachmeteorologen viel bessere Vorhersagen treffen, indem sie mathematische Modelle nutzen, die Klimaphänomene wie den Jetstream, die atlantische Oszillation und andere Faktoren mit einbeziehen. Auch in diesem Jahr deuten die Langfristmodelle auf einen eher milden Winter hin, was in den vergangenen Jahren oft zutraf, wie Klimaexperte Jung in seinem Video erklärt.

Seriöse Wetter-Vorhersagen sind komplex – nicht jeder kann sie machen

Heutzutage darf sich jeder Meteorologe nennen, was zu einer Flut an falschen Prognosen führt. Seriöse Langfristprognosen kommen von Meteorologen, die tiefgehendes Fachwissen aus einem mathematisch-physikalischen Studium der Meteorologie mitbringen. Wettervorhersagen beruhen auf komplexen Modellrechnungen, die weitaus mehr umfassen als den Polarwirbel.

Jung unterstreicht, dass es unsinnig ist, allein den Polarwirbel für Wetterprognosen heranzuziehen. Die vergangenen Winter haben gezeigt, dass die wissenschaftlich fundierten Modelle regelmäßig recht hatten: Die Temperaturen bleiben mild. Auch Jungs Winterprognose sieht einen milden Winter voraus.

Rubriklistenbild: © picture alliance/Cevin Dettlaff

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